Hallo,
ich habe vor einiger Zeit Post vom Amtsgericht bekommen. Mein Vater ist im Mai gestorben und wir hatten leider nicht immer das beste Verhältnis.
In dem Schreiben steht dass ich enterbt bin und meine Mutter als Alleinerbin eingesetzt ist und unsere zwei Söhne später als Schlusserben eingesetzt worden sind.
Ich weiß nun irgendwie nicht wie ich vorgehen soll.
Meine Eltern sind nicht unvermögend und nun hat mir mein bester Freund gesagt, dass ich aufpassen muss dass meine Söhne nicht zu viel Erbschaftssteuer bezahlen müssen weil Enkelkinder wohl nur einen Freibetrag von 200.000 € haben, aber das wird wohl alleine schon durch die Immobilie weit überschritten.
Ich denke und hoffe, dass meine Mutter noch lange lebt aber möchte nicht, dass die Jungs später vor einem Haufen Steuerschulden stehen. Meine Frau ist auch ratlos.
Hat hier jemand Erfahrung damit?
Danke
Mein Vater hat mich enterbt, nun sollen alles meine Kinder bekommen. Steuer?
Hej,
so wie ich das verstehe klingt das nach einem klassischen Berliner Testament.
Somit wärst Du als Kind aktuell sowieso erst einmal "enterbt" und Deine Mutter ist versorgt.
Also erst mal die Füße ruhig halten.
Denn wahrscheinlich wird sie demnächst vom Finanzamt aufgefordert, dass sie Auskunft über ihre Erbschaft machen muss und dann wird sehr wahrscheinlich der Fiskus erst mal die Hand aufhalten.
(der Freibetrag für deine Mutter als Witwe müsste bei 500.000€ liegen).
Da könnte ggf ganz schön was anfalle.
So.
Und bei deine Söhnen, also den Enkelkindern, könnte es bei gutem Vermögen tatsächlich nochmal gemein werden, wenn Deine Mutter verstirbt und die beiden erben.
Bedenke aber immer, dass bis dahin noch viel Wasser die Isar runterfließen wird.
Es kann alles mögliche passieren, Pflegekosten etc und deine Mutter kann im Prinzip machen was sie will.
Und bei den Enkeln liegt der Freibetrag bei 200.000 € pro Nase. Das heißt alles, was darüber liegt muss versteuert werden, da kann ganz schön was abgezwackt werden.
Deine Mutter könnte überlegen, den beiden zu Lebzeiten eine Schenkung zu vermachen.
Das aber sollte sie unbedingt mit einem Anwalt oder Notar besprechen, denn da gibt es einige Regeln und es geht auch um Jahre oder Lebzeiten im Haus usw. Da kenne ich mich nicht gut aus.
Was auch noch ginge wäre, dass Du nach ihrem Tode deinen Pflichtteil einforderst.
Dieser steht Dir zu und da liegt der Freibetrag auch höher.
Da könntest Du eventuell was tricksen, denn ich gehe jetzt mal nicht davon aus, dass Du deinen Anteil fröhlich verfrisst sondern ihn (hoffentlich) sinnvoll anlegst, eine Immobilie abbezahlst usw. Und davon können dann auch später wieder deine Söhne profitieren.
Und mit diesem Pflichtbetrag schmälert sich auch erst einmal der Erbteil an Deine Jungs, aber somit müssen sie auch weniger bzw. gar nichts an den Fiskus zahlen.
Besprecht das mal.
Komplett enterbt kannst Du nur werden, wenn Du Dich zB gewalttätig oder betrügerisch, kriminell etc deinem Vater gegenüber verhalten hast oder straffällig geworden wärst...bist Du ja hoffentlich nicht, oder?
Trotzdem lasse Dich mal anwaltlich beraten.
Es kommt auch noch darauf an, ob Du zB Geschwister hast, gibt es weitere Enkel..?
LG
Auch beim klassischen Berliner Testament ist man als Kind NICHT enterbt. Man hat durchaus einen Anspruch auf den Pflichtteil, den man bereits nach dem 1. Tod anfordern kann.
Nein nein also gewalttätig oder kriminell bin ich keinesfalls geworden.
Es gab immer schon Spannungen zwischen meinem Vater und mir und meine Mutter war ihm da immer ziemlich hörig. Jetzt nach seinem Tod entspannt sich unser Verhältnis langsam und sie ist auch froh, dass wir uns um sie kümmern.
Geschwister habe ich keine.
Ich bin der einzige Sohn und habe mit meiner Frau zwei Söhne.
