Mein Sohn ist hochsensibel, das weiß ich schon lange. Es ist so offensichtlich und wird mir von vielen bestätigt. Er ist wie er ist und ich muss lernen damit zu Leben.
Nur ein Beispiel: er möchte immerzu nackt sein. Kleidung brennt wie Feuer auf seiner Haut. Abends vor dem einschlafen sagt er: ausziehen! Aber seit es wieder kälter ist, zieh ich ihm einen Schlafi an. Heute um 6 konnte er nicht weiterschlafen bis ich ihm die Hose ausgezogen hab.
Und das ist wirklich nur ein Beispiel!!
Desweiteren ist er im Kopf schon sehr weit, manchmal weiter als er es verarbeiten kann.
Es fällt mir am meisten im Vergleich zu Gleichaltrigen auf wie er raussticht.
Ich hab hier die Nr einer Kinder und jugendpsychotherapeutin liegen. Noch zögere ich anzurufen.
Wir gewöhnen ihn eigentlich bei der tamu ein, wobei er mit essensverweigerung und panikattacken auf die erste Trennung reagiert hat. Gestern hat er das erste mal seit einer Woche gefrühstückt. Er hat jetzt auch Angst von seinem Papa getrennt zu sein. Egal wo wir hingehen, er denkt jedes mal, dass ich ihn alleine lasse und kriegt Panik. Ich hab ihn erstmal rausgenommen. Ich bin hier so offen, weil mir in meinem Umfeld keiner einen Rat geben kann.
Achso er wird 21 Monate alt
LG
Hat jemand hier ein hochsensibles Kind?
Hast du diese Problematik bereits mit deinem Kinderarzt besprochen? Insbesondere wegen der hochsensiblen Haut würde ich zum Kinderarzt gehen. Es kann ja durchaus sein, dass etwas Krankhaftes dahinter steckt.
Auch die andere Problematik würde ich beim KiA abklären lassen und mir von dort die richtige Überweisung holen. Du kannst nicht wisen, an welchen Facharzt du dich wenden sollst.
Hmm also wenn du zeitlich die Möglichkeit hast ihn wieder von der Tagesmutter zu dir zu nehmen, dann passt das ja. Wenn er ab einem bestimmten Datum definitiv hin muss, dann ist Rausnehmen denke ich nicht die beste Lösung, da die Eingewöhnung sonst ja wieder von vorne beginnt. Dass Essen verweigert wird, ist nicht selten und würde ich nicht auf seine Art schieben. Du sprichst ja auch von einer Woche und nicht von Wochen. Es ist für so einen Zwerg ja nicht ganz verständlich und einfach: warum soll ich denn jetzt hier bleiben ohne Mama? War doch mein ganzes Leben bei ihr.
Ich würde mich wohl einfach mal beraten lassen vom Psychologen, dessen Nummer du hast. Du hast ja nichts zu verlieren. Was du aus der Beratung machst, kannst du ja frei entscheiden. Ein Psychologe ist auch nur ein Arzt und wenn er euch helfen kann, dann lieber früher als später.
Ein Psychologe ist doch kein Arzt, wie kommst du darauf?
Entschuldige, es sollte heißen ein "Mensch". Weil viele Leute Hemmungen haben bei den Worten Psychologe und Psychater.
Mein kleiner Sohn (3) ist hochsensibel. Körperlich nicht unbedingt (Kleidung stört ihn nicht, nur beim Essen ist er extrem wählerisch), diese Trennungsangst und generell extreme Empfindsamkeit kennen wir jedoch auch.
Auch er sticht unter anderen Kindern deutlich hervor.
Was möchtest du denn wissen?
Für mich ist dieses Bewusstsein der hs etwas neues. Klar, wahrscheinlich bin ich selbst hs. Ich kenn das nicht aus meiner Kindheit, dass man auf die Gefühle von Kindern Rücksicht nimmt. Für mich war das normal, dass man quasi zu funktionieren hatte. Deswegen hab ich die fremdbetreuung auch als etwas "normales" gesehen was ja bei anderen zu funktionieren scheint.
Nur bei uns läuft nix "normal" und mir fehlt die Orientierung.
Wie geht es euch mit der hs im Alltag?
Also ich hole mal ein wenig weiter aus. ;)
Mein kleiner Sohn war schon von Geburt an irgendwie "anders". Er war sehr zart mit sehr feinen Gesichtszügen. Meiner Meinung nach kann man einem Kind die Sensibilität durchaus auch schon ansehen. Auch heute hat er diese feinen, sanften Züge noch.
