Klasse wiederholen vs Langzeitstudent, was ist schlimmer für das Berufsleben?

Guten Tag,

Ich stelle mir die oben genannte Frage da ich in meiner Schulzeit selbst einmal eine Klasse wiederholt habe und das Thema jetzt wieder aufgetaucht ist als bei einer Freundin der Sohn letztes Jahr nicht versetzt wurde. Ich werde euch genauer den Vergleich machen:

Eine gute Freundin von mir hat 2 Söhne ich kenne sie schon sehr lange und die sind verschieden. Der Jüngere musste letztes Jahr die Klasse zum zweiten mal wiederholen und hat nun vom Gymnasium in die Berufsschule gewechselt und beginnt eine Lehre als Maurer, d.h. er besucht die Berufsschule und einige Wochen arbeitet er. Wenn ihm dieser Bereich gefällt wunderbar. Meine Freundin allerdings ist gar nicht begeistert davon das er 2x wiederholen musste und behauptet ständig das er 2 Jahre vergeudet hat.
Der ältere Sohn war ein sehr guter Schüler und hat ein 1er Abitur gemacht. Danach studierte er einen Master in Latein. Jetzt studiert er Gesang und Geige. Allerdings ist er schon länger als die Regelstudienzeit dabei, da er nebenbei viel Verreist um bei Orchestern zu spielen. Hier sagt komischerweise niemand etwas das sein Langzeitstudium eine Zeitvergeudung ist, im Gegenteil, er wird von vielen sogar bewundert das er das Studiert.

Mir wurde damals in der Schule auch gesagt das das Sitzenbleiben verlorene Lebenszeit ist, warum sagt niemand etwas wenn jemand bis Mitte 30 studiert und das Studium ständig vor sich herschiebt?

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Nicht ganz zum Thema aber: Gott sei dank wird er Maurer! Endlich einer der was kann! Wir werden uns in 15 Jahren mit BWLern usw totschmeißen können während wir auf den letzten Klempner , Maurer , Maler warten!

Ich hab wirklich Angst vor dieser Überakademisierung der Gesellschaft . Wir brauchen doch auch Leute die „in Echt“ was können und nicht nur in der Theorie

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Auch studierte arbeiten "in Echt". Sogar Vollzeit.

Falls du damit eher "Handwerksberufe" meintest, ist das was anderes ;-) Dann ist die Ausdrucksweise etwas komisch.

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Ich habe nirgendwo behauptet, dass jemand der studiert nicht arbeitet. Ich habe geschrieben: in echt was können.
Und dabei bleibe ich auch. Und das als Akademikerin. Ich habe selber etwas studiert, bei dem die Leute immer sagen „echt! Das war sicher schwierig!“ und bei dem die Menschen immer davon ausgehen, dass das etwas „ganz Besonderes“ ist. Ist es nicht. Und die Studentenzeit war die schönste und entspannteste Zeit meines Lebens. Ich habe auch gelernt, hatte nebenjobs, aber ich hatte genug Zeit für Freizeit und Feierei ;)

Ich freue mich jedes Mal, wenn ich lese, dass irgendjemand eine Ausbildung zum Handwerker macht. Und das war das einzige, was ich mit diesem Post ausdrücken wollte: Gott sei dank noch jemand der etwas handfestes lernt.

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Wenn er länger fürs Studium braucht, weil er bei Orchestern spielt, ist da nichts vergeudet. Im Gegenteil: er sammelt wichtige Erfahrungen, verbessert sein Können sicherlich und knüpft Kontakte und grade letzteres ist in einem solchen Bereich auch extrem wichtig. Also ich würde meinen, er macht nichts falsch, solange er irgendwann auch fertig wird, um dann entsprechend bezahlt zu werden.
Der Bachelor und Master in Latein ist da schon eher verschwendet, falls er nicht in die Lehre möchte.
Ob man Sitzenbleiben als verschwendete Zeit bezeichnen muss, ist natürlich auch fraglich

Bearbeitet von Yosan
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Also mit Mitte 30 noch nicht mal den Bachelor zu haben finde ich echt bisschen hart.....

