Hallo
Meine Frage hat auch eine kleine Vorgeschichte.
Ich habe anno dazumal Bäckerei Verkäuferin gelernt aber nur ca 3 Jahre darin gearbeitet, dann Kinder bekommen und als sie in den Kindergarten kamen der besseren Arbeitszeit wegen in einem Unternehmen das gefrorene Backwaren herstellt angefangen dort habe ich dann 34 Jahre gearbeitet
Anfang letzten Jahres ist der Betrieb zu gemacht worden und wir hatten die Wahl Abfindung oder mit zum 600 km entfernten neuen Standort zu kommen.
Ich habe mich für die Abfindung entschieden, Plan war einen Teil in meine Altersversorgung zu stecken und bis zur Rente nicht mehr arbeiten zu gehen.
So jetzt fand ich das doch nicht so prickelnd nur zu Hause und habe dann so muss ja nicht mehr Vollzeit sein aber so ein paar Stunden wären ganz nett.
Wir wohnen ländlich dennoch werden in den Bäckereien hier herum Personal gesucht.
Ich mich beworben angenommen worden und voller Motivation angefangen
Einarbeitung gabs in Form von 4 Tagen mit verschiedenen Kollegen mitarbeiten
Danach war ich allein auf mich gestellt.
Unter anderem wurde verlangt immer 30 Minuten vor Arbeitsbeginn da zu sein ohne Zeiterfassung, zwecks Kassensturz und ablösen, dann war die Arbeiten die eigentlich erledigt werden sollten alleine nicht zu schaffen insbesondere zum Feierabend oder zum Öffnen der Filiale.
Die anderen Kolleginnen sind dann natürlich ohne Zeiterfassung früher gekommen oder länger geblieben. Ich rede jetzt nicht von 10 Minuten sondern von 45 bis 60 Minuten
Zudem wurden täglich 30 Minuten Pause abgezogen die man ja nicht machen konnte weil allein im Geschäft.
Ich habe selbstverständlich die Filialeleitung sowie Bezirksleitung darauf angesprochen die Antwort war ist in dieser Branche absolut üblich und Pause müssen wir abziehen vom Staat her das ist so Gesetz.
Also habe von meinem in der Probezeit sofortigem Kündigungsrecht gebrauch gemacht und nach 7 Wochen gegangen.
Habe gedacht vieleicht einfach ein schlechtes Unternehmen
Also auf ein neues
Ich habe jetzt keine schmutzige Wäsche gewaschen bei meinem neuen Arbeitgeber bin auch wieder eingestellt worden, dort sind die Arbeitsbedingungen deutlich besser aber mit der Pause ist dort auch so und dieses 7 Tage die Woche zur Verfügung stehen ist in beiden Betrieben gleichermaßen.
Also ich muss nicht 7 Tage arbeiten aber ich weiß Mittwoch erst immer wie ich die Folgewoche arbeiten muss und die ist ja 7 Tage lang und ob ich früh oder spät muss also nix mit 1 Woche früh eine spät
Das war natürlich früher so nicht da er das noch von 6.00 bis max 13.00 und von 15.00 bis 18.30 und Samstag 12.30 Ende Sonntag und Montag war der Laden zu
Ich lasse jetzt mal dahin gestellt ob besser war aber planbar
Und was mir extrem aufgefallen ist ,hat jetzt mit den Arbeitsbedingungen nichts zu tun,wenn früher jemand recht spät kam so gegen 18.00 Uhr und fragte nach zb einem Brot und es waren nur noch 3 zur Auswahl da war das halt so
Jetzt habe ich wirklich häufig Kunden die kommen kurz vor Ladenschluss und sagen habt ihr nur noch die paar Brote und habt ihr auch keine Mehrkornbrötchen mehr und die sind echt angefressen darauf.
Tja eigentlich wollte ich nur wissen ist das jetzt mit den Arbeitsbedingungen echt so üblich oder ist das jetzt einfach nur 2 mal ins Klo gegriffen
Bitte eure Erfahrungen
Danke
Frage an Bäckerei Verkäufer/in oder ähnliches
Ich arbeite seit über 20 Jahren im Einzelhandel.(Metzgereifachverkäuferin)
Leider ist das von dir geschilderte mittlerweile fast überall so. Egal ob im Supermarkt oder bei den Familienbetrieben.
Bei mir war Arbeitsbeginn offiziell um 6 Uhr. Angefangen habe ich aber schon um 5.25 weil ich es sonst gar nicht geschafft hätte. Ich war morgens auch immer alleine zum einräumen,sollte aber 2 Theken machen plus gleichzeitig den Imbiss vorbereiten. Um 11 sollte unser Mittagsmenü fertig sein, Hilfe kam aber meistens keine oder erst um 10. Pausen gab es nicht, wurden aber natürlich abgezogen da sie gesetzlich vorgeschrieben sind. Freie Tage waren selten, den Arbeitsplan für die Folgewoche gab es mit viel Glück Samstag Mittag, bei schlechter Laune vom Chef auch erst Sonntags.
