Reaktion Arbeitgeber? (öffentlicher Dienst; Befristung)

Hi ihr,

ich bin in der 16. SSW und habe diese Woche meiner Chefin von der Schwangerschaft erzählt. Ich bin 39 und habe erst vor 3 Monaten dort gestartet. Wir versuchen es mit dem schwanger werden seit ca. 3 Jahren - also ein langer Weg und bei den vielen Fehlversuchen konnte ich nicht davon ausgehen das es jetzt klappt.

Mein vorheriger Arbeitgeber ging insolvent und ich musste mir einen neuen Job suchen und war froh zügig eine Stelle im öffentlichen Dienst zu finden. Leider ist der Einstieg oft befristet und ich dachte mir "Naja und wenns nie klappt oder erst durch ne Behandlung im Ausland? Du machst das jetzt und vielleicht übernehmen sie dich ja".

Jetzt hat es aber geklappt. Ich finde den Arbeitgeber toll, ich mag den Job, die Kollegen sind toll. Die HR Leiterin habe ich einen Tag vorher abgeholt und sie war toll. Sie meinte das wäre kein Problem und wir finden eine Lösung - auch für den befristeten Vertrag.

Meine Chefin hingegen hat so getan als hätte ich ihr gerade die Kündigung gegeben und meinte als erste Reaktion: Jetzt muss ich wissen wann du weg bist. Dann kann ich die Stelle ausschreiben und noch die Übergabe organisieren.

Sie hat einfach überhört das ich Teilzeit angeboten habe. Mein Mann ist selbstständig und sehr flexibel. Mein Job ist 80% im Home Office. Es wird nicht einfach aber ich könnte mir Teilzeit vorstellen. Ideal ist es nicht aber für den Job und vorallem eine Übernahme in Festanstellung würde ich es tun.

Ich habe sie nochmal darauf angesprochen und dann kamen Ausflüchte und ein ungefragtes Feedback aus dem nichts (sie hat rein fachlich nichts mit mir zu tun - das gibts dort nicht so wirklich - also fachliche Chefs; Feedback gabs in beiden Gesprächen mit ihr vorher nie).. gefühlt um mir irgendwie zu erzählen warum Teilzeit nicht geht.

Ich wurde wie ein Depp behandelt. "Und dann?" "Nach einem Jahr Kita" "Haha da braucht man ja erstmal nen Kita-Platz" (aha ja genau daran denk ich Dummie natürlich nicht.. gut das du es mir sagst)


Fand ich ausgesprochen schade und habe Bammel davor den Job in der Elternzeit zu verlieren. Dann läuft er nämlich aus. Und dann nach ner Elternzeit was Neues zu finden (obwohl ich wirklich gute Referenzen habe).

Der nächste Schritt: ein Gespräch mit der modernen HR Dame, der Diversity Beauftragten und meiner Chefin. Keine Ahnung obs dann da noch Altenativen gibt.

Wie war die Reaktion bei euch?

Ich musste das auch mal hier raus lassen. Es wurmt mich einfach. Klar ist das nicht toll von ihr. Ich soll eine Stelle füllen, da jemand befördert wurde und nur quasi ich diesen Job machen und wums fällt das irgendwie für sie weg. Und generell beschweren sich alle überladen mit Aufgaben zu sein von den Kollegen.

Bearbeitet von Meow345
5

Irgendwie kann ich deine Chefin verstehen. Bei uns bietet jede schwangere Kollegin an, dass sie ja in der Elternzeit samstags kommen kann da ist ja der Papa da etc.
Und passieren tut es nie. Mein Chef hört da auch nicht mehr wirklich drauf. Denn ist das Kind erstmal da sind die Vorstellungen und die Realität fast immer eine andere.

Ich würde nochmal mit allen das Gespräch suchen, aber mich eben auch darauf einstellen, dass du dir nach der Elternzeit einen neuen Job suchen musst.

1

Sie wird vermutlich einfach wissen, dass man kein Neugeborenes mal so eben Nebenbei versorgen kann. Du kannst zwar Homeoffice machen und dein Mann ist flexibel, aber irgendwann müsst Ihr halt auch arbeiten und das Kind wird sich da eher nicht nach euch richten.

Ich arbeite auch im öffentlichen Dienst, allerdings von Anfang an mit Festvertrag und ich bin erst nach der Probezeit schwanger geworden. Da war die Reaktion deutlich besser, aber ja, ich werde für eine gewisse Zeit fehlen und für mich wird auch kein Ersatz eingestellt. Wir haben zwar schon ein Kindergartenplatz reserviert, aber ich habe mit meinem Chef vereinbart, dass ich erst nach der Geburt etwas zur Elternzeitlänge etc sagen kann und ich mich da vorher nicht festlegen möchte. Ja, ich kann mir jetzt auch noch Teilzeit in Elternzeit vorstellen, aber ob ich mir das auch mit dem Kind vorstellen kann, weiß ich nicht.

