Film Elternschule - blanker Horror?

Heute kam die Doku "Elternschule" in die Kinos. Es geht um Kinder in einer Gelsenkirchener Kinderklinik, deren Eltern dort um Hilfe bitten, weil der Alltag mit ihren Kindern von starken Problemen geprägt ist.

Weil mir der Trailer zum Film seltsam vorkam, habe ich recherchiert und lauter verstörende Informationen und Erfahrungsberichte, vor allem aus der Zeit um 2005 herum, gefunden. Nur sämtliche Kritiken zur Doku öffentlich rechtlicher Sender und angesehener online Medien sind durchweg positiv.

Hat jemand von euch die Doku gesehen?

Ich stelle mir vor:

- dass Kinder dort massiv dominiert werden
- dass Schlaftraining (noch schlimmer als bei "Jedes Kind kann schlafen lernen") stattfindet
- dass Kinder stundenlang schreien ohne Zuwendung zu erfahren
- dass Kinder zum Essen gezwungen werden, indem sie festgehalten und vollgestopft werden
- ...

Stelle ich mir das falsch vor?

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Ich denke, du polarisiert da horrorvorstellungen hinein. Mein erster Eindruck nach kurzer Recherche ist, das Eltern hier deutlich gezeigt wird, wo die Probleme in ihrer Erziehung liegen und das sie zu konsequenten handeln angeleitet werden.
Wer jetzt natürlich die bedürfnisorientierte Schiene fährt, wird natürlich aufschreien, denn es geht nicht nach dem Kopf des Kindes, wie es bei ihnen der Fall ist.

Einer Meinung nach zeigt die Doku genau die Problematik, die dich seit Jahren immer stärker entwickelt und abzeichnet: Kinder, die zu tyrannen ranerzogen werden, die egoistisch sind und trotz Abitur keine Empathie für andere empfinden, denn es geht in ihrer Welt nur um eines, um sie selbst. Auf der anderen Seite überfordert es die Kinder aber auch total, es verunsichert sie, sie suchen Grenzen und finden einfach keine, dadurch geraten sie so extrem aus den Fugen, dass genau das entsteht, was man in den kurzen trailern zum Film gesehen hat: brüllende Kinder in den unterschiedlichsten Situationen, mit denen alltägliche Dinge gar nicht mehr möglich sind.

Auch was eine Therapeutin dort erwähnt, kann ich als sozialassistentin so unterschreiben: wenn man Kindern gegenüber eine klare Linie fährt, Grenzen gibt und immer konsequent ist, hängen die Kinder viel mehr an einem, als wenn man anders mit ihnen umgehen würde, zu lasch oder lari fari. Liegt daran, das die Kinder ganz genau wissen, was bei einem Sache ist. Sie sind dadurch viel entspannter und können sich besser auf ihre Entwicklung konzentrieren.

Konsequentes Handeln, Grenzen geben, feste Strukturen, all das braucht ein Kind nunmal zur Entwicklung. Alles andere verunsichert sie. Und das heutzutage ja alles auf Augenhöhe mit dem Kind geschehen soll, das Eltern die besten Freunde des Kindes sein wollen, ist einfach falsch. Auch wenn mich jetzt wohl gerne viele mit Steinen für die Aussage bewerfen wollen. Eltern und Kinder stehen nicht auf einer stufe - Eltern müssen für ihre Kinder wichtige Entscheidungen im Leben treffen, das können Kinder nicht und das sollte man ihnen auch nicht aufbürden. Sie lernen das alles erst Stück für Stück mit der Zeit, während sie heranwachsen. Und dafür braucht es eine führende Hand, die sie begleitet und einen Rahmen vorgibt. Fehlt der Rahmen, bricht alles auseinander. Da werden falsche Bilder von der Realität vermittelt und die Kinder sind nicht mehr konform mit eben der normalen Realität. Alltag ist nicht mehr möglich, wie sollen sie so zu selbstständigen Menschen werden, die glücklich in eben dieser Realität leben?

Hart und knapp ausgedrückt: dort lernen Eltern, das sie mit lari fari eben kein Kind zu einem fähigen Erwachsenen erziehen können.

