Kind zeigt keine Freude an uns

Hallo,

wir haben schon immer eine sehr unabhängige Maus gehabt, die sich von Anfang viel selbst beschäftigt hat. Ich war ihr ganzes erstes Lebensjahr zu Hause und immer für sie da. Die ersten 7 Monate war sie nie eine Stunde ohne mich, denn ich habe sie bis zu der Zeit auch nie zum Schlafen allein gelassen. Sie schlief auf der Couch im Nestchen und kam dann mit uns ins Bett (Beistellbettchen, inzwischen klettert sie aber nachts zwischen uns). Sie wurde nie schreien gelassen, auch nicht nur wenige Minuten.

Nun bekamen wir nach EZ kein Kitaplatz und mußten sie wenige Wochen tagsüber bei den Großeltern abgeben. Die Trennung fiel ihr kein einziges Mal schwer und nach 10h hatte sie für Mama oder Papa kaum einen Blick übrig. Das tat weh, aber wir haben uns mit der Phrase getröstet, dass sie uns so sehr vertraut, dass wir immer wieder kommen usw... Und immerhin kennt sie Oma und Opa ja sehr gut und hat ein Vollzeitprogramm mit Zoo, Spielplatz, Singen, Vorlesen..

Jetzt ist Kita Eingewöhnung und es ist dasselbe.. Abgeben ohne einen Blick zu uns zurück und Ignoranz wenn wir wieder kommen.. Und wenn man sie auf den Arm nimmt wird sogar geheult!!? Autsch, aber immer noch besser als zur Arbeit fahren mit einem schreienden Kind im Ohr..

Nun fand ich folgende Theorie und meine Welt bricht gerade auseinander (Bindungstheorien, Wiki) :

Unsicher-vermeidende Bindung

Kinder vom Typ A-Bindung reagieren scheinbar unbeeindruckt, wenn ihre Bindungsperson hinausgeht. Sie spielen, erkunden den Raum und sind auf den ersten Blick weder ängstlich noch ärgerlich über das Fortgehen der Bindungsperson. Durch zusätzliche Untersuchung der physiologischen Reaktionen der Kinder während der Situation wurde jedoch festgestellt, dass ihr Cortisolspiegel im Speichel beim Fortgehen der Bindungsperson höher ansteigt als der sicher gebundener Kinder, welche ihrem Kummer Ausdruck verleihen – was auf Stress schließen lässt. Auch ihr Herzschlag beschleunigt sich. Kommt die Bindungsperson zurück, wird sie ignoriert. Die Kinder suchen eher die Nähe der fremden Person und meiden ihre eigentliche Bindungsperson.

Unsicher-vermeidenden Kindern fehlt die Zuversicht bezüglich der Verfügbarkeit ihrer Bindungsperson. Sie entwickeln die Erwartungshaltung, dass ihre Wünsche grundsätzlich auf Ablehnung stoßen und ihnen kein Anspruch auf Liebe und Unterstützung zusteht. Ein solches Bindungsmuster ist bei Kindern zu beobachten, die häufig Zurückweisung erfahren haben. Die Kinder finden einen Ausweg aus der belastenden bedrohlichen Situation des immer wieder Zurückgewiesen-Seins nur durch Beziehungsvermeidung.

In Deutschland sind im Gegensatz zu anderen westlichen Ländern besonders viele Erwachsene positiv beeindruckt, wenn Kinder auf das Verschwinden der Bezugsperson gleichmütig reagieren. Die Eltern nehmen das als „unabhängig“ wahr.[32]

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.. weiter. Urbia hat gesponnen.

Jetzt mache ich mir natürlich Sorgen inwiefern das tatsächlich stimmt, denn die Beschreibung ist 1 zu 1 mein Kind und ich finde nichts dazu, dass diese Theorien der Bindungstypen überholt sind.

Ich wüsste nicht, wann ich mich jemals abweisend verhalten haben könnte! Im Gegenteil, unser Kind war nie ein sehr verschmustes Kind und hat einem auch lange nicht in die Augen geschaut. Es war immer schon schwer für uns sie zum Lachen zu bringen.. Sie schaut immer sehr überlegt und skeptisch. Im Fabelkurs fand ich schon merkwürdig, dass die anderen Mütter nicht den Raum verlassen konnten um mal auf Toilette zu gehen und mein Kind mit 6-8 Monaten nicht mal bemerkt hat, dass ich raus bin.. Sie geht schnell auf andere zu, kommuniziert, ist laut Erzieherin sehr weit in "Rollenspielen" (sie füttert Kuscheltiere usw.) und zeigt keine weiteren Symptome in Richtung Autismus, sozialer Inkompetenz o.ä.

Hat jemand Erfahrung damit? Meine Tochter ist fast 16 Monate..

