Eltern möchten Besitz überschreiben. Sinnvoll?

Ich schreibe selten, aber seit gestern kreist mir der Schädel.
Mittags ruft meine Mama an, ich soll mit meinen beiden Brüdern zum Kaffee kommen, sie möchte mit uns über die Übertragung ihres Besitzes reden...
So ohne Vorwarnung.

So, Randdaten, keine Ahnung ob das wichtig ist.
Ich, Eigenheim, 20km entfernt, 3 Kids
Bruder1, wohnt bei Mutter daneben, Eigenheim ganz neu, 2 Kids.
Bruder2, Mietwohnung, 30km entfernt, Alleinstehend, keine Kinder.

Meine Eltern haben ein Haus und 3 kleine landwirtschaftliche Flächen, die zusammen bleiben müssen, um privilegiert zu bleiben (grüne Nummer für den traktor, steuer usw.)

Der Grund, sie möchte, daß im Erbfall der Staat keine Erbschaftssteuer bekommt.

Wert des Hauses etwa 500.000, Landwirtschaft etwa 50.000 Euro.

So. Wir Kinder waren uns eigentlich einig, das sich keiner das Haus leisten kann.
Auszahlung der Geschwister, Wohnrecht würden sie bekommen, das wird ja am Hauswert abgezogen.
Trotzdem müsste ein Teil des Hauses vermietet werden, damit sich das trägt.
Das möchten meine Eltern nicht.

Eigentlich möchten wir Kinder, das sie Haus und Grundstücke behalten und dieses evtl. Für eine Pflegekraft oder ein Pflegeheim hergezogen wird.
Sie möchte das aber jetzt überschreiben, beide mitte/Ende 60, wegen den 10 Jahren, die es zurückgeholt werden kann.

Aber sie haben dann doch nix mehr fürs Alter?
Wir haben keine Jobs, wo wir uns ein teures Pflegeheim leisten könnten.
Derjenige der das Haus hat, ist ja dann für alles verantwortlich, Steuer, Reparatur usw.
Das kann sich keiner von uns ohne mieteinnahmen leisten ( Haus hat 3 Wohneinheiten, sie wohnen ebenerdig in der Mitte, der Rest steht leer).

Sehe ich das falsch?
Ist so eine Überschreibung sinnvoll?
Alle ihre Freundinnen haben ihren Besitz bereits an die Kinder überschrieben.
Ich versteh halt nicht, wo der Vorteil sein soll.
Sie stehen ja quasi mittellos nur mit ihrer Rente da.

Dann zahlt das Pflegeheim der Staat, ob das dann ein Einzelzimmer in der Wunschresidenz ist, glaub ich eher nicht.

Kann mir einer erklären, wo der Vorteil ist, wir müssen eh keine Erbschaftssteuer zahlen, da liegen wir weit drunter. Der Freibetrag ist ja pro Kind 400.000€

Hat da wer Erfahrung? Vielleicht bin ich einfach zu doof um das zu kapieren

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Nachtrag.

Wir Kinder möchten, daß sie ein Berliner Testament machen, das ist geplant, sagt Mama.

Und unsere Idee ist halt, sie behalten alles, und wenn sie nicht mehr sind, was hoffentlich noch lange dauert, verwerten wir den Rest und teilen durch 3.

Das wäre doch ok..

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Bin nicht sicher aber ich glaube der Freibetrag gilt fürs schenken nicht fürs erben

Bearbeitet von Samara
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Überschreiben ist anders geregelt als Schenkung.
Nach Ablauf von 10 Jahren hat der Staat keinen Zugriff mehr auf Haus und Land.

Es ist keine Schenkung, da würde Schenkungssteuer anfallen.

Das ist so verwirrend und ich sehe irgendwie nur Nachteile.
Aber anscheinend ist es üblich.
Und ich sehe den Vorteil einfach nicht.

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Ist überschreiben nicht dasselbe wie schenken?

Aber wegen der Steuern: Schenkung- und Erbschaftsteuer ist praktisch das gleiche. Es ist ein Gesetz: Das Erbschaft- und Schenkungsteuergesetz. Das bedeutet, sowohl bei der Schenkung als auch beim Erbe gelten die gleichen Freibeträge etc.
Nur alles was innerhalb von 10 Jahren vor dem Tod an die Erben verschenkt wurde, wird praktisch angerechnet, sodass es den Freibetrag innerhalb von 10 Jahren nur einmal gibt. Deswegen übertragen viele Eltern ihr Eigentum bereits frühzeitig an die Kinder, damit der Freibetrag mehrfach genutzt werden kann. Man sagt auch ganz gerne mal, dass Erbschafsteuer die Dummensteuer ist, da man diese recht gut umgehen kann, wenn man es geschickt anstellt.