Er hatte und hat eine ganz weiche und hohe Stimme. Alle Kinder haben hohe Stimmen, aber das ist kein Vergleich. Wenn er etwas wollte, kam ein ganz zartes, ganz hoch gepiepstes und schüchternes "das" mit einem flehenden Blick aus großen Augen.
Für mich war er wirklich ein ganz außergewöhnliches Baby und ich liebte ihn umso mehr wegen seiner Zartheit und seiner Sensibilität.
Auch heute noch, ich bin bis über beide Ohren in ihn verliebt. Natürlich auch in meine anderen Kinder, die diese Eigenschaft nicht aufweisen, aber zu meinem Sohn fühlte ich mich schon immer "näher", vermutlich weil ich ebenso ein so sehr sensibles Kind war.
Als Baby schon war er sehr anhänglich und nähebedürftig. Weinte schnell, wenn er das geringste körperliche Unwohlsein empfand (es gab zB keine "Quängelphase", wenn er Hunger bekam, das war Geschrei von 0 auf 100 ;) ).
Ablegen oder alleine schlafen waren Dinge der Unmöglichkeit. Schnell gingen wir zum Familienbett über, weil wir so alle besser schlafen konnten. Die ersten 1,5 Jahre schlief er in unserem Arm. Auch heute schläft er noch in unserem Bett, wenn auch nicht mehr im Arm.
Bis er ca. 2 Jahre alt war, hat er extrem gefremdelt. Er hatte richtiggehend Panik vor anderen Menschen. Wir haben ihn aber nie zu etwas gezwungen und so verschwand dieses Problem von ganz alleine.
Er ist nun, wie gesagt, 3 Jahre alt. Er ist anhänglich, sehr schmusig, sehr lieb und sozial. Er teilt mit fremden Kindern sein Spielzeug. Er kennt keine Gewalt. Er ist voller wunderbarer Fantasie und er empfindet nicht nur Leid tiefer als andere Kinder, sondern auch Freude und Glück.
Dann wiederum ist es aber im Alltag wirklich nicht immer einfach mit ihm. Man braucht eine Menge Geduld, Verständnis und Einfühlungsvermögen. Er weint untröstbar wegen den geringsten Kleinigkeiten (von uns aus gesehen), seine Welt bricht förmlich zusammen. Er klebt an uns. Er lehnt einen von uns plötzlich aus unerfindlichen Gründen ab, um sich an den anderen zu hängen. Wenn wir beide nicht zuhause wären (arbeite am PC), wäre es eine Katastrophe für ihn.
Kindergarten haben wir aus dem Grund noch gar nicht probiert. Er liebt das Spielen mit anderen Kindern, aber von uns getrennt sein, schafft er nicht.
Auch ist er enorm eifersüchtig auf seine kleine Schwester, was auch sehr anstrengend für uns ist.
Er hat bei uns so viele Freiheiten, wie es nur irgendwie geht, zumal er ein wirklich liebes Kind ist. Nur wenn es um Sicherheit, Gesundheit und Hygiene geht, kann er leider nicht alles tun und lassen, was er möchte.
Jedes noch so kleine Ermahnen fasst er als Liebesentzug auf. Ich muss nur einmal schärfer seinen Namen aussprechen (kein schreien!) und er kugelt sich zu einem kleinen Häufchen Elend unterm Tisch zusammen und starrt apathisch auf den Boden, das ist keine Übertreibung. Und nein, es hat ihm noch niemals jemand etwas getan. Er wurde auch noch nie alleine gelassen, wir haben ihn auch als Baby niemals schreien lassen und gewaltfreie Erziehung ist für uns eine Selbstverständlichkeit, auch schreien wir nicht und die Beziehung zwischen meinem Mann und mir ist auch sehr harmonisch und es gibt keinen Streit in unserem Haushalt.
Ich könnte ihn gar nicht "bestrafen", das würde sein kleines Herz brechen. Für ihn kommt ein sanftes Ermahnen schon einer Strafe gleich.
