Mein Freund wird erben....ich brauche Rat.

Hallo zusammen,
ich benötige mal eine neutrale Meinung, da ich aktuell schwanger bin und recht sensibel auf viele Themen reagiere....zudem auch irgendwie verletzlicher bin als sonst.
Zur Sache: Mein Freund hat eine Immobilie geerbt, welche verkauft werden wird.
Wir selbst besitzen seit 2020 eine eigenes Haus zu je 1/2. Um Juni wird unser erster Sohn geboren. Wir sind nicht verheiratet.
Wir haben unsere Finanzen immer geteilt, sprich alles auf ein Konto und gut.
Bisher war das alles kein Problem und finanziell war immer alles recht ausgeglichen.
Durch Elternzeit meinerseits wird sich das nun natürlich für mich ändern.
Wir sprachen nun darüber, was mit seinem Erbe passieren soll. Eine hohe Summe soll angelegt werden und ein Rest soll zur Sanierung in unser Haus fließen. Weiterhin haben wir durchgerechnet, dass wir und rund 10 Jahren mir unserer Hausfinanzierung durch sein könnten, wenn das angelegte Geld dann zur Ablöse genutzt wird.
Heute meinte mein Freund dann plötzlich, dass wir "dann natürlich gucken müssen, was wir mit unserem Haus machen,....", da ja mehr Geld von ihm drinnen steckt.

Ich war völlig vor den Kopf gestoßen und wusste garnicht was ich dazusagen soll, außer dass ich meine 1/2 vom Haus sicher nicht aufgeben werde. Danach habe ich erstmal nichts mehr gesagt. Ich verstehe, dass er zu diesem späteren Zeitpunkt sicher viel mehr Geld in unser Haus investiert hat als ich es könnte, aber für mich entsteht das Gefühl, dass er unserer Beziehung ein Ablaufdatum gibt.
Mir kommen direkt wieder die Tränen, wenn ich daran denke....Ich bin irgendwie gerade kurz davor zu sagen, dass er sein blödes Geld behalten soll und wir die nächsten 20 Jahre alles so lassen wie es ist (solange läuft unsere Finanzierung vom Haus) und am besten auch alle Konten trennen. Nicht, dass ich bei ihm noch das Gefühl erwecke zur "Goldgräberin" zu werden.

Kann man mich da irgendwie verstehen oder bin ich auf dem völlig falschen Dampfer mit meinen Gefühlen?

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1/3 aller Ehen in Deutschland scheitern. Das sind nun mal die Tatsachen. Und ein Erbe gehört nicht zum Zugewinn einer Ehe. Auch das ist ein Tatsache. Es ist absolut legitim, dass Dein Mann diesen Punkt anspricht und *Achtung Laienmeinung* ist es auch so, dass sein Erbe in der Ehe als Anfangsvermögen bei Eheschliessung gilt. Ich weiss allerdings nicht, ob das Erbe gegen den Wert einer gemeinsamen Immobilie bei Scheidung gerechnet wird.

Dein Mann verpasst der Beziehung kein 'Ablaufdatum', es ist schlicht etwas was Ihr am Besten mit Hilfe eines Anwalts klären solltet. Überleg' doch mal es wäre andersrum. Du erbst eine grosse Summe Geld, investiert sie ins Haus, eure Ehe scheitert und Dein Mann hat plötzlich indirekt Anspruch auf ein Teil Deines Erbes. So richtig fair wäre das auch nicht.

Und was die Elternzeit angeht: Bei einem gemeinsamen Konto sollte es da doch keine Probleme geben.

Grüsse
BiDi

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Hi,

Ich kann verstehen, dass man das sachlich so sieht Bidi, aber eine Beziehung/Familiengründung hat doch auch eine sehr emotionale Seite. Ich bin auch so aufgewachsen, dass es in einer Familie kein Dein und Mein gibt, sondern ein Unser. Da bisher die TE und ihr Freund beide finanziell unabhängig waren, mussten sie sich über Geld nicht so Gedanken gemacht und haben alles in einen Topf geworfen. Dass ihr Freund dieses emotionale Uns jetzt durch das Erbe anzweifelt, tut einfach enorm weh.
Und ich bin auch der Meinung, dass es bei der TE bestimmt im umgekehrten Fall nicht so gewesen wäre und aie wahrscheinlich sofort das Geld für die Familie genommen hätte ohne über den Fall der Trennung nachzudenken.

