Hallo in die Runde, ich muss mir heute Mal etwas von der Seele schreiben....
Mein Mann und ich (30) haben nach fast 2 Jahren Kinderwunsch Mitte April endlich positiv testen dürfen ich bin heute vermutlich 6+0, mein erster FA-Termin ist in 2 Wochen und ich bin schon super gespannt das Kleine zum ersten Mal sehen zu können
Nun zu meinem "Problem". Ich habe nach 6 Jahren meinen alten Arbeitgeber (Schichtdienst, Gesundheitswesen, Nacht-Wochenenden) verlassen und nahtlos im April (unwissend dass 2 Wochen später meine Periode ausbleibt) eine neue Arbeitsstelle mit geregelten 7-16 Uhr Arbeitszeiten angetreten (unbefristeter Vertrag). Die Umstände dort sind optimal, sehr nette Kollegen & Chef, planbarer Tagesablauf, tolle Vergütung.
Auf unseren Kinderwunsch wollten wir nach 2 Jahren nicht verzichten, wir haben alle Szenarien für uns durchgespielt und ich dachte "wenn es klappt, dann freust du dich und musst nicht auf jedermann Rücksicht nehmen" - bei meinem alten Arbeitgeber habe ich das sehr sehr oft gemacht und mich immer wieder im Nachgang über mich selbst geärgert. Ich dachte jetzt auch Mal 'abgebrühter' sein zu können, meine eigenen Zukunftswünsche an erster Stelle stehen zu haben, usw....
Und jetzt? Meine Freude über die Schwangerschaft ist sehr getrübt denn mein schlechtes Gewissen frisst mich auf! Was wird mein Chef denken, was werden meine Kollegen sagen? Da hat sie uns ja schön ein Ei ins Nest gesetzt?
Ich weine sehr viel und fühle mich schlecht gegenüber dem Baby und meinem Mann. Ich hatte mir diese unsagbare Freude in meinem Kopf ausgemalt aber in der Realität bin ich gerade voller Sorgen und Gedanken "was werden die Anderen denken / wie reagieren"
Danke an alle die sich bis hierhin meinen Wort-Schwall durchgelesen haben!!
Könnt ihr mir helfen mit diesen Gedanken besser umgehen zu können?
Alles Liebe, Mina
Schwanger in der Probezeit, schlechtes Gewissen trübt Freude....
Hallo Mina.
Ich vermute, dass nahezu jede:r hier deine Gedanken dazu nachvollziehen kann.
Ich kann es zumindest, zumal es mir ähnlich ging. Ich war zum Zeitpunkt der Schwangerschaftsverkündung zwar schon ein paar Tage länger im Unternehmen, aber immer noch in der PZ.
Was hat mir geholfen? Ich habe mir folgendes klar gemacht und selbstbewusst vertreten (wenn auch innerlich mit einer gewissen Aufregung verbunden):
Es ist der Lauf der Dinge, dass Menschen sich für eine Familie entscheiden. Es ist normal, dass Kinder geboren werden.
Es ist auch normal, dass Menschen auf der Arbeit ausfallen. Ob das nun eine AU/ Reha/ Fortbildung/ AG-Wechsel oder eben eine Schwangerschaft/ EZ ist.
Alle reden von einem eklatanten Fachkräftemangel. Aber woher kommen denn Nachwuchskräfte?
Welchen Zugewinn hat ein Unternehmen, wenn es werdende, bzw. schon existierende Eltern beschäftigt?
Wer hat das Recht, über mein privates Leben zu urteilen? Was sind wirklich die wichtigen Dinge für einen selbst und was möchte man erreichen?
Ich denke, dass es sehr wichtig ist, an der Stelle selbst neue Wege zu gehen.
Man muss sich nicht unter Wert verkaufen oder dafür genieren, kurz nach dem Einstieg eine Schwangerschaft zu verkünden. So lange wir das tun, wird kein AG der Welt mit einer anderen Sichtweise damit umgehen.
Machen wir uns nichts vor…wenn Personal ausfällt, ist das immer blöd. Aber es ist eben auch die Realität. Und auf euch kommt was wunderschönes zu.
Genießen!
LG
Vielen Dank für deine Antwort! Du hast da mir einen ganz guten Anstoß gegeben - wer hat das Recht über mein privates Leben zu urteilen?
Das habe ich völlig außer Acht gelassen seit dem positiven Test...
Wenn, sollte ich doch nur mit selbst und dem ungeborenem Leben (im Besten Fall auch meinem Mann) Rechenschaft ablegen müssen, oder?
Ich glaube darüber werde ich die nächsten Tage Mal sehr intensiv nachdenken. Da rührt sich was in mir und ich merke wie ich von meiner "ich-bin-ein-unzuverlässiger-Mensch"-Position etwas abrücke....
