Etwas sehr schockierendes am Spielplatz erlebt

Hallo!

Ich war gestern mit meiner kleinen Tochter am Spielplatz und habe dort etwas sehr schockierendes erlebt.
Es spielte dort auch ein etwa dreijähriger Junge. Plötzlich kommt sein Vater dazu und schreit ihn unvermittelt, ohne Grund, an: " He bist du deppert (lebe in wien), du ruinierst dir dein ganzes Gewand! Schleich dich her da!". Der Vater schrie derart laut und aggressiv, dass alle anwesenden total erschraken. Dann ging er einen Schritt auf den Jungen zu und machte diese eine Geste mit der Hand, die eine ohrfeige andeuten soll.
Kurz darauf sagte er: "Red ich mit einem Trottel oder was?"

Darauhin platzte mir der Kragen und ich stellte den Mann öffentlich zur Rede. Ich sagte ihm dass man mit einem Kind so nicht spricht und dass mit sein Kind leid täte. Er sagte daraufhin: "Der versteht es ja nicht anders". Ich sagte dass das eine dumme Ausrede ist und man alles auch liebevoll sagen könne. Der Typ sagte dann zu mir, ich solle das seine Sorge sein lassen. Daraufhin sagte ich, dass es auch meine Sorge sei, da ich fürs Jugenamt tätig bin und er aupassen soll, da ich sonst die Polizei rufe wenn er weiterhin so bösartig und gewalttätig mit diesem Kind spricht.

Ich muss zugeben, dass meine letzte Aussage ein Bluff war, da mit durchaus bewusst ist, dass sprachliche Gewalt noch keinen Tatbestand darstellt. Ich war aber derart aufgeregt, dass mir die Hände gezittert haben und ich wollte bewusst verursachen, dass dieser Mann eventuell sein Handeln überdenkt.
Er setzte sich dann auf eine Bank und ließ das Kind in Ruhe spielen. Später gingen sie dann, ohne dass der Mann noch einmal so gemein zu dem Kind gewesen wäre.
Im Nachhinein frage ich mich, was ich noch hätte tun können. Muss dazu sagen dass ich nicht direkt AM Jugendamt arbeite, jedoch FÜR das Jugenamt (betreue in einer Wohngemeinsacht vom JA bereits abgenommene Kinder). Ich habe dann sogar einen Kollegen am JA angerufen und um seine Meinung gebeten. Er meinte, solange das Kind nicht körperlich misshandelt wird hätte die Polizei in diesem Fall nichts gemacht. Ich hätte den Mann natürlich nach seinem Namen fragen können, aber es ist natürlich logisch dass er nix gesagt hätte. Ich hätte ihm nach hause folgen können, die adresse notieren und dem JA geben können. Das war mir aber nicht möglich weil ich mit meiner Tochter unterwegs war und in dieser Situation auch nicht daran gedacht habe.
Mein Kollege sagte auch, dass es leider keine Gesetz gegen gewalttätige Spache gäbe.

Eigentlich falsch meiner Meinung nach.

Er sagte auch, wenn der Typ wirklich so aggressiv gegenüber dem Kind ist, wird das spätestens im Kindergarten oder der Schule auffallen, und spätestens dann wird das Jugenamt davon Wind bekommen.
Ich hoffe es!

Ich weiß nicht in wieweit die Aggressivität in der Sprache in meinem Beitrag rübergekommen ist. Der Mann hat auf Wienerisch gesprochen und hier einen sehr sehr niveaulosen Slang benutzt, Marke Super-Assozial. Es war wirklich schlimm.

Nachher wurde ich auch von anderen Müttern am Spielplatz angesprochen die ebenfalls total schockiert gewesen seien, sich aber nicht getraut hätten etwas gegen den Aggressivling zu sagen. Sie dankten mir für meine Zivilcourage.

Dennoch bleibt bei mir ein sehr hässliches gefühl zurück. Das Gefühl, nicht genug getan zu haben.

Wie sehr ihr das? Würde mich über eure Meinungen freuen.

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Ich bin Erzieherin und mir platzt auch regelmäßig der Kragen, wenn ich solche Asozialen mit Ihren Kindern erlebe.

Ich habe mich früher schon öfter angelegt, leider ohne Erfolg. Ich wollte einfach nicht wegschauen, wenn Kindern Gewalt angetan wird. War schon öfter in Situationen, in denen die Eltern ihre Kinder nicht nur verbal, sondern auch körperlich angegangen haben. Einmal sogar so schlimm, dass eine Mutter ihr Kind durch den ganzen DM geprügelt hat. Außer mir ist keiner dazwischen gegangen. Mit dem Ergebnis, dass die Alte mir dann noch Prügel angedroht hat. Ich hab dann die Polizei gerufen, die sogar total schnell da waren und die Frau noch angetroffen haben. Und, was ist passiert? Nix . Ich mußte mir von den Herren anhören, dass man sich nicht überall einmischen soll und sie da eh nix machen können. Bei meinem Hinweis, daß körperliche Strafen in der Erziehung per Gesetz mittlerweile verboten sind, haben sie nur abgewunken. Am Ende hatte ich eher das Gefühl, dass ich der Unruhestifter war.

Mittlerweile mische ich mich nicht mehr ein. Ich hab akzeptiert, dass man nicht alle kinder retten kann und wahrscheinlich geht es dann den Kindern daheim noch mehr an den Kragen, da die Eltern ihnen dann ja die Schuld geben, dass sich andere eingemischt haben und Streß machen.

