Abfindung oder Kündigungsschutz?

Ich bin in der 9. SSW und mein Chef möchte meinen Vertrag aufheben. Ich habe ihm dann meine SS mitgeteilt, er möchte eine berufliche Trennung. Trotzdem möchte er, dass ich eine Entscheidung treffe.
Heute habe ich mit HR gesprochen, die bei Gesprächen mit ihm immer dabei war.
Sie meinte, dass sie früher in einer ähnlichen Situation war und die Abfindung genommen hatte, allerdings war sie um einiges weiter mit der SS und der Chef wollte umstrukturieren und sie wollte nach der Elternzeit sowieso nicht zurück kommen.
In meinem Fall ist es so, dass mein Chef mich seit der Verkündung ignoriert und Groll auf mich hat, es ist erst 1 Tag her. Ich möchte aber auf meinem Kündigungsschutz bestehen. HR meinte sie hätten mir 1/2-1 Monatsgehalt Brutto angeboten x die Anzahl Jahre Firmenzugehörigkeit (2.5 Jahre).
Ich kenne mich mit Elterngeld/Mutterschutzgeld nicht aus, aber auf den 1. Blick ist das doch ein schlechter Deal?
Kennt Ihr hier Tools, wo ich das mal durchrechnen kann?
Bei einer Abfindung habe ich auch 3 Monate ALG-Sperre und ist doch eigentlich absurd, wenn die Höhe der Abfindung nicht außerordentlich hoch ist?
Ich meine, so wie er mich behandelt, möchte ich nicht zurückkommen nach der EZ, da werde ich mich in der EZ auch rechtzeitig bewerben, aber das kann ich ihm jetzt doch nicht versprechen, dass ich da einen Job finde.
Vielleicht hat hier jemand ähnliche Erfahrungen gemacht.
Die Arbeit macht mir Spaß und bis zum Mutterschutz verhalte ich mich professionell (möchte kein BV, kein Home Office etc.), aber von seiner Seite aus bezweifle ich, dass er das kann.

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Selbstverständlich keinen Aufhebungsvertrag unterschreiben. Bleib dort, wenn eine Kündigung kommt gehst du zum Arbeitsgericht und reichst Klage ein.

ALG fließt übrigens mit 0€ in die Berechnung des Elterngeldes hinein…

Also ja, ich würde auf den Kündigungsschutz bestehen!

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Danke Dir. Ja er weiß, dass er mir nicht kündigen kann. Er war sichtlich überrascht, als ich die SS verkündet habe.

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Hey!

Es wäre ein guter Deal, wenn du schon einen neuen Vertrag in Aussicht hättest- aber so würde ich es nicht machen. Dann hättest du in der Schwangerschaft kein Gehalt mehr und später weniger EG.

Ggf würde ich nochmal zum Arzt und die Schwangerschaft prüfen lassen, bevor du dich entscheidest.

Liebe Grüße
Schoko

Im worstcase trittst du in der 20. ssw einen neuen Job an- willst du die Schwangerschaft erst verheimlichen?
Ich würde nach der EZ neu suchen.

Bearbeitet von schokofrosch
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Wie meinst Du, dass ich die SS prüfen lassen soll? Ich habe nächste Woche Termin und werde um eine Bestätigung für den AG bitten.

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Schauen, dass mit der Schwangerschaft alles ok ist und eine Bestätigung mitnehmen. Hast du eine schriftliche Kündigung erhalten?

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Es ist ein schlechter Deal.

Bei einem aufhebungsvertrag wirst du für das ALG1 gesperrt. Damit hast du somit nichts außer die Abfindung in der Zeit.

Im mutterschutz bekommst du Mutterschaftsgeld von der KK, das vom AG auf dein normales Gehalt aufgestockt wird. Sonst bekommst du da auch nur weitere Leistungen in Höhe des ALG 1. Dann geht ALG1 noch mit 0 in die Berechnung ein, was dazu führt, dass du weniger Elterngeld bekommen wirst.

Also da brauchst du keinen Rechner um zu wissen, dass du auf deinen Kündigungsschutz bestehen solltest.

Kann dir dann auch reichlich egal sein, dass dein Chef dich seit gestern ignoriert. Er steht dabei dumm da, du nicht.

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HR meinte ich wäre nur für 3 Monate gesperrt. Aber du hast schon Recht, finanziell müsste sich es wirklich lohnen, ansonsten ist das wirklich ein schlechter Deal.

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Auch wenn Du gar nicht gesperrt werden würdest, würde jeder Monat ALG1 Bezug mit 0€ in die Elterngeldberechnung einfliessen. Maximal 2,5 Monatslohn Abfindung sind ein Witz für jemand der (momentan) quasi unkündbar ist.

Grüsse
BiDi

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Und der Aufhebungsvertrag soll zeitnah gelten? Wie lange Kündigungsfrist hättest du denn eigentlich regulär?
Du bist ja erst in der 9. SSW, da ist das schon ein ziemlich unverschämtes Angebot. Zum einen würde die Abfindung noch nicht mal die Sperrfrist bei vollem Gehalt abdecken. Dann würde es sich negativ auf dein Elterngeld auswirken. Dadurch besteht überhaupt kein Anreiz für dich, auf deinen Kündigungsschutz zu verzichten.
Es scheint bei euch auch keine Betriebsschließung oder ähnliches geben, wodurch dich dein Arbeitgeber trotz Schwangerschaft kündigen könnte. Ich würde ihn machen lassen.

Ich habe damals einen Aufhebungsvertrag nach Ende meines Mutterschutzes nach Geburt unterschrieben. Der war aber um einiges attraktiver - höhere Abfindung und Freistellung unter Gehaltsfortzahlung.