Danke dir!!
Liebe Grüße
Hallo Mina,
Ich kann deine Gedanken absolut nachvollziehen. Habe selbst erst den Job gewechselt und im Sommer werden wir mit dem Üben beginnen.
Für den AG ist es immer blöd, egal ob nach 1 Woche, 1 Jahr oder 5 Jahren. Gleichzeitig muss er damit bei Frauen in einem bestimmten Alter einfach rechnen. Dir dankt es auch niemand wenn du jetzt 1 Jahr gewartet hättest...
Weissnicht ob du direkt ins BV kommen würdest, ansonsten hättest du ja noch ein bisschen zu arbeiten vor dem Mutterschutz 😊
Genieß die kommende Zeit und denk nicht an dein AG!
Danke für deine Antwort!
Tatsächlich argumentiert mein Mann ähnlich wie du, wenn ich nach einem Jahr - wo ich dann erst Recht endlich helfen und anpacken kann - schwanger werde, ist's genauso bescheiden für den Chef und Kollegen. Aus deren Sicht gibt es vermutlich nie den "richtigen" Zeitpunkt.
Ins BV muss ich eigentlich nicht. Ich habe zwar mit Chemikalien Kontakt, bin mir aber sehr sicher mein AG kann mir einem geeigneten Platz im Büro anbieten.
Mir würde es leichter fallen, wenn ich schon hätte unter Beweis stellen können was ich auf dem Kasten habe. Mein AG hat die nächsten 3 Jahre viel mit mir vor und meine Stelle lässt sich durch meine Vorerfahrungen toll entwickeln - aber diese Entwicklungen werden noch vor dem Mutterschutz zum Erliegen kommen, da ich wegen der Gefahrenstoffen keine Weiterentwicklungschancen haben werde. Ich denke ich werde (aus guten Grund) an den Schreibtisch verbannt
Liebe Grüße
Hallo Mina,
ich kann deine Gedanken sooo gut nachempfinden und kann auch nach jetzt 3 Jahren noch fühlen, wie schlecht es mir damals ging.
Unser 1. Kind kam nach 3 Fehlgeburten und 5 Jahre Kinderwunsch zu uns und dann passierte es mir, dass ich am letzten Tag im alten Job ungeplant einen positiven Test in den Händen hielt. Es war für mich eine Katastrophe und besser wurde es erst nach Verkündung. Da ich danach ins Teil-BV musste, hab ich es bis zur 16. Woche geheim gehalten. Bis dahin konnte ich mich tatsächlich nur sehr schwer drauf einlassen und außer einer Freundin und meinem Mann wusste bis dahin niemand was. Mein AG hat es mit Fassung getragen, was hätte er aber auch anderes tun sollen. Es war nun mal so und war nicht zu ändern.
Ein Zurück in den Job wird es nach Ende der Elternzeit leider trotzdem nicht für mich geben. Ob es an der Schwangerschaft oder an anderen Dingen liegt, beantwortet mir natürlich keiner offen.
Ich wünsche dir, dass du dich schon bald uneingeschränkt über euer Wunschkind freuen kannst. Rückblickend hätte ich die Schwangerschaft früher verkünden sollen, um die Last nicht so lange allein tragen zu müssen.
Alles Gute dir!
Danke dass du deine Erfahrungen so ehrlich erzählt hast! Ich kann mir nur annähernd vorstellen wie zerissen du nach den 5 Jahren und diesen Schicksalsschlägen warst um dann doch endlich von deinem kleinen Wunder zu erfahren. Zu diesem Zeitpunkt!!
Ich hadere tatsächlich damit ob ich es nicht doch vor der 12. Woche sagen soll, da ein Kollege nur einen befristeten Vertrag hat und dann leider Ende Mai gehen muss. Er leistet tolle Arbeit und das Team harmoniert in der Zusammenstellung super.
So hätte mein Chef die Möglichkeit ihn weiter zu beschäftigen und der Kollege weiß wie seine Zukunft weiter geht, denn er möchte eigentlich nicht gehen....
Es könnte sein, dass diese Ehrlichkeit meinen Chef positiv stimmt. Es kann aber auch sein dass ich mich damit sollte etwas vor der 12 Woche passieren auf die Abschussliste setze....
Doch will ich dann eigentlich bei einem solchen AG bleiben wenn er mich wegen der Gefahr einer erneuten SS kündigen würde?