Ich hab vor 2 Jahren von meiner vermögenden Tante geerbt, da ist der Steuersatz nochmal höher. Die Rechnung vom Finanzamt kam erst, nachdem das Erbe aufgeteilt war und konnte locker vom Erbe bezahlt werden. Es ist ja trotzdem nur ein Prozentsatz vom Ganzen.
Das könnten sie auf jeden Fall, aber ich sehe es ehrlich gesagt nicht ein dass man dem Staat so viel Geld schenkt wenn man es unter Umständen auch anders deichseln kann.
Meine Frau und ich arbeiten beide, haben uns ein schönes EFH finanziert. Ich bin selbstständig, meine Frau arbeitet in VZ aber das Finanzamt greift jedes Jahr bei uns ordentlich ab. Und ich bin einfach der Meinung dass das nicht sein muss, wenn man mal bedenkt wohin unsere Steuergelder hinfließen. Da gönne ich das lieber meinen Söhnen und will schauen dass es in der Familie bleibt auch wenn mich mein Vater da jetzt ausgeschlossen hat.
ach daher weht der Wind...
Hallo,
erstmal ruhig bleiben. ✌️
Du hast 2 Söhne, die das gesamte Vermögen deiner noch lebenden Mutter erben werden.
Da werden jedoch zunächst noch Nachlassverbindlichkeiten (z.B. noch ausstehende Schulden und die Beerdigungskosten) von abgezogen.
Dazu gehört auch dein Pflichtteilsanspruch. Selbst wenn du enterbt wurdest, steht dir rechtlich noch der Pflichtteil zu. Das ist die Hälfte deines gesetzlichen Anteils. Normalerweise würdest du - nachdem deine Mutter verstirbt - alles allein erben (vorausgesetzt, du bist das einzige Kind).
Da du jedoch enterbt wurdest, steht dir noch der Pflichtteil in Höhe von 50 % des gesamten Vermögens zu.
Der Pflichtteil ist eine Geldschuld, den deine Kinder dir zahlen müssen. Darauf bekommst du ebenfalls einen Freibetrag, dieser beträgt 400.000 €.
Somit verbleibt deinen Söhnen wertmäßig nur noch die Hälfte des Vermögens. Es ist richtig, dass Enkel "nur" einen Freibetrag von 200.000 € haben. Da du jedoch 2 Söhne hast, bekommt jeder den Freibetrag, also insgesamt 400.000 €.
Insgesamt gesehen bleibt das Vermögen in Höhe von 800.000 € steuerfrei. Je nach Höhe des darüber hinausgehenden Vermögens wird noch besteuert. Keine Ahnung, wie viel das sein wird, aber auf jeden Fall verbleibt da nicht mehr so viel Steuer.
Ich hoffe, ich konnte dir helfen.
VG
Das mit den 800.000€ kommt ungefähr hin, es wird wahrscheinlich noch etwas darüber liegen.
So wie Du es schreibst klingt es schlüssig und das werde ich mal mit einem Anwalt besprechen.
Ich möchte meinen Jungs ja nichts wegnehmen, aber ich möchte auch nicht dass hier dem Staat sinnlos und unnötig Geld in den Hintern geblasen wird wenn man das vermeiden kann.
Meine Frau und ich haben eine Immobilie und sie wird von ihren Eltern einmal deren Haus erben, aber da müsste einiges saniert werden. Dafür könnten wir zB meinen Pflichtteil gut brauchen und könnten unseren Söhnen. später einmal jedem ein schuldenfreies Haus vererben.
Und den Erbteil der Jungs könnten sie dann gut anlegen oder anderweitig investieren.
Ja, besprich das auf jeden Fall auch mit eurem Anwalt. Ist immer sicherer.
Viel Erfolg!
Warum sollten sie vor Schulden stehen? Steuern werden vom Erbe bezahlt. Eventuell müsste eine Immobilie verkauft werden um die Steuern zu zahlen. Auf jeden Fall werden deine Kinder profitieren.
Verstehst du dich gut mit deiner Mutter? Wenn ja könnte sie deinen Kindern eventuell vorab schonmal etwas im Wert von 200.000€ pro Kind überschreiben. Zum Beispiel eine Immobilie überschreiben und den Nießbrauch behalten. Alle 10 Jahre hat man den steuerlichen Freibetrag "neu". Da würde ich mich mal von einem Steuerberater beraten lassen.
Wie geht es dir damit, dass du enterbt bist? Steht dir nicht mal dein Pflichtteil (die Hälfte des gesetzlichen Erbes) zu? Ich meine man braucht schon gute Gründe um den zu verweigern.
Mit meinem Vater hatte ich die rund letzten 25-30 Jahre ein sehr angespanntes bis schlechtes Verhältnis. Es war eher so dass alles was ich machte nie gut genug war und er immer etwas zu kritisieren fand.