3

Meine Schwägerin arbeitet jetzt nach dem Mutterschutz tatsächlich in Teilzeit im Home Office und das klappt gut :)

Wenn ich es grob so sehe: Mein Mann ist bis ca. 11 Uhr daheim und hat Zeit. Wir fangen ca. 6.30 Uhr an im Home Office. Bei vier Stunden täglich komm ich damit schon hin. Mir ist auch klar das ich selbst dann nicht durcharbeite. Aber in vielen Terminen ist auch "nur" zuhören angesagt und mit Kopfhörern kann man auch mal ums Eck, wenn mein Mann mich bräuchte. Er hat zusätzlich nen ganzen Tag unter der Woche frei. Dazu ist unsere Arbeitszeit flexibel von 6.30 bis 21 Uhr. Heißt ich könnte auch Abends nochmal Mails bearbeiten.


Toll ist es nicht aber ich halte es für machbar. In den USA gibts nach dem Mutterschutz keine Elternzeit und man bekommt es hin. Früher gabs auch keine Elternzeit und Leute haben es hinbekommen (z.B. ehemalige Kolleginnen damals mit Telearbeit).

6

Ja, mit einer entsprechenden Betreuung bekommen die Leute das hin. Wenn du nämlich schon die Zeiten von früher vergleichst: Da gab es kein HomeOffice wie es das heute gibt.
Heißt: Entweder man hatte eine Betreuung oder konnte eben nicht arbeiten 🤷🏽‍♀️

Siehst du deine Schwägerin denn jeden Tag bei der Arbeit zu?
Obwohl ich wie gesagt auch im öffentlichen Dienst arbeite, würde ich mit einem Baby vermutlich nicht so arbeiten können, wie es verlangt wird. Ja, ich habe auch flexible Arbeitszeiten, aber mit ein paar Mails beantworten ist es da nicht getan und Abends um 19 Uhr müsste ich auch nichts mehr machen, weil ich niemanden mehr erreichen könnte, den ich dann evtl brauch.

Bevor du also Teilzeit zusagst solltest du erst einmal abwarten wie fordernd das Kind tatsächlich ist und ob du dir tatsächlich eine Teilzeitstelle in dem Stadium vorstellen kannst.

weiteren Kommentar laden
2

Wahrscheinlich habe ich schon mindestens 30 Frauen sagen hören, sie kämen nach der Geburt zeitnah wieder zurück, nach dem Mutterschutz, Stunden ein bisschen reduzieren, geht schon irgendwie.
Tatsächlich kann ich mich nur an eine erinnern, welche das auch umsetzen konnte.
Nicht, weil die anderen nicht gewollt hätten, aber Vorstellung und Realität mit einem Säugling weichen mitunter sehr stark ab.

Außerdem stelle ich den Sinn in Frage, bzw was der Vorteil des AG wäre. Du kannst deinen Vollzeitjob ja schlecht in Teilzeit erledigen. Folgedessen muss eine zusätzliche Person eingestellt werden.
Daher wäre ich wenig überzeugt.

Wahrscheinlich wäre es am besten, Elternzeit zu nehmen und danach schauen was sich ergibt, ggf. dich wo anders bewerben.

4

Mein Job ist nur quasi ein Teilzeitjob :) Also mein Vorgänger hatte fünf Aufgaben. Ich jetzt nur zwei. Das wurde so ausgelegt damit ich mich in diese einarbeiten kann. Mit der Zeit könnte dann noch mehr dazu kommen. Seine Tätigkeiten wurden aber alle übergeben und man müsste mir erstmal was suchen.

Also an sich würde es passen.

7

Als Chefin würde ich da auch nichts drauf geben sorry aber zwischen Vorstellung und Realität sieht es oft anders aus wenn das Baby dann da ist . Ob und wie du dann wirklich in Teilzeit im Home Office arbeiten kannst und wie es wirklich mit dem kitaplatz oder einer Tagesmutter aussieht grade zur Zeit mit Personalmangel , eingeschränkten Betreuungszeiten + Kind das in der ersten Zeit vielleicht auch noch jeden Infekt mitnimmt . Ich bin ganz ehrlich wenn jemand nach grade mal 3 Monaten schwanger ist würde ich als Chefin sehr froh sein das es sich nur um eine befristete Stelle handelt und hätte keinerlei Interesse daran mich auf irgendwelche Experimente einzulassen die dann nicht funktionieren sondern die Stelle neu besetzen .

8

Ich kann die Skepsis deiner Chefin auch nachvollziehen. Hier haben auch zwei Kolleginnen versprochen direkt nach dem Mutterschutz wieder zu arbeiten.

