Lippen aufeinander pressen statt sprechen mit 2

Liebe Ina,

mein Sohn ist gut 25 Monate alt, also Mitte November 2 geworden.

Ich sollte noch erwähnen, dass er mit 18 Monaten eine Schwester bekommen hat, die den Schiefhals hatte, somit ein Schreikind war und gelernt hat, dass sie mit schreien was erreicht. In der Schwangerschaft trug ich ihn so gut wie nie, er war das gewöhnt und erwartete das von mir auch gar nicht. Doch als ich sie dauernd trug, wollte er auch rauf. Ist ja klar, wie soll er das mit 18 Monaten verstehen? Er hob seine Arme und begann auch zu schreien, wo er bis dahin so ein ruhiger war. Mittlerweile akzeptiert er, dass ich ihn nicht herumtrage, seine Schwester aber schon, wenn auch inzwischen nicht mehr so häufig. Oder nur phasenweise, ist ja nicht immer gleich schlimm.
Obwohl sie vermutlich aufgrund ihrer Erfahrungen immer noch schnell zu schreien beginnt, wenn sie ihre ersten Versuche zu robben zu sehr anstrengen, ihr ein "Spielzeug" weggenommen wird, weil es für sie nicht geeignet ist oder was auch immer. Sie ärgert sich schnell.
Dann trage ich sie immer noch relativ viel herum. Ich merke schon, dass er daran zu knabbern hat.
Schon ganz am Anfang half er mir beim Wickeln, heute macht er das noch manchmal. Wenn ich sie stillte kam er auf die Couch und kuschelte mit, das macht er heute immer noch (wir haben erst die Mittagsmahlzeit ersetzt, da schläft der Große, zu Weihnachten ist dann die zweite Mahlzeit dran), er bringt dann meist ein Buch, aus dem ich ihm verschiedene Stellen vorlesen soll. Ich habe dann eigentlich ein schlechtes Gewissen der kleinen gegenüber, weil ich mich bei ihrer Mahlzeit nicht voll auf sie konzentriere.

Wenn ich sie herumtrage, schnappt er sich seinen Teddybären, manchmal noch ein weiteres Kuscheltier. Zu mir kommen mag er dann meist nicht, verstehe ich auch, wenn sie neben meinen Ohren schreit würde ich auch lieber weiter weg sein.

Außerdem bin ich seit September Alleinerzieherin, mein Sohn sieht seinen Vater wöchentlich, alle 14 Tage fällt das auf ein Wochenende, sodass er ihn den ganzen Tag hat und ab und zu übernachtet er auch bei ihm. Dort ist die Umgebung, in der er bis vor kurzem gelebt hat, aber ich denke, dass er sich auch hier in seiner neuen recht wohl fühlt. Außer dass Papa nicht dauernd da ist, aber der arbeitet häufig im Ausland, sodass er ihn auch früher oft 5 Tage lang nicht gesehen hat.

Ich habe das Gefühl, dass er mit der Situation recht gut klarkommt, aber das kann ja auch täuschen. Ich weiß nicht, wie ich es ihm leichter machen soll.

Er hat schon seine Trotzphasen, eine Zeit lang wollte er seinen Mund beim Zähneputzen nicht öffnen. Dann mal wieder nicht gewickelt werden. Und oft will er auch durchsetzen, dass ich irgendwas gerade jetzt mit ihm machen muss oder so. Aber ich denke, das ist ja normal, oder?

"Mama" sagte er schon früh für einen Buben, denke ich, zwei Wochen später "Papa", da war er ein knappes Jahr alt. Er hatte dann immer wieder Phasen, wo er "Mama" und "Papa" sagte, dann wieder nicht. Er sagt z.B. jetzt auch "Papa", wenn er gerade vom "Papa" kommt oder wenn er hier auf Besuch ist. Und wenn wir gerade viel Spaß hatten/haben, sagt er öfter mal "Mama". Aber er sagt es nie, um jemanden zu rufen oder anzusprechen.
Er versteht so ziemlich alles, was man ihm sagt, auch akustisch.

Er schüttelt den Kopf, wenn er auf etwas zeigt, und man aber das Falsche nennt, weil er da z.B. gerade den Finder drauf hatte oder mehrere Dinge dicht beieinander liegen. Er nickt zwar im "ja" und "nein"-Spiel, aber nie, um "ja" zu sagen, wenn man ihn was fragt und er "ja" meint, lacht er zustimmend oder er lässt eines seiner Tiere nicken. Er verwendet auch sonst Gesten, die ich teilweise bereits kenne.

Aufforderungen befolgt er, sofern er dazu Lust hat. Also er versteht sie. Manchmal schüttelt er einfach den Kopf, weil er das nicht tun will. Die Trotzphasen eben.

Wenn man ihn nicht versteht, wird er schon nach einiger Zeit ärgerlich. Ich sage ihm in letzter Zeit immer öfter, dass es einfacher wäre, wenn er zu sprechen beginnen würde. Ist das gut oder erzeuge ich damit zu viel Druck?

Meine Mutter hat mit dem Sprechen kurz begonnen, dann auch wieder aufgehört und spät gesprochen. Ich war früh dran. Sonst weiß ich es von niemandem, Auskunftspersonen leben nicht mehr. In der Vaterfamilie werden solche Dinge zu wenig Ernst genommen um da jetzt noch etwas zu erfahren. Mir liegt das Schreiben, von Problemen diesbezüglich weiß ich ebenfalls nichts in meiner Familie, der Vater dürfte zumindest keine Schreibprobleme gehabt haben.

Eine Mittelohrentzündung hatte mein Sohn nie.

Er ist spät gesessen, dann aber gleich aufgestanden und begann mit 14 Monaten zu laufen. Ich weiß ja nicht, ob das irgendeinen Zusammenhang hat.

Uiii, so viele Infos, ich hoffe, ich habe nichts vergessen. Sorry, aber ich bin sehr froh, wenn Du mir weiterhelfen kannst, vielen herzlichen Dank für Deine Mühe!
Liebe Grüße, Cleomatra

Ach ja, was ich vergessen habe: er hat auch schon im Frühling nachgemacht, wie der Hund bellt. Auch die Kuh hat er versucht. Kann sein, dass ich mit ihm darüber einige Zeit nicht mehr gesprochen habe ab der Geburt seiner Schwester. War halt nicht allzu viel Zeit und bei dem Lärm ... Sie hat ja anfangs extrem geschrieen. Auch auf meinem Arm. Gerade wenn ich sie hochgenommen habe, ich weiß nicht, ob Du den Schiefhals kennst, fühlt sich angeblich wie ein steifes Genick an, dauert aber länger. Mit einer Therapie wurde es stark gebessert, wächst sich zwar aus, aber dauert dann eben noch länger. Bin aber erst nach einigen Wochen draufgekommen. Und es war dann auch nicht gleich weg.

Nun macht er auch solche Töne nur durch geschlossene Lippen und grinst dabei.

Wenn ich aber mal "Aua" sage, sagt er das ohne Lippen lesen nach. Sage ich nur so vor mich hin "Lalalalaaaa", sagt er das auch nach.
Bei meiner Mutter sagte er vor einigen Wochen auch "O" und "mi", aber nur ganz leise. Doch zu einem "Omi" war er nicht zu bewegen.

Vielen Dank nochmals, liebe Grüße, Cleomatra