Ein Beispiel:
„Wir schauen noch ein Buch an und dann gehen wir ins Bett“, sage ich zu meiner 1.5 Jahre alten Tochter. Nachdem wir das Buch angeschaut haben, rennt sie weg und ich gehe ihr hinterher (sonst würde sie wirklich nicht kommen) dann nehme sie hoch. Sie weint sofort und bekommt ihren Wutanfall. Sie schreit ganz laut, zwickt mich, haut mich und will mich beißen, ich sage laut: NEIN und AUA worauf sie noch viel mehr weint. Trotzdem lege ich ihr den Schlafanzug an und lenke sie gleich ab. So schnell wie er kam ist er auch wieder weg.
Wie verhalte ich mich in diesem Moment?
Und soll ich danach so tun als ob nichts gewesen ist? Mit 1.5 Jahren möchte ich ihr es einfach machen indem ich mich kurz & klar zusammenfasse.
1.5 Jahre Wutanfall / Trotzphase mit hauen und beißen
Manche Kinder tun sich mit solchen Übergängen (z.B. vom Spielen zum Bettfertig machen) sehr schwer. Da hilft ankündigen, was Du ja tust. Und feste Rituale helfen auch oft. Je zuverlässiger, desto besser. Meist braucht es ein paar Wochen, bis das Kind sich daran gewöhnt hat, dass es jetzt immer so läuft.
Ich finde das klingt ganz gut, wie Du das machst. Du könntest noch versuchen ihr Worte für ihre Gefühle zu geben.
"Du bist traurig/wütend, dass das Spielen jetzt vorbei ist. Das kann ich verstehen. Aber wir müssen jetzt ins Bett. Es ist Schlafenszeit."
Das brauchst Du natürlich nicht sagen, während sie gerade wütet. Da ist sie nicht aufnahmefähig. Erst wenn sie wieder etwas runter gekommen ist.
Bei meiner älteren Tochter konnte man tatsächlich während des Wutanfalls schon mit ihr sprechen, das hat ihr geholfen. Bei der kleineren kommt es darauf an wie sehr sie gerade in ihrer Wut gefangen ist. Häufig geht nur ablenken und dann drüber sprechen.
Ja tue so als wäre nix gewesen. Auf Reue setzen und ein Unrechtsbewusstsein kannst du ab 3 Jahren aufwärts. Vorher haben die noch keinerlei Verbindung zwischen Handlung und Wirkung. Und auch Empathie entwickeln Kinder erst zwischen 3-5 Jahren. Das erfordert die geistige Entwicklung sich in sein Gegenüber hineinfühlen zu können. Vorher spiegeln sie max das Verhalten. Sprich wenn sie sehen du verletzt dich und weinst. Weinen sie mit, weil sie dein Verhalten spiegeln. Genauso wie sie mitlachen wenn man lacht obwohl sie nicht mal den Witz dahinter verstehen.
Das Verhalten deiner Tochter ist völlig normal. Anstrengend aber normal. Das hat mein Großer einst gemacht und hörte zwischendurch immer mal wieder auf um wieder irgendwann anzufangen. Jetzt ist er fast 4 und nutzt dieses Mittel des beißens zumindest gar nicht mehr. Hauen aber trotzdem noch. Auch wenn das zunehmend abbaut. Aber im Wutanfall, kann selbst seine Impulse nicht kontrollieren. Kinder bauen Stress durch körperliche Reaktionen ab. Zumal anders können sie sich ja auch gar nicht wehren. 1,5 jährigen fehlt einerseits das vokabular als auch die Hirnentwicklung andere Strategien zur Selbstverteidigung zu entwickeln. Und in dem Moment ist deine Tochter im Selbstverteidigungsmodus. Weil du packst sie und trägst sie irgendwo hin und ziehst sie an, was sie partou nicht will. Sind wir mal ehrlich. Würde das irgendjemand mit uns machen, dem wir körperlich gnadenlos unterlegen sind. Würden wir uns auch mit Händen und Füßen dagegen wehren.
