Kummer in der Kita

Ich hatte vor etwa zwei Wochen geschrieben, weil mein Sohn, gerade zwei geworden, Zuhause viele zornige Autonomieanfälle 😉 bekam und beim schlafen schwierig war.
Ich habe ihn begleitet ausquartiert und es hat sich gelohnt, ich habe meinen zauberhaften Jungen zurück (mit normalen Stimmungsschwankungen).

Dafür läuft es in der Kita nicht gut. Er ist immer gerne hingegangen, die Eingewöhnung vor einem Jahr lief gut, er freute sich immer auf die anderen Kinder. Die Erzieher habe ich immer als sehr engagiert erlebt, auch in unser jetzigen Situation. Er weint viel und lässt sich kaum mehr beruhigen und das erzählten fast alle im Team, einige male fiel das Mittagessen für ihn aus, weil er sich so reinsteigerte und dann vor Erschöpfung einschlief.
Einige Tage lang lief er freudig einem anderen etwas älteren Jungen entgegen und die haben toll miteinander gespielt. Die letzten zwei Tage aber war mein Kleiner völlig überfordert damit und fing sofort an zu weinen, ohne dass das andere Kind aggressiv war, maximal überschwänglich.

Heute Morgen legte eine Erzieherin ihn auf ein Kissen, deckte ihn zu und streichelte ihn den Rücken. Dort blieb er bis zum Mittag, er beobachtete von dort das Sonderprogramm. Aber bei Geschrei anderer Kinder machte er Abwehrbewegung zum Mittag war er plötzlich fröhlich. Letzte Woche drückte mir die anwesende Erzieherin den seit einer dreiviertelstündigen Heulepisode den Kleinen in den Arm, als ich holen kam. Dass sie genervt war, war mehr als deutlich.
In Untertönen habe ich wahrgenommen, dass es derzeit nur ein schwieriges Kind gibt als meines 😆. Aber im Gegensatz zu den anderen weint er nicht nach Mama.

Schwer macht es auch der Umstand, dass er nur wenige Worte spricht, ihn Fragen können wir nicht. Nächste Woche soll ich mit den zwei Erzieherinnen sprechen, die ihn am besten kennen, nur weiß ich gar nicht, was ich dazu beitragen kann.
Ich würde ihm so gerne helfen, weiß nur nicht wie.
Zuhause ist er dann übrigens gut drauf und wir malen, kneten oder spielen nett zusammen.

(An der Kita selbst liegt es nicht und ein Wechsel oder Verzicht keine Option 😉.)

Vielleicht hatte ja jemand von euch ähnliche Schwierigkeiten und kann mir einen Rat geben.

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Auch in gewohnter Umgebung sind Kinder immer wieder überfordert, das Verhalten Deines Kleinen spricht gerade für Überforderung. Wir erleben das bei unserem immer wenn er einen Schub gemacht hat, dass Du schreibst er spricht gerade spricht ja auch dafür dass er gerade nen gewaltigen Satz gemacht hat. Das Bewusstsein von Kindern ändert sich mit jedem Schub. Mit jedem Schub nehmen sie Dinge bewusster wahr und verarbeiten sie anders bzw müssen erst mal lernen sie zu verarbeiten. Und da kann selbst eine gewohnte Kita übergangsweise zuviel werden. Allerdings finde ich es schwach dass die Erzieher genervt sind und ihn als schwierig bezeichen :-( Verzicht ist klar keine Option, haben wir auch nicht gemacht, wir haben ihn halt für ein paar Tage eher abgeholt, zu Hause etwas Ruhe gegönnt dass er besser verarbeiten konnte und nach 2 Wochen war es dann meist schon wieder gut und er ging wieder die normalen Stunden. Kinder brauchen gerade nach Schüben mehr Ruhephasen um Eindrücke zu verarbeiten, und Überforderung staut sich auf.

Ich würde die Erzieher darauf ansprechen, dass er eben gerade durch einen Schub überfordert ist und ob sie ihm "Ruheinseln" schaffen können, bei uns geht wann immer möglich ein Erzieher in so einer Situation mit dem Kind - und meist sind auch andere dabei die mal ein Päuschen brauchen können) in die Kuschelecke und sie schauen Bücher an oder machen Kindermeditation oder so. Bei unserem Kindergarten wird auf sowas mit viel Verständnis eingegangen, ich bin ehrlich etwas entsetzt dass das in ner Krippe nicht "bekannt" ist.

