Hallo zusammen, heute habe ich mal ein Problem, das nicht mich direkt betrifft, aber meine Partnerin (wie ich 32 Jahre alt) und das wiederum belastet eben auch unsere Beziehung. WIr haben uns damals auf der Berufsschule kennengelernt, sie hat wie ich eine Büroausbildung absolviert, konnte aber beruflich nie so wirklich Fuß fassen.
Besser ausgedrückt: Sie kommt in keinem Job zurecht, was eigentlich immer daran liegt, dass die anderen Mitarbeiter, besser gesagt MitarbeiterINNEN, irgendwie jedesmal ein Problem mit ihr zu haben scheinen und wir können uns beide nicht erklären, woran das liegen könnte. Sie ist generell eher ruhig, freundlich, hat einen klasse Humor, ist hilfsbereit und auch ganz gewiss alles andere als dumm. Sie ist absolut keine Person, die irgendwie großkotzig oder herrisch ist, im Gegenteil, sie ist eher zurückhaltend und mir fiel sie damals eben genau deswegen auf, weil sie so eine ruhige besonnene Ausstrahlung hatte.
In der Berufsschule kam sie auch super mit jedem zurecht, hatte viele Freunde, nur im Betrieb lief alles bescheiden und das ging mit jeder Arbeitsstelle so weiter. Komischerweise waren die Kunden immer höchst zufrieden mit ihr, es kann also nciht daran gelegen haben, dass sie schlecht gearbeitet hätte. Klar, unter Frauen ist auch Neid immer ein großes Thema, aber ich sage mal, es gibt viele attraktive Frauen, die ganz normal durchs Berufsleben kommen, ohne dass sie von ihren Kolleginnen gehasst und angefeindet werden.
Sie musste extrem viel Mobbing und Ausgegrenzt werden mitmachen und wurde teils wirklich massiv unfair behandelt, andere Leute heimsten für ihre Arbeit die Lorbeeren ein etc.pp.
Es dauerte schon eine Weile, bis sie mal verstanden hatte, dass sie nciht immer alles schlucken, sondern sich wehren muss. Dann aber wurde noch mehr gegen sie gehetzt und in zwei Fällen wurde sie dann auch innerhalb der Probezeit gekündigt.
Das geht nun schon so, weit wir uns kennen, also über 10 Jahre! Sie ist auch schon länger in Behandlung deswegen, weil sie durch diese ganzen Mobbing-Attacken und dieses ständige Gefühl, einfach nicht gemocht zu werden, psychische Probleme davongetragen hat. Der Psychologe war der Meinung, sie würde zuviel von sich preisgeben und sie solle nun daran arbeiten, sich vor Arbeitskollegen bedeckter zu halten, um weniger Angriffsfläche zu bieten. Aber ganz ehrlich, es kann doch nicht daran liegen, dass man gemobbt wird, weil man halt mal Dinge aus seinem Privatleben erzählt?!
Aktuell hat sie seit Januar eine neue Stelle und es scheint sich erneut abzuzeichnen, dass sich das Ganze zum x-ten mal wiederholt. Sie kommt nahezu jeden Abend nachhause und ist fix und fertig und nur noch am Heulen. Ich weiß offen gestanden nicht mehr, wie ich ihr helfen soll. Würde ich genug verdienen, könnte sie meinetwegen gerne zuhause bleiben und ich würde sie mitversorgen, aber leider bin ich auch nur ein kleiner Büroangestellter und verdiene mehr schlecht als recht.
Wir haben uns schon so oft über das Thema Arbeit unterhalten und dass sie einfach nicht versteht, warum sie von Kollegen einfach grundsätzlich nicht gemocht wird.. aber beide kommen wir zu keiner plausiblen Antwort. Wäre sie irgendwie eine unangenehme Person, hätte sie ja privat auch nicht viele Kontakte oder Leute, die sie leiden können. Sie ist auch alles andere als faul und grundsätzlich sehr engagiert und lernwillig.
Ich weiß, ihr könnt mir auch nicht helfen.. Die einzige Möglichkeit, die ich bei ihr sehe, um das Problem unangenehme Arbeitskollegen nicht mehr zu haben, ist die Selbstständigkeit. Aber, so die Worte meiner Freundin, sie wüsste nicht, womit sie sich selbstständig machen könnte und hat auch rein vom Thema Wirtschaft eher wenig Ahnung, sodass das leider auch eher ein sinnloses Unterfangen wäre.
Gibt es irgendeine Möglichkeit, was sie noch tun könnte?
Partnerin hatte bisher im jedem Beruf Probleme
War sie mal in einer psychosomatischen Reha? Da wird auch viel in Gruppen gearbeitet, das könnte ihr helfen.