Heute Morgen zum Beispiel wachte er (den 3. Tag in Folge - früher war das aber alltäglich) untröstlich weinend auf, hat uns aber weggestoßen, wenn wir ihn trösten wollten. Ich war übermüdet und leicht genervt und habe nur etwas schärfer geflüstert (seine Schwester schlief noch, auch in unserem Bett), er solle doch mit dem Geschrei aufhören und sagen, was er möchte. Ich weiß, nicht produktiv, aber wenn ich übermüdet bin, bekommt meine sonst sehr grenzenlose Geduld auch einmal einen Knacks. ;)
Jedenfalls ist er zutiefst schluchzend in die Arme seines Papas gefallen und hat mich stundenlang nicht mehr angesehen.
Das ist der Alltag mit ihm und man kann sich vorstellen, welche Gratwanderung seine Erziehung darstellt.
Wir versuchen wirklich einen Weg zu finden zwischen "nicht ausschließlich mit Samthandschuhen anfassen" und einer Erziehung voll Verständnis, Liebe und Geduld.
Es ist ein sehr schmaler Pfad und nicht immer einfach, aber es ist schaffbar.
Hochsensible Kinder sind sehr "formbar". Man kann sie völlig zerstören, oder man kann beobachten, wie sie zu den großartigsten Menschen heranwachsen, die die Welt hervorgebracht hat. Ich hoffe, uns gelingt das letztere.
Dazu habe ich neulich eine Studie gelesen, leider finde ich diese spontan nicht mehr. Es ging darum, dass sehr sensible Kinder durch Erziehung wesentlich stärker beeinflusst werden als weniger sensible Kinder, zum Positiven, sowie zum Negativen.
Wir hatten noch nicht das Bedürfnis, einen Psychologen aufzusuchen. Wir haben kein Problem mit seiner Art, in dem Sinn. Anstrengend ist doch jedes Kind einmal. Andere Kinder nun eben auf andere Weise.
https://farm8.staticflickr.com/7350/9259888456_aea6f27fb8_b.jpg
https://farm8.staticflickr.com/7561/15757823167_62e4c86ba5_b.jpg
https://farm6.staticflickr.com/5587/14793965428_f21d6925df_b.jpg
https://farm8.staticflickr.com/7551/16011026306_60ae05db44_b.jpg
https://farm8.staticflickr.com/7338/16580302605_3d7daa2a3c_b.jpg
Hallo,
unsere älteste Tochter (jetzt 7 1/2) ist hochsensibel. Mein Mann auch. Bei ihr gibt es wirklich die komplette Bandbreite der bekannten Anzeichen und das Leben mit ihr ist extrem anstrengend.
Aber: Hochsensibilität ist keine Krankheit. Es ist eine genetische Veranlagung die weder behandlungsbedürftig noch überhaupt behandlungsfähig ist.
Der erste Schritt wäre es dich wirklich umfassend zu informieren damit du weißt worum es geht. Als nicht Hochsensibler wird es nie möglich sein einen HS komplett zu verstehen. Aber die Literatur hilft ungemein. Auch um selbstsicher damit umzugehen denn die meisten Menschen tun das als Spinnerei ab. Damit musst du leben, geh also so wenig wie möglich "hausieren" damit. Wir haben einmal mit einer Erzieherin aus dem KiGa drüber gesprochen und prompt hatten wir nen ganzen Rattenschwanz an Problemen.
Es gibt fast keine wirklichen HSP-Experten in Deutschland. HSK (also für Kinder) noch weniger. Wenn du nicht mehr weiter weißt und Beratung möchtest würde ich dringend raten nach jemandem zu suchen der eben wirklich richtig firm auf dem Gebiet ist. Normale Psychologen sind das leider meistens nicht und drängen dann ganz schnell in eine andere Schiene (bevorzugt ADHS- hier geht man ja im Zusammenhang mit HS von bis zu 80!!!!% Fehldiagnosen aus). Die Wahrscheinlichkeit, dass du dir mit dem Gespräch mehr Probleme ins Haus holst als du jetzt hast ist leider wirklich immens hoch. Überlege dir das gut. Ist dein Kind einmal in dieser Maschinerie drin bekommst du es kaum mehr da raus.
Letztendlich muss ein Hochsensibler einfach lernen mit der Fülle an Eindrücken umzugehen. Das dauert einfach seine Zeit. Die meist einhergehenden Schlafprobleme (bei uns extrem, ich habe seit fast acht Jahren nicht mehr als zwei Stunden am Stück geschlafen) sind nicht behandelbar. Wir sind seit fast 15 Jahren verheiratet und ich habe meinen Mann nie durchschlafen sehen. Noch nie!!! Hochsensible kommunizieren auch irgendwie auf einer ganz anderen Ebene. Darum verstehen HSP uns "Normalos" oft nicht und umgekehrt. Fällt bei uns bei den Hausaufgaben sehr auf. Wenn sie was nicht verstanden hat dann versuche ich manchmal ewig es ihr geduldig zu erklären. Vergeblich. Kommt dann mein Mann heim braucht es selten mehr als zwei Sätze und es hat geschnackelt.