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Oh mein Gott das ist ja unfassbar!!

Enfach unverständlich und fahrlässig für mich, dass die Polizei nicht zumindest die Daten aufgenommen hat um das Jugendamt zumindest über diesen Fall zu informieren!

Ich verstehe deine Enttäuschung sehr gut! Du setzt dich ein und bist letztendlich die Dumme. Trotzdem hast du richtig gehandelt! Du hast Zivilcourage bewiesen und dich dem Kind angenommen, wolltest es beschützen.

Es ist schade dass die Fehler der Anderen dich dazu gebracht haben, dich nicht mehr einzusetzen. Leider gewinnt immer das Schlechte...

Ich habe für mich beschlossen, weiterhin nicht wegzusehen. Sollte ich auch nur einem Kind von hundert helfen können, hat es schon was gebracht.

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Hallo,

ich glaube, da hattest Du sicher auch Pech mit den damaligen Beamten. Ich kenne es so, dass eine Meldung ans Jugendamt gemacht werden muss.

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Hallo,

ich bin Sozialpädagogin und auch beim Jugendamt angestellt (arbeite aber an einer Schule). Ich finde, Du hast genau richtig reagiert.

Egal, wie man reagiert - die Probleme der Familie können wir nicht lösen. Ich finde es aber wichtig, Stellung zu beziehen. Auch dem Kind aufzuzeigen, dass es NICHT in Ordnung ist, wenn Erwachsene so mit Kindern sprechen.

Ich kenne es auch aus der Zusammenarbeit mit dem Jugendamt so, dass die Polizei in solchen Fällen eine Meldung ans Jugendamt machen MUSS. Ich hab auch schon beim Allgemeinen Sozialdienst hospitiert, als eben eine Meldung von der Polizei über eine Frau einging, die wohl mit dem großen Kind im Einkaufshaus auf Toilette war und das Baby im Kinderwagen vor der Tür stehen ließ. Das Jugendamt hat die Frau einbestellt, mit ihr gesprochen und konnte sich zumindest ein Bild machen.

Meine persönliche Erfahrung: ich war auch schon einige Male in solcher Situation und beziehe immer Stellung. Mir fallen zwei Beispiele ein, die Deinem ähnlich sind (verbale Gewalt und Geste, als wolle die Mutter gleich zuhauen). Beide Male reagierten die Eltern frech und drohend auf meine Worte, aber in beiden Situationen ergab sich danach ein kurzes Gespräch, in dem die Eltern dann auch ihre Hilflosigkeit irgendwie zum Ausdruck brachten bzw. etwas zu ihrem Leben erklärten. Beide Male verwies ich auf Hilfen und beide Male waren Hilfen wohl schon involviert.

Ich habe nach dem Studium in der Familienhilfe gearbeitet und weiß daher, dass es auch mit Hilfen in manchen Familien leider weiterhin so zugeht.

Zum Thema Polizei: vor etwa einem dreiviertel Jahr rief ich die Polizei wegen einer Mutter, die ich häufig im Park gesehen habe. Sie hat ihre Kinder nicht geschlagen, aber unbeaufsichtigt gelassen (der etwa eineinhalb - 2-jährige saß alleine auf dem Spielplatz, der etwa 4-jährige schloß sich anderen Menschengruppen an, klaute Essen und Spielsachen aus unseren Kinderwägen, war mit einem großen Fahrrad schiebend unterwegs, auf das er immer wieder stürzte bzw. das Fahrrad auf ihn etc.). Ich hab damals in Absprache mit einer Kollegin vom Jugendamt die Polizei gerufen, damit sie die Personalien aufnehmen. Die Mutter persönlich angesprochen habe ich zuvor auch.

Ich wartete damals mit meinem 3 Monate altem Baby etwa eine dreiviertel Stunde auf die Polizei. Als ich nochmal anrief und sagte, dass ich meinen Großen vom Kindergarten abholen muss und mich erkundigte, wie lange es etwa noch dauerte sagte mir der Polizist, sie hätten gerade wichtigeres zu tun. Die Kinder wurden nicht geschlagen - aber für mich ist die Situation der Familie nicht weniger schlimm. Aber da wird von Seiten der Polizei einfach nicht so schnell gehandelt .. Am Abend bekam ich dann von der Polizei einen Anruf auf mein Handy, sie hätten nun niemanden mehr im Park angetroffen. Das war locker 2 Stunden später ... da war natürlich auch das Kind bzw. die Mutter nicht mehr da.

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Also ich finde es toll, dass du dich für den Jungen eingesetzt hast.

Allerdings kann es gut möglich sein, dass der Kleine die Wut des Vaters zu Hause abbekommen hat und das nicht zu knapp. Wer sich in der Öffentlichkeit nicht zurückhalten kann, da möchte ich nicht wissen, was zu Hause passiert.

Aber in diesem Moment hast du alles richtig gemacht. Wenn sich der Fall wiederholen sollte, wäre es dann möglich, einen Mitarbeiter herzubestellen oder sonst etwas zu tun?

Wenn der Kleine in der Schule auffällig werden würde (sollte er nicht in den Kindergarten gehen), dann wäre er weitere drei Jahre diesem Vater ausgesetzt und den Gedanken finde ich sehr schlimm.

Ich hoffe, er hatte einfach einen sehr schlechten Tag wegen was auch immer und es wird sich nicht wiederholen.

Danke für deine Aufmerksamkeit. Viele sehen weg.