Das hat nichts mit Missbrauch oder sonst was zu tun. Hier lernen Eltern konsequentes Handeln und natürlich passt das den Kindern anfangs nicht. Ich glaube, das viele einfach konsequentes Verhalten verteufeln und der Film deswegen schon von Anfang an in keinem guten Licht dasteht. Und das ist in meinen Augen albern. Aber ich finde auch inkonsequenz albern, die Vorstellung, das in der Erziehung alles ohne ein nein geht oder ohne Strafen, das man das Kind in jede Entscheidung mit einbeziehen muss. Nur, weil man eben genau das nicht macht, hat man sein Kind doch nicht weniger lieb oder misshandelt es. Aber ich könnte noch ewig weiterschreiben, für viele sind simple Sanktionen in der Erziehung, die Sinn machen, teufelszeug und Gewalt am Kind. Das sind Momente, wo ich mir an den Kopf fasse und mir deren Kinder leid tun, wenn sie in der Realität aufschlagen...

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Starker Text! Super geschrieben!!! Danke dafür. Ich stimme dir zu 100 % zu. Ich kenne die Doku und auch die Kritik nicht, würde mir sowas aber auch nicht anschauen. Bedürfnisorientiert ist das antiautoritär des 21. Jahrhunderts. Aus meiner Sicht entstehen hier - wie du schon sagst - egoistische Arschlöcher die leider schon heute einen Teil unserer jungen Gesellschaft widerspiegeln.

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Ich kann leider nicht so oft auf das Sternchen hauen wie ich gern würde!!!

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Ich hab die Woche im TV einen Therapeuten der Klinik gesehen, der noch mal genau erklärt hat, was die da machen. Einigen Problemen, die da behandelt werden, liegen ja durchaus heftige Probleme zugrunde. Z. B. Fütterstörungen. Da muss ja kein "Erziehungsfehler" dahinter stehen.
Ich glaube das Besondere an dem Snsatz der Klinik ist eben, auch die Rolle der Eltern in den Fokus zu nehmen. So, wie ich das verstanden habe, ist das mit Schreiambulanzen vergleichbar. Da wird ja auch an und mit den Eltern gearbeitet, damit es den Kindern besser geht.

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Ich habe jetzt mal auf die Klinikseite geschaut. Da steht, wann sie z. B. bei Schlafproblemen helfen:

"Wir helfen, wenn…
- Ihr Kind nicht ins Bett gehen will, nachts immer wieder aufsteht oder nach Ihnen ruft
- Ihr Kind nur in Ihrem Beisein, bei Licht, Musik oder Fernsehen einschläft oder durchschläft
- Ihr Kind nachts immer wieder etwas zu essen, zu trinken oder zu Ihnen ins Bett möchte
- Ihr Kind nachts ständig aufwacht, Ängste, Alpträume oder Schreiattacken entwickelt
- Ihr Kind nur auf dem Arm oder mit der Flasche einschlafen kann oder nachts immer öfter gestillt werden will
- Ihr Kind Sie und Ihre ganze Familie um eine ungestörte und erholsame Nachtruhe bringt"

Quelle: https://psychosomatik.bkb-kinderklinik.de/behandlungsspektrum/schlafstoerungen-schlafverhaltensstoerung-saeuglinge-kleinkinder/

Da passt eigentlich jedes Kind, das ich kenne, hin. Nach den Ansicht.

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Seh ich auch so! Das hat für mich nicht zwangsläufig immer was mit Problemen zu tun oder gar anerzogenen Unarten. Es ist ein Problem aus Sicht der Eltern. Aber nicht jedes Problem was ich selbst habe, ist auch zwangsläufig eines aus Sicht meines Kindes. Manche Dinge gehören zu Entwicklungsstufen dazu. Ob ich nachts eine Beleuchtung benötige oder gar nicht ist Typfrage Je nachdem wie stark die persönliche Angst vor Dunkelheit ausgeprägt ist. Und die Angst vor Dunkelheit ist eine Urangst. Sprich keine antrainierte/eingetrichterte Angst die von Erwachsenen auf Kinder übertragen werden wie die Angst vor Spinnen. Und was ist verwerflich z.b. dauerhaft mit Musik/Hörspielen einzuschlafen? Ich hab nen Kumpel der tatsächlich bis ins Jugendalter abends zum Einschlafen "Benjamin Blümchen Kassetten" angehört hat, weil er das noch aus seiner Kinderphase so gewöhnt war. So what. Heute ist er so alt wie ich und nein er hört sich kein Benjamin Blümchen mehr auf Kassette an um einzuschlafen.

Kinder vor allem Kleinkinder die ein regeres Hirn haben als Gleichaltrige. Mehr verstehen als es ihnen manchmal gut tut und die obendrein sehr sensible sind brauchen IMMER auch länger um das Thema Durchschlafen bzw. selbständiges wieder einschlafen nachts hinzubekommen.