Was sind denn so eure Probleme im Alltag? Vielleicht kann man euch so ein paar Tipps geben.
Liebe Grüße
Ina
Hallo Ina,
ich schalte mich mal ganz frech ein... meinst Du man wäre mit einem hochsensiblen Kind also auch in einem Frühförderzentrum an falscher Stelle? Habe nämlich auch Sorge, dass die dort meinem Kind etwas anderes bescheinigen was vielleicht gar nicht zu trifft. Ich habe aber bald das Eingangsgespräch dort... bin hin und her gerissen ob ich hingehen soll und das Thema ansprechen soll oder eben nicht...
Wie seit ihr darauf gekommen, dass euer Kind hochsensibel ist? Seit ihr auf Artikel im Internet gestoßen und habt gesagt, ja das spiegelt unsere Tochter wieder und habt es dann so hingenommen? Du schreibst ja selbst, es ist weder behandlungsbedürftig noch kann man es behandeln, weil es nun mal keine Erkrankung oder gar Behinderung ist.
Bei uns steht bisher der Verdacht auf autistische Züge im Raum (der Verdacht wurde nach einer Woche Eingewöhnung seitens der Kita geäußert, das war im letzten Jahr, da war meine Tochter noch keine 2,5 Jahre alt)...
komme jedoch immer mehr zu der Meinung, dass dies so gar nicht zu trifft. Ein Beispiel das dagegen spricht: meine Tochter ist beispielsweise extrem emphatisch, hat ein sehr feines Gespür dafür, wenn es anderen schlecht geht und leidet/weint dann mit.
Ich erlebe meine Tochter ja im Alltag und beobachte sie intensivst und wenn ich mir hier den geposteten Artikel durchlese treffen nahezu alle Punkte auf meine Tochter zu.
Mein Mann ist übrigens eh dagegen, dass ich sie im Frühförderzentrum angemeldet habe, er hat Angst dass sie stigmatisiert wird. Er sagt immer, sie ist halt wie sie ist auch wenn es mitunter sehr sehr anstrengend ist.
Wie hat sich die Hochsensibilität bei eurer Tochter im Kleinkindalter (ca 3-4 Jahre) geäußert?
Guten Morgen,
wir wissen leider erst seit gut zwei Jahren von der Hochsensibilität. Allerdings gab es nie eine offizielle Diagnose, ist auch sinnlos sondern bringt nur mehr Probleme. Es wäre viel einfacher gewesen wenn wir früher gewusst hätten was mit ihr los ist.
Drauf gekommen bin ich hier als ich nach Rat gesucht habe. Da fiel das Wort "Hochsensibilität" das erste Mal. Ich habe es gegoogelt und dachte mir erst "aha, wieder eine Schublade in die man sie stecken kann " Aber als ich das dann durchgelesen habe bin ich fast rückwärts vom Stuhl gekippt. Ich habe die Beschreibung auf Wikipedia gelesen und dachte sie geben dort eine Beschreibung unserer Tochter und zudem meines Mannes in einem ab Nach fast 13 Jahren Ehe fing ich dann an meinen Mann zu verstehen und nach etwa fünf Jahren endlich (!!!) mein Kind. Vorher dachte ich einfach sie ist halt so speziell wie mein Mann in manchen Dingen.
Ich fange mal am Anfang an...
Sie war ein Schreibaby und wirklich extrem anstrengend. Wir haben das damals darauf zurückgeführt, dass sie eine sehr schwere Geburt erlebt hat. Das hat sicherlich seinen Teil dazu beigetragen aber eben nur einen kleinen Teil. Heute weiß ich, dass die permanente Reizüberflutung daran schuld war. Was sehr auffällig war: sie kam aus meinem Bauch und war aber nur bei meinem Mann sofort zufrieden. Aus meinem Bauch auf seinen quasi Das war schon sehr befremdlich für mich als Mutter. Aber mir ging es nach der Geburt nicht gut darum dachte ich es liegt daran. Heute weiß ich, dass HSP ihresgleichen suchen.
