hat jemand ein hochsensibles Kind?

Hi zusammen,

Frage steht ja schon oben, würde dazu gerne mal Erfahrungen sammeln.

Hat jemand ein hochsensibles Kind?

Wer hat das festgestellt, und anhand welcher Kriterien?

Was sind die auffälligsten Eigenschaften, die zu der Erkenntnis geführt haben?

Wie geht ihr damit in speziellen Situationen um (z.B. Kita / Kiga, Fahren mit öffentlichen (vollen) Verkehrsmitteln, neue Kontakte, größere Lautstärke usw usf)

Einfach mal drauflos schildern, was auch immer ihr zu dem Thema zu berichten habt!

Dankeschön!

L.

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Hallo, am besten ist es, dass du selber mal erzählst, wenn du Berichte haben möchtest. Das sind nämlich ganz schön intime Geschichten. Viele Grüße

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Intime Geschichten? #kratz wieso? Das ist ja nun nichts wofür man sich in irgendeiner Weise schämen müsste oder so?

Punkt ist - was man sich ja eigentlich auch schon denken kann - dass ich vermute, dass unsere Tochter hochsensibel ist.

Wenn man zu dem Thema googelt, findet man eine diffuse Ansammlung an "Symptomen", wo vermutlich jeder was passendes für sich oder sein Kind finden kann.

Und bevor ich hier alle mit Anekdoten langweile, wollte ich fragen, ob es hier schon jemanden gibt, der zu dem Schluss gekommen ist: ja, mein Kind ist hochsensibel.

Und da interessiert mich dann primär: wer unterstützt einen bei diesem Erkenntnisgewinn? Ein Arzt? Ein Kinderpsychologe? Erzieher/innen mit langjähriger Erfahrung?

Und was sind dann Konsequenzen, usw. Dass das jetzt besonders intime Geschichten sind, finde ich nicht...

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Es geht ja nicht um mich, sondern um mein Kind. Das ist hochsensibel, in der üblen Kombination mit ADS und Hochbegabung. Ich fahre mit ihm sehr selten mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln, weil wir weder in einem angemessenen Tempo zur Haltestelle kommen noch er die vielen Menschen gut aushält. Ich habe mir deshalb ein Auto gekauft.

Ich habe ihn aus einem Kiga mit offenem Konzept rausnehmen müssen, das ging gar nicht. Genausowenig wie eine Schulklasse mit 28 Kindern. Er sitzt dann nur da wie das Kaninchen vor der Schlange und macht gar nichts. Wenn es ganz zuviel wird, wird er aggressiv. Er besucht jetzt eine Förderschule, die haben kleinere Klassen.

Er tut sich schwer, hier in der Stadt nachts zu schlafen, es ist zu lebhaft. Wir haben uns deshalb ein Haus ausserhalb gekauft, hoffentlich ist es bald fertig.

Medikamente verträgt er generell schlecht, es ist uns bislang nicht gelungen, auf Psychopharmaka einzustellen. Du siehst also, es ist ein Kinderpsychiater.

Unterstützung gibt es wenig, Unverständnis viel. Ich tue mich etwas leichter, ihn zu verstehen, weil ich selber hochsensibel bin. Es hat aber auch Vorteile. Ich bemerke viele Dinge, die andere nicht bemerken, ob ich es spüre, höre oder sehe.

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Ich denke dass unser Sohn (2J 4M) hochsensibel ist. Zwar habe ich keine Fachmeinung dazu, aber nach diesen Checklisten die es dafür gibt, trifft es glaube ich zu. Mehrere Kinderärzte bescheinigen ihm aber eine sensorische Integrationsstörung, was für mich sehr ähnlich (nur viel negativer behaftet) ist. Die KITA meint auch dass er extrem sensibel ist.

Mir ist keine offzielle Diganose bekannt, nur diese Kriterien/Checklisten die es dafür im Netz gibt.