Ich kenne zich Erwachsene die Nachts aufstehen um was zu trinken oder aufs Klo gehen zu müssen.

Ein persönliches Problem hat man erst dann - wenn der Schlaf durch diese Unterbrechungen, Einschlafmethoden etc. so "gestört" wird das man tagsüber nicht ausgeruht genug ist um den Tag ausgeglichen zu überstehen!

Mein Sohn hatte jetzt eine Woche jede Nacht zwischen 1-5 Uhr im Schlaf gejammert, geschriehen das ihm was weh tut, mal wollt er Nähe mal in Ruhe gelassen werden mal stillen mal was normales trinken. Das ging im halbstündigen Takt so. Die meisten Momente wo er dadurch UNS vom Schlafen abgehalten hat - hat er selbst aber nix bewusst davon mitbekommen, weil er weitergeschlafen hat während er geschriehen oder gejammert hat. Was war. Gestern hol ich ihn aus der Krippe - Erkältung. Jetzt ist die Erklältung ausgebrochen... er hat nur einmal wegen Reizhusten kurz nicht weiterschlafen können und hat danach wieder bis ich aufstehen musste ohne einen Mucks zu machen weitergeschlafen. Sprich ein Kind das Alpträume, nächtliche Unruhe hat etc. das hat es nie grundlos! Wenn muss man eher den Tagesablauf ändern - wenn nicht sowas wie ne Krankheit dahintersteckt, als Abläufen beim Einschlafen und Nachts!

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Moin,

ich hab mich jetzt auch nur mal kurz "belesen".

Wenn ich das richtig verstanden habe, geht es ja dabei darum, etwas zu therapieren, was schon "kaputt" gegangen ist. Insofern kann ich deine Aufregung gerade nicht so recht verstehen.

Grenzen sind so wichtig.

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Ich gib dir soweit recht. Als das ich auch absolut davon überzeugt bin das Kinder gewisse Grenzen benötigen. Man sagt immer "Kinder brauchen Grenzen in denen sie sich frei bewegen können." Absolut richtig. Die setze ich auch... aber nicht auf so durchweg grausame Methoden. Das tut beim Zuschauen vom Trailer ja schon weh zuzusehen. Als würde man Kindesmisshandlung beobachten und keiner greift ein. Was kann richtig sein, ein Kind zum Essen zu zwingen? Ich kann mein Kind dazu nötigen - dass wir alle zusammen zur Essenszeit am Tisch sitzen und nicht ständig herumlaufen und rumkaspern. Ja! Ich kann z.b. (bin selbst nicht der Mensch dahinter) sagen, es gibt KEINE Zwischenmahlzeiten. Entweder es wird zu festgelegten Zeiten gegessen oder man muss halt hungern... um das Kind an bestimmte Abläufe ranzuführen. Ich bin kein Freund von der Methode, kann aber durchaus Verständnis dafür aufbringen! Was ich aber nicht verstehe ist, wieso man ein Kind zwingt überhaupt etwas zu essen oder gar noch aufzuessen?! Meine Mutter ist so groß geworden und hat ein zutiefst gestörtes Verhältnis zum Essen dadurch. Essen hat für sie rein gar nix mit Genuss zu tun tun - niemals! Weil sie als Kind dazu gezwungen wurde Dinge aufzuessen die ihr ihre Mutter aufgeschaufelt hat... zur Not bis man am Esstisch erbricht. (Hab die verstörende Erfahrung selbst als Kind gemacht bei meiner Oma.) Bei Kindern über 3 Jahren hilft es da wesentlich mehr... wenn Kinder in die Zubereitung vom Essen eingebunden werden - da probieren sie gewöhnlich auch Dinge die sie sonst verschmähen!

Ein Kind alleine zulassen in Momenten die mit Angst und Kontrollverlust zu tun haben... nachts... im dunkeln. Dunkelheit und Alleine sein sind URÄngste des Menschens. Ich muss kein Psychologe sein um sofort begreifen zu können, dass ich genau in solchen Momenten, in denen ich mein Kind da alleine lasse - das Vertrauen vom Kind zu mir unwiederruflich zerstöre. Es wird nie wieder in seinem Leben auf mich zu kommen wenn es vor irgendwas Angst hat, Hilfe braucht. Weil es nur lernt. "Bringt sowieso nix - Hilfe hab ich hier nicht zu erwarten." Möchte ich das? Das mein Kind seine Nöte und Sorgen nicht mehr mit mir teilen kann und Probleme erst auffallen wenn schon Hopfen und Malz verloren ist? Man kann ein Kind immer wieder hinlegen, das Spielen verbieten, etc. pp. Aber ein Kind mit seinen Ängsten ALLEINE lassen. Das würde ich niemals übers Herz bringen.

