Wie umgehen mit extremer Sturheit?

Hallo,

mein Sohn (26 Mon) könnte vom Sternzeichen her ein Esel sein :-[ So völlig aus dem Nichts raus bleibt er stur stehen, bewegt sich keinen Zentimeter mehr, seine Augen könnten mich töten, sein Mund zeichnet ein leichtes Grinsen. Egal wo und wann, diese extreme Sturheit macht mich kirre.

zB heute morgen: Meine Große musste zum Hort. Da ich sie mit dem Auto hinfahre muss ich halt den Lütten mitnehmen. Ich bin diese Wo mit ihm krankgeschrieben, die Hortbetreuung war aber schon angemeldet. Jedenfalls ging es darum, ihn seine Jacke anzuziehen. Er lacht und rennt an mir vorbei, nimmt seine Jacke und ich denke noch, ok, er will es mal wieder alleine versuchen. Klappt aber noch nicht. Ich will ihm helfen und er lässt kommentarlos seine Jacke fallen und rennt ein paar Schritte weg. So fix dass ich ihn nicht zu fassen kriege. Dann dreht er sich um und guckt. Ich sag zu ihm "komm bitte her Jacke anziehen" er steht, gesenkter Blick, hat mich aber mit den Augen fixiert. Ich sage nochmal "komm bitte!" - nichts. Dann will ich zu ihm gehen, rennt er wieder weg. Wenn ich ihn dann zu greifen bekomme, erst dann brüllt er los. Anfangs wehrt er sich noch, lässt sich dann aber anziehen.

Nachmittag wieder: wir wollen die Große abholen, er ist schon angezogen und wir wollen nur noch die Treppe runtergehen. Ich darf ihn nicht anfassen, er will alleine gehen. Gut, ich gehe vor. Aber stattdessen setzt er sich auf die oberste Stufe und guckt wieder nur stur rum. Ich bitte ihn wieder, er kommt natürlich nicht nach. "Gut" sag ich, "ich fahr dann eben alleine los", gehe raus, fahr das Auto aus der Garage, warte einen Moment, nichts passiert. Ok, ich gehe gucken, sitzt er noch immer oben, stur wie ein Esel. Also hab ich ihn wieder gegen seinen Willen geholt und ihn (unter Protest natürlich) ins Auto verfrachtet.

Und solche Situationen gibt es täglich mehrere Male. Meist sind es Situationen, in denen ER was machen soll, zB mit ins Bad kommen, um zu waschen, sich anziehen, zum Essen kommen, oder auch im Kiga. Morgens, er ist ausgezogen, nimmt freudig seine Tasche und will in den Gruppenraum. Eine Erzieherin kommt ihm entgegen und sagt ihm guten Morgen, ohne ihn zu bedrängen (zB Hand geben), mehr so im Vorbei gehen. Das stört ihm anscheinend in seinem Ablauf, dass da jmd kam. Völlig unverhofft bleibt er also stehen, lässt sich nicht weiter bewegen. Stur! Nachmittag beim Abholen: Wir sind schon draußen auf dem Parkplatz. Ohne Grund bleibt er stehen und geht einfach nicht weiter. Das Auto nur noch ein paar Meter entfernt. Ich pack dann die Tasche ein und warte, bitte ihn noch einmal zu kommen. Kommt er nicht, werd ich "rabiat" und er wird eben zum Auto getragen oder "gezerrt" (ist jetzt etwas überspitzt gemeint). Natürlich brüllt er dann. Einkaufen: er will aus dem Wagen und rumlaufen. Er sieht irgendwo was, will hin und beschäftigt sich damit. Ich krieg ihn nicht mal dazu animiert, mir zu helfen. Nö, steht ihm grad der Sinn nicht nach, er will was anderes. Gehen wir dann weiter, bleibt er stur stehen. Manchmal mitten im Weg, andere Leute mit Einkaufswagen kommen dann auch nicht weiter. Also muss ich ihn wegnehmen. Selbst seichtes Beiseite schieben wird mit Brüllen und trotzen "kommentiert".

Es ist ja kein typischer Trotzanfall in dem Moment, aber diese tonlose Sturheit macht mich manchmal echt wütend, grade dann, wenn wir Zeitdruck haben. Ich kann und will auch nicht ständig seiner Sturheit nachgeben und warten bis er von alleine kommt. Die Zeit und die Geduld hab ich auch nicht.

Was ist denn nun richtig? Gar nicht lange fackeln und ihn eben gegen seinen Willen nehmen oder ihn einfach stehen lassen (was ja auch nicht immer geht)?

Meine Tochter ist übrigens immer weggerannt wenn ich was von ihr wollte. Er bleibt stehen...... es ist zum Heulen #heul

nineeleven

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Glückwunsch, dein Kleiner hat echt Persönlichkeit!;-)
Das ist für dich zwar schwierig, zeigt aber auch Intelligenz und Charakter, hat also durchaus auch was Positives.