Er tut sich schwer mit neuen Situationen, Räumen, zuvielen Kindern, neuem Essen - eben alles was er nicht kennt. Schlafen ist auch eher schlecht, aber im Vergleich zur Babyzeit schon traumhaft.
KITA ist oft schwierig, er hat deshalb auch einen Integrationsstatus bekommen, aber seitdem er dort eine Freundin hat und auch mehr mit den anderen Kindern interagiert geht es wieder besser. Außerdem hat er ein extremes Bedürfnis nach Körperkontakt. Manchmal habe ich auch das Gefühl dass es für ihn nur Extreme gibt, also entweder alles ist super oder alles ist schlecht. Er verhält sich selten neutral und so ist unser Alltag ein Wechsel aus Lachen und Weinen - da wundere ich mich immer wenn ich "neutrale" Kleinkinder erlebe die vieles einfach so hinnehmen.

Am besten funktioniert es bei uns wenn er viel mitbestimmen kann (er hat auch viele Freiheiten), es aber auch klare Strukturen gibt.

Dafür ist er extrem ausdruckstark und reagiert auch sehr stark auf die Gefühle anderer. Er ist dadurch auch extrem liebenswert und alle Kinder und Erzieher in der KITA mögen ihn trotz seiner "Macken" und gehen auf ihn ein - sonst würde es bei ihm auch gar nicht funktionieren. Ich denke wenn er sich noch ein bißchen besser ausdrücken kann und mehr mit seinen Gefühlen umgehen kann (aber welches Kleinkind in dem Alter kann das schon), wird er ein toller Junge werden.

Aber schreibe doch mal selbst, mich interessieren die Erfahrungen anderer Eltern auch sehr!

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Hi, und danke für Deine Schilderungen!

Sensorische Integrationsstörung sagt mir nichts - aber STörung hört sich irgendwie nicht nett an... :-(

Diagnose kann man hochsensibel ja nicht nennen, es ist ja keine Krankheit. Das macht es für mich auch gerade so schwer, da zu einer stimmigen Erkenntnis zu gelangen. Bzw dass ich eben nicht weiß, wen frage ich da, unsere Kinderärztin? Oder sollte ich mir eine Kinderpsychologin suchen?

Aber ich will auch nicht in irgendwelche dubiosen Esotherik-Ecken rutschen damit...

Naja, was bei unserer Tochter (im Juli drei geworden) auffällig ist, ist sicher in erster Linie eine wahnsinnige Schüchternheit, die sie wirklich vom vierten fünften Lebenstag an hatte.

Nie durfte sie jemand außer uns Eltern auf den Arm nehmen oder auch nur mit ihr alleine sein - das Protestgeschrei war unvorstellbar. Mit fünf Tagen genauso wie mit fünf Monaten, mit einem Jahr, anderthalb Jahren...

Mit einem Jahr kam sie für 12 Stunden pro Woche zu einer äußerst liebevollen und ruhigen Tagesmutter, die Eingewöhnung hat vier Wochen gedauert. Da dachten wir noch, naja gut, ein Jahr, so klein...

Mit zwei Jahren kam sie dann in eine Kita, die auch ausgesprochen "behütet" ist - und wieder dauerte die Eingewöhnung vier Wochen.

Auffällig ist, dass wann immer sie mit neuen Umgebungen, Personen etc konfrontiert ist, sie sich das Ganze erstmal eine ganze Weile gründlich anschaut, ohne sich zu nähern. Ich habe das Gefühl, erst wenn sie sich sicher ist, alle Zusammenhänge durchschaut zu haben, lässt sie sich auf die neue Situation ein.

Sie spielt sehr gerne und sehr gut alleine, kann sich lange konzentrieren, ich lese ihr wirklich lange Geschichten, halbe Bücher vor. Sprachlich war sie auch sehr weit voraus - das war das einzige, was unsere Kinderärztin mal im gelben Heft festgehalten hat.

Sie ist schnell überfordert, wenn es ihr zu laut ist, wenn zu viele Menschen um sie herum sind.

Wenn jemand sie anspricht - auch wenn es Nachbarn sind, die sie "kennt", also regelmäßig sieht und auch erlebt dass ich mit ihnen spreche - schweigt sie, hält sich an meinem Bein fest, oder wenn ich sie auf dem Arm habe versteckt sie das Gesicht an meinem Hals.

Sie ist unglaublich aufmerksam, realisiert kleinste Veränderungen, merkt sich die absurdesten Dinge (vorgestern hat sie einen Puppenprospekt durchgeblättert und sagte "da, der Stuhl, den gab es auch in Portugal in der Bar auf der Insel" - was stimmte, wie ich anhand von Fotos rekonstruieren konnte, das war aber im Mai).