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"Wir helfen, wenn…
Ihr Kind nicht ins Bett gehen will, nachts immer wieder aufsteht oder nach Ihnen ruft
Ihr Kind nur in Ihrem Beisein, bei Licht, Musik oder Fernsehen einschläft oder durchschläft
Ihr Kind nachts immer wieder etwas zu essen, zu trinken oder zu Ihnen ins Bett möchte
Ihr Kind nachts ständig aufwacht, Ängste, Alpträume oder Schreiattacken entwickelt
Ihr Kind nur auf dem Arm oder mit der Flasche einschlafen kann oder nachts immer öfter gestillt werden will
Ihr Kind Sie und Ihre ganze Familie um eine ungestörte und erholsame Nachtruhe bringt"

Quelle: https://psychosomatik.bkb-kinderklinik.de/behandlungsspektrum/schlafstoerungen-schlafverhaltensstoerung-saeuglinge-kleinkinder/

Ich weiß nicht... Das gilt dort für Kleinkinder und Säuglinge. Die erklären da in meinen Augen jedes mir bekannte Kind für behandlungsreif.

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Mich hat der Trailer ähnlich verstört. Vor allem dieser 'lustige' Referent, der sich vor den Muttis in dem Kurs darüber auslässt, dass das Kind im Video 'aua' beim Anblick der Gabel sagt. Empathie gegenüber Kindern sähe anders aus ... von dem möchte ich nichts über Umgang mit Kindern lernen ...

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Hm schade, hier hat es auch noch niemand gesehen. Ich habe, wie gesagt, etwas mehr dazu recherchiert. Meine Befürchtungen stammen daher nicht maßgeblich aus dem Trailer. Den Artikel fand ich ganz interessant:

http://m.spiegel.de/spiegel/print/d-39613469.html

Und das völlig schockierend: Ich kopiere mal etwas aus klinikskandal.com.

"Einen Eindruck von der Brutalität des Stemman'schen "Trennungstrainings" vermittelt der SWR-Film "Hilfe! Mein Kind macht mich fertig." [Anm. von mir: Film von 2005]

Eine Passage dieses Films wurde transkribiert:

[*QUOTE*]
----------------------------------------------------------------------------
Sprecher:
Kurz vor dem Ende der drei Wochen in Gelsenkirchen. Abschlussbesprechung bei Dietmar Langer. Jeden Tag in der Klinik haben er und seine Mitarbeiter penibel protokolliert. Simons Verhalten in der Mäuseburg, beim Essen und Anziehen, in der Nacht und auf dem Spielplatz. Alles wurde festgehalten und bewertet. Dietmar Langer ist zufrieden mit der Entwicklung:

Langer:
Wenn man sich das so grob betrachtet, haben Sie eigentlich so zwei Wellen drin. Und bei den kleineren Kindern sehen wir eigentlich, dass sie in den drei Wochen diesen Lernprozeß, wo andere vielleicht wirklich drei Wochen für brauchen, um diese Rutsche zu machen, schneller durchlaufen. Er hat eigentlich schon die  zweite Welle jetzt. Ja, also hier ging er schon wieder ein bisschen besser, jetzt fängt er schon wieder ein bisschen an. (Langer deutet auf Graphiken auf seinem Computerdisplay.) Und das ist so eigentlich, denke ich, super. Der lernt. Wobei das natürlich nicht das Ende des Lieds ist, ja? Das ist natürlich klar. Und so was ähnliches müssen Sie auch erwarten, wenn es jetzt zuhause um die Umsetzung geht, werden Sie auch solche Wellenbewegungen wieder sehen. Was ist mit dem Mitleid? Haben Sie Mitleid mit ihm?

Mutter:
Mitleid mit ihm? Wenn seine Hände auf sind, dann habe ich schon Mitleid mit ihm. [Anmerkung von mir: Es gibt Fotos davon . Die habe haben blutende Striemen.] Also wenn sie wirklich extrem, wenn so extrem die Furchen drin sind in der Haut, das tut schon weh. Weil ich das selber auch von meiner Haut kenne, dass sie manchmal aufplatzt, das tut richtig weh.

Langer:
Und so generell?

Mutter:
Aber Mitleid jetzt, dass er jetzt tobt und schreit? Nee.

Langer:
Das nicht.

