Hallo ihr lieben,
ich hoffe ich bekomme heute mehr antworten als sonst und keine vorwürfe, wie des öfteren.
Meine tochter 2,5 jahre steckt tief, aber echt tief in der trotzphase oder auch autonomiephase, wie es manche bezeichnen wollen. Ich verstehe, dass sie ihren willen entdeckt und auch versucht mit unterschiedlichen verhaltensweisen diesen durchzusetzen. Ich versuche ihr beizubringen, dass man seinen willen und seine wünsche kundtun darf, wenn man fragt, manchmal muss man dann auch mal kurz warten und eben ruhig seine wünsche äußern. Sie ist sprachlich sehr geschickt, also kein problem für sie, ihre wünsche durch reden zu äußern. Ansonsten kann sie mir es auch zeigen, was sie will.
Auch versuche ich gut darauf zu achten, dass es wenige regeln gibt, die dann auch eingehalten werden müssen. Ansonsten schau ich schon, dass wutanfälle im vorfeld nicht aufkommen müssen.
Aber wie wir alle wissen, gibt es dinge, die einfach getan werden müssen bzw. wünsche auch mal nicht umgesetzt werden können. Dann fängt sie schon an mit quengeln. Oft hilft bei ihr dann der satz „und wenn du jetzt anfängst theater zu machen, dann gibt es erst recht nichts“. Wenn sie es dann schafft ihren wunsch ruhig zu äußern und es ist möglich ihn zu erfüllen, dann tu ich es. Wenn es nicht möglich ist, erkläre ich es ihr kurz und sie hat dann keine andere wahl als es zu akzeptieren.
Nun kommt es aber immer öfter vor, dass es situationen gibt, wo sie es nicht akzeptiert. Selbst dinge, die bisher immer so abgelaufen sind, weil es bei uns regel ist um zB. Einen geordneten tagesablauf gewährleisten zu können, werden beschrien. Nagut, ich denke, dass ist normal. Anstrengend, aber ich weiche dann da auch nicht ab. Und wenn sie einen wutanfall hatte, wird es auch, wenn alles wieder gut ist, trotzdem so gemacht wie ich es vorher gesagt hab.
Oft ist es so, dass ihre Wut schnell wieder verraucht und sie merkt, dass sie mit ihrem geschrei nicht weiterkommt. Dann beruhigt sie sich ganz schnell. Innerhalb von 2 bis 3 min und dann ist auch wieder gut. Das sind dann meistens die situationen, wo es irgendeine möglichkeit gibt, die situation zu verlassen oder ich irgendwas tun kann, um meine aufmerksamkeit von ihr wegzulenken. Da merkt sie, dass sie nicht weiterkommt. Funktioniert ganz gut, wenn wir draußen sind.
Aber gerade in den situationen, wo ich nicht weg kann, gibt es stundenlang geschrei. Ganz gern daheim oder bis zu dem punkt, wo ich sie im kindergarten abgebe und gehen muss. Bisher habe ich es zu hause immer mit trösten und ablenkung versucht, aber irgendwie beruhigt sie sich dabei nicht endgültig. Und sobald ne neue anforderung oder ein nein kommt, ist sie wieder auf 180. es muss dann immer am liebesten das getan werden, was sie möchte. Aber beruhigen tut sie sich deswegen noch lange nicht. sie könnte das spiel dann bis abends treiben, bis es ins bett geht.
Ich habe deswegen angefangen sie komplett zu ignorieren. Ab und zu mit dem hinweis, dass ich wieder für sie da bin, wenn sie sich beruhigt hat und sie das tut was ich ihr sage.
Ihr ritual nach geweine ist, dass sie tränchen sauber machen möchte. Am anfang hab ich ihr dabei geholfen. Man geht dann ja davon aus, dass sie sich beruhigt hat und gut ist. Aber nein, sie beruhigt sich nicht endgültig. Ich muss echt von ihr fordern, dass sie es allein macht. Und dann auch und wenn es nur eine kleinigkeit ist, etwas tut, was ich von ihr möchte, damit ich sicher sein kann, dass sie sich beruhigt hat. Erst dann kann sie sich innerhalb von 1-2 min beruhigen und dann kann ich die situation erklären, drücken, kurz kuscheln. Dann ist alles wieder gut und gestern hat sie sich dann auch von sich aus entschuldigt.