Sie hat eine ziemlich geringe Frustrationstoleranz. Sie will furchtbar viel selber machen, schafft natürlich noch nicht alles, und kann dann sehr wütend werden.

Teilweise sind es sicher ganz normale altersgemäße Eigenschaften, trotzen usw... Aber diese Schüchternheit, dieses Fremdeln, das stimmt mich nachdenklich.

Nächste Woche steht der Wechsel von Kita in den Kindergarten an, und ich sehe schon kommen, wie ich mich wieder rechtfertigen muss, weil mein Kind das einzige ist, was keine Neugier an der neuen Umgebung zeigt usw. Ach, warum sagst Du denn nichts, na komm doch mal her - und dann macht sie erst recht dicht. Wenn sie was nicht will, will sie nicht - und wenn man dann versucht sie dazu zu überreden, klappt es erst recht nicht.

Nun habe ich zum beispiel gehört, dass es in diesem Kindergarten dazu gehört, dass die Kinder morgens den Erzieherinnen die Hand geben. Finde ich jetzt auch eine seltsam erwachsene Geste, aber okay, warum nicht. Wir meine Tochter sicher auch irgendwann machen - aber garantiert nicht am Anfang. Sie fasst niemanden an, den sie nicht kennt, und sie lässt sich auch nicht anfassen.

Das sind so Kleinigkeiten, wo ich mich dann frage: soll ich zu den Erzieherinnen sagen, dass sie sehr schüchtern ist? Nur ist dann oft die Reaktion, erst recht auf das Kind zuzugehen - und das geht komplett nach hinten los, das weiß ich. Das empfindet meine Tochter dann als übergriffig, denke ich.

Und ich hab halt auch Bedenken, dass ich uns selbst in eine Art Schublade stecke, wenn ich gleich am Anfang zu den Erzieherinnen sage: meine Tochter ist sehr sensibel, bitte zwingen Sie sie nicht dazu, Hand zu geben, das wird sie machen, wenn sie soweit ist.

Bin ich dann nicht gleich die Schrullige Eso-mom, die eine Extrawurst braucht, und sich den Regeln des Kindergartens widersetzt?

Ich möchte nämlich eigentlich nicht meine Tochter dazu bringen, an ihrem Verhalten etwas zu ändern. Sie ist ein sehr bedachter Mensch, und ich denke, sie geht ihren Weg so wie sie es kann.

Der Kindergarten ist nur eine Situation, es gibt noch viele mehr, aber schon da komme ich ins schwafeln... vielleicht habe ich mich trotzdem verständlich ausgedrückt...

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Ich denke nicht dass man da gleich in die Esoterik Ecke rutscht. Mir hat einfach das Wissen geholfen dass es eben Menschen gibt die manche Eindrück besonders stark empfinden und darauf reagieren.

Ich würde auch der Erzieherin sagen dass Deine Tochter besonders sensibel und schüchtern ist - aber sie werden es ja selbst merken. Und es gibt ja viele Kinder die eher schüchtern sind, so außergewöhnlich ist das auch nicht. Es gibt ja auch genügend Erwachsene die sich nicht sofort ins Neue stürzen sondern erstmal beobachten und abwarten. Gerade bei einem neuen Job ist das doch eher normal, und für die Kleinen ist ja KITA auch irgendwie "Arbeit".

Andere Kinder reagieren wieder ins andere Extrem, sind sehr laut oder agressiv - das sit für die Erzieherinnen ja auch nicht einfach. Aber es sind auch alle Profis und sie wissen schon wie sie damit umgehen. Ich glaube nicht dass Deine Tochter oder Du gleich in eine Schublade gesteckt werdet.

Die Amtsärztin bei der wir wegen dem Integrationsstatus meinte dass es eben Kinder mit einem eher ängstlichen Charakter gibt, was sich auch nicht änder wird. Und dann kann es eben Situationen geben mit einem Auslöser der sowas noch verstärkt - nur dass der Auslöser für uns Erwachsene eben nicht immer verständlich ist. Das hat mir sehr geholfen.