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Hey :)

Ich bin immer wieder aufs Neue erstaunt, was aus der Bindungstheorie gemacht wird.

Unsicher-vermeidend ist eine Ausprägung aus dem NORMALEN Spektrum des Bindungsverhaltens. Es ist KEINE Bindungsstörung.

30-40% aller Kinder im Alter von 1-1,5 Jahre sind unsicher gebunden (vermeidend oder ambivalent, vermeidend mehr). Das sind im Schnitt 2 von 5 Kindern!

Eine sichere Bindung ist ein Schutzfaktor - einer unter vielen. Eine unsichere Bindung ist ein Risikofaktor - einer unter vielen. Sozioökonomischer Status, Bildungsstand, Peer Group, Stadt vs Land, "intakte" Familie, Schicksal/Glück/Pech...alles Faktoren, die schützen oder ein Risiko darstellen.

Die Bindung zwischen Eltern und Kind ist keine Einbahnstraße. Gerade "unabhängige" Kinder geben ihren Eltern oft weniger Anlass für Bindungsverhalten. Ohne jenes weniger zu brauchen. Kinder, die weinen, kann man trösten. Kinder, die ihre Gefühle weniger offen zeigen, senden da oftmals subtilere Signale, die auch schwer erkennbar sein können.

Eltern bringen ihre eigenen Bindungserfahrungen mit. Wie die eigenen Bezugspersonen mit den kindlichen Gefühlen und Bedürfnissen umgegangen sind, hat sich unbewusst eingeprägt und beeinflusst unser Bindungsverhalten als Erwachsener. Den wenigsten ist das wirklich bewusst. Spricht man offen über Gefühle? Kann man "negative" Gefühle zulassen. Soll das Kind schnell aufhören zu weinen/schnell getröstet werden/"ach war doch gar nicht schlimm" - ein Satz, der so oft unüberlegt und gut gemeint ausgesprochen wird. Und trotzdem das Gefühl des Kindes negiert. Kann man eigene Wut und Trauer zulassen und ausdrücken - oder ist man eben tough und "kennt keinen Schmerz". Was tut man, wenn man krank ist, es einem schlecht geht? Teilt man das mit seinen Lieben.oder reißt man sich zusammen, muss da eben.durch etc.

All das sind Hinweise auf die eigene Bindungsrepräsentation. Je besser man die kennt, umso eher kann man eigene unsichere Bindungserfahrungen in der Beziehung zu seinem Kind nicht wiederholen.

Leider wird beim Thema Bindungssicherheit nur zu gern die Vogel-Strauß-Taktik verwendet und das ist besonders schade. An der Bindungssicherheit kann man nämlich ein Leben lang arbeiten und sie positiv beeinflussen - bei sich selbst und bei den eigenen Kindern.

LG

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Vielen lieben Dank für diese Antwort!

Auch die Kita hat uns ein wenig beruhigt und erzählt, dass es tatsächlich einigen Müttern so geht und diese drunter leiden, wenn das Kind beim Abgeben nicht mal zurückschaut.

Allerdings ist es nach den 2 Wochen, die ich sie nun abhole, tatsächlich so, dass sie mir zumindest gleich entgegenkommt und ankuschelt, wenn sie mich sieht. Ich lese da jetzt laienhaft rein, dass sie sich tatsächlich langsam daran gewöhnt, dass ich ja doch immer wieder komme und Kita macht halt richtig Spaß.

Ich wüsste auch nicht, wie ich meinem Kind gegenüber auch jemals abweisend aufgetreten bin. Sie wurde nie schreien gelassen und wenn sie tatsächlich mal Aua hat, sind wir gleich zur Stelle..wobei sie da echt hart im Nehmen ist. Sie steht in 9 von 10 Fällen trotz Schramme einfach wieder auf und macht weiter.

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Diese bindungsmodelle habe ich auch gelesen als wir nach dem Berliner Modell begannen einzugewöhnen.ein Kind welches null Reaktion zeigt (und schon in einem gewissen Alter ist, also nicht erst wenige Monate alt) wird als auffällig eingestuft bezueglich der Bindung zu seinen Eltern. Im negativen Sinne. Ich glaube jedoch nicht, dass die gruende wie du sie hier zitierst auf euch passen. Du sagst ja selbst, ihr habt euch ganz gegenteilig verhalten als die Eltern der untersuchten Kinder. Wenn eure Tochter sich ansonsten ganz normal verhält wuerde ich mich nicht verrückt machen. Kinder in Verhaltensmodelle zu pressen mag fuer die Wissenschaft nuetzlich sein, als Eltern bringt es dir nichts wenn du eigentlich gar kein „Problemkind“ hast. Es gibt ganz sicher Kinder sie aus harmlosen gründen oder auch nur vorruebergehend so reagieren...