Ganz auffällig war auch, dass sie im Kinderwagen (dem einzigen Platz neben dem Bauch meines Mannes wo sie weitestgehend ruhig war) immer geschrieen hat wie am Spieß wenn eine bestimmte Nachbarin hineingeschaut hat. Eine ganz liebe Frau die ich seit über 30 Jahren kenne (wir leben in meinem Elternhaus). Irgendwann erzählte diese Frau meiner Mutter, dass sie sie (also meine Mutter) total beneidet weil sie wohl nie Enkelkinder haben wird. Unsere Kleine hat also diese Neidgefühle dieser Frau gespürt. Bei niemand anderem hat sie so reagiert wie bei ihr.
Sie würgte extrem und spuckte auch sehr viel, wir schoben es auf die Refluxkrankheit doch die verabreichten Medikamente halfen nicht wirklich. Heute weiß ich, dass sie einen extrem ausgeprägten Geruchssinn hat und auch heute noch übergibt sie sich regelmäßig wenn sie etwas riecht, dass sie "nicht riechen kann". Sie würgt auch bei gewissen Vorstellungen und erbricht sich dann teilweise auch. Einmal löste sie damit in der Schule regelrecht Panik aus. Es war "gesundes Pausenbrot". Da wird für jede Klasse ein Buffet hergerichtet mit diversen Sachen. Sie holte sich etwas, setzte sich auf ihren Platz, würgte und übergab sich. Jeder dachte sie hätte einen Magen-Darm-Virus und weil sie vorher am Buffet war durfte keines der Kinder mehr etwas davon essen. Ich wurde angerufen, habe sie abgeholt und sie fragte direkt als wir zur Tür reinkamen ob sie fernsehen und dabei Chips essen darf Habe dann mit ihr gesprochen und es gab Bananenmilch. Sie kannte das nicht und ekelte sich vor dem Anblick. Das war der ganze Zauber.
Sie ist auf der einen Seite sehr anhänglich, hat eine sehr intensive Bindung zu ihrem Vater (die beiden verstehen sich blind auch wenn er kaum daheim ist) und auch zu meiner Mutter. Zu mir mittlerweile auch aber da ich immer da bin kann sie tatsächlich auf mich auch gerne mal verzichten Es ist aber bei ihr schon ganz lange (seit sie geschätzte 4 Jahre alt war) so, dass die Begeisterungsfähigkeit über andere Menschen höher wiegt. Ist also z.B. hier ein Kind zu Besuch bei den Nachbarn (die Großeltern) dann sind wir völlig abgemeldet. Sieht sie dieses Kind auf der anderen Straßenseite würde sie blind drüberlaufen obwohl sie natürlich weiß, dass sie schauen muss. Sie lässt sich so leicht ablenken und sieht dann nichts anderes mehr. Darum werde ich sie bestimmt noch die nächsten drei Jahre (minimum ) in die Schule bringen müssen. Ist sie einmal in so einem "Begeisterungs-Flow" dann ist es sehr schwer sie da rauszuholen um Regeln (wann bist du daheim etc) abzusprechen. Ich muss sie oft wirklich festhalten bis sie überhaupt fähig ist mich zu fokussieren und mir zuzuhören.
Dem entgegen steht die andere Seite: Sie nimmt ganz viel wahr. Sie konnte im Kindergarten jeden Tag erzählen was welches der 100 (!!!) Kinder im KiGa für Klamotten anhatte, wer es gebracht hat, mit welchem Auto etc pp. Was auf der einen Seite eine beneidenswerte Fähigkeit ist belastet auf der anderen Seite ungemein. HSP fehlen die Filter die "normale" Menschen haben. Sehe ich ein Kind auf der Straße nehme ich zwar wahr was das Kind anhat aber da es für mich unwichtig ist verwerfe ich diese Information wieder ganz nach hinten in meinem Kopf. Bei meiner Tochter bleibt jede Information bestehen. Eine irre lange Zeit. Sie erinnert sich auch an Erlebnisse aus ihrer Kleinkindzeit. Diese Flut an Informationen überfordert sie aber völlig darum ist der Kopf bei ihr nach wenigen Minuten, maximal Stunden so voll wie bei uns nach einem ganzen Tag. Jeder kennt denke ich das Gefühl wenn er beispielsweise in einer Schulung sitzt und einem abends dann der Kopf raucht. Dieses Gefühl hat sie permanent Ich bin darum z.B. dazu übergegangen sie morgens in den Kindergarten zu fahren anstatt zu laufen. Denn beim Laufen hat sie so viele Dinge gesehen, dass sie schon im Kopf müde war bevor wir überhaupt erst im Kindergarten angekommen sind.