So viel erstmal dazu. 😇

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Geht zum Notar und lasst euch beraten.

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Da haben sie einen Termin in zwei Wochen

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Meine Eltern haben das tatsächlich auch gemacht. Aber vor allem weil mein Bruder an ihrem Haus angebaut hat und es ihm wichtig war, dass wenn ihm was passiert, seine Frau und zukünftige Kinder abgesichert sind. Da waren wir dann vor dem Bauvorhaben beim Notar. Ich wurde im Wert der Immobilie „ausgeglichen“. Meine Eltern haben einen Nisbrauch für ihren Teil des Hauses.
War auch einmal selber beim Notar, weil für evt Unterstützungszahlungen im Pflegeheim mit nicht klar war welches Einkommen zählt (also nur meins oder mein Familieneinkommen) aber es zählt nur meins. Denn mit dem Familieneinkommen sind wir da über Grenzen. Meine Eltern haben aber auch nicht alles übertragen an Besitz. Da gab es einiges was mit dem notar geklärt wurde (auch die Absicherung meiner Eltern im Fall des Todes des anderen). Und ich denke es passt jetzt so.

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Hier gibt es die selben Gedanken.

Hier werden alle Kinder zu gleichen Teilen ins Grundbuch eingetragen. Pflichten sollen laut Vertrag weiterhin bei den Eltern bleiben.

Berliner Testament gibt es bereits.

Vorteil die Pflegekasse kann das Eigenheim nicht mehr als Zahlungsmittel Heranziehen, wenn die Übertragung länger als 10 Jahre her ist.

Alle Infos ohne Gewähr. Notartermin steht noch aus.

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Ah.
So ist hier auch der Plan.
Aber wenn eine Pflege nötig ist, wer zahlt das dann?
Das Haus kann nicht mehr verwendet werden, die Kinder sind unter 100.000 Brutto und deswegen nicht verpflichtet.
Also zahlt der Staat einen Platz im Doppelzimmer oder dreibettzimmer.
Das finde ich wenig erstrebenswert im Alter.
Vor allem, wenn eigentlich Vermögen da war.

Muss ja nicht sein. Vielleicht fallen sie einfach beim Essen tot um, wie meine Oma.
Oder sie bekommen morgen einen Schlaganfall und werden 20 Jahre im Pflegeheim versorgt.
Oder alle Szenarien dazwischen.

Nenn mich altmodisch, aber ich würde lieber mein Haus verkaufen und es im Alter komfortabel zu haben.

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Soweit ich weiß (zumindest Baden-Württemberg) dürfen / müssen Pflegeheime 80% Einzelzimmer anbieten von daher finde ich das Argument 2, oder 3 Bettzimmer nicht relevant.

Ich selbst arbeite in einem 65 Betten Haus, davon gibt es nur 7 Doppelzimmer welche aufgrund Gesetzesänderung in den kommenden Jahren zu Einzelzimmern umgebaut werden müssen (bzw das 2. Bett fliegt dann quasi raus).

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Bitte nicht zum Notar, sondern zum Fachanwalt für Erbrecht.
Der Notar berät nämlich nicht oder nur sehr eingeschränkt. Zum Steuerrecht wird er euch z.B. an einen Steuerberater verweisen, denn das kann und arf der Notar gar nicht ausführlich beraten, der Anwalt hingegen schon.

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Vielen Dank.
Eine Steuerberaterin mit Schwerpunkt erben ist wohl involviert wurde uns Gesten gesagt.
Was genau da abgeht, wissen wir nicht.

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Trotzdem, bitte zieht auch einen Anwalt aus dem Bereich dazu. Ich arbeite in einer großen Kanzlei und bei solchen Terminen sitzen immer jemand aus dem steuerbereich und ein Anwalt zusammen. Beide sind Experten auf unterschiedlichen Gebieten und ergänzen sich. Es verhindert am Ende viel Ärger für euch.

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Die Freibeträge an Kinder und Ehepartner sind recht hoch, es ist unwahrscheinlich, dass hier großartig Erbschaftssteuer anfällt, vermutlich eher gar keins.


Der Steuersatz für Schenken ist übrigens gleich wie fürs Erben, das macht eher Sinn, wenn man alle 10 Jahre schenkt und gerade die Freibeträge einhält. Dann kann man das alle 10 Jahre wiederholemn

Bearbeitet von GalaRoyal
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"Die Freibeträge an Kinder und Ehepartner sind recht hoch, es ist unwahrscheinlich, dass hier großartig Erbschaftssteuer anfällt, vermutlich eher gar keins."