Was das mädel aber auch macht, ist folgendes. Eines morgens hat sie rumgetobt und wollte sich nicht anziehen, also hab ich angekündigt, dass ich sie so in den kindergarten bringe. Kind nur im hemdchen vor die tür gebracht und schon hat sie es sich anders überlegt. Heute wollte sie sich beim rausgehen wieder nicht anziehen, also angekündigt, dass sie eben so geht, in der hoffnung sich vor der tür anziehen zu lassen. Tja pustekuchen. Sie wollte dann eben so in den kindergarten. hab ich natürlich nicht gemacht. hab sie dann unter protest an der bushaltestelle angezogen.
Jede konsequenz aus dem letzten wutanfall, wird beim nächsten wutanfall genommen, um einfach nur zu erreichen, dass gemacht wird, was sie möchte. Aber wie gesagt, dann beruhigt sie sich aber auch nicht. Sollte ich ihr in diesem fall einfach keine konsequenzen während eines wutanfalls aufzeigen? Erst dann, wenn sie sich endgültig beruhigt hat und ich ihr erklären kann, was sie mit ihrem verhalten bewirkt hat?
In dem fall bin ich echt noch ratlos.
Wer von euch hat das auch durch und kann mir sagen, was geholfen hat?
Danke, susanna
Heftige Trotzanfälle HILFE, achtung sehr lang
Hallo,
das "wenn du dich nicht anziehst, dann gehst du so" funktioniert vielleicht bei Schulkindern, dafür ist deine Tochter noch zu klein. Sie versteht die Konsequenzen, die es mit sich bringt, wenn man in Unterhemd los geht, noch nicht.
Grundsätzlich finde ich deine Gedankenansätze gut, mit klaren, wenigen Regeln, auch mal das Kind abzulenken, sich auch danach hinzusetzen und mit dem Kind über die Situation zu sprechen.
Uns haben 2 Dinge geholfen: je nach Situation: Konsequenz oder Alternativen.
Bub heult, weil wir den Laden verlassen: ich mache ihn darauf aufmerksam, dass wir auf jeden Fall den Laden verlassen, ich es nicht gut finde wie er sich verhält und dass es doch schön im Auto ist, da hat er doch ein Hörspiel.
Mädel heult, weil Glitzerpullover in der Wäsche, einen anderen will sie auf gar keinen Fall anziehen:
Sie kommt "vor die Tür" (ich nehme sie aus der Situation und bringe sie in einen anderen Raum, teile ihr dabei mit, dass ich ihr Verhalten nicht gut finde) bis sie sich beruhigt hat oder einigermaßen ansprechbar ist
Bei uns ist es um den 3. Geburtstag echt besser geworden mit den Trotzanfällen und ich bin im Moment (man weiß ja nie was kommt), zufrieden mit dem grundsätzlichen Verhalten unserer Kinder
Schöne Grüße
Hallo,
Mein Sohn ist zum Glück zur Zeit sehr umgänglich, aber wir hatten auch schon heftiges Trotzen.
Was bei uns geholfen har:
1. Stress rausnehmen! Wenn wir zu viele Termine oder Verabredungen haben, dreht er durch. Vielleicht kannst du den Alltag etwas entschleunigen?
2. Du selber musst entspannen. Vielleicht machst du mal was schönes nur für dich! Entspannte Mutter = entspanntes Kind
3. Zeige Konsepuenzen nur dann auf, wenn du auch wirklich bereit bist sie durchzuziehen
4. Im Wutanfall selber nicht zu viel reden. Das bringt nichts mein Sohn darf wählen ob er alleine wütet oder aber vielleicht viel lieber in den Arm will.
Diese Strategien haben hier echt viel bewirkt!
Ich wünsche Euch alles Gute und viel Kraft
Hallo,
ein Patentrezepte gibt es ja leider nicht, wie man am besten mit Kindern in der Autonomiephase umgeht.
Meine Tochter wird bald 2 und ich lerne auch immer wieder dazu.
Was mir ganz arg geholfen hat, ist mich über diese Phase gut zu informieren und zu begreifen dass mein Kind mich nicht testet, nicht böswillig seinen Willen durchsetzen möchte und kein kleiner Erwachsener ist, dem ich die Wut durch ein vernünftiges Gespräch nehmen kann. Sie braucht mich aber ganz doll wenn sie so richtig wütend ist und erst mal keinen Weg da raus findet.
Ich bin gerade heute wieder mit tobendem Kind auf dem Arm vom Spielplatz gelaufen. Sie war müde und wollte noch bleiben. Irgendwann mussten wir aber gehen, da wir sonst nachmittags nicht mehr hin kommen.
Ich sage ihr dann dass es mir leid tut und ich ihre Wut verstehen kann.
Und es tut mir auch leid dass ich ihr meinen Willen aufzwinge. Wie soll ein Kind von 2 Jahren denn verstehen dass wir zu Mittag essen müssen und sie schlafen sollte damit wir anschließend wieder raus können?