@TE:
Es hilft nichts, ihr müsst mal ein Zukunftsgespräch führen. Was sind denn die Gründe, weshalb ihr nicht heiratet, jetzt wo ein Kind ansteht muss ja noch viel mehr geklärt werden, als die Finanzen, wenn man nicht verheiratet ist?
Wenn er es als sein Erbe seht, dann würde ich von dem Erbe nichts für das gemeinsame Haus wollen. Soll er es doch gewinnbringend iwo anlegen, kann dir ja egal sein. Klärt, ob ihr vielleicht doch ein 3 Kontenmodelle führen wollt und wie ihr die Ausgaben für das Kind teilen werdet. Und ja, du brauchst einen finanziellen Ausgleich dafür, dass du länger zu Hause bleibst, oder er muss eben auch 7 Monate EG und Ez nehmen, so einfach ist das. Du fällst auch sehr hart, wenn er dich verlässt, das ist also kein Grund, sich nicht ums Kind zu kümmern.

Lass dir Eier wachsen, wenn das Kind erstmal da ist, musst du noch ganz viele Kämpfe austragen!

Kopf hoch, manchmal merken die Männer nicht, was sie da von sich geben und falls doch, ist es umso wichtiger es jetzt zu klären, bevor das Kleine da ist.

VG, Shannyo

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Exakt so sehe ich es auch. Legitim, dass er das Erbe nicht einfach so ins Haus stecken möchte. Das zeigt aber, dass die TE nochmal über ihre "Opfer" nachdenken sollte. Bspw wenn sie später Teilzeit arbeitet und nicht verheiratet ist.

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Einerseits ist es natürlich "sein" Geld. Andererseits werdet ihr eine Familie. Wie teilt ihr euch die Zeit nach der Geburt auf? Wirst du gleich nach dem Mutterschutz wieder voll arbeiten? Geht er genauso lang in Elternzeit, wie du?

Wenn nicht, dann sollte er dir den Ausgleich für die Rente finanzieren, oder dich eben mit dem Zuschuss zum Haus finanziell absichern für das Alter.

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Ich werde die Elternzeit vollständig übernehmen und bisher war mein Wunsch auf 14 Monate zu gehen, also 2 Monate das Basis EG aufzuteilen.
Für ihn kommt EZ aus finanzieller Sicht nicht in Frage, da der "Fall" zu tief wäre.
An sich hat das bisher aber keine Rolle gespielt, da eh alles auf unser gemeinsames Konto geht (Lohn etc.) und wir nie die Rechnung aufgemacht haben wer mehr oder weniger zahlt....

Ich weiß echt nicht, wie ich das nochmal ansprechen kann oder soll, ohne ihn irgendwie vor den Kopf zu stoßen.....

Ich werde ja auch meine "Leistung", mein Geld und was auch immer in Zukunft in das Haus einbringen, nur sieht man das vermutlich nicht in Zahlen...

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Habt ihr keinen Partnerschaftsvertrag bei Hauskauf gemacht?
Ich hielte es durchaus für fair, wenn das Erbe Berücksichtigung findet. Bei einer Ehe wäre es ja auch deinem Freund zugeschlagen ohne Ausgleich bei Scheidung. Hier hätte er also einen gravierenden Nachteil wenn ihr weiter 50/50 als Eigentümer im Grundbuch steht.
Was ihr scheinbar noch gar nicht betrachtet habt ist die steuerliche Seite. Dein Partner kann dir steuerfrei nur 20 tausend pro 10 Jahre schenken. Das werdet ihr schon mit dem Gemeinschaftskonto überschreiten, wenn ihr ungleiche Einkommensverhältnisse habt.

