Gehaltsverhandlung nach EZ. Sorry lang!!

Hallo zusammen,

ich bin bis zum Sommer nächsten Jahres in EZ und war dann insgesamt für 2 Kinder genau 3,5 Jahre in EZ. Anfang nächsten Jahres steht ein Gespräch zwischen mir und meinem AG an. Neben Teilzeitantrag würde ich gerne nach einer deutlichen Lohnerhöhung anfragen, da mein Gehalt ohnehin angepasst werden muss, weil der Mindestlohn bis dahin nochmal steigen wird.

Ich habe meine Ausbildung 2017 in diesem Unternehmen abgeschlossen und war bereits 2019 unzufrieden mit dem Gehalt, welches ich auch kommuniziert habe. 2020 sollten wir dann verhandeln. Allerdings kam das nie Zustande, weil 2020 Corona kam und wir für einige Monate in Kurzarbeit gegangen sind und ich bis zum Mutterschutz Homeoffice gemacht habe. Zeitgleich mit der Schwangerschaft habe ich eine gute Weiterbildung abgeschlossen, die meine Lohnvorstellungen gerecht machen könnten, allerdings erfordert die „neue“ Tätigkeit viel Erfahrung, sodass ich erstmal den gewohnten Tätigkeiten nachgehe und mich nach und nach einarbeite.

Also wie stelle ich es an ein zufriedenes Gehalt auszuhandeln, welches nicht nur inflationsbedingt zustande kommt.

Steigt euer Gehalt auch sobald der Mindestlohn steigt? Wie viel überm Mindestlohn sollte man ausgelernt im Büro verdienen?

Vielen Dank und LG

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Wenn man 3,5 Jahre aus dem Beruf draußen war ist eine Gehaltsverhandlung eher das letzte, was ich da machen würde, besonders wenn ich dann auch nur noch Teilzeit arbeiten will.
Du bist nächstes Jahr dann 8 Jahre ausgelernt und hast davon 4,5Jahre Berufserfahrung, was jetzt nicht besonders viel ist.

Nur, weil der Mindestlohn steigt, steigen ja nicht automatisch alle anderen Gehälter auch. Das eine hat mit dem anderen ja nichts zutun.

Was man im Büro verdienen sollte, hängt ja davon ab, was man da macht. Büro ist ja nicht gleich Büro.
Ich arbeite im öffentlichen Dienst und damit auch im Büro. Bin aber keine gelernte Bürokraft und machen vermutlich auch andere Sachen als eine klassische Bürokraft. Damit verdiene ich sehr deutlich über dem Mindestlohn. Bringt dich aber nicht weiter, weil wir vermutlich komplett unterschiedliche Aufgabenfelder haben.

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Stimmt, ich habe noch keine erwähnenswerte Berufserfahrung aber auch ich arbeite nicht als klassische Bürokraft, sondern in einer Zertifizierungsgesellschaft und habe ein breites Arbeitsspektrum. Aufstiegsmöglichkeiten sind gegeben und in 5 Jahren weiß ich auch was ich wert bin. Es ging nur um mein Verständnis vom Mindestlohn. Das ist der Lohn wofür Menschen überhaupt aus dem Bett aufstehen und arbeiten gehen, ob sie nun was gelernt haben spielt dabei keine Rolle und da ist es mehr als fair darüber hinaus verdienen zu wollen.

Bearbeitet von Gehalt
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Wenn dein Arbeitgeber auf dich angewiesen ist und händeringend Fachkräfte sucht, kannst du durchaus mehr verlangen.

Aber sonst wird nicht allzuviel Spielraum für größere Gehaltssprünge bleiben. Anpassung aufgrund Mindestlohn ist gesetzlich klar, Inflationsausgleich kannst du vielleicht auch noch argumentieren. Wenn deine Weiterbildung aktuell dem Arbeitgeber einen Mehrwert gibt, könnte der auch noch in die Gehaltsverhandlungen eingehen, aber danach hört sich sich das laut deiner Beschreibung nicht an, denn aktuell profitiert er ja noch nicht davon.

Also warum soll dir dein Arbeitgeber signifikant mehr zahlen? Womit möchtest du das ihm gegenüber begründen und fordern? Du bist dreieinhalb Jahre draußen, das ist nicht wenig, mit jedem Jahr ist deine Ausbildung weniger wert. Und soviel Erfahrung hattest du davor auch nicht.

Bedenke auch, dass für eine Teilzeitstelle im Büro. zu den üblichen Betreuungszeiten, vermutlich viel mehr Konkurrenz besteht als für eine Vollzeitstelle.