Auf jeden Fall wirkt Verständnis für die Wut (oder Traurigkeit, etc.) meiner Tochter in diesen Situationen oftmals beruhigend auf sie. Es ist dann nicht gleich wieder alles super aber sie schafft es dann auch wieder aus ihrer Wut heraus.
Nimm es mir bitte nicht übel, aber für mein Empfinden zeigst du viel zu wenig Verständnis für deine Tochter. Du schreibst von Spielchen und Theater, ignorierst dein Kind, wischt ihr nicht die Tränen ab.... Dein Kind ist noch klein! Sprachliche Entwicklung hin oder her. Sie ist noch nicht annähernd in der Lage zu sagen: "Mama, ich bin gerade unheimlich wütend, traurig und durcheinander. Ich weiß gar nicht wo mir der Kopf steht und wie ich meine Emotionen in den Griff bekommen soll. Es geht mir nicht gut!" Das drückt sie mit Gebrüll und weinen aus, weil sie es verbal nicht kann.
Für uns Erwachsene mag es erstmal unverständlich sein, welch banale Dinge die heftigsten Wutanfälle bei Kleinkindern auslösen können. Deshalb sollten wir aber nicht erwarten, dass sie genauso rational damit umgehen könnten wie wir.
Sie haben noch nicht den selben langen Prozess durchlaufen wie wir es getan haben. Sie stehen ganz am Anfang und unsere Aufgabe ist es, sie liebevoll zu begleiten.
Mein Rat wäre also mehr Verständnis und ein daraus resultierender liebevollerer Umgang mit ihrer Wut! Das kommt letzten Endes euch beiden zu Gute.
Viel Glück weiterhin und lG
Beisha
Bester Beitrag zu dem Thema seit langem!
Ich finde, dass du zu viel von ihr verlangst. Sie ist erst 2,5 Jahre alt. Lies dir deinen Text nochmal durch, dann weißt du, was ich meine!
Hallo ihr lieben,
danke für eure antworten. Nachdem ich echt 2 nächte total schlecht geschlafen habe, saß ich gestern schon um 4 auf der Couch, weil ich mir gedanken um meine tochter gemacht habe. Ich hab mir nen zettel genommen und meine gedanken sortiert. Seitdem geht es mir wieder gut und das merkt man auch im alltag.
Sehr geholfen hat mir der hinweis, dass ich vielleicht zu viel verlange. Und das stimmt. Ich habe mich damit arrangiert, das quengeln, schreien und toben eine form der ausdrucksweise ist im alter meiner tochter und das es noch lange dauern wird bis sie sich sprachlich äußern kann, wenn sie frust schiebt.
Außerdem ist mir aufgefallen, dass ich in panik verfallen war. In 1-3 wochen kommt das brüderchen auf die welt. Und als sie anfing vermehrt zu schreien und sich nicht beruhigte, hatte ich immer den gedanken „was mache ich, wenn jetzt das brüderchen auch noch anfängt zu schreien?“ ich habe dann versucht ihr aufzuzwingen, dass sie nicht schreien darf. Mein fokus richtete sich immer mehr auf das schreien als auf den auslöser des schreiens. So war ich nicht mehr die stütze, die sie braucht um aus dem frust rauszukommen.
Nun beachte ich das schreien nicht mehr offensichtlich. Ich registriere schon kleine quengeleien ohne diese anzusprechen und helfe ihr die ursache des frusts zu bewältigen. So kommt es erst gar nicht zum ausbruch. Da wo es wichtig ist, gibt’s ne kurze erklärung, warum jenes so oder so nicht gemacht wird und dann diskutiere ich mit ihr nicht weiter. In dem moment muss ich sie oder besser gesagt ihr unangebrachtes verhalten ignorieren, damit sie merkt bei der mama geht’s nicht weiter. Bsp. Gestern zum abendbrot wollte sie zuerst eine wiener essen. Wir haben aber die regel eingeführt, dass es so was zum schluss als nachtisch gibt. Das mädel fing an wutig zu werden. Ich hab ihr gesagt, dass ich darüber nicht diskutiere, sondern es seit langem schon so regel ist und sie erst noch etwas brötchen essen kann. Nach meiner erklärung habe ich mich dem papa zugewendet und mit ihm geredet. Dabei war das mädel aber nicht ruhig. Ich hab aber gemerkt, dass ihr schreien in dem moment nicht wut sondern traurigkeit bedeutet hat. Sie hat nach 5s nach einem taschentuch gefragt, ist dann selber eins holen gegangen und hat sich die tränchen weggewischt. Ich hab ihr gesagt, dass ich verstehen kann, dass die wiener total lecker ist und sie diese gern essen möchte, aber zuerst etwas brötchen zum satt werden. Da war wieder gut und das mädel hat sogar ein ganzes brötchen gegessen.