Samstag frei gab es nie, ich musste letztes Jahr regelrecht betteln damit ich wenigstens Mal einem Samstag bekomme, da hatte mein Sohn Geburtstag. Kurz darauf habe ich gekündigt und bin zum Familienbetrieb. Viel besser ist es ja aber auch nicht. Das müssen wir uns sogar ausstechen wenn wir zur Toilette gehen.
Was mich mittlerweile echt am meisten nervt sind die Menschen vor der Theke. Man kann nichts recht machen, alles soll immer und zu jeder Zeit verfügbar sein. Und in bester Qualität. Wir schließen Samstags um 13 Uhr. Es sind jeden Samstag die gleichen Kunden die seelenruhig um 12.55 in den Laden kommen und noch Extrawünsche haben. Die sie selbstverständlich erfüllt bekommen. Will der Chef so.
Ich habe mittlerweile die Faxen dicke, bis Ende August halte ich noch durch. Danach fange ich etwas neues an und hänge den Verkauf an den Nagel. Es macht mir keinen Spaß mehr. Und dafür dass man sich körperlich kaputt macht verdient man einfach viel zu wenig.
Hallo und vielen Dank das du aus meinem etwas wirren Geschreibsel schlau geworden bist. Ist mir erst jetzt aufgefallen das ich bisschen von hü nach hott erzählt habe
Ich bin sehr erstaunt 😲 das es so einfach ist das Arbeitsschutzgesetz so auszuhebeln und hoffe noch auf ein paar positive Erfahrungen
Ich habe in 14 Tagen einen Termin bei unserer Chefin die zeitgleich personalsachbeatbeiter ist und hoffe das etwas dabei herauskommt.
Ansich macht es mir Spaß, aber die ziemlich kurze Zeit die ich das ja jetzt erst mache zeigt da ein deutlich anderes Kundenverhalten als vor fast 40 Jahren
Was ihr da schreibt hätte vor keinen Arbeitsgericht im Land bestand, und es ist nur deshalb Praxis weil es offensichtlich Leute gibt, die das mitmachen.
Früher kommen z.B., das wird wahrscheinlich niemand anordnen, dementsprechend kann es auch nicht geahndet werden. Ich würde das nicht machen, was dann eben nicht fertig ist , ist nicht fertig.
Gibt es bei euch keine Gewerkschaften?
Ich komme aus dem hotel und habe die letzten Jahre im Handel gearbeitet, zwar anderes Produkt, aber vieles was du beschreibst habe ich auch so erlebt.
Und ja, die Kunden sind der Hauptgrund warum ich seit einem halben Jahre raus bin. Ich ertrage es nicht mehr. Die Umstände sind eh schon nicht super, die Bezahlung, na ja. Aber viele Kunden glauben, dass wir als Dienstleister alles über uns ergehen lassen müssen. Da wird sich heiligabend um13:58 beschwert warum wir jetzt keine geschenke mehr verpacken. Oder warum die Schlange an der Kasse so lang ist. Früher war es mal anders. Ja, früher waren wir in einer Schicht zu dritt, im Weihnachtsgeschäft auch mal zu fünft. Jetzt können wir froh sein, wenn wir pro Schicht zwei Leute haben. Die parallel Kasse machen, Kunden beraten, Geschenke verpacken, Bestellungen oder Ware annehmen, fragen beantworten, ans Telefon gehen. Diese dauerüberlastung führt zu hohen Krankheitsständen oder das immer mehr Menschen gehen.
Und gabz ehrlich, ich verstehe jeden, der sich das nicht mehr antut. Und die Kunden stehen dann und gucken dich mit großen Augen und sagen: ja wo sind denn die ganzen Leute hin?
Dahin wo sie wenigstens besser bezahlt werden, nicht jedes Wochenende arbeiten müssen und abends vor 21 Uhr zuhause sind, Hilde! Wo Arbeitszeit und arbeitsschutzgesetzte nicht um Empfehlungen sind und nicht permanent mit füßen getreten werden.
Lage rede kurzer Sinn: das was du erlebst ist leider der Standart in Handel und gastro Standart ist. Vielleicht hast du Glück und findest die eine ausnahme unter vielen. Ansonsten schau nochmal anderweitig.
Ich drücke dir die Daumen.
Ich hab vor 10 Jahren mal in einer kleinen Bäckerei gejobbt und ganz ähnliche Erfahrungen gemacht. Hab ich auch nur mitgemacht weil ich 4 Monate überbrücken musste und mir taten die Frauen leid, die von diesem Job so abhängig waren.