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Erstmal danke für deine Antwort. Richtig genervt wirkte eigentlich nur eine der Erzieherinnen, aber angesprochen wurde ich mittlerweile von fast allen. Und deshalb habe ich eben auch das Gefühl, dass die Heftigkeit seiner Gefühle besonders sein müssen. Schließlich machen die den Job teils jahrelang. Und ich habe auch nie gesehen, dass ein verzweifeltes Kind nicht getröstet oder rumgetragen wurde 😉. Ich versuche es auch nicht der einen übel zu nehmen, Kinderweinen ist ja auch Stress.
Ich glaube, Ruhe haben sie versucht mit dem Kissen anzubieten oder wenn er früher schlafen durfte. Heute war auch eine meiner Lieblingserzieherinnen da, und die äußerte sich auch mehr besorgt.
Da er ohnehin nur halbtags da ist, ist wirklich selten, dass ich ihn früher hole, weil das dann vor dem Mittagsschlaf wäre, aber mal ein zwei Tage frei nehmen vielleicht eine Option, mal kucken, ob ich das organisiert bekomme 🤔 .

Wahrscheinlich und hoffentlich hast du mit der Schubtheorie recht, dann wäre es ja zeitlich irgendwie limitiert. Und ich dachte erst vorhin, wie geschickt er mit der Knete geworden ist.

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Ich kenne deine anderen Beiträge nicht und kann dir deshalb nur aufgrund dieses Beitrags einen Tipp geben.
Deine Beschreibung der Situation erinnert mich an etwas, was ich beruflich schon mitbekommen habe: Überhörigkeit.
Ich bin kein Fachmann dafür und weiss nur folgendes. Es kommt selten vor, weshalb es nicht so bekannt ist. Die betroffenen haben ein sehr gutes Gehör, weshalb sie alle Geräusche in einem Raum wahrnehmen und nicht ausblenden können wie die anderen Menschen. Da ist wohl so extrem dass es richtig weh tun kann.
Das ist natürlich keine Erklärung für alles Verhalten. Aber das Schreien sowie überfordert sein in Kombi mit plötzlicher Ruhe wenn ihr zu Hause seit schon.
Abklären kann das ein Pädaudiologe.

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Eine ähnliche Idee äußerte eine Erzieherin heute, auf der anderen Seite feiert er die heranfahrenden U-Bahnen und die haben es vom Geräuschpegel auch in sich.

Aber ich denke, ich werde ihn noch etwas beobachten und sonst nochmal mit dem Kinderarzt sprechen.

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Hmm ja, das spricht eher dagegen. Es geht aber glaube ich auch nicht um den allgemeinen Lärmpegel, sondern auch um die Vielzahl der Geräuschquellen. Die müssen dann verarbeitet werden und das kann zu einer Überforderung führen.

Kinderärzte haben davon eher keine Ahnung, weil es wie gesagt sehr speziell ist. Ein HNO Arzt wäre der richtige Ansprechpartner.

Aber wenn es deinen Beobachtung widerspricht, dann ist es auch eher unwahrscheinlich.

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Ein Gedanke, der mir beim Lesen noch kam:

Du schreibst, dass er mehr Ruhe braucht, überfordert und erschöpft wirkt. Gleichzeitig erwähnst du, dass du ihn kürzlich ausquartiert hast.

Könnte es vielleicht sein, dass er seitdem schlecht schläft? In der Kita braucht er viel Kraft und äußert möglicherweise seine Müdigkeit und Erschöpfung durch Weinen und Schreien. Dass er zu Hause nun keine Autonomieanfälle hat, könnte vielleicht auch aus einer Erschöpfung heraus resultieren.

Ich kann mir vorstellen, dass du froh bist, das Ausquartieren umgesetzt zu haben, aber vielleicht war es ja doch noch zu früh?

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Tatsächlich glaube ich das nicht. Bevor wir schlafen gehen schauen wir bei ihm rein und er schläft ruhig. Morgens hat er direkt gute Laune und wenn wir Zuhause ankommen spielen wir toll zusammen.

Gestern hatte ich eine Art Schlüsselerlebnis. Ich gab ihm in der Kita ab und es ging los mit dem Weinen. Er durfte sich dann auf einen Kuschelplatz zurückziehen und laut Erzieherinnen blieb er dort und wollte nicht mal Essen. Ich habe mir Sorgen gemacht und war so früh wie möglich geholt, vorm Mittagsschlaf. Er war nötig gestimmt, aber beim Anziehen schwang die Stimmung auf fröhlich. Die Erzieherinnen haben vielleicht gekuckt.
Ich hatte die Idee in der Kita vorzuschlagen ein paar Tage etwas länger zu bleiben beziehungsweise dafür etwas früher zu kommen und mit dem Kleinen Zeit in der Kita zu verbringen. Mal sehen...