Mutter:
über diesen Punkt bin ich drüber hinweg.

Langer:
Das heißt, für Sie hat sich was verändert hier in der Sichtweise des Kindes?

Mutter:
Ich glaube, ich habe das anderthalb Jahre mitgemacht, und das ist schon Streß genug, dass ich sage: ich hab' die Nase voll, ich möcht' eine Veränderung. Wie ich hier herkam, wollte ich die Veränderung schon haben.

Langer:
Ja, ja, richtig, klar.

Mutter:
Nee, auch so in der Mäuseburg das Abgeben, mir fällt das einfach nicht schwer. Weil ich einfach 'ne Veränderung haben möchte. Ich weiß, das das halt nur so geht. Und ich weiß, dass er halt entscheiden kann, er kann, braucht ja nicht zu schreien.

Langer:
Nö, das ist ja eine Strategie, die er anwendet.

Mutter:
Das ist seine Strategie, genau, hm.

Langer:
Das heißt, damit kommense jetzt zurecht?

Mutter:
Damit komme ich zurecht.

[...]

[Etwa nach drei Wochen Gelsenkirchener "Behandlung":]

Sprecher:
Simons Gesicht ist mit Wunden übersät. Seine Stimmung schwankt zwischen Apathie und Panik. Und er kratzt und kratzt. Immer mehr Wunden entstehen. Die Herpesinfektion kann mit Medikamenten eingedämmt werden. Doch schon am nächsten Tag zeigt Simons Körper neue Krankheitssymptome. Eine Hand und ein Ohr sind stark angeschwollen. Die Verhaltenstherapie kommt zum Erliegen. Keine Mäuseburg mehr. Die Gesundheit des Kindes geht vor. Für Professor Stemmann ist klar: die Krankheiten kommen vom Kopf.

Stemmann:
Das Problem hier ist, wenn wir keine Krankheitsänderungen bekommen, ja, dann kommen wir nicht an die Infektion ran. Die erzeugt er ja eigentlich selbst. Er fährt über Streß seine Abwehr hoch und anschließend ist die im Immuntief, und da erwischt es ihn. Und erst, wenn er sich im Verhalten ändert, ja, dann gehen diese Dinge weg.

Stemmann:
In drei Wochen können Sie einen Menschen nicht ändern. Also, die Verhaltensänderungen bei täglichem Training, da brauchen wir ein Jahr zu.

Sprecher:
25 Tage lang war Claudia H.... mit ihren beiden Kindern in Gelsenkirchen gewesen. Als sie geht, trabt Simon genauso knatschend hinter ihr her wie vor fast einem Monat, als sie gekommen waren. Eine schnelle Lösung hat es für die Familie aus Buxtehude nicht gegeben. Immerhin hatte Simon aber auch einige fröhliche Tage in Gelsenkirchen. Daran wollen die H.....s jetzt anknüpfen. Zu Hause."

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Die Methoden unterscheiden sich, nach dem was ich gelesen habe, heute nicht maßgeblich von damals. Eine wesentliche Strategie ist Trennungstraining: lange Brüllen lassen, Trennen von der Mutter, ...

Die Klinik verkauft ihre Therapie als wissenschaftlich fundiert. Das ist sie aber nicht. Im Gegenteil wird sie von der Fachwelt stark angezweifelt. Die "Erfolgsraten" von 78% (keine Doppelblindstudien, sondern die Zahl wird einfach von der Klinik so in den Raum geworfen) sind lächerlich, weil man schon von 70% spontaner Selbstheilungsrate ausgeht. Dafür muss man Kinder weder von Eltern entfernen noch quälen.

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Bin gestern über einen Kommentar von Herbert Renz-Polster gestolpert, den ich sehr lesenswert fand, um den Film einordnen zu können. Gesehen habe ich ihn nicht und möchte es wohl auch eher nicht.

https://www.kinder-verstehen.de/aktuelles/elternschule-so-geht-erziehung/


Lg!

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Ich hab von der Dokumentation mitbekommen - sie aber noch nicht gesehen! Nur den Trailer. Ich hab aber auch mitbekommen, dass es sehr viel Kritik und Gegenwind gibt und das nicht unbegründet! Wenn man sich so die Rezessionen zu dem Film anschaut. Anscheinend gab es schon welche die die Prämiere (sprich vor der offiziellen Veröffentlichung) erleben durften und da ich auch eine Handvoll Promi-Mütterseiten auf Facebook like, hab ich unter anderem Mitbekommen wie Sara Kulka sich an einer Petition zur Absetzung des Films einsetzt. Die auch schon sehr viele Anhänger haben, wenn man den aktuellen Stand der Petitionsteilnehmer sieht. Ich glaub diese Dokumentation ist nur für jene Eltern erträglich anzusehen, die selbst eher dem autoritären "Willensbrechenden" Erziehungsstil bevorzugen und jene die emotional gänzlich abgestumpft sind.

