Hallo ihr Lieben,
mich plagt momentan mein schlechtes Gewissen und deshalb wollte ich um Meinungen fragen.
Ich bin aktuell mit eineiigen Zwillingen beschäftigt und diese teilen sich eine Plazenta. Das und mein Alter sind bereits ein Grund, warum meine Schwangerschaft als Risikoschwangerschaft eingestuft wird.
Zu mir: Ich hatte in meinen 20er Jahren eine ziemlich heftige Infektion und mir musste so einiges entfernt werden. Auf natürlichem Wege schwanger werden war unmöglich. Auch nach 6 Jahren künstlicher Befruchtung sah es nicht gut aus und meine Eizellenreserve war so gut wie aufgebraucht. Das ich schwanger geworden bin, grenzt also an einem Wunder.
Meine Schwangerschaft fing gleich von Anfang an mit Problemen an. Ich hatte ein sehr großes Hämatom und wochenlang zum Teils starke Blutungen. Meine Ärztin wollte mir sofort ein BV ausstellen und ich habe mich geweigert. Ich liebe meinen Job. Ich arbeite in einem Büro und habe einen geistig sehr anspruchsvollen Job. Meine Ärztin war nicht begeistert und besorgt.
Es sind mittlerweile zwei Monate vergangen und ich werde engmaschig kontrolliert. Bei jedem Besuch sagt meine Ärztin, dass sie das nicht gut heißt und ich auf mich aufpassen muss und das nicht unterschätzen darf. Mittlerweile sorge ich mich deshalb sehr und bin am hin und her überlegen, ob ein (Teil-) BV nicht Sinn macht. Ich habe Angst, dass später was passieren könnte und ich mir dann mein lebenlang Vorwürfe mache.
Aber rechtfertigen meine Beschwerden ein BV? Das Risiko auf eine Fehlgeburt ist bei mir aufgrund mehrerer Faktoren sehr hoch. Zudem habe ich ein sehr hohes Thromboserisiko (obwohl ich mich täglich spritzen muss). Körperlich geht es mir wahrscheinlich wie den meisten Schwangeren: starke Rückenschmerzen und Bauchschmerzen, starke Übelkeit und Sodbrennen. Begründet dieses „Gesamtpaket“ ein BV oder reagiert meine Ärztin über? Oder spiele ich alles nur runter?
Ich wüsste nicht, was ich den ganzen Tag daheim machen soll. Dann würde ich nur noch darüber nachdenken, ob etwas schlimmes passieren könnte und die Zeit würde nicht mehr vergehen. Allerdings war mein Mann bei allen Untersuchungen dabei und bekommt die Sorgen der Ärztin natürlich mit und macht sich jetzt selber auch große Sorgen. Das übt auch nochmal Druck auf mich aus.
Was denkt ihr? Was würdet ihr an meiner Stelle tun?
Beschäftigungsverbot - Ja oder Nein?
Nein hier wäre ein BV nicht gerechtfertigt. Hierzu müssten Leben oder Gesundheit von dir oder den Babys durch deine Berufsausübung gefährdet sein. Dass du ein hohes Fehlgeburtsrisiko hast, hat aber nichts mit deinem Beruf zu tun, sondern ist rein gesundheitlich bedingt, ob du nun arbeiten gehst oder nicht. Einer intakten Schwangerschaft kann ein Bürojob nichts anhaben. Eine Risikoschwangerschaft rechtfertigt auch kein BV. Deine Symptome rechtfertigen möglicherweise aber eine AU.
Wenn deine Ärztin dir trotzdem ein BV ausstellt, handelt sie entgegen der rechtlichen Vorgaben. Dir kann das grundsätzlich egal sein, aber für deine Ärztin zu großen Problem führen (Schadensersatz, Approbation).
Wenn das erhöhte Fehlgeburtsrisiko nicht Lebensgefährdend für die Babys ist, wie soll denn eine Gefahr für das Leben der Babys bitte aussehen?
Sofern aufgrund der konkreten, individuellen Situation der werdenden Mutter auch arbeit im Büro nicht möglich ist, ist ein BV gerechtfertigt.
§ 16 Absatz I Mutterschutzgesetz besagt, dass eine Schwangere nicht beschäftigt werden darf, soweit nach Ärztlicher Beurteilung ihre oder die Gesundheit des Kindes gefährdet wäre.
Darin ist nichts über die Art der Tätigkeit und die Schwere der Risiken vorgegeben.
Mehrlingsschwangerschaften und das Hohe Risiko einer Fehlgeburt allein können für ein Individuelles BV ausreichend sein!
Die Abgrenzung zwischen AU und BV ist, ob die Arbeit die Beschwerden/Risiken erhöht oder nicht.
Wenn eine Arbeit generell aufgrund Beschwerden wie Übelkeit/Rückenschmerzen nicht möglich ist, gibt es eine AU.
Die Frage ist jetzt also konkret, ob ein Sitzen im Büro vorm Computer das Risiko einer Fehlgeburt erhöht im Vergleich zum Sitzen/Liegen auf dem Sofa zuhause.