Die Eingewöhnung im Kindergarten (da war sie 3 Jahre, 4 Monate alt) dauerte eine Weile. Bis Weihnachten etwa war Theater. Die Erzieherin in ihrer Gruppe war damals eine ehemalige Kollegin von mir (bin selbst gelernte Kinderpflegerin) die mein grenzenloses Vertrauen hatte. Und ich bin sicher ohne sie wäre es in einem absoluten Drama geendet. Unsere Tochter hat gespürt, dass ich sicher war, dass sie gut aufgehoben ist. Hätte ich gezweifelt wäre es auch nicht gut gegangen. Und die Erzieherin hat sie toll im Griff gehabt. Sie hat genau das was HSK brauchen. Eine absolute, verlässliche Gradlinigkeit gepaart mit liebevoller Konsequenz. Wie sich später rausgestellt hat ist auch diese Erzieherin hochsensibel, darum fühlte sich meine Tochter dort auch geborgen. Das "Theater" das sie veranstaltet hat rührte aus ihrer totalen Überforderung nicht aus mangelndem Vertrauen der Erzieherin gegenüber. Die Kinderpflegerin in der Gruppe hat ihre Art nicht getroffen, sie konnte vieles nicht nachvollziehen. Zu ihr hatte sie nie ein gutes Verhältnis. Leider verließ die Erzieherin die Gruppe nach zwei Jahren und mit der nachfolgenden Erzieherin kam sie auch gar nicht klar.
Sie verarbeitet Eindrücke durch Bewegung. Sie ist IMMER in Bewegung. Hüpft auf der Couch, rennt hin und her oder auch auf der Stelle. Liegt sie im Bett zappelt sie mit Armen und Beinen, spielt mit ihren Fingern, Haaren oder was weiß ich. Ruhig sitzen kann sie nicht. Unmöglich. Selbst beim Essen springt sie immer wieder auf, rennt um den Tisch um sich dann nach Aufforderung wieder hinzusetzen. Und es ist egal wie oft man ihr sowas sagt ("bleib sitzen beim Essen"), sie kann das nicht steuern. Darum wirkt sie für Außenstehende oft ADHS-lastig. Ist sie nicht. Aber würde ich sie heute zu einer Diagnostik bringen bekäme sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Diagnose ADHS. Das ist ja das Fatale. Darum würde ich mit meinem heutigen Wissen überhaupt nirgendwo hingehen und so wenig wie möglich mit "wichtigen" Leuten die eben stigmatisierend für die Zukunft wirken können darüber sprechen. Ich würde heute jedes Gespräch mit einem Erzieher oder Lehrer der offenbar nicht bereit oder fähig ist sich in sie reinzuversetzen meiden. Oder es so kurz wie möglich halten. Dazu später mehr...
Im Kindergarten war sie oft so überfordert mit dem was sie aufgenommen und erlebt hat, dass sie nur noch gebrüllt hat. Sie hat geschrieen und war kaum zu beruhigen. Die tolle Erzieherin hat sie dann wieder runtergeholt. Sie hat sie teilweise gepuckt wie ein Baby, das half. Oder sie auf einen Stuhl neben sie gesetzt auf dem sie sitzen bleiben musste. Das hat nur geklappt wenn sie sich unten an der Sitzfläche festgehalten hat. Und dann fing sie an auf dem Stuhl immer vor und zurück zu wippen (der Stuhl stand fest), ein Verhalten das man so eigentlich nur von behinderten und autistischen (!!!) Kindern kennt. Sie hat sich so beruhigt, die Eindrücke über die Bewegung verarbeitet. Oft war beides sogar kombiniert, also erst das Schaukeln und dann die Ruhephase eingepuckt in eine Decke.
Diese Erzieherin hat unser Kind verstanden und genau das ist der Knackpunkt. Wie ich schon sagte: Ein normal sensibler Mensch wird einen Hochsensiblen nie komplett begreifen. Aber wenn man sich damit ausgiebig beschäftigt weiß man zumindest im Ansatz warum derjenige manches tut und manches nicht. Wie gesagt hat sie dann ja die Einrichtung verlassen, ist aber heute noch in Krisenzeiten mein wichtigster Ratgeber neben meinem Mann.