Es wird nun so ablaufen, dass ich ihre stimmung besser wahrnehme und je nach wichtigkeit der situation auf ihre wünsche eingehe oder sie auf meine regeln eingehen muss. Wenn es wirklich wichtig ist, dass sie auf mich hört und sie fängt trotzdem an zu toben, gibt’s trotzdem den hinweis, dass ich darüber nicht diskutiere bzw. sie gar nicht erst den weg des tobens probieren braucht. Ich werde ihr geschrei ignorieren und wende mich ihr erst wieder zu, wenn sie sich beruhigt.
Ansonsten, wenn sie anfängt schon rumzuquaken, ist das für mich ein zeichen, dass sie nun doch mehr hilfe braucht als ich vielleicht denke oder springe über meinen schatten und tue für auch was wozu mal keine lust habe. Oder lasse sie eben mal alleine probieren auch wenn das halt mal dreck, matscherei, zusätzliche arbeit für mich oder ein aua bei ihr bedeutet.
Und das thema verständnis für ihre ausbrüche durfte ich gestern auch ausprobieren. Das mädel wollte mit papa schlafanzug anziehen und da hat er was gemacht, was ihr nicht gepasst hat. Muss noch nicht mal schimpfen gewesen sein. Es reicht schon, wenn man ihr die hose falsch hingelegt hat und sie dann in mieser stimmung deswegen ist. Das mädel rennt dann immer gleich zu demjenigen, der grad in ihren augen nicht böse zu ihr war. Also kam sie tränen überströmt zu mir „tränchen sauber machen“. Ich hab ihr ein taschentuch gegeben und sie gefragt, ob sie schon zähne geputzt hat. Wieder rumgetobe. Also ich zum papa ins bad, um ihr zu zeigen, dass das jetzt tagesordnungspunkt ist. Dort gabs dann das ganze prozedere, wie es bei uns abläuft. Nur dadurch, weil sie vorher schon in der stimmung war mit Krawall erreichen zu wollen, dass man sie in ruhe lässt, war das zähneputzen nicht so schön. (Also, ich weiß nun auch: einfach daneben setzen und warten bis sie sich beruhigt hat funktioniert nicht, denn dann glaubt sie, dass sie nur lange genug toben muss, dass man lässt sie in ruhe und beruhigt sich ewig nicht). Na ja, ich hab ihr dann ein taschentuch gegeben mit dem hinweis, wenn sie sich beruhigt hat, kann sie zum spielen kommen und bin aus dem bad raus. Ich muss dann auch echt erstmal weg, damit sie merkt, sie brauch nicht weiterprobieren mit ihrer toberei.
Sie ist dann auch gleich hinterher, war sich aber unsicher, wie sie sich nun verhalten soll. Ich meinte zu ihr, dass ich verstehen kann, wenn zähneputzen keinen spaß macht, aber die es muss gemacht werden, die zahnteufel machen sonst die zähne kaputt. Ich hab ihr meine arme hingestreckt und da kam sie schon leicht schmunzelnd auf mich zu, setzte sich auf meinen schoss und meinte „du lässt mich nicht in ruh“. Ich hab ihr noch mal erklärt, warum ich sie nicht in ruhe lasse bei solchen dingen und das nun alles wieder gut ist. Bussi, kussi und umarmung und schon war die welt wieder in ordnung.
Ich habe mir das schreien gestern abend nicht angenommen und auch heute früh nicht, dadurch bin ich innerlich sehr viel ruhiger und kann vernünftiger in solchen situationen reagieren. Dadurch wird alles um einiges entschärft.
Und was ich auch nicht machen darf, ist konsequenzen androhen. Das bringt sie weiter auf die palme. Ich kann ihr aber nach dem wutanfall erklären, warum aufgrund ihres verhaltens bestimmte dinge nun so sind wie sie sind. Dann akzeptiert sie auch die konsequenz.
Alles in allem mache ich es eigentlich nicht anders als vor dem beginn ihrer vermehrten schreierei. Nur hat mich wegen dem brüderchen eine panik befallen, die mich meine erziehungsweise vergessen lassen hat und die situation angeheizt hat.
Das einzige, was ich nun anders mache, dass ich während eines wutanfalls nicht auf ihre wünsche und forderungen eingehe, nur um sie ja wieder schnell ruhig zu bekommen. Dann muss sie eben erstmal bocken.
Außerdem hab ich jetzt in jedem raum taschentücherhäufchen liegen
Liebe grüße
Susanna