Erziehung: 'damals und heute'

Hallo liebe Eltern!
Nein, ich schreibe keine Doktorarbeit ;-)
Mir ist nur in letzter Zeit vermehrt aufgefallen, dass bei Unterhaltungen mit der Generation 60+ immer wieder Sätze fallen wie: Das gab es damals nicht!

Offensichtlich waren "damals" also alle Kinder:
- mit 2 Jahren trocken
- nie trotzig, bockig, wütend oder frech (außer sie waren SCHLECHT erzogen!!!)
- es gab kein ADS oder ADHS
- gegessen wurde immer was auf den Tisch kam
- Kinder hatten immer Respekt vor Erwachsenen...

Erinnern sich unsere Eltern und Großeltern nur nicht mehr daran?
Sind unsere Kinder jetzt irgendwie "anders" als wir früher?
Sind wir so anders (strenger) erzogen worden?
Ich wurde gut erzogen (find ich zumindest ;-)) streng, aber nicht mit Gewalt. Was hat sich verändert (in der Erziehung) das es heute für die älteren Generation so aussieht als wären unsere Kinder "schwieriger".
Ich habe Glück, mein Sohn ist 2 Jahre und bis jetzt läuft's ganz gut mit uns (noch ;-))!
Aber ich mache mir jetzt einfach viele Gedanken über das Thema Erziehung. Ich weiß natürlich das wir alle unsere Fehler machen (müssen)...
Was würdet ihr sagen ist der große Unterschied zwischen 'damals und heute'? Habt ihr ähnliche Kommentare schon von euren Eltern oder Großeltern gehört?

Wäre euch sehr dankbar für ein paar Meinungen!#blume

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Ich kann dir dazu sehr das Buch:
Die geprügelte Generation
Empfehlen.

Ich arbeite nun mit Kindern und bekomme ganz viel übers Aufwachsen mit, auch den Großen Unterschied von damals zu heute jnd worunter viele jetzt Eltern noch leiden. Dazu oft Unverständnis der älteren Generation. Seit 2000 erst gibt es das Gesetz, dass Kinder das Recht auf gewaltfreie Erziehung haben .

Vorher war Schlagen normal!

Man kann damals und heute nicht vergleichen, die Welt drehte sich langsamer als heute, Kinder mussten weniger schnell mitkommen in der Entwicklung, Kindergartrn hier im Westen:oft gar nicht oder nicht vor 4 Jahren, die Eltern waren lange zu Hause , ein Gehalt reichte, es gab Tage, da hatte man nur 2 Std Schule und tobte dann draußen 6 Std, Kinderprogramm gabs nicht immer. Nintendo durftenich auch spielen, aber nur am Wochenende.
Und noch früher waren es ja oft Großfamilien mit wenig Platz und anderen Problemen als nem hibbeligen Kind.

Ich glaube, Kinder müssen heute zu früh viel leisten, Eltern zu viel arbeiten , bulimielernen statt ruhiges Lernen. Kein Sitzenbleiben, Fernseher im eigenen Zimme (war früher zu teuer)... Und, und, und.

Es ist heute einfach anders, nicht besser, aber auch nicht schlechter

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Mein Eindruck ist ähnlich wie bei Dir, allerdings kann ich mir auch gut vorstellen dass nach so vielen Jahren die Erinnerung trübt.

Allerdings war auch die Erziehung ganz anders und es kam deshalb vielleicht auch nicht so ein großes Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kindern zustande, was dann in einigen Fällen vielleicht auch in angepassteren Kindern geendet hat.

Beispiele:
- weniger Stillen
- Flasche nur alle 4 h
- eigenes Bett -Schreinen lassen
- Krippe schon ab wenigen Monaten (zumindest in der DDR).

Mit dem wählerischen Essen liegt es wahrscheinlich aber auch daran dass es heute einfach viel mehr Auswhahl gibt. Ein Kind vor 60 Jahren hätte wahrscheinlich auch lieber Pommes statt Kartoffeln gegessen.

Zudem war die Umwelt und die Anforderungen an Kinder damals ganz anders. Es gab viel weniger Reize und ich kann mir deshalb auch gut vorstellen dass ADHS deshalb noch nicht so ein großes Thema war.

