Wie Kind vor sexuellem Missbrsuch schützen

Hallo liebe Mamas,

ich habe eine etwas heikle Frage. Wie kommuniziert ihr eurem Kind was okay ist und was nicht?

Ich habe vor kurzem sehr darüber nachgedacht. Ich hatte eine sehr enge Kindheitsfreundin. Sehr aufgeschlossenes und glückliches Mädchen. Nie hätte jemand vermutet, dass sie seit Ihrer frühen Kindheit sexuell missbraucht wurde. Ich habe sie seit Jahren nicht gesehen und als wir uns dann doch trafen erzählt sie davon, dass sie momentan in psychologischer Betreuung wäre um das alles aufzuarbeiten. Ich war absolut geschockt und hätte es niemals auch nur annähernd vermutet. Auch meine Eltern hätten nie so etwas gedacht.

Jedenfalls ist es in den Medien ja gefühlt auch ständig publik... der Pastor, der nette Onkel, der Schwimmlehrer... und da hab ich mich echt gefragt wie man kleine Kinder dafür richtig sensibilisiert. Mein Sohn ist jetzt 2,5 und ich glaube in dem Alter kann man das so gut wie gar nicht mitteilen. Zumal Kinder dafür ja ein ganz eigenes Empfinden haben, da sie noch kein richtiges Schamgefühl besitzen. Und ich sehe die Gefahr auch darin Sachen fehlzuinterpretieren, ohne dem Kind unterstellen wollen zu lügen. Aber Kinder haben nunmal eine andere Wahrnehmung.

Dennoch ist es ja einer der größten Ängste von Eltern, dass so etwas passiert.
Wie sprecht ihr mit euren Kindern darüber?

LG Mim

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Es gibt dazu viele verschiedene Ansätze. (Ich habe viele Jahre in einer therapeutischen Wohngruppe mit gewaltgeschädigten Kindern gearbeitet)
Was für den Hausgebrauch wichtig ist:
- Bring deinem kind bei seine Gefühle zu benennen.
-Bringe deinem Kind bei Körperteile zu benennen.
- Bringe deinem Kind bei, auf Gefühle und körpersignale zu vertrauen, akzeptiere diese Gefühle, versuche nicht sie ungültig zu machen (z.B. "Ich habe Angst, ich habe keinen Hunger mehr")
-Sprich mit deinem Kind über Geheimnisse (es gibt schöne und blöde Geheimnisse), blöde Geheimnisse, die sich nicht gut anfühlen, darf man verraten!
- Dein Kind darf nein sagen, vermittle, dass sein köper ihm gehört.
-Bestehe darauf, dass dein Kind die Grenzen von anderen akzeptiert. Hilf ihm dabei die Grenzen von anderen zu akzeptieren.

Wichtig ist, dass wir unsere Kinder stark machen. Jedes Buch, jeder Kurs, jedes Gespräch ist wichtig und trägt zum Schutz der Kinder bei. Aber am wichtigsten ist es, dass Kinder FÜHLEN, wenn etwas "komisch" ist (es ist ja nicht erst das körperliche was Kinder anekelt) und dann ist es im zweiten Schritt wichtig, dass Kinder eine Sprache haben um Erlebtes und Gefühltes auszudrücken. Und dann muss es im Leben des Kindes Personen geben, denen es so sehr vertraut, dass es sich offenbaren kann und schutz suchen kann.

Das ist der wirksamste Schutz, welchen Eltern ihren Kindern geben können. Und das fängt schon bei den ganz kleinen Kindern an.

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Vielen Dank für die super Antwort, das werde ich mir auf jeden Fall merken und aufschreiben

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Herzlichen Dank. Auch wenn ich nicht die TE bin. Tolle Antwort die sich jeder merken sollte.

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Die erste Antwort finde ich sehr gut.
Ich denke, da ist schon so gut wie alles gesagt.

