Wenn das Kind die Eltern beherrscht

Es ist doch ein herrlicher Anblick im Supermarkt.
Eine völlig gestresste Jungmutti geht gemeinsam mit ihrem Mann und Sohn einkaufen.Der Einkauswagen quillt langsam über und das kleine Kind, vielleicht drei/vier Jahre alt will mehr. Wie soll es denn verstehen, dass Vati schon die Sachen im Wagen schon festhalten muss, damit sie nicht runterfallen und Mutti schon im Kopf in Ohnmacht fällt,wenn sie überlegt was das alles wieder kostet.
Für das Kind ist es doch eine völlig normale Welt neues auszuprobieren und den eigenen Willen einzusetzen.
Es gibt doch so leckere Sachen, Gummibärchen -Jogurt - und all die anderen bunten Verpacken, die muss man doch einfach in den Wagen schmeissen.
Und dann der Versuch des Vaters zu rebellieren, ein klares "NEIN!" ist zu hören als auch noch das Apfelmus in den Wagen landen soll, nachdem es durch die Hände des Kindes ist. Und was macht das Kind?
Die Unterlippe wird nach vorne geschoben,die Augen werden langsam feucht und ein Schluchzen dringt aus dem Mund.Die Knie knicken langsam ein und man legt sich auf den Fussboden um zu rebellieren - heutzutage muss man sich doch durchsetzen in der Welt der Erwachsenen. So landet auch noch das Glas im Einkaufswagen,denn die gesamte Aufmerksamkeit des Supermarktes möchte man dann doch nicht haben. Außerdem hat man gar nicht mehr die Kraft zum Widersprechen, war doch die letzte Nacht so kurz.
Der Sohn ging brav um Acht ins Bett,nachdem er um sieben die Schwester mit ins Bett gebracht hat und so konnten doch eigentlich Vati und Mutti noch einen entspannten Abend verbringen bevor es auch für sie um elf Zeit war schlafen zu gehen.
Doch ab halb elf war nicht mehr an Schlaf zu denken.Die kleine 16monatige ist doch aus ihrem Bett gekrabbelt und hat das Licht im Kinderzimmer angemacht um zu spielen- Der Papa geht also rein und macht das Licht aus,erklärt in Ruhe das es nun Schlafenszeit ist und sie morgen wieder spielen dürfe.Doch warum? Die Tochter ist ausgeschlafen und für sie ist eben jetzt Spielenszeit , egal was die Eltern sagen.Nach unendlichen Versuchen,die Tochter wieder ins Bett zu legen,sie sind schon völlig entfernt und todmüde geben sie nach und lassen sie spielen. Man kann doch sein Kind nicht ins Bett legen und brüllen lassen und in den Schlafwiegen, das bringt es doch auch nicht.Man sollte doch immer daran denken, dass man wenn man nachts nicht schlafen kann,sich ja auch nicht zwingt zu schlafen und das ist bei Kinder nicht anders.Das Kind sollte doch dann wirklich gleich gestellt sein wie man selbst.
Das ist eben das Leiden,wenn man Kinder im Haus hat. Es ist schwer sein Leben zu meistern und die Grenzen, die setzen einem die Kinder und nicht umgekehrt.
Man hat es doch zu Hause nicht anders erfahren.Kind ist König und Kind gibt vor was passiert... Oder sollte man doch mal daran denken,dass die Erziehung und Strenge auch vorherrschen sollte?
Ich glaube ohne ist man verloren ...


Sorry für diesen vielleicht sinnlosen Post ,aber wenn ich manches Mal hier Beiträge durchlese habe ich wirklich das Gefühl,dass es bei manchen zu Hause so abläuft....

1

Hallo !
Wie läuft es denn bei Euch zu Hause ab ? Würde mich nur interessieren, bin neugierig :-)

Liebe Grüße,

Katrin mit Emilia-Sofie (*05.01.05) und #ei (ET 02.09.06)

6

Hallo Farideh

Dein Beitrag gefällt mir sehr gut :-). Hier nennt man diese Kinder 'enfants-roi', also Kindkönige. Das ist inzwischen in der französischsprachigen Pädagogik ein fester Begriff. Das Kind als Mittelpunkt der Familie, der kleine König dessen Wünsche und Bedürfnisse den Alltag bestimmen, der nicht frustriert werden darf und der - wie du es so treffend sagst - seine Eltern beherrscht.