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Ich kann dich vollkommen verstehen. Mein Mann und ich haben auch immer ein „gemeinsames Geld“. Mal habe ich ihn mitfinanziert, mal er mich und mit Kindern arbeite ich sowieso weniger als er.
Wenn ich jetzt erben würde, wäre mir vollkommen klar, dass das Geld in meine Familie fließt. Würde mein Mann das anders sehen, wäre ich auch total gekränkt.
Ich denke da hilft wirklich nur ein offenes und ehrliches Gespräch. Es soll ja nicht so rüberkommen als wärst du geldgierig.
Ich wäre wahrscheinlich auch so eingeschnappt und würde sagen, dann trennen wir jetzt das Geld. Das Haus wird so abbezahlt wie geplant und du gibst mir einen Ausgleich dafür, dass ich das Kind mehr betreue. bei Urlaub würde ich dann vermutlich sagen, kann ich mir nicht leisten - fahrt ihr mal alleine, aber am Ende würde euch das nur auseinanderbringen!
Ich hoffe ihr findet einen Weg oder du gewinnst im Lotto und gibst ihm keinen Cent ab 😅

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Danke für deine Antwort.
Bin froh, dass das Gefühl nicht nur bei mir entsteht 😅
Wie im anderen Kommentar erwähnt, werde ich mich mal mit dem Thema Partnerschaftsvertrag auseinandersetzen. Das klingt erstmal recht vernünftig.
Ich will nicht irgendwann komplett nackig, ohne Mann/Partner, ohne Haus und ohne irgendwas da stehen....

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Natürlich will niemand davon ausgehen, dass eine Beziehung scheitert, aber Fakt ist nun mal dass es immer möglich ist. Ein befreundetes Paar steht aktuell vor genau dem Thema. Sie lassen sich scheiden, sie hat mehr ins Haus investiert, da geerbt. Das Haus steht in seinem „Heimatort“ und nun ist der Ärger groß. Es macht schon Sinn das von vornherein zu regeln. Wenn das Kind erstmal in den Brunnen gefallen ist spielen da auch noch Emotionen rein und das ist für niemanden gut.

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Schlag vor, dass Ihr Euch beraten lasst. Zum Thema Erbe und zum Thema Finanzen in der Elternzeit. Beides sollte möglichst unaufgeregt besprochen werden. Eure Voraussetzungen ändern sich, und daran kann und sollte man auch die Finanzen anpassen.

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Danke für eure Antworten!
Ich werde nochmal versuchen mich zu belesen, sodass wir uns dann fachlichen Rat einholen können.

Durch Hormone ist es aktuell bei mir sehr schwierig. In vielen Momente reagiere ich hoch sensibel, obwohl ich das nicht möchte und ich in Normalfall auch nicht der Typ dafür bin. Bin sehr rational.

Vielleicht sage ich auch einfach, dass wir erst im August, nach Geburt und Wochenbett, darüber reden sollten 😂

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Ich würde das Thema nicht beliebig aufschieben. Denn wenn das Kind erst da ist, wird es evt auch andere Themen geben und am Ende ist es nie geklärt.

Sich dir Rat. Gerne erstmal alleine und dann haltet ein paar Dinge fest.

Erbe ist das eine, dass dein Partner aber die nächsten Jahre oder das restliche Leben mehr verdient als du, ist realistisch, wenn er überhaupt keine Auswirkung des Kindes auf sein Arbeitsleben hat. Und wenn er zukünftig mehr am Kredit abbezahlt und er dann auf die Idee kommt ihm gehört mehr am Haus fände ich das daneben.

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Also bei mir hat das Familien- und Hormonchaos das ganze erste Jahr angedauert. So viel mussten wir wieder neu "verhandeln" und unsere Rollen finden. Ich würde alles, was geht noch vor der Geburt klären.
Bei uns würde jeder sein Erbe "für sich" behalten und anlegen. Ich bin da auch pragmatisch, viele Paare trennen sich und ich sehe es nicht ein dann alle Nachteile mitgenommen zu haben. Daher auch die klare 50:50 Teilung der Elternzeit und beide in Teilzeit danach.
Ich höre ein bisschen, dass dein Freund zwar sein gutes Gehalt nicht aufgeben will, es aber selbstverständlich für ihn ist, dass du es tust. Wie wird es denn später? Du trittst beruflich kürzer für euer Kind, zahlt er dann selbstverständlich mehr? Sieht er die Kinderbetreuung als gleichgestellte Arbeit oder eher "dein Hobby"? Der Gehaltsverlust wird dir nicht automatisch ausgeglichen, da ihr nicht verheiratet seid. Somit trägst du gerade alle finanziellen Nachteile durch euer Kind alleine. Da soll er dir einen Ausgleich zahlen. Kann er nicht einen Teil des Erbes nehmen, um seinen Gehaltsverlust auszugleichen in Elternzeit? Dann würde er das Geld in Quality Time mit seinem Kind investieren? Fände ich sehr gut angelegt.