Diese, und nur diese Frage muss die Frauenärztin beantworten.
Falls die Ärztin da tatsächlich ein erhöhtes Risiko in diesem konkreten Fall sieht, würde ich das BV natürlich nehmen.
Es tut mir sehr Leid, dass die lang ersehnte Schwangerschaft dir so viele Probleme bereitet.
Nachdem es so lange gedauert hat, wäre es schöner die Schwangerschaft ein bisschen genießen zu können.
Ich verstehe, dass du Sorge hast die Decke fällt dir zu Hause auf den Kopf. Das schlechte Gewissen in Bezug auf den Job ist aber unangebracht, angeischts der zwei kleinen Herzen die unter deinem schlagen.
Hier im Forum haben sich andere Frauen beschwert, dass sie vom Arzt kein BV erhalten, obwohl dafür wirklich weit weniger Gründe bestanden.
Wenn es deine Ärztin ist, die zum BV rät, können Laien im Forum nicht beantworten ob sie vielleicht überreagiert. Sollte es sich sehr verunsichern, besteht die Möglichkeit eine zweite Meinung einzuholen. Ich schätze allerdings, dass ein jeder Gyn sehr verwundert sein wird wenn du wissen willst ob das BV denn nötig sei, anstatt unbedingt eines erwirken zu wollen.
Persönlich würde ich den Rat der Ärztin ernst nehmen um auf keinen Fall die Schwangerschaft zu gefährden.
Danke für deine lieben Worte. Ich hätte mir auch gewünscht, dass ich meine Schwangerschaft genießen kann. Aber ich habe jeden Tag Angst und Sorgen. Das wird nicht dadurch besser, dass mich meine Ärztin bei jedem Termin nach meiner Arbeit fragt und warum ich immer noch arbeiten möchte und mir immer wieder die Risiken aufzeigt. Aber sie hat das Fachwissen und darauf sollte ich mich auch verlassen.
Also wenn medizinisch so viel bei dir vorliegt und deine Ärztin es ja sogar anspricht, dann hätte sie dich ja auch schon ins BV schicken müssen.
Ich hatte zwar am Anfang eine unkomplizierte Schwangerschaft, mitgeben es aber psychisch schlecht und mir war einfach alles zu viel. Als ich mit meinem Arzt gesprochen habe meinte der nur: ich verstehe ihr Problem nicht, ihrem Kind geht es doch gut. Mein Job ist ebenfalls geistig sehr anspruchsvoll. Ich wollte keine "empfindliche Schwangere" sein und habe mich durchgebissen, zum Teil bis abends um 7 Präsentationen für meinen Chef gemacht der auf mich keinerlei Rücksicht genommen hat.
Das Ergebnis war ein Blasensprung Anfang der 28.SSW. Ich hatte Glück und die Schwangerschaft hielt noch weitere 4 Wochen, allerdings mit Krankenhausaufenthalt unter Coronabedingungen. Danach folgte ein langer Aufenthalt auf der Kinderintensiv. Auch heute noch, fast 3 Jahre danach spüre ich die Auswirkungen der Frühgeburt auf mich und mein Kind. Gedankt hat es mir keiner, mein Chef schickte mir eine Glückwunsch-Mail in die Kinderintensiv gespickt mit beruflichen Fragen und der Bitte meine Nachfolgerin einzulernen.....
Setze deine Gesundheit und die deiner Kinder nicht aufs Spiel. Das Leben mit kleinem Kind ist sehr anstrengend, mit Zwillingen, die ja oft auch Frühchen sind, nochmals härter. Nimm den Rat deiner Ärztin ernst und versuche in den nächsten Monaten noch Kraft und Energie für dich und deine Kinder zu tanken ❤️
Es tut mir Leid, dass es so für Dich gelaufen ist. Aber nun einen Kausalzusammenhang zwischen abendlicher Präsentationen und Blasensprung herzustellen, ist etwas gewagt.
Wie ich schon geschrieben habe habe ich mich nicht nur beruflich verausgabt sondern es ging mir auch psychisch schlecht. Ich habe nicht gut genug auf mich geachtet sondern habe es einfach "durchgezogen". Da kein anderer Grund wie z.B. eine Infektion oder Probleme beim Kind festgestellt werden konnten ist laut Chefärztin der Klinik in der ich lag der Grubd sehr wahrscheinlich Stress und Überlastung gewesen.
Insbesondere bei den von der Fragenden beschriebenen Probleme und Risiken sollte man meiner Meinung nach kein Risiko eingehen. Was bringt es einem alles durchzuziehen und hinterher eventuell frühgeborene und/oder Kinder zu haben?
Bei uns im Büro gibt es immer mal wieder Schwangere mit TeilBV. Die Arbeitszeit ist dann eben nur noch 4 Stunden. Es dürfen auch keine Überstunden geleistet werden. Für viele ist es der perfekte Kompromiss. Nicht nur zu Hause sein, mittags Feierabend, volles Gehalt.