Ich könnte mir denken, dass sie immer wieder in die gleiche Opferrolle rutscht, dass also ihr Verhalten unbewusst andere auffordert, sie zu mobben und auszugrenzen. Daher wären Gruppentherapien sehr sinnvoll, um mal diese Muster aufzudecken und zu bearbeiten.
Im Privatleben hat sie in Gruppen keine Probleme. Sie ist auch in einem Verein tätig und hat dort keine Probleme, nur eben im Beruf.
Genau darum geht es ja. Sie scheint da unbewusst immer in eine Rolle zu fallen, die andere auffordert, sie zu mobben. Und deshalb ist es wichtig, daß in einer therapeutisch begleiteten Gruppe aufzudecken und dagegen anzugehen.
Passt auch ganz gut zu dem Thread „Sind Mobber unter Euch?“ ein paar Zeilen drunter.
Ich muss dir sagen, ich hab sowas noch nie erlebt. Zumindest nicht, seitdem ich mit meinem Studium fertig bin und arbeite. Vorher in meiner Ausbildung und als ich eine Weile in dem Job gearbeitet habe, da habe ich das auch mal erlebt. Im Handwerk, im Einzelhandel,…
Deshalb kann ich nur dazu raten sich noch weiter zu qualifizieren. Aber einem gewissen beruflichen Niveau geht es nur noch um die Leistung und wie man dazu beiträgt, die Leistung des gesamten Teams mit zu tragen und zu steigern. Alles andere ist da wirklich nebensächlich.
Und dann ist vielleicht noch relevant, wo man lebt. Ich hab den Eindruck Großstädter sind viel liberaler und offener als Dörfler.
Dass eine höhere berufliche Qualifikation vor Mobbing schützt, stimmt nicht. Mobbing findet sich in allen beruflichen (Qualifikations)ebenen und gerade natürlich auch da, wo es um Leistung geht. Deswegen wird eine höhere Qualifikation hier auch nicht die Lösung sein. Ebenso findet sich Mobbing natürlich auch im städtischen Raum.
Ich bin mittlerweile in hoher Führungsposition und habe mindestens einen Mitarbeiter, der mich ständig (teilweise täglich) angreift, auch öffentlich. Das gibt es auch. Meine eigene Haltung dazu ist dabei wichtig. Bin ich angreifbar? Bin ich selbstbewusst genug, auch mal Fehler einzugestehen? Kann ich dem Mitarbeiter die Grenzen aufzeigen? Dabei muss ich aufpassen, nicht selbst zum Täter zu werden...
Muss sagen ich hatte in meiner Firma wo ich jetzt 15 Jahre arbeite , einige Kolleginnen. Hab manche mehr und manche weniger gemocht. Aber gemobbt habe ich nie jemanden. Daher denk ich, wohin kommt deine Freundin immer dass sie ständig gemoppt wird. Man muss sich immer wieder zu solchen Leuten kommen. Oder ist sie vl so unsicher und nimmt jeden Tipp, Korrektur persönlich. Und kann damit nicht umgeh. Privat u Arbeit sind zwei verschiedene Dinge. Ich bin in der Arbeit auch ganz anders, ist nicht mal mit Absicht.
Möchte da jetzt nichts falsches sagen, aber wenn einem nur Geisterfahrer entgegenkommen, sollte man überlegen, ob man nicht selbst der Geisterfahrer ist.
Danke! Genau den Spruch hatte ich auf der Zunge als ich die ganze Story gelesen hab. Aber ich denke dennoch, dass die Freundin eher alles persönlich nimmt und alles aufschnappt & direkt denkt es ginge gegen sie.
Hey!
Gibt es irgendjemanden aus diesen 10 Jahren, den sie mal nach seiner/ihrer unabhängigen Meinung fragen könnte?
Irgendwas scheint da nicht zu passen. Wenn die Kunden doch immer zufrieden waren, wieso gab es dann Kündigungen in der Probezeit?
Hat sie viele Freundschaften?
Liebe Grüße
Schoko
Doch, was der Psychologe sagt, ist richtig so:
Ihr muss klar werden, dass Schule und Arbeitsleben zwei Paar Schuhe sind. Im Beruf läuft der Wettbewerb subtiler, d.h. jeder hat etwas auf der eigenen Agenda, was ihm selbst nützen soll. Sie sollte am besten nur Oberflächliches aus ihrem Privatleben erzählen und ihre Agenda (ihren Plan für den Job) für sich behalten. Keine Infos über Krankheitsdiagnosen, Familienzwiste usw. Sie soll auf der Ebene „erholsames WE gehabt“ oder „Mistwetter/herrliches Wetter“ bleiben. Auch sollte sie gewisse Infos für sich behalten (zB eine tolle Excelliste, die sie selbst gebastelt hat, sollte sie niemals verschenken und wenn doch, dann sehr zurückhaltend bzw. mit genügend Trara drum herum) und nicht bei allem springen/helfen. Auch nicht über Karriereambitionen sprechen (wer weiss, wer sonst genau dies schon seit Jahren erreichen will). Dann: Abgrenzen und auch mal Nein sagen. Die Aura, dass man nicht alles mit sich machen lässt, strahlt man aus und Kolleginnen und Kollegen sind in die Schranken gewiesen. Natürlich alles auf professionelle Weise, also unpersönlich und immer auf der Sache bleibend. Es sollte ihr selbst glasklar sein, was zu ihrem Arbeitsbereich gehört und dies sollte sie auch immer wieder verteidigen.
Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, die die eigenen Erfolge zwar stetig pflegen, aber nicht gross aufhängen soll. Auch schon gehört: „Ich hatte Glück und wurde befördert.“ oder „Wow, diese Lohnerhöhung hätte ich nie erwartet.“ Papperlapapp. Die Leute kämpfen dafür und haben zig Gespräche mit den Vorgesetzten. Das kriegt man manchmal zufällig heraus.
Für eine umfassende Aussensichtanalyse ihrer Verhaltensweisen sollte sie weiterhin zum Psychologen oder Coach mit Fokus Berufsleben gehen. Sie scheint irgendwelche Mechanismen zu leben, die ihr immer wieder zum Stolperstein werden. Ich habe den Eindruck, dass sie zu offenherzig und etwas naiv ist. Sie wird lernen müssen, dass man auf Arbeit anders sein kann bzw. muss als zuhause im Privaten oder Verein. Das geht, ohne dass man sich selbst untreu wird. Sobald sie die ersten Erfolge verzeichnet, wird sie stolz auf sich sein.
ja, ich denke auch, dass es bei TE bzw. TEs Freundin viel mit Grenzen bzw. nicht ausreichender Grenzsetzung zu tun hat. Ich sehe es oft bei Menschen deren Grenzen i.d. Vergangenheit wiederholt verletzt wurden, dass diese dann entweder komplett mauern oder aber (quasi vorauseilend, um sich vor Verletzung zu schützen) viel zu viel von sich offenbaren und sich so sehr verletzlich machen.
ich denke auch Psychotherapie mit Schwerpunkt auf Beziehungsstörungen (ggf. aufgrund früherer Verletzungen).
>> dass sie einfach nicht versteht, warum sie von Kollegen einfach grundsätzlich nicht gemocht wird. <<
Vielleicht ist das schon das Problem: Für ein professionelles, respektvolles Miteinander muss man nicht gemocht werden. 'Mögen' bezieht sich auf die persönliche Ebene und die ergibt sich im Beruf oft erst viel später und das hat absolut gar nix mit Mobbing zu tun. In dem Zusammenhang ergibt auch der Rat des Psychologen Sinn, die persönliche Ebene erstmal 'rauszuhalten. Die braucht es nicht, um gute Arbeit zu leisten und respektiert zu werden.
Ich habe mit allen meinen Kollegen eine gute, professionelle Ebene, aber nur mit einigen eine persönliche und die hat sich über Jahre hinweg entwickelt.
Grüsse
BiDi
Das tut mir sehr leid für sie.
Was gibt sie denn von sich preis, das Angriffsfläche für Mobbing bieten könnte.
Ich glaube dass Mobber Angst um ihren Job haben und deshalb gute Leute rausekeln wollen. So ging es mir mal vor Jahren in einem Praktikum. Meine Chefin hat Dinge aufgebauscht (zu viel fragen, etc) und sie dann in die Personalabteilung getragen. Dann hätte ich ein Gespräch und wurde mir diesen Dingen konfrontiert. Das Praktikum sollte sogar vorzeitig beendet werden, wozu es aber dann doch nicht kam.
Mobber sind vielleicht auch Leute die mit ihrem eigenen Leben unzufrieden sind.
Kann es sein, dass deine Freundin in einem typischen Frauenjob arbeitet? Wenn fast nur Frauen im Team sind, kann es leichter zu "Stutenbissigkeit" kommen.
Sind auch männliche Kollegen am Mobbing beteiligt (gewesen)?
Macht sich deine Freundin auffallend zur Arbeit zurecht? Hat sie einen auffallenden Klamottenstil oder auffallende Tattoos oder Piercings?Das könnten leider Gründe sein.
Vielleicht hat sie aber auch einfach immer Pech gehabt.
Deine Freundin sollte ein klärendes Gespräch mit ihrem Chef suchen.
Alles Gute. Und immer dran denken: Mobber sind ganz kleine Geister. Die können ihre Probleme nicht ehrlich kommunizieren.Anstatt zu reden wird gemobbt.