Vorallem zu dem Punkt "Geschlechtsteile richtig benennen und beibringen" möchte ich zur Verdeutlichung erzählen:

Während meiner Ausbildung, beim Praktikum in einem Kindergarten , gab es den Fall des "Verdachts".
Es war sehr schwierig und kompliziert ... Man will ja nicht zu Unrecht verdächtigen... Nicht auszudenken was das anrichten könnte.
Das Gefühl hat gesagt "da stimmt etwas nicht" ... Aber lange traten wir auf der Stelle.
Das Mädchen hat immer nur gesagt "... und dann hat er die Mimi gestreichelt"
Am Ende konnte eine Kinderpsychologin das alles aufklären, aber es wäre sicherlich schneller gegangen wenn das Kind gewusst hätte, dass die Mimi ihre Scheide war. 😥

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Aufklärung, Aufklärung, Aufklärung.
Wenn Fragen gestellt werden, immer direkt darauf antworten. Nicht mit Umschreibungen, sondern mit klaren Worten.
Dem großen Kind meines Mannes haben wir in der wenigen gemeinsamen Zeit beigebracht, dass es nichts gibt, was er Mama oder Papa nicht erzählen darf. Weder ich als Stiefmutter noch sonst wer darf ihm verbieten irgendetwas den beiden zu erzählen. Auch nicht, dass der Papa es ihm verbietet oder die Mama.
Ob das bei der Mutter klappen würde, weiß ich nicht, aber von unserer Seite gibt es kein einziges "Verbot" nicht zu Hause zu reden, bzw dass einer von uns sagt, das erzählst du aber nicht.
Ich denke, dass man wirklich immer wieder erzählt, dass es nichts, aber auch gar nichts gibt, was irgendjemand sagt, dass man es zu Hause nicht erzählen darf,das ist der wichtigste Punkt.

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Das Problem ist... das die meisten Übergriffe innerhalb der Familie stattfinden und seltener durch Familienfremde Personen.

Ein Kind mit 2,5 wäre in meinem Augen gänzlich nicht in der Lage sich gegenüber eines Erwachsenen behaupten zu können. Ab dem schulalter sieht das schon besser aus. Da wäre ein Kind auch kognitiv in der Lage erklärte Dinge zu verstehen. Ich glaub bei meinem 2,5 jährigen klatscht da ein Affe im Kopf wenn ich mit Aufklärung beginne und ab wann etwas nicht mehr als normale Berührung oder Körperpflegehilfe gilt.

Am Ende gibt es immer ein Restrisiko. Meine beste Freundin wurde als Schulkind auch missbraucht. Von wem weiß ich nicht nur das Missbrauch stattgefunden hat. Und meine beste Freundin ist heute wie als Kind schon resolut.... dominant und wehrhaft im Wesen wenn jemand was tut was sie nicht gut heißt.

Was ich zur Prophylaxe machen werde. Das mein Kind gar nicht so sehr auf der offensichtlich sexuellen Seite womöglich noch verängstigt wird... sondern allgemein. Wenn jemand etwas macht. Was du nicht möchtest. Sag laut nein oder lass mich in Ruhe. Wenn das nicht ausreichend ist und jemand weiter seine Grenzen missachtet. Zur Not seine Grenzen auch durch körperliche Gewalt zu verteidigen. Egal ob das jetzt der sexuelle Übergriff sein könnte... Oder wenn er von jemanden geschlagen wird (auch von gleichaltrigen) oder zu Dingen gezwungen wird die er nicht tuen möchte.

Hinzu kommt das ich unabhängig davon... meine Kinder ab 4/5 Jahren zum Kampfsport der persönlichen Wahl schicken werden. Nicht nur zur Verteidigungszwecken. Kampfsport trainiert Disziplin... durchhaltevermögen... die hand-fuß-koordination... Gleichgewicht... körperbeherrschung... emotionskontrolle... Fitness... Und hilft schütteren und unsicheren Charakteren zu selbstbewusstsein. Mir geht's gar nicht drum ob die dann dort drauf hängen bleiben oder der nächste Jackie Chan werden... sondern es trainiert einfach vielfältig Dinge wo mein großer Schwächen zeigt und hat viele positive Nebeneffekte.