Hallo zusammen!
Seit einiger Zeit beschäftigt mich ein Thema:
Ein beruflicher Neustart.
Ich bin 28 Jahre alt und arbeite seit 3 Jahren in einem KMU. Ich habe einen Bachlor in Wirtschaftsingenieurswesen Schwerpunkt Regenerative Energien - den Master in Unternehmensführung.
Aktuell verdiene ich 3.000 Eur netto - also ganz okay.
Zum Thema:
Aufgrund unserer politischen und gesellschaftlichen Entwicklung bin ich seit 1 Jahr ziemlich verunsichert wie es nun weitergehen kann. Gerade in Bezug auf Rente als Frau, genauso wie Jobsicherheit und entwicklung...
Die nächsten Planungsschritte wären eig Hauserwerb und Familienplanung.
Aber sowohl meine Eltern als auch mein Schwiegervater erzählen regelmäßig wie toll doch das Beamtentum/der Staat wäre - "vorallem als Frau unschlagbar".
Ich denke nun ernsthaft darüber nach, in Richtung öD und Verbeamtung zu gehen. Hierfür müsste ich aber duales Studium absolvieren, um dennoch gut zu verdienen.
Heißt also 3 Jahre studium und 3h weit weg von zuhause nochmal studieren. Also genau das Gegenteil vom herkömmlichen Plan.
Wenn ich damit fertig wäre, wäre ich wohl 32+die Probezeit, also 35-36...für Kinder schon ein wenig spät und auch die PKV bzw die zusätzliche GKV ist mir eine große Unbekannte...
Könnt ihr Tipps und Erfahren geben?
Danke!
Studium Verwaltungsfachwirt nach abgeschlossenem Master mit 29 Jahren
Ziel ist aber schon eine Stelle mit hD vergleichbar ?
Welcher AG schwebt dir vor?
Bund, Land, Kommune…
Ich hätte an Land oder Kommune, vorzugsweise aber Land gedacht.
Man kann auch ohne Verwaltungsfachwirt etc im öffentlichen Dienst arbeiten. Ich habe auch was anderes studiert und verdiene im öD mehr wie du in der freien Wirtschaft.
Und ja, das war für mich ein Glücksgriff, aber das ist nicht überall so und nicht für jeden ist das was.
Würde also nicht sagen, dass man Beamter sein muss um als Frau „abgesichert“ zu sein.
Was hast Du denn studiert, wenn ich fragen darf bzw als was arbeitest Du nun?
Mit meinem Abschluss finde ich am ehesten bei Stadtwerken was, aber eben nicht beim "Rest". Bisher habe ich nichts gefunden, was mit meinem aktuellen Gehalt vergleichbar wäre.
Ich habe Architektur studiert und bin Projektleiterin.
Mit deinem Abschluss sollte ja schon mehr in Frage kommen als nur die Stadtwerke. Du kannst dich ja einfach mal auf Stellen bewerben, wo ein Studium vorausgesetzt wird. Das sind nämlich die, die auch besser bezahlt sind.
Ich habe ein Duales Studium mit 27 im ÖD angefangen, nach dem ich einen geisteswissenschaftlichen Master hatte, mit dem ich auf dem damaligen Arbeitsmarkt nichts anfangen konnte und ich kenne sehr viele Leute mit einem ähnlichen Werdegang. Es gab viele in ähnlichem Alter, also die Sorge, dass man da nur unter 19jährigen sitzt, die noch bei Mutti wohnen, ist auch unbegründet. Wir haben uns aber über alle Altersstufen gut verstanden. Es waren auch noch deutlich ältere dabei.
Das Studium fiel mir sehr leicht, man kann eben schon Klausuren und Hausarbeiten schreiben, Literaturrecherche, Präsentationen, das ganze wissenschaftliche Arbeiten. Ich hatte mit wenig Aufwand immer Noten im 2er Bereich, für Bestnoten hätte ich mich schon richtig reinhängen müssen, aber das muss nicht sein. Also man muss schon etwas lernen, aber alles im Rahmen, ich hatte keine schlaflosen Nächte wegen der Prüfungen. Man wird da auch total an die Hand genommen, muss sich um nichts selbst kümmern.
Das mit der PKV bekommt man hin. Und die Verbeamtung auf Probe ist eher Formsache, da kann man auch schon in der Zeit mit der Kinderplanung anfangen.
Ich hatte mit 30 den Abschluss, mit 35 das erste Kind und jetzt mit 38 ist das zweite unterwegs.
Ich fand die Zeit im Studium toll und bin insgesamt mit der Arbeit sehr zufrieden. Die Sicherheit ist schon komfortabel, wenn man eine Familie gründen will.
Ich empfehle das Duale Studium auch jedem gerne, der vorher einen etwas ungeraden Lebenslauf hat oder mehr Sicherheit sucht.
Was spricht denn dagegen, direkt mit dem Master in den öD zu gehen? Note zu schlecht?
Meine BA Note war 1.6, der Master 1.4. ich gehe mal davon aus, dass das nicht zuu schlecht wäre. Ich finde aber eher bei stadtwerken was passendes, aber sonst iwie nicht
Und Stadtwerke kommen nicht in Frage?
Ich würde dringend davon abraten nur wegen einer Verbeamtung einen kompletten beruflichen Wechsel zu machen. Zunächst wäre ja die Frage, ob es denn überhaupt eine Garantie auf Verbeamtung mit dem Studium gibt. Viele Kommunen verbeamten nur noch sehr selektiv.
Auf Bundes- und Landesbene sieht es etwas besser aus, gleichzeitig kenne ich da auch Quereinsteiger die verbeamtet wurden.
