Wie geht es nur weiter?

Ihr Lieben,

Ich möchte vor weg sagen, dass ich wirklich dankbar dafür bin, eine Familie zu haben, eine gute Ausbildung und mir um das finanzielle Überleben (große Sprünge sind nicht drin, aber wir müssen nicht jeden Euro umdrehen) keine Sorgen machen muss... aber...

Ich habe einen "besonderen" Sohn bzw mit besonderen Herausforderungen. Meine zwei Jahre Elternzeit sind im vergangenen Jahr zuende gewesen, da es aber keine Betreuungsmöglichkeit gab, konnte ich bis Ende diesen Jahres eine Vereinbarung treffen und einen riesen Berg Überstunden und Resturlaub abbauen, so dass ich am 01.01. wieder anfangen muss zu arbeiten.
Eine genaue Telizeitstundenzahl wurde noch nicht festgelegt, es müssen mindestens 15 Stunden vor Ort sein, homeoffice nicht möglich (ich arbeite als Betriebswirtin im öffentlichen Dienst).

Was soll ich sagen, die ersten drei Jahre mit meinem Sohn haben mich völlig ausgebrannt. Chronische Gastritis, schwerer vegetativer Erschöpfungszustand, Untergewicht...
Ich weiss ehrlichgesagt gar nicht, wie ich überhaupt die minimum 15 Stunden arbeiten soll. Betreuung ist immernoch kaum möglich - aktuell 3 Tage a 3 stunden und der Fahrtweg Hin und zurück zum Büro sind insgesamt 1 Stunde.

Viel "schlimmer" ist eigentlich, dass sich alles in mir sträubt, in diesen Job zurückkehren.
Er hat mir nie richtig Spaß gemacht, ich war immer eher unterfordert bzw. hatte oft nicht viel zutun, das kollegiale Miteinander ist unterirdisch.
Es gab in meinem Leben aber auch nie einen richtigen "Traumjob", nichts was ich wirklich gerne mache (außer so übliche Hobbies wie ein bisschen Sport etc.). Also nichts was mir einen Anhaltspunkt für eine Tätigkeit geben würde, die mir Spaß macht.
Ich würde gerne im Homeoffice arbeiten, 15 Stunden aktuell, später mehr... mehr weiss ich nicht.

Kündigen möchte ich auf der einen Seite nicht, weil es halt der öffentliche Dienst ist und irgendwie die "sichere Bank".
Ich habe aber auch keine Idee, was ich stattdessen machen möchte oder wie ich den Einstieg überhaupt schaffen soll.

Ich weiss gar nicht so recht, was ich mir von diesem Beitrag erhoffe, aber vielleicht hat Jemand einen Input für mich

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Hallo,

ich kann nicht mitreden, wie es ist, ein besonderes Kind zu haben. Auch bin ich bei dem Thema Kinderbetreuung absolut raus, weil das bei mir schon zu lange her ist und damals wesentlich leichter war, als heute.

Aber diese Sinnfrage hatte ich mir früher auch schon einmal gestellt. Lustigerweise auch, als ich im öffentlichen Dienst beschäftigt war :-) Aus meiner Sicht, muss man hierfür geboren sein. Klar, es ist eine sichere Kiste, gerade im Hinblick darauf, dass Du mit Deinem Kind auch noch eine Baustelle zu Hause hast. Das alles bringt Dir aber nichts, wenn Du Dich nicht wohl fühlst. Auf Dauer geht das auf die Gesundheit und davon hast Du nur eine.

Wenn Du Betriebswirtin bist, hattest Du doch bestimmt mal einen Grund BWL zu studieren. Kannst Du diesen Grund aus Deinem tiefsten Innern nochmal hervorkramen? Vielleicht kannst Du darauf aufbauen?

Ansonsten kann ich Dir nur raten Dich auszuprobieren. Du sagst, Du weißt nicht, was Dir Spaß machen könnte. Aber vieles hast Du mit Sicherheit noch gar nicht probiert. Ich hatte während der Elternzeit einen Minijob in einem Tierfachmarkt. Total was anderes, als meine eigentliche Ausbildung. Bin eigentlich gelernte Immobilienkauffrau. Aber der Job hat mir total Spaß gemacht, hätte ich vorher gar nicht so vermutet. Und ich bin mir sicher, wenn ich mir andere Branchen angesehen hätte, hätte ich vermutlich auch noch andere Dinge gesehen, wo ich gedacht hätte "ja, könnte ich mir vorstellen"

Was ich damit sagen will. Es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten:

1. Du lässt alles so, wie es ist und haderst damit, etwas zu tun, was Dir keine Freude bereitet
2. Du bist mutig und probierst etwas anderes aus.

Bei Nummer 2 ist völlig klar, dass Du sehr wahrscheinlich die Sicherheit des ÖD aufgeben musst. Vielleicht ist das Image "ich arbeite als BWLerin im ÖD" auch weg und stattdessen musst Du sagen, ich arbeite bei Aldi an der Kasse. Aber ehrlich? Mir wäre mein persönliches Wohlbefinden wichtiger. Und dazu gehört auch, dass man morgens ohne Bauchschmerzen aufsteht, sich auf die Arbeit freut, weil man weiß, man tut etwas, was Spaß macht und in dem man einen Sinn sieht.