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Für mich ist ganz klar: Erbt mein Mann einmal, ist das sein Geld, das seine Eltern ihm zugedacht haben. Das gehört mir nicht. Und andersrum sehe ich es genauso.
Deswegen finde ich es vollkommen richtig, von Anfang an darüber zu sprechen, wie im Falle einer Trennung damit umgegangen wird.
Das hat für mich nichts damit zu tun, dass die Beziehung zum Scheitern verurteilt ist, sondern mit Vernunft und auch dem Ersparen von jeder Menge Ärger, falls es doch mal zur Trennung kommen sollte.

Bei aller Liebe muss man auch realistisch sein: Eine Beziehung kann immer auseinandergehen, egal wie verliebt man einmal war, aber sie muss es nicht. Es kann auch ein Leben lang gut gehen.
Doch falls es dazu kommen sollte, ist es immer besser, insoweit vorbereitet zu sein, dass man sich im Guten über das weitere Vorgehen einig geworden ist und nicht inmitten von Wut oder Enttäuschung oder Schmerz wichtige Entscheidungen treffen muss.

Das gilt übrigens auch für die Finanzen während der Elternzeit und danach. Das würde ich auch jetzt schon in Angriff nehmen und regeln, damit du abgesichert bist, ganz egal wie sehr ihr euch liebt.
Es gibt in meinen Augen einfach Dinge, die sollten nicht nur mit dem Herzen, sondern auch mit dem Verstand geregelt werden.

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Nachtrag: Diese Regelungen beinhalten übrigens auch, dass ein Partner gerne mehr Geld investieren möchte, ohne für alles eine genaue Rechnung zu stellen.
Es muss bei diesen Absprachen ja nicht Auge um Auge und Zahn um Zahn gehen, sondern es können einfach die gewünschten Rahmenbedingungen festgehalten werden, um es im Fall der Fälle schriftlich zu haben, auch wenn der vielleicht nie Eintritt.

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Hab jetzt nicht alle Beiträge gelesen...

Hat schon jemand vorgeschlagen, dass ihr euch ungleich ins Grundbuch eintragt? Beispiel. Das Haus kostet 100. Er kann 20 aus Erbe beisteuern. Den Rest finanziert ihr. Dann gehört ihm 60 und dir 40. Dabei muss klar sein: Erwerbsarbeit ist gleich wertvoll wie Carearbeit. Dass er mehr Geld zur Abzahlung erwirtschaftet während du dich um das Kind kümmerst führt nicht dazu, dass sein Anteil am Haus immer größer wird.

Wir sind verheiratet, 3 Kinder, 1 Konto, wirtschaften gemeinsam. Ich bin Einzelkind und Einzelenkel, werde viel mehr erben als meine Frau. Solange wir verheiratet sind werden wir über das Geld gemeinsam entscheiden und es genießen. Sollten wir uns scheiden lassen möchte ich auch nicht, dass meine Frau Hunderttausende aus 50:50 Investments mitnimmt, die meine Familie erwirtschaftet hat. Es gäbe Zugewinnausgleich Versorgungsausgleich und dann würde das gemeinsame Wirtschaften enden. Im Moment sind alle Zeichen positiv und wir planen gemeinsam.

Unverheiratet mit Kind und Haus schreit nach einem Vertrag, der Finanzen und Risiken ausgleicht, denn die sind aktuell ausschließlich zu deinen Ungunsten.

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Jetzt stelle ich mir vor ich acker mein Leben lang für meinen Sohn, er erbt und steckt es ins Haus und dann trennen die beiden sich und diese Frau bekommt einfach so die Hälfte, fändest du das fair ?
Ihr habt ein gemeinsames Konto, also auch da gibts doch keine Probleme. Rede mit ihm dass du gerne in einen privaten Rentenfond einzahlen möchtest und dann zahlst du da halt 200-300 € aus eurer Familienkasse nur für dich ein, so lange du nur Teilzeit arbeitest