Sie es als Phase an. Sie ist noch zu jung um ihr alternativen "einzureden". Damit kannst du so in ca einem halben Jahr anfangen, nachdem der Wutanfall überstanden ist und sie sich beruhigt hat. Denn selbst bei einem 3 oder 5 jährigen Kind, wäre eine sachliche Diskussion mitten im Wutanfall vergeudete Mühe. Selbst mein Mann, der 36 ist, ist wenn er sauer ist, nicht im geringsten sachlich abgreifbar. Wie sollte es also ein Kind sein. Ich hab vor ca eineinhalb Jahren angefangen meinem Sohn nach einem Wutanfall aufzuzeigen wie er Situation akzeptabler damit umgehen kann. Denn wütend werden darf er selbstverständlich. Er ist immerhin ein Mensch. Aber ich hab ihm immer gesagt "du darfst ganz laut sagen dass du wütend bist, du darfst den Raum verlassen und dich zurückziehen und wenn du sagst, geh weg, dann werden wir es immer wenn es umsetzbar ist auch akzeptieren! Du darfst auf den Boden treten oder dich wenns dir irgendwas bringt auf den Boden herumrollen vor Wut. Aber ich möchte nicht das du schlägst oder beist. Beisen tuen nur Tiere und Schlagen und Treten, macht man nur in äußerster Not, wenn man selbst angegriffen wird. Aber ich schlag dich nicht und ich trete dich nicht. Auch nicht wenn ich mal böse auf dich sein sollte. Weil man Menschen die man lieb hat nicht verletzt. Das ist kein Mittel um seinen Willen durchzusetzen! Weder für mich - noch für dich." Den Text oder natürlich leicht abgespeckt oder verändert hab ich gebetsmühlenartig immer wieder wiederholt. Und jetzt, sagt er mehrheitlich, dass er jetzt ganz sauer auf mich ist und geht (in sein Zimmer) und ich doof oder blöd bin. Das ist ok. Das halte ich aus. Ab und an haut er aber auch noch heute. Aber Erziehung auf Augenhöhe dauert einfach länger bis sie irgendwann fruchtet man muss nur konsequent bleiben. Dafür braucht er keine Angst vor meiner Reaktion haben wenn er was "dummes" anstellt. So hat er vor 2 Tagen seinen Bruder im versehen, weil er husch husch gemacht hat umgeschmissen (er ist ein Jahr alt), nicht vorsätzlich. Der Kleine hatte ein Spielzeug in der Hand und ist mit dem Mund drauf gefallen und hat erstmal geblutet als hätte man ihm alle Zähne auf einmal gezogen. Da hat keiner geschimpft. Weil als das passiert ist, mussten wir ihn selbst mittrösten weil es ihm so leid tat das er sofort mitgeweint hat und sich versteckt hat. Die Reaktion zeigt ja schon mehr als deutlich das er es zutiefst bereut das das passiert ist. Hab ihm nur erklärt das er das nächste mal achtsamer sein soll, weil der Kleine sich noch nicht abfangen kann wenn er fällt.
Hey 👋🏻 Mein Sohn ist 1,5 Jahre alt und haut mich auch schonmal wenn er von mir nicht das bekommt was er will (z. B. Kekse). Beim ersten Versuch halte ich seine Hände fest und sage "Nein, man haut nicht.".
Sollte er mich weiter hauen (beißen, zwicken tut er nicht), dann setze/lege ich ihn ab. Zb vor mir auf den Teppich, wenn ich bspw auf dem Sofa sitze. Da strampelt und wütet er, ich bleibe dabei, lasse ihn aber erstmal in Ruhe. Nach 1-2 min meckert er nur noch vor sich hin. Dann nehme ich ihn wieder auf den Schoß, wir kuscheln und meist ist nach ein paar minuten alles vergessen und er will normal weiter spielen.
So funktioniert es bei uns momentan meist ganz gut. Aber jedes Kind ist halt anders. Ich kenne auch Leute die halten ihre Kinder fest und lassen sie sich da ausweinen... Das ist total individuell.
Viele Grüße,
Juju