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ich denke du fokussierst dich auf das vermeintlich Negative.
Deine Tochter krabbelt nachts zu euch ins Bett? Bindungs-verneinend klingt das nicht.

Meine Maus nimmt das Abgeben in der Kita nicht immer ganz easy. Man merkt dass es ihr nicht gefällt von mir getrennt zu werden.
Trotzdem ist es ähnlich wie von dir beschrieben.
Auf dem Arm der Erzieherin hat sie keine Augen mehr für mich.

Vielleicht weicht ihr Verhalten einfach von deiner Vorstellung ab, wie es sein sollte.
Aber das heißt nicht, dass es nicht gut ist.

Mach Dir nicht so einen Kopf!!!!

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Ich finde, das trifft nicht auf euer Kind zu. Sie sucht doch den Kontakt zu den Erzieherinnen und den anderen Kindern? Sie will mit ihnen spielen, also teilt sie ihre Bedürfnisse doch mit. Sie krabbelt nachts zu euch ins Bett, weil sie eure Nähe sucht und sich zwischen euch geborgen fühlt. Ein Kind mit einer derartigen Bindungsstörung würde das bestimmt nicht tun.
Ich bin fest davon überzeugt, dass eure Bindung einfach so mega toll ist, dass die Kleine absolut keinen Grund zur Sorge hat, wenn ihr geht - sie weiß, ihr kommt wieder. Sie ist sich eurer Liebe sicher!

Jetzt hab ich aber selbst Bedenken 🙈 meine Tochter ist 17 Monate alt und das absolute Gegenteil. Nicht mal bei Oma bleibt sie für ein paar Minuten.

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Sucht Sie Kontakt zu weiteren Personen?
Sei mal ehrlich,hast Du Vergleichsmöglichkeiten mit gleichartigen Kindern?
Also zu Oma und Opa nimmt sie richtig Kontakt auf?
Ich denke da eher an was anderes,bin gespannt auf deine Antwort.

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Ja, sie sucht Kontakt zu anderen Kindern und ist schon immer ganz fasziniert von andren Kindern gewesen. Sie "spricht" sie an, macht auch ei ei bei diesen etc. und ist immer mitten im Wusel zu finden.

Da wir von Anfang an in Spiel- und lange im Fabelkurs waren, habe ich Vergleichsmöglichkeiten. Meine Neffen (1 und 4) sind übrigens genauso und die haben auch sehr liebevolle Eltern, die jeden Wunsch von den Lippen lesen.. Und trotzdem wird gebockt, wenn man sie iwo abholt und keine Träne vergossen beim abgeben..

Ich finde diese Theorie echt einseitig. Es kann doch nicht jeder unabhängige Wesenstyp emotional bzgl. Eltern gestört sein??? 👀

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Ich finde diese Theorie echt einseitig. Es kann doch nicht jeder unabhängige Wesenstyp emotional bzgl. Eltern gestört sein??? 👀


Davon habe ich nichts geschrieben,dies ist Dein eigenes Empfinden und dies durchaus für meinen Geschmack zu sehr ausgeprägt,fast schon ungesund.
Es gibt schlicht Krankheitsbilder die sich so zeigen,da ist keiner schuldig,dies wollen Eltern leider nicht sehen.

Also entspann Dich und nimm es als die Persönlichkeit des Kindes,sollte das Kind WIRKLICH normalen/ gesunden Kontakt zu Kindern UND Erwachsenen aufbauen.

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Ja, diese Bindungstheorien gibt es & die haben etwas für sich... Aber wenn überhaupt, ließ bitte das ganz Buch & nicht nur Passagen!
In deinem Fall (wie du es beschreibst), wo Du das ganze erste Lebensjahr liebevoll für die Maus da warst, ist ihr eigenständiges Verhalten sehr viel eher ein Zeichen "super guter Bindung", weil sie im Gefühl hat, dass Du immer wieder kommst - egal was grad ist. Sie hat 100% Vertrauen in Dich! Also nimm es bitte als "gutes" Zeichen & freu Dich, dass Deine Maus auch unabhängig von Dir glücklich sein kann!

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Hi,

ich halte das für Blödsinn.

Sowohl mein Schwager als auch ich sind in den Kiga und haben nur noch "Tschüss Mama" gerufen.
Mein Bruder und mein Mann fanden es nicht so toll.

Da wir alle gleich aufgezogen wurden, schon seltsam 😉.

Mein Großer ist sehr schüchtern, aber er hat sich schon nach 30 Minuten frei im Kiga bewegt. Wir hatten nie Tränen beim Abgeben, nur mal nach 6 Monaten eine kurze Phase.