Hallo Ihr Lieben,
ich bin seit dem01.08 beschäftigt und möchte gerne kübdigen. Ich fühle mich einfach nicht wohl da. Dazukommt, dass bei meinem Kind der VA auf Autismus besteht, weshalb er jetzt meine Untersttzung braucht. Ich bin andauernd am Telefonieren um eine zeitnahen Termin zu bekommen, was sehr schwierig ist. Ich bin mit der Psyche auch am Ende. Körperlich geht es mir auch nicht gut.
Wenn ich jetzt kündige in der Probezeit, würde ich denn Bürgergeld bekommen?
Kündigung in der Probezeit
Wer eine Sperre des ALG I hat (zB weil die Arbeitslosigkeit durch eigene Kündigung selbst verursacht wurde), kann trotzdem einen Antrag auf Bürgergeld stellen, wenn man eine Hilfsbedürftigkeit nachweisen kann. Allerdings wird der BG-Satz in dem Fall gekürzt (Sanktion), da die Hilfsbedürftigkeit selbst verursacht wurde.
Zudem musst du weiterhin dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Du musst dich weiter bewerben und zumutbare Jobangebote annehmen, ansonsten kann dir das BG durch Sanktionen weiter reduziert werden.
Ist die Frage, ob dir das in der momentanen Situation wirklich weiter hilft.
Wenn du so belastet bist, wäre der erste Schritt eine Krankschreibung und nicht die Kündigung.
Die Geschäftsleitung ist gerade auch dabei auszusortieren, weil es der Firma wirtschaftlich nicht gut geht. Könnte ich bitten, dass aus diesem Grund ich gekündigt werde? Damit jemand anderes ne Chance wenigstens bekommt
Ansprechen kannst du es natürlich. Allerdings darf die Geschäftsleitung auch bei wirtschaftlichen Problemen nicht nach Gutdünken Leute entlassen. Es gibt sehr genau gesetzliche Regelungen und Vorgaben, wie diese Auswahl getroffen werden muss. Wenn du nicht eh bereits mit auf der Liste stehst, werden sie dir wahrscheinlich eher einen Aufhebungsvertrag anbieten, damit sie rechtlich auf der sicheren Seite sind. Der Effekt ist allerdings der gleiche wie bei einer Eigenkündigung (Sperre und Kürzungen als Sanktion).
Und wie bereits gesagt: Sozialleistungen (egal ob ALG I oder BG) sind immer daran geknüpft, dass du versuchst schnellstmöglich wieder arbeiten zu gehen.
Ich kann verstehen, dass es in einer akuten Stresssituation nach einer leichten Lösung aussieht, aber du rutscht nur von einer Drucksituation in die Nächste. Anstatt deines Arbeitgebers sitzt dir das Amt im Nacken.
Was du akut tun kannst ist:
- Urlaub einreichen, um 2-3 Wochen ungestört den Fokus auf die Themen zuhause richten zu können
- Wenn dir die Situation psychisch sehr zusetzt kannst du dich krankschreiben lassen
- Arbeitszeit reduzieren, um insgesamt Stress rauszunehmen
- Bewerbungen für einen weniger fordernden Job schreiben, damit du mehr Kapazitäten für die Themen zuhause hast
- Den Kindsvater mehr in die Care Arbeit (Arzttermine ausmachen etc.) einbinden
Bist du mit dem Vater deines Kindes verheiratet oder wenigstens in einer Beziehung? Wenn ihr es euch finanziell leisten könnt, könnt ihr natürlich auch entscheiden, dass einer von euch erstmal keiner Erwerbstätigkeit nachgeht und sich ausschließlich um das Kind kümmert. Solange offiziell keine Pflegebedürftigkeit festgestellt wurde, geht das allerdings nur „auf eigene Kosten“.
Da du noch keine 6 Monate im Unternehmen arbeitest, greift das Kündigungsschutzgesetz sowieso nicht. Der Arbeitgeber muss, um dich zu kündigen, keine Sozialauswahl beachten.
Spreche deinen Arbeitgeber an.
Übrigens können die dich auch kündigen, wenn du krank bist und werden das mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit machen wenn es ihnen wirtschaftlich schlecht geht und du länger ausfällst.
Es gibt also diese zwei Möglichkeiten:
1. Krank melden und auf Arbeitgeberkündigung "hoffen"
2. Mit dem Arbeitgeber offen reden und kündigen lassen.
Selbst kündigen würde ich nicht wegen der Folgen beim Arbeitslosengeld.
Du schreibst dein Kind ist in der Diagnostik wegen Autismus. Hat dein Kind schon einen Pflegegrad? Wenn nicht, solltest du schon aus wirtschaftlicher Sicht definitiv nicht kündigen. Klar, du hast Recht. Pflege ist nervenaufreibend. Aber irgendwann ist dein Kind groß und deutlich selbstständiger. Dann rutschst du in die Arbeitslosigkeit ohne Arbeitslosengeld, weil du die paar Tage nicht gewartet hast jetzt.
Ein anderer Aspekt… sehr viele pflegende Angehörige sehen eigentlich den Job als Erholung an. Falls du JETZT gerade überfordert bist, kennst du die Pflegezeit und die Familienpflegezeit? Weisst du, dass dir zusätzlich sehr viele freie Tage zustehen, wenn du einen pflegebedürftigen Angehörigen pflegst? https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/aeltere-menschen/hilfe-und-pflege/die-familienpflegezeit-75714
Was das permanente Telefonieren betrifft. Ich nehme an, dein Kind ist nicht Bestandspatient in einer KJP, oder? Ersttermine haben einfach in guten Kliniken eine verdammt lange Wartezeit. Autismus ist keine akute Erkrankung. Bei einem Suizidversuch bekommt man einen relativ zeitnahen Termin oder wird gleich in die Notaufnahme gebracht. Gehst du zu niedergelassenen Ärzten, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass der Autismus nicht erkannt wird und wird er erkannt, dann hast du wieder das Problem, dass du dich auf die Warteliste der KJP setzen lassen musst (die übrigens keiner Diagnose eines niedergelassenen Arztes glaubt) für die Autismustherapie.
Also spar deine Kraft und deine Nerven und lass die Anrufe. Sei nicht die Sekretärin und die Pflegekraft, sondern sei primär Mama. Das braucht dein Kind am Meisten. Und ganz wichtig: Nimm dir deine Auszeiten. Reserviere dir am Tag einen festgelegten Zeitrahmen, der nur dir gehört.