LG Anke

8

Hallo!

Bei der Erziehung eines Kindes muss man sich vorstellen, man würde in einem völlig dunklen Raum aufwachen und wüsste nicht, wo die Wände und eine Tür sind. Man wäre total verunsichert, würde sich jeden Schritt 3x überlegen, man weiß ja auch nicht, was auf dem Boden liegt. Erst wenn man sich entlanggetastet hätte und jedes Hindernis und vor allem die Begrenzungen des Raumes kennengelernt hätte, würde man sich wieder sicher fühlen und könnte sich selbstbewusst bewegen.

Kinder kommen in die Welt und wissen auch nicht, wo sie Grenzen, Ränder und Stolperfallen hat. Am Anfang haben sie ja schon Schwierigkeiten, die Grenzen ihres eigenen Körpers zu spüren. Und Eltern sind die Führer auf der Reise durch/in das Leben. Sie müssen Kinder Erfahrungen machen lassen - ein Kind, das nie eine kleine Mauer lang balancieren darf, weiß nicht, dass man aufpassen muss, nicht von ihr herunterzufallen. Eine Beule am Kopf oder mal ein eingeklemmter Finger sind keine Katastrophe und bringen dem Kind bei, dass es wehtun kann, wenn man nicht vorsichtig ist. Davor muss ein Kind nicht beschützt werden, aber das sind die Stolperfallen, von denen es erfahren muss. Wirklich gefährliche Sachen müssen erklärt werden, bevor etwas Schlimmeres passiert. Dafür sind Eltern da.

Eltern müssen auch dem Kind den Rahmen zeigen, in dem es sich bewegen darf. Das ist ja individuell, was Eltern erlauben oder nicht, aber die jeweils zusammengehörenden Elternteile müssen sich im Großen und Ganzen auch einig sein, was okay und was verboten ist. Bei uns kann Caroline schon mal das Telefon kriegen, wenn wir gerade mit einer Oma oder Tante von ihr telefonieren, dann "erzählt" sie da auch was. Aber sie darf das Telefon nicht so nehmen und auch keine Knöpfchen drücken. In der Küche darf sie auch nicht an den Geräten rumdrücken oder Herdknöpfe drehen, nach der 2. Verwarnung stell ich sie vor die Tür und mache zu! Das ist zu gefährlich. Und ein bisschen Tischmanieren kann auch so ein kleines Kind schon lernen. Aber da sind die Ansprüche natürlich nicht so hoch wie z. B. an ein Schulkind. Jedenfalls wird nicht aus Jux und Dollerei mit dem Essen gemanscht bei uns.

Ich bin durchaus für Grenzen. Bestrafungen kommen bei uns fast nie vor, bis auf den Rauswurf aus der Küche. Aber Caroline wird deutlich gemacht, wenn sie etwas nicht darf. Sie muss auch lernen mit Frust umzugehen, wird also natürlich frustriert von uns - aber nicht mutwillig, sondern z. B. in der Form, dass sie halt ihren Entdeckerdrang nicht an gefährlichen Sachen ausleben darf oder dass nur auf Papier gemalt werden darf (das ist dafür immer griffbereit für sie), nicht auf Möbeln oder an Wänden. Schon mit Sinn und Verstand und auch Erklärung, ich sag ihr auch oft, dass ich verstehe, wenn sie das jetzt ärgert, aber es ist trotzdem verboten.

Und in der Öffentlichkeit hat sie sich noch nie auf den Boden geworfen - zu Hause oft, aber in Supermärkten, auf der Straße o. ä. haben wir es noch nie erlebt. Scheinbar ist es da nicht so nötig, ihre Grenzen zu testen wie bei Mama und Papa. Selbst bei Oma und Opa geht sie mit Verboten gelassener um.

LG
Steffi + Caroline Johanna (21 Monate) + #baby inside (13. SSW)