Ansonsten hört sich bei Euch vieles genau wie bei uns an - wobei ich aber auch denke dass vieles noch im "normalen" Rahmen liegt. Bei uns in den KITA wird generell von einer Eingewöhnung von 4 Wochen gerechnet, in unserem Fall waren es sogar 9 Wochen.

Auch auf dem Spielplatz wo wir fast jeden Tag sind gibt es Tage, wo er erst 30 min im Kinderwagen alles beobachtet bis er dann selbst loslegt - und am Ende gar nicht mehr zum nach Hause gehen zu bewegen ist.

Ebenso wie Deine Tochter ist er extrem aufmerksam und kann sich ewig mit Sachen beschäftigen die ihn faszinieren - das finde ich einfach toll und ist doch eine super Voraussetzung fürs spätere Leben.

Wir können auch gern über PN in Kontakt bleiben - ich bin auch sehr an einem Erfahrungsaustausch interessiert.

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Hi,

den größten Gefallen den du deinem Kind tun kannst, ist, es so zu nehmen wie es ist.
Seine vermeintlichen Schwächen können genau so auch Stärken sein, die du aus deinem Blickwinkel ggf. nur noch nicht erkennen kannst.

Ob ein Kinderarzt, Psychologe etc. ein Ansprechpartner dafür ist. Nunja, "solche" Kinder sind doch nicht krank, oder? Sie sind anders. Aber das ist jedes andere Kind auf seine Art eben auch.

Gibst du deinem Kind die Sicherheit die es braucht um selbstsicher, selbstbewusst und stark zu werden. Wurzeln zu bilden und Flügel, dann ist dass das beste was du machen kannst.

Verbinde nicht "hochsensibel" mit krank. damit tust du dir und deinem Kind keinen Gefallen. Du musst nicht nach Gründe für irgend etwas suchen (du hattest den Kinderarzt angesprochen). Sei einfach für dein Kind da, lausche ihm und bestärke es. Aber übertreibe nicht, dein Kind ist genau so besonders wie jedes andere auch - auf seine Art und Weise. #liebdrueck;-):-D

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Hi,

ich danke Dir für Deine Antwort!

Nein, eine Krankheit ist es sicherlich nicht - ich habe bewusst das Wort Diagnose vermieden ;-)

Es ist, was es ist - aber WAS ist es? Eine besondere Wesensart? Eine Gabe? Ein Segen? Ein Hindernis?

Wahrscheinlich von allem etwas...

Ich merke einfach: ich werde zwischen meiner Tochter und ihrer Umwelt vermitteln müssen. Und genau dafür suche ich gerade Anregungen - und eben auch Anlaufstellen.

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Hi,

deine "Aufgabe" ist es nicht, den anderen Menschen deine Tochter zu erklären.

Es bringt für euch beide viel mehr, wenn du deiner Tochter ihre Umwelt erklärst, mit den Worten, die sie versteht.

letztendlich kann es doch egal sein, ob es eine besondere Wesensart ist, eine Gabe, ein Segen oder ein Hindernis. Wer hat die nicht auch selber? Jeder Mensch hat seine eigene Wesensart, trägt seine eigenen Gaben in sich, ist ein Segen oder ein Fluch für seine Umgebung und hat mit seinen eigenen Hindernissen zu "kämpfen".

Sieh dein Kind einfach so, wie es ist. Du hast die besten Augen dafür, bist am besten empfänglich für die "Zwischenschwingungen", kannst kleinere Veränderungen im Verhalten deiner Tochter deuten, die anderen nicht mitbekommen, kannst auf sie eingehen, kannst die Umwelt und die Menschen erklären, sollte sie danach fragen.

Du bist nicht dazu da, anderen Menschen deine Tochter zu erklären. Wie könntest du auch, sie ist nicht du, wie kannst du sie dann anderen erklären ;-)

vG
ficus

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Meiner ist sensibel, was seine haut betrifft. Er hat neurodermitis. Ansonsten ist er eher hart im nehmen. Weint selten, isst (fast) alles, was man ihm anbietet und auch so erschreckt ihn kaum was. Mein kleiner tapferer kleiner Mann!#verliebt;-)

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Guten Abend :-)

Ich würde meine Motte (fast 2) auch als hochsensibel bezeichnen. Sie ist sehr empfindlich bei Geräuschen, Temperaturen, kratzigen Stoffen,... in ihr unbekannten Situationen bleibt sie erstmal bei mir, am liebsten auf dem Arm, und sondiert die Lage. Beim Kinderturnen hat sie die ersten 3 Termine bei mir auf dem Schoß verbracht.