Das belastet mich alles sehr stark und manchmal möchte ich es einfach endlich sagen wollen nur damit es raus ist. Dabei wissen wir es selbst erst seit 2 Wochen - ich weiß nicht wie ich das noch über 1,5 Monate aushalten soll
Liebe Grüße
Ach je. Ich verstehe dich. Ich bin im Dezember gewechselt, Ende Dezember den positiven Test. Ich habe es in der 8. Woche gesagt. Ich hatte auch schon 2 FG. Da sieht man vieles anders. Ich bin auch schon 39…. Ich bin auch eine Fachkraft welche dringend gebraucht wird. Aber ganz ehrlich, so ist es eben. Ich plane mein Leben nicht nach meinem Arbeitgeber. Klar für die ist es blöd. Vor allem weil ich jetzt ins Teil BV gegangen bin und nun nur noch 4h am Tag mache. Niemand von meinen Kollegen hat ein böses Wort gesagt. Der Chef macht mir alles möglich was ich eigentlich möchte. Ich glaub der hat resigniert.
Aber ich werde in Elternzeit gehen und dann auch dorthin nicht zurückkehren wenn ich nicht muss. Dieses Unternehmen ist nicht meine Zukunft. Ich werde in der Elternzeit kündigen so wie es aussieht
Hallo Katali, vielen Dank für deine Antwort!
Es ist schade zu hören, dass du dort nicht deine berufliche Erfüllung siehst, aber dafür gibt es ja Probezeiten damit BEIDE Parteien sehen ob es langfristig den Vorstellungen entsprechen kann.
Aktuell hast du ja zumindest eine gewisse Sicherheit und kannst dich auf deine Schwangerschaft konzentrieren.
Ich wünsche dir alles Gute für deine danach der Elternzeit dein Start zurück ins Berufsleben wo anders reibungslos funktioniert!
Liebe Grüße
Bei mir war es fast noch schlimmer für den AG, ich habe mich nämlich bereits schwanger beworben. Ich habe trotz mündl. Zusage beim alten AG keine Verlängerung bekommen und musste was suchen. Ich habe dann 5 Monate gearbeitet und war dann 4 Monate weg. In der Schweiz ist der Urlaub halt viel kürzer. Mein AG hat nur gesagt: Das packen wir schon. Danach war es kein Thema mehr. Wünsche dir alles Gute! Und lass dich nicht verunsichern.
Danke für deine Antwort!
Dein AG hört sich ja nach einer richtig coolen Socke an
Vielleicht werde ich von meinem AG ja auch so überrascht.... Ich glaube dann stehe ich erstmal mit heruntergefallener Kinnlade da
Liebe Grüße
aus Sicht einer Mitarbeiterin in der Personalabteilung ja ich denke mir oft bereits im Vorstellungsgespräch bei Frauen im gebärfähigen Alter, dass sie maximal gerade eingearbeitet sind und dann schwanger und auch meine Kollegin denkt sich diesen Teil, denn es macht uns Arbeit. Nicht nur eventuell eine Vertretung zu finden, nein auch schwangere an sich machen Arbeit, zb Gefährdungsbeurteilung, Elternzeit antrag, etc. ABER es ist für eine total tolle Sache nämlich ein neues Lebewesen und wie schon jemand hier geschrieben hat sind das die Fachkräfte von morgen. Ausserdem kommen die Eltern idR nach der Elternzeit auch wieder. und obwohl es jetzt so negativ klingt, ich freue mich wirklich mit jeder Mitarbeiterin, die sich meldet und mitteilt, das sie schwanger ist, egal ob probezeit oder nicht. und wir haben mittlerweile einige, die in der probezeit schwanger werden. es sind manchmal eben blöde zufälle. zumal manchmal genau dann die Schwangerschaft klappt, wenn man den job wechselt, weil man einen Tapetenwechsel hat, nicht mehr so viel stress etc.
mach dir nicht zu viele gedanken, was die Kollegen oder der chef denken. je nach dem wie deine Arbeit jetzt ist, bekommst du ja nicht zwangsläufig ein Beschäftigungsverbot und dann kannst du ja trotzdem zeigen, dsss es keine falsche Entscheidung war dich einzustellen, auch wenn du erstmal in Ez gehst
Vielen Dank für deine Antwort!
Ja ich glaube dass es tatsächlich genau das war, was es bei uns jetzt - zu genau diesem Zeitpunkt - hat klappen lassen. Ich hatte 3 Wochen Resturlaub, das Wissen keinen Schichtdienst mehr ableisten zu müssen. Nicht mehr diesen täglichen massiven Stress es jedem Patienten Recht machen zu wollen und das alles unter Zeitdruck und sich selbst dabei verlierend....
Ich hatte das Gefühl zum ersten Mal seit langem wieder "atmen" zu können
Und genau unter diesem Empfinden endlich befreit zu sein, konnte es sich ein kleines Krümelchen bequem machen
Liebe Grüße
Hallo liebe Mina,
herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft!