Ich glaube deshalb auch nicht dass wir jetzt soviel falsch machen. Wenn man sich die Generation der heutigen Jugendlichen anschaut ist Familie oft noch extrem wichtig und die Kinder haben oft noch engeren Kontakt zu ihren Eltern als die vorherige Generation.

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Ich bin auch in der ddr gross gewurden.kiga mit 3 jahren nur halbtags, in der krippe waren wir nicht, flasche nach bedarf ( dem kia wurde erzaehlt was er hoeren wollte), eigenes bett ja, aber nicht sinnlos schreien lassen,

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Also meine Schwiegermutter (auch DDR Mutter) erzählt, dass sie gezwungener maßen ein Jahr zu Hause bleiben musste. Das war damals so, sagt sie, dass die Frau ein Jahr zu Hause geblieben ist als Pflicht. Vorher dürfte sie wohl nicht zurück anscheinend. Sie hat en akademischen Beruf.

Deine anderen Beispiele:
- weniger Stillen
- Flasche nur alle 4 h
- eigenes Bett -Schreinen lassen

kenne ich aus meiner Familie nicht. Ich komme aber aus den USA. In der Familie haben wohl alle gestillt, die es konnten und das auch nach Bedarf und nicht nach Stundenplan. Familienbett war eher die Regel und schreien lassen habe ich zum ersten Mal in Deutschland gehört. Meine Mutter und meine Oma und sonstige Verwandten waren total schockiert, als ich erzählte, dass das hier in DE gang und gebe ist bzw. früher war. Irgendwo habe ich gelesen, dass dieses schreien lassen aus DAS erziehungsbuch in der Nazizeit zurückzuführen ist.

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Ich glaube einfach auch, dass sich mit der Zeit manche Sachen sehr verschieben.

Es wird doch schon Sokrates ein Zitat zugeschrieben, nachdem er sagt, dass die Jugend von "heute" ja so respektlos und schlimm sei.

Gut, in meiner Zeit wurde sehr viel Wert aufs Trockenwerden gelegt. Ich weiss aber, dass mein Bruder nachts lange gebraucht hat. Bei mir ging es wohl relativ schnell.
Auch beim Essen. Ich kann mich daran erinnern, dass meine Mutter einmal eine Erbsensuppe gemacht hat. Sie war widerlich und natürlich wird gegessen, was auf dem Tisch steht. Ich hab geschluckt und im gleichen Atemzug kam sie auch wieder hoch und landete auf dem Tisch. Ich war auch lange mäkelig. Ich hatte das ein oder andere zwar noch nie probiert, war mir aber sich, dass es widerlich schmeckt. Meine Mutter ist ähnlich. Deshalb denke ich, dass das mehr mit dem Vorleben zu tun hat. Mit der Zeit sind dann die Dinge, die es zu essen gibt, auch die, die man mag.
Das mit dem Probieren hat sich erst durch meinen Mann bei mir geändert. Inzwischen gilt, je kruder das Essen desto eher wird es probiert.

Auch das mit dem Durchschlafen und Einschlafen ist so eine Sache. Hat man die Kinder weinen lassen, hat man das nächtliche Aufstehen bloss verdrängt?
Ich denke, das einiges wirklich auch einfach verdrängt wird.

Z.B. hat mein Sohn das Laufen für sich entdeckt. Auf sehr unebenem Gelände funktioniert es aber noch nicht so gut und er hat mit dem Gesicht gebremst. Ich hab dann meine Mutter gefragt, wie das bei mir war. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass ich mal Schürfwunden hatte. Ich kann mich hingegen noch sehr genau daran erinnern, dass es immer so blödes Sprühpflaster gab und ich Angst hatte, dass das brennt. Ich muss also auch mal Schürfwunden gehabt haben.

Genauso mit dem Frech und ungezogen. Warum war eine strenge Hand denn nötig, wenn das Kind eh nie frech war? Einfach mal so rein prophylaktisch?

Mein Bruder ist jetzt 43 und er flog von der Schule, weil er unter anderem auch frech war. Mein Mann mit 33 genau das Gleiche. Beide sind "streng" erzogen worden. Beide haben trotzdem einen Schulabschluss und gute Ausbildungen gemacht.