Die KiTaEingewöhnung ging von Mitte März bis Ende Juni. Erst dann konnte man sie alleine lassen, ohne dass sie still in einer Ecke saß und die Tränen leise flossen :-(

Bei ihr unbekannten Personen dauert es lange, bis sie Kontakt aufnimmt. Bei Personen, die sie kennt, dauert es bis zu einer halben Stunde, bis sie den Mund aufmacht.

Wenn sie den Mund dann aber aufmacht, redet sie für ihr Alter sehr klar und in ordentlichen Sätzen. Sie kann ein Buch ("Der beste Papa der Welt") quasi auswendig und singt mehrere Lieder mit Text und Melodie.

Ich biete ihr die Rückzugsmöglichkeiten an, die sie braucht, und zeige ihr, dass sie so sein darf, wie sie ist. Ich bin heute noch so, allerdings kann ich mich halt zusammenreißen, wenn es nötig ist #cool die Hand zur Begrüßung gebe ich nur, wenn es sich nicht umgehen lässt, die Leute in meinem Umfeld wissen das auch. Wenn es laut wird, spreche ich das auch an, da merkt man, dass sie dann schon erleichtert ist, dass ich das auch so sehe ;-) hier sind oft Umzüge, da stehen wir dann halt nicht ganz vorne, und wenn etwas besonders Lautes kommt, nehme ich sie auch mal hoch, so dass sie den Kopf an mich drücken kann und ich ihr das andere Ohr zuhalte.

Wenn irgendjemand Fremdes sie ungefragt befummelt, fummel ich inzwischen zurück. Es gibt diese Omas, die das Kind an der Supermarktkasse anquatschen, und wenn sie sich dann zurückzieht und ein Schippchen macht, wird der Kopf getätschelt oder der Arm gedrückt #aerger dann tätschel ich genauso zurück und sage "nanana, da muss man nicht traurig sein, dass sie eine fremde Frau nicht sofort lieb hat" #cool im Ernst, stell Dir mal vor, das macht jemand bei Dir... da hätte ich jetzt auch nicht so Lust drauf!

Insgesamt finde ich die Motte einfach intensiv. Sie macht nichts so halb, wenn sie Spaß hat, dann mit jeder Faser ihres kleinen Körpers, und genauso wenn sie etwas Neues herausfindet oder eben, wenn sie sich wegen etwas fürchtet.

Deine Beschreibung als Vermittlerin finde ich gut. Ich erkläre der Motte sehr viel von dem, was ihr Angst macht, und ich erkläre dem Umfeld, dass sie ihr bitte ihre Zeit lassen sollen. Dabei ruhig und gelassen bleiben, das war am Anfang das schwerste... wenn alle anderen Kinder fröhlich durch die Halle springen und meine heftig schnullernd und ihr Schaf zerknetend auf meinem Schoß sitzt, dann fragt man sich schon mal, was man genau falsch gemacht hat... und auf dem Heimweg sieht das Kind seine erste Wolke, die wie ein Elefant aussieht und freut sich so unbändig darüber #verliebt und dann ist für einen Moment alles perfekt #herzlich

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Hallo,

ich habe Deinen Beitrag schon heute Morgen gelesen und meine Antwort wieder verworfen, nun möchte ich Dir und der Allgemeinheit trotzdem antworten und bitte diese nicht falsch zu verstehen.

