Ich arbeite als Sozial Arbeiterin in einem riesigen Unternehmen, jedoch ist unser Standort sehr klein. Wir sind nur 5 Leute und haben extrem viel zutun. Bei uns werden die Teilnehmer innerhalb von wenigen Wochen unterrichtet, gecoacht und in den Arbeitsmarkt integriert. Da wir eine begrenzte Anzahl an Wochen (je nach Vereinbarung mit dem Jobcenter) haben und immer sehr viele Teilnehmer, ist der Job wirklich extrem stressig. Ich bin froh, wenn ich mal zur Toilette komme. Eingestellt bin ich nur für 27,5 Stunden, allerdings ist die Stelle für eine 40 Stundenkraft vorgesehen. Deshalb muss ich regelmäßig Abends wenn die Kids im Bett sind und am Wochenende "freiwillig" arbeiten.
Nun bin ich schon seit Wochen immer mal wieder ausgefallen, weil mir extrem schlecht und schwindelig ist. Ich habe ein sehr schlechtes Gewissen meinen Kollegen gegenüber. Aber ich schaffe es nicht. Ich hatte nun so viele Fehlgeburten, dass macht mich psychisch ebenfalls fertig (bin während der Abgänge trotzdem arbeiten gegangen und nach der Ausscharbung am nächsten Tag), weil ich meinen Job liebe und meine Kollegen so toll sind.
Nun habe ich die Schwangerschaft zur besseren Planung auch sehr früh (6ssw) gemeldet. Meine Chefin möchte unbedingt das meine FA mit eine BV ausstellt. Sie kann mit mir nichts anfangen, weil ich ja eh ständig ausfalle und nicht mehr belastbar bin. (ihre Worte). Sie hat auch kein Bock eine Gefährdungsbeurteilung zu erstellen, deshalb bleibt die Schwangerschaft im Unternehmen wohl inoffiziell (mittlerweile 11 ssw). Ich versuche zur Arbeit zu gehen und bekomme dann direkt böse Kommentare, bin im Dienstplan komplett übertrieben eingetragen also viel mehr als andere. Wenn ich eine Pause brauche, weil mir schlecht ist heißt es "dann bleib doch gleich zuhause". Die möchte halt jemanden zur Vertretung einstellen wenn ich im BV bin und macht mir mein Leben echt schwer. Ich weiß nicht was ich machen soll. Meine FA belächelt mich nur und schreibt mich immer mal kurz wegen der Übelkeit krank. Ich weiß nicht, wie ich diese Situation lösen soll. Gespräche bei der Arbeit a la "Ich verstehe euch und ich gebe mein bestes" werden quasi mit einem Augenrollen abgetan. Während ich krank bin werde ich auch ständig angerufen wann ich endlich wieder komme. Es macht mich einfach fertig.
Jemand eine konstruktive Idee, wie ich weiter vorgehen kann?
Tipps zum Umgang mit Chefin
„Deshalb muss ich regelmäßig Abends wenn die Kids im Bett sind und am Wochenende "freiwillig" arbeiten.“
Wer sagt, dass du das „musst“?
Natürlich niemand. Offiziell wird es auch nicht verlangt. Aber wenn ich zB abends keinen Unterricht mehr vorbereite, dann stehe ich am nächsten Tag blöd da. Wenn ich abends nicht die ganzen Leistungsbilder durchschauen und recherchiere fehlen mir die Infos für den nächsten Tag. Auch muss ich natürlich Projekte Vor- und Nacharbeiten, weil ich ansonsten keine Zeit haben mit den Teilnehmern coaching Einheiten durchzuführen, welche ich aber für ein gutes Ergebnis benötige. Im Endeffekt sind es meine Teilnehmer die darunter leiden und natürlich auch ich, denn ich habe natürlich immer wieder die Gespräche mit den Sachbearbeitern des Jobcenters. Wenn ich denen sage, ich hab leider nichts gefunden bzw den Teilnehmer nicht ausreichend geschult, weil ich keine Zeit hatte, dann bekomme ich den Stress, bzw auch einfach keine Teilnehmer mehr geschickt. Ich kann die Sachen leider nicht einfach liegen lassen.
Du muss dir dringend ein gutes Rückgrat zulegen.