Ich denke es gibt kein "richtig" oder "falsch" im Umgang. Es hängt eher von deiner Einstellung, respektive auch deinem Charakter ab. Die Frage ist, hast du Nerven wie Drahtseile und die Geduld bei jedem Stehenbleiben zu Diskutieren und zu Verhandeln oder bist du eher pragmatisch und "fakelst" nicht lange?
Egal wie du vorgehst, es muss zu dir passen und sollte immer gleich und realistisch sein.

Du könntest zum Beispiel bis 3 zählen und dann mit irgendeiner Konsequenz drohen. Natürlich muss die Konsequenz dann aber auch realistisch sein (also nicht sagen "wir fahren ohne dich"). Wenn er nicht hört muss die angedrohte Konsequenz in jedem Fall und zeitnah folgen. (z.B. sich für kurze Zeit allein ins Zimmer setzen oder irgendwas was zu euch und eurer Lebenssituation passt).
Dein Kleiner wird so sehr schnell den Zusammenhang zwischen deinen Forderungen, seiner Verweigerung und den entsprechenden Konsequenzen verstehen.

Ich würd ihm darum als Konsequenz nicht irgendwas verbieten oder wegnehmen (Fernsehverbot, nicht mit dem Auto spielen oder ähnliches) sonst fängt er an abzuwägen was schlimmer ist: Jacke anziehen oder keine Gute Nacht Geschichte. Da das eine jetzt ist und das andere viel später könntest du schlechte Karten haben:-p

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Ich danke dir für deine Antwort.

Zum Thema zeitnahe und realisierbare Konsequenz ist in vielen Situationen halt schwierig. zB die Sache morgens im Kiga auf dem Flur. Ich habs dann schon fertig gebracht, im Gruppenraum bescheid zu sagen, ihm tschüß zuzurufen und bin einfach gegangen. Oje, weißte wie der an der Glastür geklebt und geheult hat? DAS war hart. an dem Morgen ging das auch, da keiner weiter da war. Manchmal sind aber andere Eltern grad dabei die ihre Kinder bringen. Und dann ist es mir echt unangenehm ihn so erbärmlich heulend zurückzulassen, ich hadere mit meinem Gewissen und gebe nach. Er verabschiedet sich dann auch brav und ich kann ihn ohne tränchen abgeben. Aber ich habe halt nachgegeben was mich dann auch wieder ärgert.

Aber bei den anderen genannten Situationen ist es schwer eine richtige und passende Konsequenz zu finden. zB kurz ins Zimmer setzen - a) keine Zeit dafür und b) ob er nun da stur steht oder dort eben sitzt ist ihm dann wurscht. Parkplatz: hm, fällt mir auch keine passende Konsequenz ein.

Aber deine Denkanstöße sind gut und ich danke dir für deine Antwort.

GLG
nineeleven

2

Meine Meinung:
Ein Mal die Chance geben doch mitzukommen, wenn er aber nicht drauf reagiert würde ich auch nicht mehr lange diskutieren und ihn schnappen und (auch unter protest seinerseits) eben tragen.
Wenn du das ein paar mal gemacht hast, hat er hoffentlich verstanden, dass du es ernst meinst und das nächste Mal kannst du ihm ja sagen, ob er es denn lieber hat wenn du ihn dann packst oder er doch nicht lieber alleine kommen will. Will er nicht, einfach hochheben und weiter.

Ist sicher nur eine Phase! Gute Nerven wünsche ich dir!

Und "mein Sohn (26 Mon) könnte vom Sternzeichen her ein Esel sein" - ich habe mich schlapp gelacht#rofl

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Auch dir danke ich für deine Antwort.

Ja es wird mir wohl nicht viel übrig bleiben, als gegen seinen Willen zu handeln und ihn dann halt einfach nehmen.

Ich hoffe auch, dass diese Phase nicht mehr allzulange dauert. Meine Große rennt ja heute auch nicht mehr von mir weg ;-)

GLG
nineeleven

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Unsere ist auch so und protestier gegen viele Kleinigkeiten... aus einem Raum raus gehen, Türen schließen, essen, anziehen oder spazieren. Solche Dinge tauchen immer wieder auf.:-[

Mein Mann ist sehr streng und sehr konsequent und meckert schneller ernst mit ihr. Ich bin eher die jenige die es länger ruhig versucht - leider erfolglos. Auf meinen Mann hingegen hört sie dann sofort. Mittlerweile reicht es, wenn er sie nur anguckt. Sie weiß gleich "ok das reicht nun"

Ich mache es dann so, dass ich es einfach durchziehe, denn beim besten willen, aber ein Kleinkind muss nicht mit mir diskutieren finde ich.

Sie ist übrigens fast 23 Monate alt.#verliebt