Die eine hat das kurz vor Arbeitsbeginn wieder gecancelt, da sie pumpstillen musste und ein trinkschwaches Kind hatte. Damit war sie 2/3 des Tages beschäftigt und wegen massiver Geburtsverletzungen auch nicht in der Lage länger als eine Stunde am Stück zu sitzen. Arbeiten schied also aus.

Die andere hatte immerhin theoretisch ein Aupair zuhause, das aber mit den Babys total überfordert war. In der Praxis war sie dadurch nie erreichbar, in Besprechungen geistig anwesend, Arbeitsergebnisse unterirdisch. Die Chefin hat das Ganze nach 2 Monaten abgebrochen.

Auch wenn du sagst, dass du von der Struktur/Menge deiner Arbeit im Grunde gut in Teilzeit einplanbar wärst, sieht deine Chefin das offensichtlich anders. Du scheinst dich auch nach 3 Monaten noch nicht zu bewährt haben, dass man dich unbedingt halten möchte.

9

Ja, ich kann die Reaktion verstehen.

Ich habe drei Kinder und bei keinem hätte ich nach dem Mutterschutz Teilzeit im HO arbeiten können.

Dauerstillen, Infekte ohne Ende, 90% des Tages im Tragetuch und nach dem 3. Kaiserschnitt war auch an längeres Sitzen 8 Wochen danach noch nicht zu denken.

Deine Chefin scheint da also mehr Erfahrung zu haben als du.

Und da sie deinen Vertrag auch ohne Begründung nicht verlängern muss, würde ich mich einfach rechtznach einem neuen Job umsehen.

Du musstest dir ja nun einen neuen Job suchen, aber was meinst du, wie viele Frauen sich bewusst während der Kinderplanung einen neuen Job suchen, um dann dort am Besten sofort ins BV zu gehen. Da kann ich den Frust der AG durchaus verstehen.

10

Hey :-)

Herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft :-)

Bin auch ÖD und muss sagen, meine Chefin hätte auch dankend abgewogen bzw. hätte sich auf dieses Experiment wenn dann nur eingelassen, wenn ich zum Zeitpunkt der Beantragung mich schon top bewährt hätte und eine verlässliche Betreuung hätte vorweisen können. Ein Mann in HO ist keine Betreuung, denn er muss arbeiten.

Meine Kollegin ist seit 10 Jahren in unserem Aufgabengebiet. Ihr hätte ich es ggf. zugetraut, da sie blind alle Abläufe kennt. Bei jemandem der gerade erst angefangen hat und auch noch keine wirkliche Betreuung vorweisen kann, würde ich vermutlich nicht zustimmen. Ich sehe den Mehrwert nicht.
Lieber würde ich die Stelle erneut ausschreiben und hoffen, dass sich jemand findet, zu mal mir die 15 Std./Woche mehr recht als schlecht nicht wirklich Entlastung geben würden fürs Team.

Vor allem bei neueren ist doch auch die Absprache mit Kollegen enorm wichtig. Die können halt meistens nicht um 6:30h oder 20h...

Unsere Tochter kam zu früh, hat eine OP nach der Geburt gebraucht und zunächst hat das Stillen nicht geklappt und ich hatte 4 x Milchstau mit Fieber/Schüttelfrost und Co. Dann hatte sie mit 3 Monaten Corona...

Warte erstmal ab, was auf dich zukommt und es ist ja nicht so, dass es in nächster Zeit zu Personalschwemme im ÖD kommt. Da wartet bestimmt noch ein Job nach der Elternzeit auf dich und dann vielleicht sogar noch ein unbefristeter.
Ist einfach blödes Timing, dafür bekommst du ein wundervolles Geschenk und durch den Job jetzt ja auch Elterngeld...

Alles Gute!

Bearbeitet von vorblida
12

Ich würde an deiner Stelle Mal mit dem Personalrat und ggf. Wenn du Mitglied bist auch mit der Gewerkschaft reden.

Befristungen gibt es bei uns im ÖD nur noch mit Sachgrund, alles andere fangen wir gar nicht erst an. Also entweder als Projekt, aus Drittmitteln oder als Vertretung (Krankheit/Elternzeit).
Die Sache ist, bei Sachgrundbefristungen kann man eigentlich nicht so ohne weiteres einen Vertrag auslaufen lassen und dann für den gleichen Sachgrund direkt neu ausschreiben. Schert nur regelmäßig niemanden.


Bist du sachgrundlos befristet dann ist es eventuell noch komplizierter aber auch da sollte der Personalrat eigentlich darauf hinweisen, dass man die Befristung nicht nutzt um eine schwangere Mitarbeiterin rauszukriegen.