Die Erzieherin die nachfolgte sah in unserer Tochter eher den Sturkopf, den störrischen Esel der sein Ding durchziehen wollte. Erst als ICH mit der Hochsensibilität ankam und mich darüber informiert hatte konnte ich ihr contra geben. Ihr sagen, dass es für unser Kind einen halben Weltuntergang darstellt wenn Absprachen nicht eingehalten werden (können) und es nicht darum geht ihren Kopf durchzusetzen. Für sie IST das ein für uns kaum nachvollziehbares Drama. Privat sind wir schon lange dazu übergegangen ihr keine Planungen mitzuteilen. Sie erfährt am Tag selber, dass wir z.B. sehr wahrscheinlich
Besuch bekommen werden. Immer mit dem Zusatz, dass sie davon ausgehen muss, dass noch was dazwischen kommt (wobei das dann auch im Drama endet aber besser als wenn sie sich tagelang drauf freut). Pläne ändern sich einfach und damit kann sie schwer umgehen. Allerdings merke ich hier eine leichte Besserung.
Na ja, um zurückzukommen... Die Erzieherin war trotzdem überzeugt, dass das in der Schule so nie klappen wird. Zurückstellen stand gar nicht zur Debatte weil sie - wie so viele HSK - hochintelligent ist und sich zu Tode gelangweilt hätte. Mal ganz abgesehen vom Drama das hier über Wochen gewesen wäre wenn sie den Plan "Schulkind" hätte verschieben müssen. Nach ewigem hin und her (leider war ich da noch nicht so gefestigt in meinem Wissen darüber und auch nicht in der Argumentation) habe ich mich dann breitschlagen lassen und sie mit einer im KiGa arbeitenden Sozialpädagogin zusammengebracht. Die hat permanent nur verglichen und versucht unser Kind ins Schema F zu pressen. Ging das nicht wurden Schubladen aufgezogen (ADHS, Autismus, Sturkopf, Egoist, Schwererziehbarkeit,...). Obwohl wir damals bereits von der Hochsensibilität wussten hat es sie nicht wirklich interessiert. Die Erfahrung die ich gemacht habe ist, dass die Menschen versuchen einen Normalo zu züchten. Klappt das nicht soll mithilfe von Diagnosen und Therapien einer draus gemacht werden. Aber mit einem Zwang der einen Hochsensiblen völlig ausbremst in seiner Entwicklung mit seiner Begabung (letztendlich wird es das mit der Zeit) und Veranlagung umzugehen. Mein Mann war von Anfang an dagegen und ich wünschte ich hätte mich nicht bequatschen lassen. Wir haben sie nach einigen Monaten wieder da rausgenommen was die Sozialpädagogin aber persönlich nahm und wir das noch zu spüren bekommen sollten.
Wir hatten ohne es zu wissen bei Aufnahme in den KiGa unterschrieben, dass der KiGa mit der Schule sprechen darf. Selbst wenn wir es gewusst hätten wären uns die negativen Folgen daraus gar nicht in den Sinn gekommen (hier vielleicht eure Unterlagen checken, wir haben dem jetzt ausdrücklich widersprochen, zu spät für unsere Älteste). Es kam wie es kommen musste: Die Sozialpädagogin des KiGa stellte unsere Tochter in der Schule als sturköpfigen Querulanten hin, als schwererziehbares Problemkind das dringender Hilfe bedarf. Sie hat aber ihren Aufnahmetag gut gemeistert und kein Mensch wäre in der Schule zu dem Zeitpunkt auf diese Idee gekommen, dass Probleme bestehen könnten. Trotzdem folgten Gespräche mit der Schule da sie unser Kind in eine integrative Klasse als I-Kind einschulen wollten. Ich bin sehr froh, dass mein Mann bei sowas wirklich gut ist. Er hat gleich klargestellt, dass das überhaupt nicht in Frage kommt. Später stellte sich dann heraus, dass sie besser abgeschnitten hat als der Großteil der Kinder und sogar ein Teil der Dinge die sie uns als fehlerhaft gesagt hatten erfunden war. Das Ganze zog dann Kreise bis in die Schulaufsichtsbehörde, wurde ein Riesenthema.