Wann will er denn anfangen zu arbeiten?

Ich dulde das bei meinen Kids nicht, dann lieber eine Ausbildung und arbeiten. Finde mit Mitte 30 sollte man schon fest im Leben stehn 🙈

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Pardon *

Er hat ja schon ein abgeschlossen Master wie ich gerade lese....

Solange er jetzt Geld verdient ist eine "Umschulung" oder neues Studium dann doch völlig okay.

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Er scheint doch schon Bachelor und Master in Latein zu haben, so wie och es verstanden habe

Bearbeitet von Yosan
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Ich habe festgestellt, dass es niemanden interessiert, wie lange du exakt zur Schule gegangen oder studiert hast. Da gibt es nämlich mittlerweile so viele verschiedene Regelungen, dass auch dies schlecht vergleichbar ist.
Der eine macht G8, der andere G9. Männer jetzt mittleren Alters hatten noch Wehrpflicht, andere gehen freiwillig zur Bundeswehr, haben ein soziales Jahr o.ä. gemacht, sind um die Welt gereist oder haben als Au-Pair gearbeitet.

Das gleiche gibt es beim Studium. Alleine bei meinem Studiengang kocht jede Uni und jedes Bundesland ihr eigenes Süppchen und die reale Dauer des Studiums unterscheidet sich. Manch einer hängt noch eine Promotion dran, ein anderer war im Ausland und noch ein anderer bzw. eine andere hat ihr erstes Kind während des Studiums bekommen.

Deswegen interessiert doch mittlerweile niemanden mehr, ob man ein paar Jahre früher oder später anfängt zu arbeiten, solange alles im groben Rahmen ist.

Was negativ auffällt, ist weiterhin der "echte" Langzeitstudent, der nach 13 Semestern immer noch im Grundstudium steckt. Wer so lange braucht und dann ggf. sogar das Studium noch nicht einmal abschließt, wird sich unangenehmen Nachfragen im Bewerbungsgespräch stellen müssen.

Beide Söhne deiner Freundin machen nichts falsch. Der eine hat es versucht, aber wohl aus verschiedenen Gründen nicht geschafft und orientiert sich jetzt folgerichtig um. Der andere hat triftige und nachvollziehbare Gründe, warum sich sein Studium nach hinten zieht.

Und: der erste, vermeintlich gescheiterte Sohn ist gar nicht gescheitert. Er macht es richtig und kann als Handwerker heutzutage gutes Geld verdienen.
Der andere Sohn hat einen geradlinigen Lebensweg, muss aber aufpassen, da er einen Studiengang gewählt hat, wo man gutes Geld verdienen KANN, viele aber an der Armut kratzen, wenn sie nicht als Quereinsteiger Lehrer werden oder woanders quereinsteigen.
Auch er macht es deswegen richtig und knüpft Kontakte abseits des Studiums. Gerade in seinem Studiengang ist das sehr wichtig. Viel Geld verdienen nämlich nur die Musiker in den großen bekannten Orchestern. Da kommt man aber nicht mal eben einfach so als unbekannter Musiker rein.

Bearbeitet von ella838
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Ich verstehe die Frage nicht. Wenn du zwei/ drei / zehn Jahre später in die Erwerbstätigkeit einsteigst, hast du doch vorher auch gelebt. Und 40 Jahre doofer Job ist vermutlich ebenfalls Verschwendung von Lebenszeit.

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Es ist weder schlimm, eine Ausbildung zu machen noch lange zu studieren.

Hauptsache man ist glücklich und steht damit auf eigenen Beinen. Etwas über Regelstudienzeit und kein Abschluss mit Mitte 30 ist natürlich ein himmelweiter Unterschied.

Und wenn man vorher irgendwo gescheitert ist, ist das oft eine wichtige Erfahrung.

Und ein Studium als Verschwendung anzusehen, weil man damit nicht unmittelbar reich wird, ist auch quatsch.

Ich habe auch einen Abschluss in einer exotischen Geisteswissenschaft und habe nie in dem Bereich gearbeitet. Trotzdem profitiere ich bei meiner Arbeit davon.