Das was ich mitbekommen habe - Auszugsberichte vom Film, Trailer... einerseits würde es mich reizen den Film zu sehen. Da ich EIGENTLICH Horrorfilme ja liebe. Nur mit dem Unterschied das ein Horrorfilm gestellt ist - in dem Fall geht es um echte Kinder, echte Eltern. Ich glaub das anzuschauen, gerade jetzt wo ich wieder Schwanger bin... würde zwischen Wut und Trauer um diese Kinder so viel Emotion anfeuern das ich danach nur noch aggressiv-depressiv den Kinosaal verlassen könnte. Soviel zum Thema "ein muss für alle Eltern". Klar wer bock auf mediale Traumatisierung hat oder stark im Nehmen. Mir dreht sich ja schon der Magen um wenn ich Filme ala "Wüstenblume" sehe (eigentlich ein total schöner Film - bis auf die letzten Szenen im Film)... dieses schreiende Kleinkind ist mir so in Mark und Bein übergangen. Und solche Praktiken sind ja auch nur "aus bester Absicht" genau wie in dieser Klinik.

Das Kinder die Verhaltensauffällig sind spezielle Betreuung, Förderung und gesamtheitliche Begleitung inkl. der Eltern benötigen ist für mich absolut unumstritten wichtig. Aber sorry... ein Kind zum Essen zwingen? Ein Kind ohne Zuwendung über Stunden schreien zu lassen... und viele anderer Dinge. Gehen für mich absolut zu weit. Vor allem in der komplett skrupelosen Art der Umsetzung. Und ohne Rücksicht auf die Psyche der Kinder! Es geht einzig und allein darum die Kinder zu brechen. Um nichts anderes. Es geht ihnen nicht darum ihnen nachhaltig zu helfen. Sondern sie durch Foltermethoden wie ich es empfinde gefügig zu machen damit sie in die Schublade "Wunschkind" hineinpassen. Offensichtlich arbeitet diese Klinik nicht mit den Forschungsergebnissen der letzten Jahrzehnte im Zusammenhang der kindlich psychologischen Entwicklung zusammen. Das ist für mich der Inbegriff von 2. Weltkriegserziehung. Und wieviele Seelen diese Methoden kaputt gemacht hat (meine Mutter gehört auch dazu) kann man nicht mal in Zahlen fassen.

Da gibts wesentlich bessere Methoden die auch bereits medial schon in unterschiedlichen Experimenten veröffentlicht worden. Hab schon so viele Filme gesehen zu dem Thema "Schlafproblematik bei Kindern" und "Erziehungshilfestellen" (und hier meine ich nicht "die Supernanny") die alle samt überzeugender und menschlicher rüberkamen und am Ende das selbe Ziel erreicht haben - nur ohne eine Seele auf dem Weg dorthin brechen zu müssen.

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Du hast den Film nicht gesehen, maßt dir aber eine so detailierte Kritik an, die - kennt man ja inzwischen - nur auf zusammen Gereimten beruht?!

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Es gibt offizielle Berichte zu dem Film also nix zusammengereimt. Und aufgrund der veröffentlichten Rezensionen die für jedermann zugänglich sind... Du schmeißt ja gern immer mit "google mal" um dich... dann beherzige mal deine eigenen Phrasen.

Mal ne Frage... hast du derzeit deine Periode oder zu lange kein Sex gehabt? Frauen die sich so benehmen sind oft in so ner Kategorie wiederzufinden. Sorry aber ich kann nimmer anders als mich mittlerweile auf dein Niveau zu stellen. Das du über jeden Kommentar von mir und zich anderen Usern so abartig hergehst. Du redest von "erdreisten" und bist in seinem Antwort die Dreistigkeit in Person.

Vermutlich ein Troll der sich ergötzt daran andere dumm hinzustellen. Ich mag vielleicht hier und da unqualifizierte Antworten geben... Sorry das ich ein Mensch bin der fehlbar ist. Aber was du bringst ist nix anderes als dreistes angriffslustiges und stutenbissiges verhalten. Wenn dir meine oder andere Beiträge nicht passen... mach es wie andere zivilisierte Menschen... ignorier es!