Unsere Tochter wurde dann ganz normal eingeschult und bekam zum Glück eine Lehrerin die nach anfänglichen Startschwierigkeiten anfing sich in das Thema einzulesen und uns voll unterstützt. Während das erste Elterngespräch im November katastrophal war und wir auch daheim immense Probleme mit dem Schulkind hatten war das Zwischenzeugnis schon viel, viel besser. Seit wir noch einige Dinge verändert haben (sie wird z.B. nicht mehr umgesetzt sondern hat einen festen Platz im Zimmer mit möglichst wenig Ablenkung, nur ihr Banknachbar wechselt) war das Jahreszeugnis nun Lichtjahre besser als wir es jemals zu träumen gewagt hätten. Sie hat den Sprung jetzt geschafft, ist nach einem Jahr in der Schule angekommen. Sicherlich gibt es noch die ein oder andere Baustelle aber wir sind zuversichtlich. Sie fängt JETZT an zu lernen wie IHR Weg sein muss damit SIE sich gut fühlt und im Leben zurechtkommt. Und darauf sind wir unglaublich stolz.
Ihre Eigenheiten hat sie und da wird sich auch nicht so viel dran tun. Wir haben wie gesagt große Probleme mit dem Schlafen. Sie hat Einschlafstörungen, braucht meistens 2-3 Stunden Einschlafbegleitung pro Tag und wacht danach oft stündlich, spätestens zweistündlich auf bis zum Morgen. Dazwischen kommen ihre Schlafwandler-Phasen auch noch. Das ist für mich extrem anstrengend da ich abends fast immer mit den drei Kindern alleine bin. Ich lasse sie jetzt oft einfach auf bis sie selbst einschläft (selten vor Mitternacht) und es ist mir völlig egal wo sie dann schläft. Hauptsache sie schläft überhaupt. Sollte irgendwann mal aus anderem Grund eine Blutabnahme nötig sein werden wir den Cortisol-Wert bestimmen lassen. Das ist das einzige körperlich nachweisbare bei HSP. Ich bin sicher der ist immens erhöht.
Wir gehen regelmäßig zur Osteopathin die ihre Verspannungen löst. Seitdem geht es ihr viel besser (kann ich echt empfehlen, und ich bin so gar kein alternativer Typ ).
Aber sie ist kaum greifbar für Konsequenzen, Strafen und Regeln. Das ist derzeit neben dem Schlafen das größte Thema. Sie ärgert sich zwar wenn sie Konsequenzen oder Strafen aus ihrem Handeln erfährt aber sie lernt dafür nicht für die Zukunft. Es ist ein Effekt für wenige Stunden. Das ist antrengend denn ich bete permanent identische Dinge vor
Insgesamt kann ich trotzdem sagen: Die Probleme werden weniger oder verändern sich gerade. Und bis dahin würde ich wirklich jedem raten das so wenig wie möglich zum Thema zu machen. Ihr müsst wissen wie euer Kind tickt und damit umgehen lernen. Probiert viele Wege aus und lasst auch mal fünfe gerade sein. Das muss man bei HSK viel öfter als bei "normalen Kindern". Hilfe von außen würde ich mir nur noch von wirklichen HS-Spezialisten holen. Auch wenn ich dafür durch den halben Staat fahren müsste. Alles andere kann böse nach hinten losgehen.
Ganz wichtig für HSP insgesamt ist Verlässlichkeit. Das bedeutet auch, dass man sehr, sehr konsequent sein muss. Manchmal erwische ich mich heute noch bei inkonsequenten Kleinigkeiten, dann schaut sie mich an wie ein Auto, fragt fünfmal nach und eigentlich will sie das dann doch so lieber nicht Aber Gespräche bringen nur was wenn gerade ein "Aufnahmefenster" frei ist. Ist der Kopf voll mit Gedanken dann kann man das auch der Wand erzählen. Und die würde vermutlich besser zuhören Darum lasse ich oft erstmal wie gesagt fünfe gerade sein und bespreche dann die Konsequenz die dann je nachdem für dieses Problem direkt oder erst bei Wiederholung angewendet wird. Allerdings wie gesagt ist das alles nur von mäßigem Erfolg gekrönt.
Oh Mann, das war ein echter Roman. Ich hoffe das hilft euch ein wenig. Du kannst auch gerne nochmal nachfragen.
Der Schwimmlehrer unserer Tochter hat mal gesagt: Die kann man nicht beschreiben, die muss man erleben Ich hoffe es ist mir trotzdem ansatzweise gelungen
Alles Liebe
Ina