Und bei der nächsten Generation werden wir sagen: Früher war alles besser und die Kinder so viel besser erzogen.

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Ja, natürlich, die Zeiten und Ansichten waren einfach ganz andere.

Der erste Erziehungsratgeber für die Allgemeinheit wurde in der NS Zeit veröffentlicht. Die ganze Erziehung dieser Zeit hatte zum Ziel aus Kindern "gute Deutsche" zu machen.
Von Geburt an ging es darum dass Kinder abgehärtet werden, blind gehorchen und die Obrigkeit ohne Widerworte respektieren. Und dazu war nahezu jedes Mittel recht. Die meisten Kinder haben auf's Wort gehorcht und waren höflich weil es sonst Schläge gegeben hat, egal ob von den Eltern, den Lehrern oder wer auch immer es für angebracht gehalten hat.

Allerdings waren Kinder ab einem gewissen Alter auch viel weniger beobachtet als heute. Sie konnten noch den halben Tag einfach durch die Gegend streifen und abends mit aufgeschlagenen Knien nach Hause kommen. welches Kind hat heute noch diese Möglichkeit? Die meisten Kinder werden rund um die Uhr "überwacht" und möglichst keinen Moment aus den Augen gelassen, angefangen beim Babyphone mit Kamera. Schon 4 jährige haben oft mehrere feste Termine in der Woche (Sport, Musik, Fremdsprachen,...), die meisten Grundschüler können perfekt mit nem smartphone umgehen, aber nicht mehr rückwärts laufen.

Auch verhaltensauffällige Kinder gab es damals schon, nur hatte man andere Begriffe und einen anderen Umgang damit. Die meisten dieser Kinder wurden in Spezialeinrichtungen daueruntergebracht und lebten nicht bei ihren Familien, also hat man sie auch nicht in der Öffentlichkeit in dem Maße wahrgenommen.

Eine der eindrücklichsten Geschichten die ich von meiner Großmutter erzählt bekommen habe ist wie ihre ältesten Kinder als Babys in einem Zimmer eingeschlossen wurden, alle 4 Stunden durfte sie den Schlüssel holen und die Kinder stillen und wickeln und danach wurde die Tür wieder abgeschlossen. Nachts gab es 8 Stunden gar nichts. Manchmal hat sie sich den Schlüssel heimlich genommen, aber wehe sie hat sich dabei erwischen lassen. Und sowas war keine Seltenheit sondern ging in vielen Familien so.

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Ne, es wurde extra gekocht, wir durften sauer sein.....

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Hallo!

Zum Trockenwerden sagte meine Schwiegermutter mal, dass die Kinder früher eher trocken waren.

Der einfache Grund: Pampers kamen in Deutschland erst Anfang der 70er auf den Markt.

Vorher musste halt alles gewaschen werden. Da sah man natürlich zu, dass die Kinder, wie auch immer, schnell trocken wurden.

ADHS und Co können durch Reizüberflutung, aber auch durch Aromen und künstliche Stoffe in Lebensmitteln begünstigt werden.
Das gab es früher wohl weniger.

Respekt vor Erwachsenen wünsche ich mir manchmal bei einigen, schon älteren Kindern.

Überhaupt angemessenes Verhalten in der Öffentlichkeit.

Ansonsten, bockig, trotzig und frech waren vermutlich alle.

Aber ich denke schon, dass früher anders darauf reagiert wurde.

Bini

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Huhu,

damals gab es nur wenig verschiedene Familienmodelle und heute können und dürfen wir Familie leben so wie wir es für richtig halten.

Da es sooo viele verschiedene Möglichkeiten gibt, Familie zu leben, produzieren wir bestimmt auch andere (vielleicht auch mehr) verschiedene Arten von Problemen, oder?

Meine Mutter guckt manchmal auch komisch, aber mit dem Ergebnis ist sie sehr zufrieden :-P

Einen weiteren Grund für so manche Probleme sehe darin, dass viele Eltern immer von ihren Kindern geliebt werden wollen und deshalb gaaanz anders mit ihren Kindern umgehen. Ich kenne so manches Elternteil, welches viel "durchgehen" lässt, nur um das Kind keine Grenze setzen zu müssen, ich glaube, da wird so manches Kind irgendwann "anstrengend"

Ich habe schon vergessen dass meine dreijährige Tochter noch vor wenigen Monaten ordentlich getrotzt hat :-P und wenn ich andere Mütter mit ihren trotzenden Kindern sehe, denke ich auch manchmal- also soooo schlimm war es nun auch nicht #rofl

Wir haben einen großen Freundes- und Bekanntenkreis mit vielen Kindern und ich kann glücklicherweise behaupten: Eigentlich sind alle Kinder richtig toll!