Die waren teilweise so mit Herzblut dabei, weil sie wenigstens Filialleitung werden wollten um mehr als Mindestlohn zu verdienen… kamen mehr als eine Stunde früher zum einräumen und bleiben mindestens 30 Minuten länger zum abräumen, Retoure machen, Kasse machen, putzen… ohne zu Murren. Pause gab es natürlich nur selten, nur wenn Schichtwechsel war. Dinge wie Schneeräumen, Fenster und Kundenklo putzen wurden natürlich auch verlangt 🙄.
Dienstplan auch nur 2 Wochen im Voraus und wenn man nicht wechseln oder einspringen konnte war man fast eine Verräterin. Selbst der Lohn kam nicht pünktlich.
Und die fanden das recht normal.
War froh, dass ich das nicht lange und nicht Vollzeit machen musste.
Meine Schwiegermutter hat haargenau das gleiche erlebt. Sie ist mit Mitte 50, als die Firma, in der sie ein Leben lang gearbeitet hat, Insolvenz ging, auch in einer Bäckerei untergekommen. Vor 15 Jahren war es etwas schwieriger, einen Job zu bekommen.
Sie hatte vorher recht gut verdient, 35 Jahre in der selben Firma sind halt schon eine Hausnummer. Und dann runter auf Mindestlohn, täglich locker eine Stunde unentgeltlich gearbeitet wie bei dir, keine Chance auf Pause, spontan sonntags noch einspringen, an Silvester noch Inventur bis in die Puppen und lauter solche Sachen.
Mittlerweile ist sie Rentnerin, arbeitet noch als Minijobberin in der Bäckerei, und es hat sich NIX verändert. Ganz schrecklich und ich hoffe so, dass die VZ-und TZ-Kräfte dort hinschmeißen und sich einen Job mit besseren Bedingungen suchen. Mittlerweile haben wir wenigsten einen Arbeitnehmer-Markt. Niemand sollte solche Umstände hinnehmen.
Wenn ich das richtig lese, dann kommst du aus der Produktion, das ist ja eine ganz andere Welt.
Und ja, früher lief da eben überall auch mehr Personal rum, egal ob bei dir, der Metzgerei, generell im Verkauf oder in Arztpraxen (da hat man das nämlich auch)/Pflege...eigentlich in allen Dienstleistungsbranchen.
Und ja, die Menschen vor dem Thresen sind spezieller geworden. Da fehlt dir aus meiner Sicht einfach aber die Erfahrung, deren Spinnereien zu filtern und an dir abprallen zu lassen....vermutlich auch das entsprechende Pokerface.
Und ja, da du auf keine festen Arbeitszeiten (Stichwort kleine Kinder) mehr angewiesen bist, "stopft" man mit dir die Lücken. Du hast doch auch nichts besseres vor mit deinem Leben, oder etwa doch ?
Und ja, man wird am Anfang ausgetestet....wieviel nimmst du hin? Was lässt du mit dir machen? Wie schon jemand schrieb, wer auf den Job angewiesen ist, der lässt da vieles mit sich machen. Wer aber egoistisch genug ist und ein dickes Fell hat, der kann schon auf Dauer was für sich reißen....mahct man natürlich nicht gleich am Anfang.
Und auch das war früher schon so....Betriebe mit häufigen Angestelltenwechseln machen deutlich, wie das Betriebsklima ist. Daran hat sich nichts geändert.
Gerade diese wechslenden Arbeitszeiten finde ich persönlich sehr gut (mein Kind ist auch nicht mehr klein ).....sonst müsste man ja immer die unbezahlte Arbeit (bei dir einräumen) machen. Diese kurfristigen udn recht chaotischen Dienstpläne, die gab es früher so nicht. Meiner Meinung nach liegen sie am Fachkräftemangel udn eben auch daran, das es eben Angetsellte gibt, die sich die Wurst nicht vom Brot nehmen lassen, also für sich einstehen. Und an den vielen Teilzeitkräften. Die Neuen haben dann erstmal die A****karte gezogen.
Naja, und über die Öffnungszeiten brauchen wir doch nicht sprechen, das hat man ja nun in all den Jahren mitbekommen, was sich da geändert hat.
Ich habe ein paar Jahre im Discounter gejobbt und da war es ähnlich. Wobei ich gehört habe, dass andere Filialen durchaus besser organisiert gewesen sein sollen. Ob es stimmt, weiß ich nicht. Als ich einmal in einer anderen Filiale aushelfen musste, waren die Arbeitsbedingungen auch schrottig.
Wenn du mit der Abfindung gut versorgt bist, hast du das Glück, nicht mehr jeden Job annehmen zu müssen. Zumindest hört es sich nach deiner Beschreibung so an.
Falls ja, würde ich mir etwas suchen, was Spaß macht und du nicht mehr ausgebeutet wirst. Evtl. als Aushilfe (zu deinen Bedingungen) in einer Bäckerei oder etwas komplett anderes und ggf. in Teilzeit.