Ein sehr großer Streitpunkt war, dass ich damals nicht in seine beruflichen Fußstapfen treten wollte. Auch meine Frau hat er nie so richtig akzeptiert, er wollte immer was besseres für mich. Die Kinder erziehen wir falsch und unser Haus sei nicht so wie er es gerne gehabt hätte und so weiter und so fort. Ihm hat praktisch nichts gepasst, angefangen beim Auto und endend beim Futternapf unseres Hundes.
Er hat stets früh damit gedroht dass er mich jederzeit enterben kann. Sogar als ich erst 10 Jahre alt war und vom Tennisverein in den Fußballverein gewechselt bin. Als ich dann im Studium meine Richtung wählte statt der von ihm angestrebten, schrieb er mir bereits in einer sehr harschen Mail, dass er mich enterben wird.
Ich bin daher nicht überrascht.
Im Testament stand nur, dass ich als sein Sohn enterbt bin und meine beiden Söhne die Schlusserben sind.
Äh - Dir ist aber schon klar, dass egal wieviel Steuern anfallen, der Wert des Erbes um ein Vielfaches höher ist? Deine Jungs werden also ohne einen Handschlag zu tun an viel Geld kommen. Wieso machst Du Dir also Sorgen?
Grüsse
BiDi
Sorgen sind es nicht aber ich möchte dem Staat auch nicht mehr schenken als es unbedingt sein muss.
Du schenkst dem Staat auch gar nichts, er fordert auf gesetzlicher Grundlage seinen steuerlichen Anspruch ein.
Deine Söhne werden ohne ihr zutun mehr als 200.000€ pro Person erben, wenn tatsächlich Steuern anfallen. Nehmen wir an deine Söhne erben jeder 400.000, und sie wollen nicht selbst dort wohnen sonder verkaufen für insgesamt 800.000.
Am Ende steht eine Steuerlast von circa 22.000€, jeder hätte also 378.000€ locker mal eben auf die Hand. Davon können die meisten Menschen nur träumen.
Ich denke daher die Angst vor "Steuerschulden" sollte sich in Grenzen halten.
du könntest deinen Pflichtteil einklagen. Sonstr kannst du nichts machen. Es ist halt sao, dass man wen man etwas erbt Erbschaftssteuer zahlen muss, wenn deine Eltern so vermögend sind , hättest du auch bezahlt
Es macht doch überhaupt keinen Unterschied, ob zwei Personen einen Freibetrag von je 200k haben oder eine Person einen Freibetrag von 400k. (Man korrigiere mich bitte, sollte das ein Denkfehler sein!)
Entgegen deinen Befürchtungen kannst du, wie dir hier schon dargelegt wurde, deinen Pflichtteil einklagen und damit sogar die Steuerschuld drücken. Das dürfte dir doch sehr entgegenkommen, wie man deinen Antworten entnehmen kann. Dein Vater hat dir so gesehen sogar einen Gefallen getan.
Da hast du recht. Je nachdem wie viel es tatsächlich zu vererben gibt fällt die Summe der Erbschaftsteuer sogar geringer aus.
Erbt der TE von seinen Eltern 800.000€, muss er nach Freibetrag noch 400.000€ mit 15% versteuern. Also 60.000€ Erbschaftssteuer.
Erben seine Söhne aber jeweils 400.000€ müssen sie nach Freibetrag nur noch jeder 200.000€ versteuern mit 11%. Also jeder 22.000€, in Summe 44.000€ Erbschaftsteuer.
Was „günstiger“ ist hängt also stark von der Höhe des tatsächlichen Erbes ab. Grundsätzlich ist es aber immer günstiger das Erbe gleich auf mehrere aufzuteilen.
"Erbt der TE von seinen Eltern 800.000€, muss er nach Freibetrag noch 400.000€ mit 15% versteuern. Also 60.000€ Erbschaftssteuer.
Erben seine Söhne aber jeweils 400.000€ müssen sie nach Freibetrag nur noch jeder 200.000€ versteuern mit 11%. Also jeder 22.000€, in Summe 44.000€ Erbschaftsteuer. "
@ourhope123
Wobei ich hier aber den TE auch verstehen kann.
60K bzw. 44K sind in beiden Fällen eine Menge Geld.
Bei anderen Menschen fällt eine "normale Erbschaft" noch nicht mal so üppig aus und ich teile hier die Ansicht des TE, dass man so viel Geld nicht einfach so dem Staat überlassen soll, wenn es da Ausweichmöglichkeiten gibt. Von daher gar nicht mal so blöde, wenn er seine Pflichtteil einfordert und dann der Rest auf die Kinder verteilt wird. Es bleibt ja in der Familie.