Wegen Deines Kindes. Du hast nicht geschrieben, was ihn so besonders macht. Gibts hier die Möglichkeit Pflegegeld zu beantragen? Dann käme über diesen Weg zumindest etwas Geld rein.

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Hallo,
ich bin Anfang 40, habe einen total „bunten“ Lebenslauf mit pädagogischem Studienabschluss und Schauspielausbildung. Außerdem in verschiedenen Bereichen ausprobiert und teilweise nach 1 Jahr, teilweise nach 2 Jahren den Arbeitgeber und Bereich gewechselt. Genau deshalb, weiß ich inzwischen, was mir Spaß macht und liegt. Es ist völlig in Ordnung auszuprobieren, zu „scheitern“ und dann was anderes zu machen.
Die Gesundheit hat mir inzwischen schon öfter deutlich gemacht, so geht es nicht weiter. Dann habe ich gekündigt und wieder was anderes gemacht.

Für Dich als Idee: fahr zur Mutterkindkur und werd erstmal wieder fit.

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Bei einer Mutter-Kind-Kur ist im Moment ab Genehmigung die Wartezeit auf einen Kurplatz etwa ein Jahr. Das ist also keine kurzfristige Lösung.

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Spontan würde mir einfallen, dass du dich bei Behörden bewirbst, die räumlich näher liegen. So fällt die Belastung durch die Pendelzeit weg und du hast die Chance, in einem neuen Team vielleicht auch ein kollegialeres Miteinander zu finden. Manche Behörden sind sogar beim Thema Telearbeit mittlerweile ein kleines Stück weiter.
An erster Stelle steht aber natürlich, dass du erstmal gesundheitlich wieder auf die Beine kommst. Beantrage eine Kur. Lass dich beraten, was für Unterstützung euch zusteht und was evtl. für Schritte gegangen werden müssen um diese beantragen zu können (Pflegegrad etc.).

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Hi,
erstmal solltest Du wieder fit werden, und dringend zur Kur.

Welche offenen Stellenangebote hat Dein Dienstherr im Moment?
Welche die Städte und Gemeinden, die näher an Deinem Wohnort sind?

Wie sieht denn langfristig die Betreuungszeit aus?

Bei mir auf dem Steueramt, saß die Kollegin mit BWL Studium und super Abschluß, und machte Eigentümerwechsel und Hundesteuer. Das war für sie, mit 3 Kinder, 2 mit erhöhtem Bedarf, genau richtig. Angefangen mit 20 Std., erhöhte sie im 5 Jahrestakt auf jetzt 30 Std.

Ich bin ja eher der Typ Stadtkasse, das war mein Traumjob, dort saßen auch die aller besten Kollegen/innen.

Schau mal, ob sich nicht was anderes findet.

alles alles Gute

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Erstmal klingst du so, als bräuchtest du Entlastung im Alltag und eine Kur.

Aber bezüglich der Arbeit, ist nicht alles so schwarz und weiß und es gibt immer Möglichkeiten.
Deine Wahl ist ja nicht die Rückkehr in den Horror Job oder einen perfekten Traumjob zu finden. Es ist ok, einen Brotjob zu haben. Du brauchst keine wahnsinnige Leidenschaft, sondern nur eine Arbeit, mit der du dich wohler fühlst als bei der, zu der du bald zurück müsstest. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass das bei fast jedem anderen Job besser wäre.

Es werden im Moment überall Leute gesucht. Bestimmt findest du auch andere vergleichbare Stellen, auch im ÖD, die nicht so ätzend sind und oft auch mit Home Office oder zumindest ein kürzerer Weg.

Ich war bis letztes Jahr in einer ähnlichen Situation und mir ging es richtig schlecht, mit körperlichen Symptomen, meine Motivation und mein Selbstbewusstsein waren wegen der blöden Arbeit völlig weg, Unterforderung, Leerlauf, sinnlose Aufgaben und schlechte Organisation waren Teil des Problems. Ich habe fast jeden Tag geweint. Ich hielt es auch für unwahrscheinlich, dass ich etwas passendes besseres finde, aber die 3. Bewerbung war es, bis ich dann tatsächlich wechseln konnte, hat noch ein paar Monate gedauert, aber es ging mir sofort besser, als ich in den Bewerbungsprozess eingestiegen war. Einfach aktiv werden und nicht mehr so ausgeliefert sein.

Eine Psychologin von einer Beratungsstelle hat mir gesagt, ich darf nicht so lange warten, den Jobwechsel anzugehen, bis ich gar kein Selbstbewusstsein mehr habe.

Auch da eine Empfehlung, mit einer professionellen Person zu sprechen, wenn du das nicht ohnehin schon tust, es muss nicht gleich eine Psychotherapie sein, ein paar Gespräche bei einer Sozial- oder Familienberatung können auch schon sehr wertvoll sein.

Wie viel Lebensqualität ich wieder gewonnen hatte, war mir erst klar, als ich ein paar Wochen in dem neuen Job war und ich da einfach entspannt jeden Morgen hingehe und wieder eine sinnvolle Arbeit mache, die meiner Qualifikation entspricht.

Du kannst doch was anderes suchen dann kündigen, wenn du was hast, oder einen internen Wechsel anstreben.

Bearbeitet von Koenigstyrann