Deine freiwilligen Überstunden einstellen, wenn du deine Arbeit nicht schaffst, ist das eine Fehlplanung von oben, muss sie eben noch wen einstellen.
Ein BV von Gyn wird es nicht geben, die Gefährdungsbeurteilung MUSS sie machen. Setz ihr also eine Frist und melde sie sonst bei der Aufsichtsbehörde und stehe für dich und dein Kind gerade!
Das sind ja verschiedene Problemstellungen, die nicht alle mit der Schwangerschaft zu tun haben.
Wenn du die dir zugewiesenen Aufgaben grundsätzlich nicht in der vorgesehenen Arbeitzszeit erledigen kannst, läuft da etwas schief. Da hätte ich schon lange das Gespräch gesucht. Wie buchst du deine Stunden? Schreibst du Tätigkeiten dazu? Falls nicht, würde ich das ab sofort protokollieren. Daraus lässt sich ja ableiten, wie viel Zeit pro Klient / Fall durchschnittlich anfällt und wie viele Stunden eigentlich nötig sind bei x Klienten pro Woche. Wenn deine Vorgesetzte uneinsichtig ist, auf ein Gespräch mit der nächsthöheren Stelle bestehen und HR hinzuziehen, ggf. auch Personal-/Betriebsrat. Zur Not einen Anwalt für Arbeitsrecht.
In der Schwangerschaft bist du was Arbeitszeiten / Pausen angeht noch mal besser geschützt. Auch das würde ich auf diesem Weg durchsetzen.
Kein AG darf auf Dauer Überstunden voraussetzen, unbezahlt natürlich schon gar nicht. Und wenn das Jobcenter zu geizig ist, mehr Stundenkontingente freizugeben, könnt ihr halt nicht alle Kunden unterbringen. Ich selbst habe für eine Beratung im Public Bereich gearbeitet. Ja, da muss immer alles möglichst billig sein und wird trotzdem Wunder was erwartet. Aber wir haben jede gearbeitete Stunde in Rechnung gestellt. Falls dein AG das aus taktischen Gründen nicht möchte, kann das nicht das Problem der MA sein!
Und was deine Vorgesetzte in puncto BV plant ist Sozialbetrug. Da bitte nicht noch mitmachen, das kann auch dir auf die Füße fallen! Wenn sie ein BV für angebracht hält, muss sie eine Gefährdungsbeurteilung durchführen. Wird bei dem geschilderten Jobprofil nicht so einfach ("viel zu tun" reicht nicht, damit ein Arbeitsplatz als gefährdet gilt und die KV zahlt). Und deine FA handelt ganz richtig, wenn sie dich wegen typischer schwangerschaftsbedingter Beschwerden krank schreibt. Wenn du im ersten Trimester an Übelkeit und Kreislaufbeschwerden leidest, heißt das ja nicht, dass du die vollen 9 Monate gar nicht arbeiten kannst. Aber wenn du krank bist, hat dich niemand anzurufen. Warum gehst du da überhaupt ans Telefon?
Die Lösung ist m. E., deine begründeten Ansprüche gegenüber deinem AG endlich durchzusetzen. Im Moment lässt du alles mit dir machen und deine Vorgesetzte nutzt es aus.
„Ich verstehe euch und gebe mein Bestes.“
Mach dich nicht mehr klein mit solcher Art der Konversation! Deine Chefin hat schon längst kapiert, dass du dich komplett unterwirfst. Du bist schwanger und verdienst den entsprechenden Schutz. Deine Chefin bzw. der Betrieb muss(!) eine Gefährdungseinschätzung machen. Mobilisiere die Personalabteilung und den Betriebsarzt. Das ist übrigens deren Job! Weshalb würdest du ihnen Umstände bereiten? Mein Gott, das ist ein sozialer Betrieb. Sollen sie endlich die Werte leben, zu denen sie scheinbar stehen. Und du bist nicht der Samariter dort, sondern eine bezahlte Arbeitskraft mit allen Rechten und Pflichten. Agiere danach und schalt die Gefühle am Arbeitsplatz weitestgehend aus. Deine lieben Kollegen werden deine Fehlgeburte weder rückgängig machen können, noch juckt es jemanden, wie es dir jetzt geht. Augen auf.
Alles Gute und sei stark für DICH.