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Meinst du die Klinik in Gelsenkirchen Buer?

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Ja, genau die.

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Hi,

Vorab, ich hab den Film nicht gesehen, habe aber von einer Bekannten davon erzählt bekommen, die ihn gesehen hat.

Das hat mir gereicht um Gänsehaut zu bekommen.

Ein Junge wird da wohl unter Zwang gefüttert. Da er sich mit allen Mitteln wehrt klemmt ihn die Schwester zum Schluss wohl auf dem Boden mit ihren Beinen fest und schiebt ihm den Löffel mit Zwang in den Mund.

Andere Kinder kommen ins Mäusezimmer. Dort suchen sie stundenlang schreiend nach ihrer Mama und dürfen aber nicht raus und die Mutter auch nicht rein.

Alleine das reicht, um mich dazu zubringen, diesen Film sicher nicht zu schauen.

Ich bin kein Freund, von lasst die Kinder machen was sie wollen, sondern bevorzuge eine Bedürfnisorientierte Erziehung, und das wiederspricht allem, was ich mir unter Erziehung vorstelle.
In dem Film geht es nur darum, die Kinder zu dominieren und zu demonstrieren, dass gemacht wird, was die Großen sagen, ohne Widerspruch.
Ob es evt. für diese Kinder so notwendig ist, oder ob es nicht eine liebevollere Möglichkeit gibt, den Kindern zu helfen, kann ich als Laie nicht sagen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das der einzige Weg ist. Vielleicht der schnellste.
Man darf ja auch nicht vergessen, das es wohl bei den Kindern nicht nur um falsches Verhalten und Erziehungsprobleme geht, sondern wohl hauptsächlich um tiefgehende Störungen.

Aber anschauen werde ich mir das nicht, lieber kuschle ich eine Runde mit meinen Beiden.

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Ich bin tief erschüttert, habe sofort angefangen zu weinen, als der Film begann. Ein kleiner Junge wird gezeigt, im aufnahmegespräch wird erwähnt, dass er Probleme mit dem Essen hätte, weil er schon viele schlimme Sachen erlebt hat, mehrere Operationen wegen irgendeiner nicht benannten Erkrankung. (Ich gehe davon aus, dass er da intubiert wurde oder oder, weil er so eine große Angst hat, etwas in den Mund eingeführt zu bekommen). Jedenfalls ist es dieser junge der von einer kräftigen schwester umschlungen wird und zum Essen gezwungen wird. Er weint und wehrt sich. Dieser junge wird nach einigen Tagen erneut zu einer Sonde gezwungen, stolz erzählen Sie, dass Sie zwei Leute gebraucht hätten, um ihn festzuhalten.

Alle Kinder bekommen schlaftraining und esstraining etc. Auch wenn das gar nicht der Grund des kommens war(die Mütter werden beim Gespräch gefragt, die eine meinte ihr Kind brauche abends eine Stunde zum einschlafen und ihre Anwesenheit, was Herr Langer sofort als Störung dargestellt hat). Die Kinder werden zum Essen von ihren Eltern getrennt und von einer fremden Person gefüttert.

Das hand-in-hand-gehen auf dem Flur einer Mutter mit ihrer Tochter wird untersagt, ihre Tochter verweigert das essen, ist bereits schon kritisch und hat innerhalb weniger Tage 2kg abgenommen.(von 17 auf 15kg)
Ihr wird gesagt sie dürfe nicht mir ihr über den Flur schleichen, sie müsse mit ihr Rennen. Sie ist müde und schwach weil sie nichts isst, und sie soll laufen damit sie merkt, dass es besser ist zu essen und Kraft zu Haben, beim laufen, anstatt schwach zu sein.

Dieser Film ist so krass pervers propagandistisch und manipulativ, da kommt mir die galle hoch. Das habe ich noch nie vorher gesehen, ach doch, da gibt es so Filme aus den 40er jahren🙈😪

Immer wenn die Mutter ihr Kind kurz streichelt, oder im snooze-raum in den arm nimmt, oder die Kinder über den Flur Rennen, dann wird Musik eingespielt und rangezoomt im Zeitraffer.

