Hallo Zusammen,
meine Frage steht oben! Lest ihr euren Kindern Märchen vor? Ich frage mich das deshalb, weil die Rollenbilder ja stark überholt sind und ich möchte, dass meine Kinder unabhängig vom Geschlecht stark und selbstbewusst aufwachsen. Zum einen finde ich, dass alte Märchen zum Allgemeinwissen zählen und ich fand sie auch als Kind sehr schön, zum anderen sind sie aber sehr brutal und gemein und oft auf Rache aus. Das gefällt mir als Erwachsener jetzt weniger, außerdem gefällt mir das angesprochene Rollenbild nicht. In den Märchen mit Prinzessin und Prinz, scheint das einzige Lebensziel der (hilflosen) Prinzessin zu sein, auf einen mutigen, starken Prinzen zu warten, der sie rettet, um dann mit ihm eine Familie zu gründen. Ich möchte, dass meine Tochter (auch) andere Träume verfolgt und selbstbestimmt lebt, ihre Probleme selbst in die Hand nimmt und nicht das hilflose Mädchen spielt - sie soll einfach unabhängig leben dürfen. Genau das gleiche wünsche ich mir für einen Sohn, von dem nicht ständig erwartet wird, das hilflose Mädchen zu retten.
Versteht ihr was ich meine? Auf der einen Seite habe ich Märchen als Kind gerne gehabt und soweit ich weiß, haben sie weder meine Rachegelüste noch mein Rollenbild beeinflusst, auf der anderen Seite denke ich, vielleicht lassen sich meine Kinder davon irgendwie beeinflussen und ziehen die falschen Schlüsse daraus.
Wie macht ihr das? Bzw. wie denkt ihr darüber? ich bin gespannt
Lest ihr alte Märchen vor?
Ich denke zwar schon, dass Kinder aus Märchen einiges "mitnehmen", aber das werden ja nun bei weitem nicht die einzigen Geschichten sein, die die Kinder prägen. Ich sehe den Mehrwert z.B. darin, dass das Gute meist über das Böse siegt und der sprachlichen Vielfalt...
Wenn dir die Originale zu schwer und brutal sind, gibt es inzwischen auch gute! Kindertexte. Die Originale kann man sich ja für später aufsparen.
Ich denke, gerade Rollenbilder sind etwas, was man Kindern vorlebt. Zum Beispiel der Umgang von Mutter und Vater untereinander. Das die Prinzessin in die Phantasiewelt gehört, haben die Kinder doch schnell raus. Sie wissen doch auch, dass Tiere nicht sprechen können usw...
Ich denke, dass Kinder von Märchen eher profitieren. Das entscheidende Argument ist für mich dabei, dass das ja nicht die einzigen Texte sind, die sie hören. So trägt es eher zur Vielfalt bei und nicht zur Einseitigkeit...
Da man sowieso über das Gelesene nochmal sprechen sollte, nachfragen sollte wie das Kind die Geschichte verstanden hat um gegebenenfalls darauf einzuwirken sehe ich ehrlich das Problem nicht. Kinder lieben es ihre Fantasie laufen zu lassen, und es ist doch gerade der Reiz der "Prinzessin" dass sie eben kein "normales Mädchen" ist sondern eben was besonderes. Es ist doch gerade das was eine Geschichte bewirken soll dass man "weg" kommt vom Alltäglichen. Oder willst du später Momo und die unendliche Geschichte auf verbannen weil weder Schildlkröten mit Display noch sprechende Glücksdrachen in unserer modernen Zeit vorkommen, geschweige denn dass der Elfenbeinturm aktuellen statischen Anforderungen entsprechen würde
Als Ausgleich einfach am nächsten Abend "König Elch" z.B. vorlesen und loben wie toll das ist und gut ist.
das kommt darauf an.
ich habe damals der struwwelpeter als kind gelesen und max und moritz und fand beides sehr verstörend, mich graust es heute noch vor den beiden büchern. die kinderbibel die ich hatte, war auch nicht ohne.
die meisten märchen sind ja schon so verniedlicht und verkindlicht, dass sie mit den originalmärchen nichts mehr zu tun haben. aber mir haben sie im rollenbild nicht geschadet. ich fand märchen aber auch schon immer extrem kitschig und dieses rollenklischee mochte ich damals schon nicht. war aber auch nie eine prinzessin.
... und ich komm ja aus einer Generation in der in fast allen Geschichten noch das klischeehafte Rollenbild vermittelt wird und weiß Du was die meisten meiner Freundinnen im Teeniealter auf ihren Hften stehen hatten?
"Scheiß auf den edlen Ritter, ich will nur sein Pferd!"
Wir lesen die Alten Märchen vor und unsere Kinder lieben sie.
Aus Märchen können die Kinder viel lernen und die Dinge, die wir anders sehen, leben wir ihnen anders vor.
Hier gibt es zwar auch regelmäßig Streit, aber alles im normalen Rahmen. Unsere Kinder hegen keine Rachegelüste und haben meistens nach 10min schon wieder vergessen, dass sie "nie wieder" mit dem anderen spielen wollten😂
Ich bin zwar Hausfrau, aber ich glaube nicht, dass unsere Kinder dieses Rollenbild Frau=schwach und hilflos, Mann=stark, mutig haben. Zumindest meinte unser Großer mal zu seinem Freund: "Mama ist der Boss, Papa geht nur arbeiten."😂
Wir lesen auch Bücher wie die Kinderbibel, Pippi Langstrumpf, das fliegende Klassenzimmer... wo andere Bilder geprägt werden.
Ich denke, man kann das entspannt sehen. Hab mal einen Spruch gelesen, der sinngemäß gesagt hat: Ein Kind lernt nicht von dem, was du sagt, sondern von dem, was du tust.
Solange du dich nicht als schwache Prinzessin gibst, die von ihrem mutigen Prinz gerettet werden muss und sich immer gleich an allen rächen muss, ist also alles gut😉
Danke für eure Meinungen, ihr habt Recht. Dann werde ich mich mal nach einem kindgerechten Märchenbuch umschauen.
Letzendlich habt ihr mich nur darin bestätigt, dass es wahrscheinlich nur die wenigsten beeinflusst. Als Ausgleich bekommt sie dann Pipi und Co vorgelesen
Bei uns geht gar nichts ohne Rotkäppchen...jeden Abend muss ich es erzählen. Die Rollenbildproblematik stellt sich glaub ich nur uns Erwachsenen. Die Kinder können mit solchen kategorisieren Denken noch gar nichts anfangen. Bei uns gibt es also die Klassiker von Grimm bis Hauff...für meine Kinder einfach nur tolle Geschichten
Hallo
Wir legen da auch Wert drauf. Märchen gibt es, wie viele andere, nicht unbedingt realitätsnahe, Geschichten trotzdem. Fiktion ist nicht das wahre Leben. Das blicken auch Kinder. Außerdem unterhält man sich ja auch über das was man liest.
Da mache ich mir keine Gedanken.
LG