Mir geht es zumindest ähnlich. Ich war 6,5 Jahre bei meinem alten AG, bin dort sehr, sehr eingespannt gewesen. Parallel waren wir in Kiwu Behandlung, da ich wegen Endometriose, Eileiterschwangerschaft und Co nicht natürlich schwanger werden kann. Der Stress am alten Arbeitsplatz war sicher auch nicht immer förderlich für den Kiwu...
Als selbst zwei Versuche Eizellspende nicht geklappt hatten und unser Geld, für das wir einen Kredit aufgenommen hatten für die Kiwu Behandlung in der Ukraine wegen des Kriegs eingefroren war, hatten wir beschlossen, ich wechsel den Job, fang nochmal an nebenher zu studieren und weil ich chronisch krank bin, mehr Zeit für mich zu nehmen - ausserdem sind wir gerade ü 40 geworden, Zeit umzudenken ohne Kiwu.
Mit dem AG Wechsel habe ich leider einen sehr starken Schub (Autoimmunerkrankung) bekommen und hatte keine Wahl, ich musste stationär gehen, obwohl ich gerade mal 4 Wochen bei der neuen Arbeitsstelle und in Probezeit war. Damals hatte ich eine Drachenchefin, die mir am ersten Arbeitstag nach der Klinik gleich eröffnete, dass sie mir eine negative Probezeit Bewertung abgegeben hat wegen Fehlzeiten aufgrund von Krankheit und es Konsequenzen hätte, würde ich nochmals krank werden (ich habe einen Schwerbehindertenausweis, ihn bei der Bewerbung angegeben, ich arbeite im ÖD). Das entspannt ungemein als chronisch kranker Mensch, der sich jeden Tag aufrafft 110 % zu geben zu Zeiten von Corona und Grippewellen etc.
Sie hat zum Glück mittlerweile die Abteilung gewechselt...
Im Herbst ging es mir, neu mit Medikamenten eingestellt und voller Tatendrang, so gut wie schon lange nicht mehr und obwohl wir eigentlich das Thema Kiwu an den Nagel gehängt hatten und ich mir aufgrund meiner "sehr verständnisvollen Chefin" sehr viele Gedanken gemacht habe, haben wir beschlossen unser Geld "einzulösen" (Entschuldigung, ich finde gerade kein besseres Wort). Ich war in der Ukraine und die Eizellspende war positiv. Mittlerweile bin ich in der 26. SSW, es ist meine 7. Schwangerschaft und möchte bleiben.
Ich dachte einfach jetzt oder nie und ich möchte es mir nie vorwerfen, dass ich es nicht noch einmal probiert habe.
Bei meinem positiven Test war ich noch in der Probezeit und beim Verkünden gerade 4 Wochen nicht mehr (6 Monate Probezeit).
Ich hatte auch ein ultra schlechtes Gewissen.
Und dann, und das ist das was ich dir ans Herz legen möchte, habe ich mir gedacht ich arbeite bis zum Mutterschutz, dann war ich 12 Monate dort, nach der Elternzeit komme ich wieder und werde weiterhin auf unbegrenzte Zeit meinen AG unterstützen wo ich kann. Aufs Leben gesehen sind diese 1-3 Jahre Elternzeit eigentlich "nichts" wenn wir davor und danach dem AG zur Verfügung stehen und gute Arbeit leisten - und das kann, werde und will ich.
Und selbst wenn ein zweites und/oder drittes Kind bei dir kommen sollte, dann fällts du halt nochmal aus. So ist das halt, wenn die Menschheit nicht aussterben soll und es auch berufstätige Frauen geben soll...
Freu dich des Lebens und des Herzens und alles, dass ihr eine Familie werdet.
Und alles andere wird sich regeln...❤️
Vielen Dank für deine ehrliche Nachricht und das Teilen deiner Geschichte!
Herzlichen Glückwunsch zu deiner Schwangerschaft
Du hast einen sehr guten Punkt indem du sagst man arbeitet im Vergleich zum "Ausfallen durch Schwangerschaft" um ein Vielfaches mehr als man tatsächlich fehlt.
Vielleicht hätte ich es bereut ein halbes Jahr zu pausieren, wegen der Probezeit. Und dann noch ein halbes weil man ja jetzt gerade eingearbeitet ist. Usw.
Ich freue mich sehr für dich zu lesen dass sich bei dir alles zum Besten gewendet hat, gut dass deine alte Chefin die Abteilung nicht mehr leitet und du auch den Mut hattest eure Behandlung fortzusetzen! Egal was die anderen darüber denken könnten. Und du wurdest dafür belohnt und wirst bald dein Glück in den Armen halten dürfen
Ich wünsche dir alles Gute für dich und deine Familie!
Liebe Grüße