Hallo zusammen, ich versuche mich kurz zu fassen, aber es ist kompliziert...
Meine Hebamme hat mir aufgrund meiner Vorgeschichte mit psychischen Problemen sehr dringend geraten, ein teilweises Beschäftigungsverbot durchzubekommen.
Das ginge wohl über meinen Pschotherapeuten- meine Frauenärztin oder der Werksarzt haben damit wohl nichts zu tun.
1. Frage, stimmt das? Hat jemand Erfahrungen damit?
Ich bin mir nun unsicher, ob das das richtige ist, weil ich dummerweise gegenüber meines Arbeitgebers ein schlechtes Gewissen habe...
Zum Hintergrund: ich arbeite in der Automobilindustrie, 40h mit 2h Fahrtweg und ich fahre an drei Tagen zur Arbeit, die anderen zwei Homeffice.
Das heißt ich bin mindestens 46 Stunden in der Woche mit der Arbeit beschäftigt, mit Überstunden eher 50-55h.
Nun macht die Arbeit mir Spaß,es herrscht aber auch ein enormer Druck und wenn etwas schief geht leide ich unter extremen Selbstzweifeln.
Ich bin dort die einzige Frau in einem reinen Männerberuf (bei mir in der Firma ist es jedenfalls so) mit deutlich weniger berufserfahrung und dementsprechend Fachwissen...
Ich habs mir so ausgesucht, mich 4 Jahre in der Abendschule reingehängt um diesen Job zu haben.
Mein Chef hat keine Ahnung vom Thema Schwangerschaft und geht davon aus dass ich quasi bis 6 Wochen vor Entbindung 150% geben kann.
Und danach, so sagte er, kann ich ja in Teilzeit eh keine Projekte mehr richtig bearbeiten :( ich merke grade, dass ich wohl niemals da ankommen werde wo meine Kollegen sind, fühle mich nutzlos, abgeschrieben und vielleicht deshalb erscheint mir das Beschäftigungsverbot wie eine Flucht vor der Situation?
Ich will es allen "beweisen" aber ich will auch das beste für mein Kind und tatsächlich geht es mir psychisch auch derzeit nicht gut :( eine verringerte Stundenwoche würde vielleicht schon gut tun...
Aber sind meine psychischen Probleme überhaupt ein Grund für ein Beschäftigungsverbot? Der Arbeitgeber kann doch nix dafür, dass ICH nicht mit mir selbst klarkomme...Und dass das der Fall ist, liest man eventuell ja auch schon raus.
Okay, das war lang. Vielleicht hat jemand ja einen Rat was ich tun soll.
Nächste Woche würde ich meinen Therapeuten ansprechen , habe aber Angst dieses Thema überhaupt anzusprechen.
Teilweises Beschäftigungsverbot zur Stressvermeidung?
Ich kann es dir nicht 100% sagen, aber Psychotherapeuten sind ja keine Ärzte und daher weder befugt krank zu schreiben oder Medikamente zu verschreiben.
Mich würde daher wundern, wenn sie ein Beschäftigungsverbot aussprechen können.
Ob es ein Grund ist oder nicht mag ich auch nicht beurteilen, dafür gibt es medizinisches Personal.
Nur von dem Gedanken "mein AG kann ja nichts dafür" würde ich mich lösen, wenn es bei dir wirklich nicht geht. Dein AG kann auch nichts dafür wenn du dir das Bein brichst oder ins BV musst weil es körperlich sonst fürs Kind gefährlich würde.
Wäre es denn denkbar dass du teilweise im Home Office arbeitest? Damit könnte man etwas Druck rausnehmen.
Realität ist ja, wenn du jetzt extrem unter Druck stehst und es nicht besser wird, dann fällst du irgendwann als krank aus.
Ja mich hatte das auch gewundert.
Man könnte den Druck rausnehmen von Arbeitgeberseite aber ich mache mir ja den Druck- das müsste definitiv nicht so sein.
Sehe die Wurzel des Problems eher bei mir, nicht beim Arbeitgeber.
Denn wenn ich zuhause sitze bin ich ja mit meinen Gedanken allein und drehe trotzdem durch.
Aber du hast schon recht.
Dann ist es aber eher eine Grund für eine Krankschreibung, weil es nichts mit dem Beruf zu tun hat.