Ich selbst bin (anscheinend) hochsensibel. Ich empfand mich selbst im frühen Erwachsenenalter als anders und hatte seinerzeit Recherchen angestrebt, die mich zu Autismus führten- als ich meine Mutter darauf ansprach, erzählte sie mir von dem Begriff Hochsensibilität, der in meiner Kindheit gefallen ist und dem keiner wirklich nachgegangen ist und nun musste ich heute in einer Situation an Deinen Beitrag denken:

Ich war auf dem Weg zu einer Bekannten, Einladung zum Kaffee, als mich die Nachricht erreicht ihr Kind sei gestürzt, alles abgeblasen. Tochter und ich bereits im Auto. Für mich eigentlich ein Drama. Ich hatte mich auf Kaffee zu Hause eingestellt, ich kann jetzt nicht auf den nah gelegenen Spielplatz fahren. Doch, kann ich und tue es auch- um fest zu stellen, das es gar nicht so schlimm ist. Es wirft einfach eine Ordnung bei mir Durcheinander, die ich nicht auf meine Tochter projizieren sollte.

Lauthals habe ich ihr erklärt das wir etwas ganz anderes machen und wie toll es manchmal ist einfach etwas anderes zu tun, während es in mir noch schrie.

Was ich damit sagen möchte: so oft liest man davon, dass das Kind einen spiegelt und genauso ist es auch, somit versuche ich meine Ordnung, Affinitäten und Lasten meinem Kind gegenüber nicht zu zeigen, sofern es sich vermeiden lässt und ich damit klar komme.

Meine Tochter steht, wenn sie auf dem Spielplatz ankommt, erstmal eine halbe Stunde auf einem Fleck. Eigentlich taut sie erst so richtig auf, wenn wir zwei Stunden später gehen wollen. Ich biete ihr oft an allen gemeinsam noch "Tschüss" zu sagen. Ganz laut einmal quer über den Spielplatz und meist tun wir das auch, wir lachen dabei und ich habe es überwunden von den meisten Müttern angesehen zu werden als sei ich irre.

Vor meiner Tochter wäre mir so etwas nie in den Sinn gekommen, aber ich tue es für sie zur Übung- und für mich auch. Ich lebe ihr Offenheit anderen Gegenüber vor, springe dabei sehr, sehr oft über all meine Schatten und wir lernen beide dabei das es gar nicht so schlimm ist wie wir dachten und wachsen beide daran!

Natürlich würde ich eine vorliegende Hochsensibilität nicht einfach weg reden, weg denken oder verdrängen, was ich sagen möchte ist nur, dass auch wir dazu beitragen es unseren vielleicht ein wenig sensibleren Kindern vorzumachen und diese doch viel übernehmen. Das ist nicht wertend gemeint und sicher ist Dein Post nur ein Beispiel von vielen die Dich dazu führen das Dein Kind hochsensibel ist, aber wenn DU das nächste Mal einem Fremden nicht die Hand geben magst, versuche es doch mal, vielleicht wird Dein Kind es Dir irgendwann gleich tun ;-)

Viele liebe Grüsse !

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So, jetzt war ich gestern den ganzen Tag beschäftigt, will Dir aber in Ruhe auf Deinen langen Post antworten!

Das Rumstehen auf dem Spielplatz kommt mir bekannt vor #schein sie friert auch ein, wenn da auf einmal neue Kinder ankommen und losspielen, dann muss ich sie ansprechen, dass sie sich wieder bewegt und z.B. zu mir kommt oder zu einem Spielgerät geht. Ansonsten würde sie nur die Kinder anstarren.

Da Du auf das Handgeben eingegangen bist, muss ich dazu ein paar Sachen sagen... ich gebe Fremden lieber die Hand als mir bekannten Personen. Bei Fremden macht man das eben so, um sich vorzustellen, ist einfach so. Aber mir ist es irgendwie peinlich, Leuten die Hand zu schütteln, die ich kenne... meine Kollegen, die ich jeden Tag sehe, wir duzen uns, warum soll ich denen die Hand schütteln? Leute, die ich mag, umarme ich auch zur Begrüßung, ich habe wirklich kein Problem mit Körperkontakt, ich empfinde es eben nur so seltsam förmlich, wenn ich einem Bekannten die Hand geben soll... fühlt sich komisch an. Abgesehen davon war es die Tochter der TE, die auch nicht die Hand gibt, bei meiner hat es noch keiner versucht ;-) ich mache das spielerisch morgens beim Anziehen, wenn die Hand aus dem Ärmel kommt.