Wenn das also kein besonders gesuchter Beruf mit Fachkräftemangel ist, wirst du nicht allzuviel Spielraum bei einer Gehaltsverhandlung haben. Probieren kannst du es natürlich, aber stelle dich auf die obigen Fragen/Probleme ein.

Außerdem ist es meistens schwierig, bei einem bestehenden Vertrag sehr viel mehr Gehalt rauszuhandeln. Wenn man große Gehaltssprünge möchte, ist ein Wechsel zu einem anderen Arbeitgeber oft die bessere Wahl.

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Vielen Dank für die Antwort. Naja mein AG hatte schon Pläne als er in die Fortbildung eine größere Summe investierte, bei Beginn der Fortbildung war die Schwangerschaft noch nicht bekannt. Nur nach 3,5 Jahren will ich mich nicht selber ins kalte Wasser werfen, bedarf einer ordentlichen Einarbeitungszeit bzw. Erfahrung. Konkurrenz zur TZ Kraft gibt es eher weniger, da der Beruf viel häufiger vom männlichen Geschlecht ausgeübt wird :)

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Also dein Arbeitgeber hat in dich Geld für eine Fortbildung investiert und konnte deine neuen Fähigkeiten bisher nicht nutzen? Musste vielleicht einem zweiten Mitarbeiter die Fortbildung bezahlten und du willst dann nur in Teilzeit arbeiten.
Da stehst du leider nicht auf sehr gutem Posten.

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Hast du weniger als der kommende mindestlohn verdient oder wieso meinst du deswegen wird dein Gehalt angepasst?

Bei uns gibt es jedes Jahr eine inflationsbedingte Anpassung. Daher muss man nach der elternzeit nicht groß diskutieren, da um so Themen wie "genderpaygap" etc. Zuvorkommen, bekommt man nach der elternzeit die gehaltsanpassung gemäß des durchschnitts automatisch.. Aber halt auch nicht mehr.

Du kannst es sicherlich ansprechen und etwas in der Größenordnung von 10% verlangen. 6% wären es ja bei ca. 2% im Jahr inflationsausgleich, derzeit gab es mehr als 2 % mehr.

Eine Fortbildung bringt einem nur was, wenn man auch dementsprechend eingesetzt wird.

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Danke für deine Antwort :) Genau, habe etwas mehr als Mindestlohn gehabt, weil Ziel nach der Ausbildung überhaupt die Übernahme war. Habe mich auch vor der letzten Fortbildung bereits weitergebildet aber durch gute Work-Life-Balance zunächst auf mehr verzichtet. Naja 10% da werde ich wohl ansetzen.

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Ich persönlich orientiere mich immer an den gültigen Tarifverträgen, bleibe manchmal darunter, weil mir eben A oder B fehlt. Oder mache Abstriche, weil andere Vorteile mehr zählen. Kommt immer drauf, wie mein Können den Job abdeckt.

Auf welcher Grundlage möchtest du denn jetzt ganz realistisch deine Gehaltserhöhung aufbauen? Wie willst du in das Gespräch gehen?

Wenn ich hier zusammenfasse, dann warst du 3,5 Jahre komplett raus. Udn du hast eine Fortbildung gemacht, mit der du zwar jetzt andere Sachen machen kannst, diese aber nicht beherrschst und ob sie für dienen Job notwendig ist, das wird hier auhc nicht so ganz klar.

Also ich persönlich würde nicht nach 3,5 Jahren da wieder auftauchen und gleich Ansprüche stellen, höchstens das, was die vor der Zeit vorschwebte....vielleicht, wenn ich weiß wie der Laden generell läuft.

Ich würde mich jetzt dort erstmal wieder beweisen, abliefern, die Fortbildung nutzen und nach 6 Monaten dann in die Gehaltsverhandlung gehen.
Du kannst natürlich auch pokern, aber wer zu hoch pokert, der kann eben auch verlieren. Das mußt du für dich entscheiden, ob du das auffangen kannst.

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Mein Gehalt stieg mit dem Mindestlohn um den Mindestlohn weiterhin zu erhalten. Dann gabs mal eine Erhöhung und seit da gleich bleibend. Der Mindestlohn wird bei uns vom Chef als Schickane für den Arbeitgeber angesehen und entsprechend wird definitiv nichts angepasst.

Ich wünsche dir eine gute Verhandlung mit einer guten Prise „nicht unter deinem Wert verkaufen“ und „realistisch bleiben“.