Bearbeitet von nina2805
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Danke Dir.
Was würdest Du ihn machen lassen?
Ja der Aufhebungsvertrag soll zeitnah sein, ich habe regulär 3 Monate Kündigungsfrist. Ich wäre freigestellt und bekomme wegen der 3 Monate Kündigungsfrist x 0.5/1 Gehaltsbrutto

Das ist auch eine gute Option mit dem Aufhebungsvertrag nach dem Mutterschutz. Hast Du das vorgeschlagen? Oder stand das schon während der Schwangerschaft fest? Vielleicht kann ich ihm auch sowas anbieten? Oder dass ich nach der Elternzeit nicht mehr komme?
Darf ich fragen, wie Du Dir die Abfindungssumme berechnet hast? Hast Du regulär Elterngeld erhalten? Nach Mutterschutz heißt, Du hast das Mutterschutzgeld bezogen und dann den Aufhebungsvertrag. Also Du standest nie mit 0€ da. Hast Du nach der Elternzeit schnell einen Job gefunden?
Am besten bewirbt man sich frühzeitig in der Elternzeit nehme ich an.

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Bei uns war es so, dass das Unternehmen geschlossen hat. Das heißt, die Arbeitsverhältnisse mussten eh mit allen Beschäftigten abgewickelt werden. Daher war die Situation etwas anders.
Ich weiß es nicht mehr ganz genau, wie wir die Abfindung berechnet hatten, es hing auch mit der Betriebszugehörigkeit zusammen, aber in der Summe bin ich auf gut 6 Bruttogehälter gekommen. Plus dazu die Freistellung nach dem Mutterschutz, das war in der Summe dann schon lukrativ. Nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses konnte ich dann ja noch Eltergeld bzw. Elterngeld plus beziehen.
Ich habe dann recht unkompliziert bei meinem alten Abteilungsleiter einen neuen Job gefunden, insofern ging das schnell, aber wenn du weißt, wie lange zu zu Hause bleiben möchtest und ab wann du eine Betreuung hast, dann kannst du auch anfangen, dich nach einem neuen Job umzusehen. Das würde ich an deiner Stelle wohl eh machen, da ich auf so ein Verhalten echt pfeifen würde. Wenn aber kein besseres Angebot auf dem Tisch liegt, würde ich bis zum Mutterschutz die Zähne zusammenbeißen, Elternzeit anmelden und dann mal sehen, wo du unterkommst. Wenn nötig kannst du die angemeldete Elternzeit für einen neuen Job ja auch früher beenden.

Ich würde - gerade in der Schwangerschaft bei bestehendem Kündigungsschutz in deiner Situation - nichts ohne anwaltliche Beratung machen. Denn du bist hier in der stärkeren Position, wenn sie dich "loswerden" wollen.

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Achtung gefährliches Halbwissen enthalten, bitte vorher Experten fragen:
Der Deal ist schlecht, bloß nicht annehmen. Mach doch ein Gegenangebot. Freistellung bei voller Bezahlung bis Geburt (Achtung, hier nochmal kontrollieren, dass diese Zeit für das Elterngeld nicht mit 0 gewertet wird!!!) Plus die klassische Abfindung von 0.5 Monatsgehältern je Jahr. Diese musst du nicht versteuern (höhere Abfindungen schon).
So ist er dich ab sofort los und du hast ein gut bezahltes entspanntes Leben bis zur Geburt und suchst sowieso was neues nach Elternzeit.
Alternativ eben auf dein Recht bestehen. Alles Gute!

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Danke Dir für den Tipp.
Das wusste ich gar nicht, dass die reguläre Abfindung nicht versteuernde ist, es ist trotzdem das errechnete Bruttogehalt von 0.5 oder 1 Monatsbruttogehalt x 3 Monate (3, da ich 3 Monate Kündigungsfrist habe)
Wo kann ich das mit dem Elterngeld prüfen lassen? Kennt sich der Arbeitsrechtsanwalt damit aus?
Da ET am 1. März 2025 ist, würde ich Freistellung mit vollem Gehalt bis Mitte Januar 2025 vorschlagen. Ab Mitte Januar wäre Mutterschaftsgeld und Elterngeld müsste ich prüfen, ob das wegfällt oder gleich 0 ist. Ich möchte auf keinen Fall während der EZ ohne nichts dastehen. In der EZ suche ich mir dann schleunigst einen neuen Job in Teilzeit.

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Wenn du zum Beginn des Mutterschutzes den Aufhebungsvertrag annimmst, dann verlierst du den Arbeitgeberzuschuss zum Mutterschaftsgeld. Also die 6 Wochen vor und 8 Wochen nach der Geburt und das ist auch nicht wenig. Also vielleicht doch bis zur Geburt angestellt bleiben. Aber durch die Abfindung wird dir das wieder ausgeglichen. Und so ein paar Monate volles Gehalt ohne Leistung zu erbingen ist ja auch was. Als ALG Empfänger würdest du im Mutterschutz noch etwas mehr bekommen, allerdings liegt es im ermessen des Jobcenters, ob die eine Hochschwangere mit Aufhebungsvertrag sperren oder das durchgehen lassen. Du wärst nicht die erste, die rausgemobbt wurde.
Bei der Elterngeldberatung sollte man dir sagen können, ob das als normale Einkommensmonate verrechnet wird, wenn du freigestellt bist. Eigentlich ja, denn es ist ja keine Lohnersatzleistung, sondern normaler Lohn. Aber ich lege dafür meine Hand nicht ins Feuer.
Im letzten Jahr sind zwei Freunde von mir mit Abfindungen und 4 bzw. 6 Monate bezahlter Freistellung mit Aufhebungsvertrag gegangen. Und die waren beide nicht schwanger. Du sitzt am längeren Hebel, wenn er dich los werden will, dann zu deinen Konditionen.

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