Das Problem besteht ja nicht erst seit der Schwangerschaft.
Wie weit bist du denn?
Ich bekam ein teilweise Berufsverbot als ich durch den Stress vorzeitige Wehen bekam (Brennpunktschule).
Selbst wenn du weniger Zeit arbeitest, würde die Menge auch weniger werden?
Erstmal würde ich versuchen keine Überstunden mehr zu machen und vielleicht geht ein weiterer Tag im Homeoffice?
Ich bin 12te Woche.
Oh, vorzeitige Wehen durch Stress wünscht man auch keinem:/
Das mit dem honeoffice ließe sich regeln. Die Fahrt stresst mich allerdings gar nicht so, eigentlich tut es auch ganz gut die Kollegen in Persona zu sehen.
Wenn ich zuhause bin versauere ich meistens erst recht vor dem Rechner :D
Aber das ist doch schon mal gut, dann kannst du den PC nach der regulären Arbeitszeit einfach ausmachen.
Und die Fahrt im Auto wird mit fortschreitender Schwangerschaft auch eher anstrengender.
Man muss dann eben Abstriche machen. Entweder Kollegen sehen oder rechtzeitig Feierabend.
Was du vorerst machen kannst: Darauf bestehen, dass die Mutterschutzrichtlinien eingehalten werden. Dann gibt es keine Überstunden mehr.
Der Fahrtweg zur Arbeit ist allerdings dein persönliches Problem. Der wird ja weiterhin so bleiben, auch wenn du weniger Stunden arbeitest. Auch der Arbeitsdruck wird bleiben und somit auch deine Selbstzweifel.
Als erstes solltest du vom AG die Gefährdungsbeurteilung fordern und zum Betriebsarzt.
Dann machst du natürlich ab sofort keine Überstunden mehr, darfst du nämlich nicht.
Der Fahrtweg ist Privatvergnügen.
Dass du HO hast trägt ja eher zur Stressvermeidung bei.
Du solltest auch dringend deinem Chef empfehlen, sich bezüglich schwangerer Mitarbeiter bei der zuständigen Aufsichtsbehörde über seine Pflichten zu informieren.
Die Fahrtzeit gehört natürlich nicht zur Arbeitszeit.
Ich glaube kaum, dass ein Psychotherapeut ein medizinisches BV ausstellen kann. Mediziner sind einzig und alleine Psychiater und das sind auch die einzigen, die einen z.B. krankschreiben dürfen.
Ausserdem scheint es ja gar nicht die Arbeit als solche zu sein, die den Stress auslöst, sondern der Druck unter den Du Dich selber setzt. Und der wäre doch genauso da, wenn Du weniger Stunden arbeiten würdest. Also musst Du lernen, gnädiger mit Dir zu sein. Das ist auch hilfreich für die Zeit, wenn das Kind da ist.
Teilzeitarbeit: Die muss nicht unbedingt ein Karrierekiller sein. Ja, bei 20 Std/Woche leistet man oft nur noch Zuarbeit, aber mit 30 Std/Woche bist Du schon fast wieder Vollzeit und wirst auch dementsprechend eingesetzt. In meiner Firma machen das einige Männer mit Kindern und bei denen kann ich keine Karriereinbrüche beobachten.
Grüsse
BiDi
Ja genauso sehe ich das alles auch!
Meine Hebamme besteht auf das Gegenteil... ich werde nochmal mit ihr sprechen.
Danke für die Antwort.
Ich würde das überhaupt nicht mit der Hebamme besprechen. Sie hat nichts damit zu tun und keine Ahnung.
Dein Psychotherapeut ist nur ein Therapeut, kein Arzt. Er hat keine Befugnis dichbAu zu schreiben oder ein Bv auszustellen.
Ich weiß es hört sich leichter an als es ist, aber du musst für dich, deine Rechte und deine Bedürfnisse einstehen. Denn nach der Elternzeit wirst du auch Grenzen setzen müssen. Denn du hast, auch bei Vollzeit einen anschlag, dass die Kita zu macht und in Teilzeit erst recht. Schade dass die Frauen deiner Kollegen die Männer da so gar nicht einbinden und die alle ungehindert Überstunden machen. Oder auch die Frau vom Chef.