Eben, das ist ein ganz wichtiger Hinweis, ich hoffe, die TE liest das. Der Freibetrag beträgt für JEDES Kind 400.000€. Das fällt als Grund definitiv weg.

Bearbeitet von -Destiny-
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Ja, das weiss ich. Deswegen kapiere ich ja nicht, wo der Vorteil sein soll.
3 Kinder, jeder 400.000 Freibetrag, bei einem Wert von gesamt 550.000, und der Betrag ist positiv gerechnet.

Ich seh halt 0 Vorteile, nur Nachteile für denjenigen, der das Haus nimmt.

Unterhaltskosten, Steuern, Geschwister sollen ausgezahlt werden.

Das ist ja der Punkt.
Ich bin ja nicht völlig doof, ich hab mich da schon wegen anderem eingelesen, vor Jahren.
Und in unserem Fall ist es doch total sinnlos

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Rein steuerlich macht es aus meiner Sicht, bei der Summe, tatsächlich keinen Sinn.
Die Immobilie kann an euch drei Geschwister zu je gleichen Teilen überschrieben werden. Damit erübrigt sich die Frage, wer wen auszahlt. Ich würde in dem Fall bereits jetzt mit den Geschwistern vertraglich regeln, dass die Immobilie nach dem Ableben der Eltern verkauft wird, damit ihr das Vermögen tatsächlich aufteilen könnt und nicht einer zB durch Weigerung zu verkaufen oder vermieten die Immobilie zu einem „toten“ Wertgegenstand macht, der lediglich Unterhalt frisst.

Damit ist die Frage, wie eventuelle Mehrkosten für ein Pflegeheim nach Wunschvorstellungen gezahlt werden sollen natürlich nicht geregelt. Da würde ich die Eltern genau fragen, wie sie sich das vorstellen. Vielleicht gibt es ja eine vernünftige Pflegezusatzversicherung von der ihr nichts wisst …

Die Beratung bei einem Fachanwalt wäre wohl gut angelegtes Geld.

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Guter Punkt.

Hier im Ort stehen tatsächlich mehrere Immobilien, wo das voll in die Hose ging mit dem Eintrag ins Grundbuch

Ein Kind weigert sich zu verkaufen, alle anderen gucken in die Röhre.
Mehrere Kinder brauchen dringend das Geld, einer nicht und möchte das Haus für das eigene Kind "aufheben".
Inzwischen blockiert man für die Enkel seit 30 Jahren. Die Enkel wohnen wo anders, aber einer will ums verrecken nix hergeben.

Die Häuser verfallen, da kann man zusehen.
Es wird zwar immer mal wieder nach dem Dach und den Fenster geschaut, minimal geheizt, seit 30 Jahren, das zahlen alle und es ist seit 30 Jahren nur Streit und richtig Hass.
Das hätt ich gern vermieden, wenns geht

Wäre interessant zu wissen, ob das einen Unterschied macht zwischen Eintrag ins Grundbuch jetzt, oder einfach warten bis zum erben.
Ist doch eigentlich gehüpft wie gesprungen.

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Jedes Kind hat einen Freibetrag von 400.000€ beim Erbe. Erbschaftsteuer fällt also ohnehin erst an, wenn deine Eltern ein Vermögen über 1,2 Mio. an Euch vererben werden.

1,2 Mio. - 550 T€ würde also bedeuten, dass noch 650T€ Barvermögen, Aktien, Schmuck, Lebensversicherung,. vorhanden sein müssten. Ist das realistisch?

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Nie im Leben.
Sie Leben jetzt, und zwar ordentlich.

Mit den Lebensversicherungen wurde das Haus aufgemöbelt.
4 bis 5 Urlaube im Jahr, Hauptsächlich wandern, städtereisen und so.

Ist super, sie kommen gut rum.

Und das ist ihnen völlig gegönnt

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Ich kann den Ansatz eurer Eltern schon verstehen. Man baut sich was auf, ackert gefühlt ein Leben lang und dann geht das Haus nachher fürs Altenheim "drauf". Es ist vielleicht löblich, dem Staat nicht auf der Tasche liegen zu wollen, wenn ich aber sehe, dass andere Menschen ihr Leben lang von unseren Steuern leben, hätte ich vielleicht auch keinen Skrupel daran, in so einem Fall das selbe zu tun- immerhin haben sie schon ihr Leben lang Steuern gezahlt. Kurz und knapp: Ich würde es genauso machen. 🙈

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Der Staat schaut aber, was du in den letzten Jahren so verschenkt und umgeschrieben hast, wenn es hart auf hart kommt.