P.S.: Ich weiß warum Kinder damals mit zwei Jahren trocken waren- sie hatte meinem 15 Monate alten Sohn eine Pampers aus dem Jahr 1984 angezogen-schrecklich unbequem! (es war wirklich ein Notfall und sie hatte doch tatsächlich im Keller noch eine Kiste alter Pampers aufgehoben#rofl )
Also ich hätte damals auch alles daran gesetzt mein Kind trocken "zu bekommen"

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Hallo,
nicht die Kinder sind anders, sondern die Erwachsenen. Google mal "Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind". Das hat unsere Eltern und Großelterngeneration noch schwer geprägt.

Lg,
Babbel

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Offensichtlich waren "damals" also alle Kinder:

- mit 2 Jahren trocken: was, erst mit zwei?? Laut meiner deutschen Schwiegermutter (aus der DDR) und meine amerikanischen Oma und Mutter waren damals die Kinder schon mit 1 Jahr trocken, also bitte spätestens mit 1.5 und das waren schon die spätzünder.

- nie trotzig, bockig, wütend oder frech: nein, das habe ich kaum gehört. Trotzphase gab es damals auch und das habe ich auch so gehört und ihre Erfahrung mit schreienden Kind mitte im Einkaufszentrum oder ähnliche Orten des öffentlichen Lebens. Aber je weiter entfernt die Kindheit der eigenen Kindern liegt, desto weniger erinnert sich man daran. Meine Oma ist der Meinung, ihre Kinder waren Engeln. Sie streiteten NIEMALS. Frag aber mal die besagten Kindern....da haben sie andere Erinnerung über das schöne Leben mit den Geschwistern. Meine Schwiegermutter, die keine Nichten oder Neffen hat weil Einzelkind und selber auch nur ein Einzelkind hat, verwechselt allzu gerne das Alter des Kindes à la in dem Alter hat aber mein Sohn schon perfekt gegessen (schlicht unmöglich) oder in dem Alter hat mein Sohn ruhig 8 Std. im Auto gesesses (wer es glauben mag#schein). Oder: Dieses Auto von Papa hat schon X Jahren überlebt, seitdem er so klein ist wie du, schmeiß es nicht runter, sonst geht es kaputt, der Papa hat NIEEEE was runtergeschmießen. Kind war zwei Jahren und es handelte sich um ein Souvenir Bus aus London. Tut mir Leid, aber wenn mein Mann zwei Jahre alt war, gab es die DDR und sie waren noch nicht in London gewesen. Auf Nachfrage: mmmm der Bus hat er mit vielleicht so 8-10 Jahre bekommen. Klar, kein Wunder dass er es nicht mehr umhergeschmissen hat (aus versehen, muss man dazu sagen!) Kann schon sein, dass alles was sie erzählt auch so war, aber sicherlich nicht in dem Alter, dass sie es sagt.

- es gab kein ADS oder ADHS: das stimmt wohl, Wir haben mehrere Psychologen in der Familie und sie vertretten eher die Meinung von Bernhard Bueb, dass es ein "ungezogenes Kind" Problem ist bzw. Eltern, die ihre Kinder nicht richtig erziehen. Dass es hier und da gibt, mag sein, aber nicht in Ausmaß wie behauptet.

- gegessen wurde immer was auf den Tisch kam: nein, bei meiner Familie zu Hause war das nicht der Fall. Auch nicht bei meiner Oma als Kind. Ich komme aber aus den USA, vielleicht sind die deutschen/europäer da etwas "geschädigt" durch die Kriege. Bei uns zu Hause sind viele wählerisch und das wird auch so akzeptiert.

- Kinder hatten immer Respekt vor Erwachsenen: ja, das stimmt. Das kriegt man öfters gesagt und ich hoffe, dass mein Kind auch so wird.