Dann werden immer wieder Szenen aus der sogenannten Elternschule gezeigt:
Er zeigt ein ziemlich altes Video, da sind er und zwei Kinder in einem Turnraum zu sehen. Tagelang verharren die beiden Kinder apathisch. Auch diese beiden verweigern die Nahrungsaufnahme. Man sieht zunächst das Mädchen, blass und kränklich, leerer Blick. Und dann kommen sie raus und man sieht einen fast leblosen jungen auf der Matte liegen. Er sieht sehr schlimm aus. Wirklich richtig schlimm. Und dann zeigen sie dass er eine mcdonalds-fahne in der Hand hält und schon lachen alle darüber. Ich konnte es nicht fassen! Nach ich glaube 9 Tagen fing das Mädchen an zu spielen (Nachahmung, einige Zeit später auch der Junge).

Die Mäuseburg:
Die Kinder werden dort abgegeben und sobald sie drin sind, weinen sie ganz schrecklich, der eine Junge übergibt sich fast, weil er so sehr weint. Dann werden die Mütter gezeigt im Nebenraum gezeigt, man hört die Kinder weinen, da meint die eine Mutter "das ist meiner" und alle im Publikum lachen.
Als die Mütter zurückkehren nach 4Stunden wollten Sie keine Umarmung mehr oder Hand in Hand, das lehnten sie ab(so war mein Eindruck). Ruhig waren sie, aber total verstört.

Ein Mädchen mit "Essstörung" soll mit Dr Langer spazieren gehen. Dann fangen sie an zu laufen. Die kleine bekommt Schmerzen und möchte nicht mehr, er zeigt die am arm weiter und zwingt sie weiter zu laufen und sagt, sie müsse fit werden. Sie weint bitterlich und er lügt sie an und sagt wenn wir weiterlaufen, hört es auf. Dann verliert sie in der Aufregung ihre Mütze und langer will sie zwingen dann nochmal zurückzulaufen, als Strafe. Sie weigert sich und setzt sich auf den Boden. Stunden vergehen und er steht daneben und wartet. Dann geht er weg. Aus dem Blickfeld. Das Mädchen steht auf und geht gucken, vielleicht wollte sie alleine zurück gehen. Dann stößt er zur ihr, nimmt ihre Hand und sie beginnt erneut bitterlich zu weinen an.
Auch auf dem Rückweg musste sie laufen.

Schlaftraining:

Der kleine Junge mit der Neurodermitis (der auch essprobleme hat), hat bis zum Tag vor der "therapie" jeden Tag bei Mama und Papa im Bett geschlafen. Ab dem ersten Tag in der Klinik müsste er in einen Raum, alleine, so dunkel wie im Sarg. Wortlaut von langer, zum schlafen muss es dunkel sein, und wenn man nichts sieht, kann man nicht rumspielen.
Der Junge weint. Die Mutter weint und geht. Es wird am nächsten Tag von Team besprochen dass der kleine so unruhig war weil die mutter einmal reingegangen sei, das wäre ein Problem. Sie könne sich nicht lösen. Einige Zeit später, leerer Tag, die Mutter schiebt das Kind in das Zimmer, und macht das Licht aus und dann wieder an und geht raus und weint. Dann kommt eine schwester und ermahnt sie das Licht auszuschalten. Die Schwester tut dies dann. So dunkel dass man die eigene Hand vor Augen nicht sieht.

Im übrigen waren dort auch kleine Babys mit einer angeblichen regulationsstörung, auch diese haben die Trennung durchlebt und lagen auf einer matte neben den anderen schreienden Kindern in der Mäuseburg.

Die Situation bei der Erstaufnahme:

Die Kinder werden von fremden Personen ausgezogen und untersucht. Der Mutter wird gesagt, sie solle sich auf den Hocker setzen, umso mehr das Kind "Theater macht", umso mehr soll die Mutter nach hinten wegrücken.

Immer wieder kommen Szenen wo langer mit den kleinen lacht oder spielt, als wäre nichts gewesen, man sieht aber ihre Gesichter, man sieht die Narben.

Die Kinder lernen systhematisch, wenn ich Hilfe brauche, kommt keiner und die Kinder erhalten liebesentzug in jeglicher Hinsicht.

Die Mitarbeiter sind allesamt unterkühlt und emotionslos. Keine Regung.

Die Kinder werden als kleine manipulative bösartige Wesen dargestellt.
Dr. Langer betont immer wieder, dass die Kinder bereits sehr früh nach einer perfiden Strategie handeln und die Führung übernehmen wollen.

Die Leute im Kino haben gelacht, mehrmals, sie haben entspannt ihre Limo getrunken und Popcorn gegessen und ihre Witze gemacht.

Ich bin bis ins Mark erschüttert. Der Film hat mich so hoffnungslos gemacht. Und dass so viele Leute es toll finden und gelacht haben.