Aber aus Sicht einer Führungskraft, die Fahrzeit ist dein persönliches Problem und dafür ist weder die Firma noch die Führungskraft verantwortlich dich zu schützen. Wo ich mich sehr wohl verantwortlich fühlen würde ist beim Thema Arbeitslast und wo ich sehr streng darauf achten würde ist die einhaltung des Mutterschutzgesetzes bzgl. Pausen und Überstunden.
Wie groß ist die Firma? Was sagt deine Personalerin? Habt ihr irgendwas an Sozialberatung oder einen Betriebsrat?
Hi,
Tatsächlich sind bei den allermeisten die Kinder meine Kollegen schon groß oder gar nicht vorhanden ;)
Das mit dem Arbeitsweg habe ich eigebtlich nur aufgeschrieben um die Situation zu erklären, ich weiß, dass das nicht zur Arbeitszeit gehört :)
Personaler usw. Habe ich nicht eingeschaltet bzgl. des Themas. Ich will ja auch meinen Chef nicht in die Pfanne hauen. Sehe das Problem halt eher bei mir
Also erstmal heißt es sich zu informieren über wichtige Punkte rund um Mutterschutz, Elternzeit und Wiedereinstieg nicht den Chef in die Pfanne hauen sondern spätestens wenn man merkt dass der Chef keinen Plan hat auch Selbstschutz. Denn es gibt da so ein paar Dinge auf die man achten muss damit man nachher das bekommt was man will. Und dafür gibt es eine Personalabteilung. Ich denke ich weiß sehr genau wie der Hase läuft bei dem Thema. Trotzdem schicke ich schwanger Mitarbeiterinnen oder auch Mitarbeiter die Elternzeit machen wollen immer zur personalerin damit das auch alles wasserdicht ist. Und hab gar kein Problem wenn da jemand auch ohne mein Vorschlag sich Infos holt.
Zum Thema Leistungsfähigkeit und was nach der Elternzeit kommt da würde ich mir heute gar keinen Kopf drum machen. Du leistest bis zum Mutterschutz das was möglich ist am besten natürlich 100%. Aber wenn es dir nicht gut geht ob physisch oder psychisch dann besprich das mit deinem Frauenarzt. Oder auch mit dem Hausarzt. Nutze deine Therapiestunden um zu reflektieren, deine Gedanken zu sortieren und mit Impulsen zum besser machen mitzunehmen.
Arbeite an deiner inneren Einstellung zum Thema Arbeit, Perfektionismus, Kritikfähigkeit… und dann kommt irgendwann mit Mutterschutz der Umbruch. Je nachdem wann du wieder mit wie vielen Stunden einsteigen willst sprichst du rechtzeitig mit deinem Chef. Und dann wirst du sehen was er dir anbietet. Natürlich macht es einen riesigen unterschied ob du mit 15 Stunden kommst oder mit 32. und wenn es dann zu Anfang mal nur zuarbeiten ist bist du vielleicht auch froh. Denn die Prioritäten ändern sich. Vielleicht reduziert ja aber auch dein Partner und du gehst wieder Vollzeit ? Oder ihr reduziert beide? Was auch immer. Da musst du heute vielleicht deine Vorstellung angeben aber wirklich festlegen musst du dich nicht. Daher würde ich da auch heute nicht mit meinem Chef diskutieren was du machst wenn du wieder kommst. Ich selber war nach beiden Elternzeiten super happy wieder zu arbeiten aber auch froh beides mal nicht in der ersten Reihe zu stehen sondern zu wissen die Welt bricht nicht zusammen wenn die Kita anruft weil das Kind gespuckt hat, Fieber hat, ne Beule, früher schließt, … und wenn ich deinen Beitrag lese dann kommt da sowieso ein riesiges Thema auf dich zu. Du haderst jetzt schon mit dir und das priorisieren nur zu 65% vorbereitet sein, weil man eben am Tag vor nem wichtigen Meeting das Kind auch um vier abholen muss, an manchen Meetings auch gar nicht teilnehmen kann weil abends um fünf das zweijährige keinen Bock hat dass Mama telefoniert und wenn es doch geht das schlechte Gewissen, dass man das Kind jetzt 45 Minuten sich selbst überlässt. Und wenn du da jetzt schon haderst weil du gerade nur 100% geben kannst dann überlege dir ob dir die Firma und der Job langfristig gut tun.