Dir muss halt auch klar sein, dass es finanziell echt blöd laufen kann. Du fängst immer im Eingangsamt an, Beförderungen nach Bestenauslese sind nie garantiert und verhandeln wie als Tarifbeschäftigter kannst du auch nicht.
Es kann natürlich auch super laufen, aber dass ist der Blick in die Glaskugel.
Wenn es denn unbedingt die Sicherheit eines Jobs im ÖD sein soll, dann versuche doch da als TB reinzukommen als Quereinsteiger. Was Vereinbarkeit von Beruf und Familie angeht ist das ja gleich. Kündigungen zwar möglich, aber doch deutlich unwahrscheinlicher als in der Privatwirtschaft.
Ich glaube, ich bin so ein Quereinsteiger. Fällt mir jetzt, nach 20 Jahren, zum ersten Mal auf. Ich hätte mich nie als solchen bezeichnet, weil bei uns eine Verwaltungslaufbahn die absolute Ausnahme ist.
Ja ich bin auch Quereinsteiger, in dem Bereich / Projekt in dem ich arbeite bin ich vollkommen passend ausgebildet, aber für den ÖD bin ich halt Quereinsteiger weil keine Verwaltungsausbildung und musste daher mehrere Seminare belegen (Verwaltungsrecht, kommunale Finazen, etc.). Nicht alles davon war für mich im Alltag sinnvoll, aber es half die manchmal für Außenstehende doch etwas seltsam wirkenden Vorgänge zu verstehen 😉.
Überhaupt gibt es bei uns auf den E11 bis E13 viele Quereinsteiger mit Studium, darum weiß ich auch immer nicht ob man sich nicht unter Wert verkauft, wenn man mit abgeschlossenem Master nochmal in eine Verwaltungsausbildung oder duales Studium geht. Es sei denn man sieht seine berufliche Erfüllung in den klassischen Verwaltungstätigkeiten.
Gleichzeitig weiß ich aber auch, ich werde hier nie verbeamtet werden (mein Interesse daran ist aber auch gering).
Ich finde man sollte die Welt nicht nur pessimistisch sehen. Es gab immer Krisen in unser Gesellschaft und Weltweit und trotzdem ging das Leben weiter.
Ich arbeite für einen großen Energiekonzern. Wir suchen Leute wie dich und würden dich mit Kusshand nehmen. Eine Jobunsicherheit hättest du hier nicht. Weder wird die nächste Bundesregierung den einmal eingeschlagenen Kurs wieder komplett umdrehen können und wollen, noch würde dich das in die Arbeitslosigkeit schicken. Wie gesagt, wir brauchen Leute wie dich, die mitdenken und die Energiewelt mitgestalten. Bei uns würdest du ohne Personalverantwortung erheblich mehr netto verdienen als jetzt und als großer Konzern mit einer gut aufgestellten Mitbestimmung ist auch die Work life Balance der Mitarbeiter im Fokus. Frauen werden hier gefördert und nicht klein gehalten.
Überlege es dir. Die Jobsicherheit im öD klingt verlockend, das kann ich verstehen. Als Außenstehende bekomme ich aber auch immer wieder mit, wie starr und verkrustet die Strukturen in manchen Bereichen dort ist. Das hält mich von einer Bewerbung im öD ab.
Nachtrag: wenn du im öD suchst, ist mit deinem jetzigen Studium eine Bewerbung als "Energiemanager" möglich. Von einer ehemaligen Kollegin weiß ich, dass der Markt dafür sowohl im öD als auch in der freien Wirtschaft sehr gut ist. Sie hat sich umorientiert (nur einen Arbeitgeberwechsel) und konnte sich an Angeboten nicht beschweren.
Aktuell habe ich gerade wieder Stellenausschreibungen im öD in der Umwelt- und Planungsbehörde gesehen, die Leute mit deinem Background suchen. E13 bzw. A13, teilweise sogar 14.
Deine Antwort macht richtig Mut! :)
Ich denke, ich werde die Augen mal in Richtung Energiemanager schweifen lassen.
Ich schaue seit ca 6 Monaten immer mal wieder was so ausgeschrieben wird und bis dato hatte ich das noch nicht auf dem Schirm.
In welcher Region Deutschlands hast du das denn mitbekommen?
Ich wohne im Norden Deutschlands, aber die Änderungen im Energiesektor betreffen nicht nur einzelne Bundesländer. Die gesamte Energiebranche steht vor neuen Herausforderungen, weil der Kurs (und auch Vorgaben der EU) weg von fossilen Brennstoffen in Richtung erneuerbare Energien geht. Daran wird sich mit einer neuen Bundesregierung nicht sehr viel ändern, denn es sind wie gesagt auch EU-Vorgaben, die den Kurs vorgeben. Heizen mit Erdgas ist in ein paar Jahren Geschichte. Darauf bereiten wir im Unternehmen uns mittlerweile vor. Mit deinem Schwerpunkt auf erneuerbare Energien lagst du daher genau richtig und hast ein Studium gewählt, indem du mindestens die nächsten 15-20 Jahre auch in der freien Wirtschaft quasi eine Jobgarantie hast.
Das ist doch eigentlich ein Studium, mit dem du durchaus auch in höhere Gehaltsbereiche kommen solltest?
An Deiner Stelle würde ich mal bei größeren Firmen bzw. Konzernen schauen, ob du dort nicht mit deinen Abschlüssen unterkommen kannst. Dort würdest du sicher besser verdienen und auch in der freien Marktwirtschaft gibt es familienfreundliche Unternehmen bzw. Firmen, bei denen man auch langfristig bleiben kann, wenn die Welt nicht gerade völlig zusammenstürzt (aber dann hat es sich auch mit dem Beamtentum).