Wenn ich ihr gegenüber verbalisiere, dass etwas laut ist, dann sage ich nicht "Schei*e ist das laut hier, das tut ja in den Ohren weh!" sondern eher "das ist ja laut, so laut wie ein Löwe brüllt!" Dann grinst sie meistens und sagt "jaaaaa". Bei Bedarf kann man ja trotzdem die Ohren zuhalten, wenn sie das möchte. Ich halte mir lieber die Ohren zu, als dass sie mir weh tun, wenn es unangenehm laut wird.

Ich versuche, bei allem authentisch zu bleiben. Wenn ich etwas nicht mag, dann sage ich das auch. Das heißt ja nicht, dass man es dramatisieren muss, aber man kann es offen ansprechen. Nur wer spricht, dem wird geholfen, und sie muss wissen, dass es okay ist, sich so zu fühlen.

"Lauthals habe ich ihr erklärt das wir etwas ganz anderes machen und wie toll es manchmal ist einfach etwas anderes zu tun, während es in mir noch schrie"
Es ist nicht toll, einfach etwas anderes zu tun, weil man es muss und nicht, weil man will... Denkst Du nicht, sie merkt, dass das aufgesetzt ist? Dass Du etwas in Dir versteckst? Ich hätte Sorge, dass sie dann auch versucht, ihre Gedanken und Gefühle zu verstecken. Habe ich früher auch gemacht, war nicht gut... Wenn es in mir schreit, dann sage ich sowas wie "Spätzchen, ich muss mal nachdenken, warte bitte einen Moment!"

Ich hätte in der Situation vermutlich gesagt, dass das andere Kind krank ist und nicht spielen kann. Dann frage ich, was wir stattdessen machen wollen, zum Spielplatz gehen oder ins Aquarium. Und dass es schade ist, dass wir nicht zur Freundin können, aber so etwas passiert eben mal. Ärgerlich, aber kein Drama. Bei mir nicht mehr, bei ihr hoffentlich nie, weil sie ihre Gefühle zeigen darf!

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Ich würde mein Kind, 21 Monate, ebenfalls als hochsensibel bezeichnen (oder als sogenanntes High Need Baby). Sie reagiert oft sehr überreizt, hat extreme Probleme, abends abzuschalten. Schläft nach wie vor, bis auf wenige Ausnahmen, an der Brust ein; alle Versuche, es ihr abzugewöhnen, sind kläglich gescheitert. Essen ist eher Nebensache, man ist eben meistens damit beschäftitgt, die Welt zu erkunden.
Die Nächte? Ich beschreib mal letzte Nacht:
20 Uhr - sie wird hingelegt.
22 Uhr - sie wird wach; ich gehe ins Bett und stille sie noch einmal.
Zwischen 22 und 2:45 - mindestens halbstündig wach.
Zwischen 2:45 und 5:00 - komplett wach.
Zwischen 5:00 und 9:30 - durchgeschlafen.

*seufz*
So oder so ähnlich sehen viele Nächte bei uns aus.
Sie ist sehr mamabezogen, hat schon immer sehr viel Körperkontakt gebraucht. Ich fühle mich oft als Versagerin, weil ich meinem Kind nicht "beibringen" kann, vernünftig zu schlafen, und dafür schon häufig schief angeguckt werde. Auch die Tatsache, dass sie noch immer so viel Körperkontakt braucht und noch viel gestillt werden will, sprechen eine deutliche Sprache für viele Mitmenschen.

Ich akzeptiere sie, so gut ich kann, denn sie hat auch sehr viele tolle Seiten. Spricht seit fast zwei Monaten teilweise in ganzen Sätzen, hat einen unglaublichen Wortschatz, kann mindestens dreißig Kinderlieder auswendig, macht schon Puzzles. Ist extrem neugierig und offen, erkundet gern die Welt, kann aber auch eine halbe Stunde still sitzen und Bücher angucken oder Musik hören. Geht auf andere Kinder zu, ist sehr empathisch, teilt gerne (sie verteilt immer ihre Brezel auf dem Spielplatz #rofl ).
Manchmal wünsche ich sie auf den Mond - aber ich glaub, ich würde sie sofort wieder zurückholen. #verliebt

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Mein kleiner Sohn (2) ist definitiv hochsensibel. Das weiß ich aber schon lange.
Vllt schreib ich später mehr dazu.