Autositz nach Unfall und Angst überwältigen

Guten Abend :)
Wir hatten vor ein paar Tagen einen etwas heftigeren Unfall. Standen bei Rot an der Ampel und ein anderes Auto fuhr uns mit 70 km/h hinten rein ... hatten 2 Kinder dabei, 9 und 2 Jahre alt. Auch wenn die Kindersitze augenscheinlich nicht kaputt sind, so gehören sie ersetzt oder?

Wie geht ihr mit der Angst um und wie bespricht ihr das mit euren Kindern?
Ich habe dadurch keine Angst vor dem Autofahren bekommen - zum Glück, aber ich möchte nicht, dass meine Kinder im Auto sitzen ...
Der Aufprall kam, logischerweise, sehr unerwartet. Ein lauter Knall und ein heftiger Stoß, der unsere Köpfe nach vorne riss. Ich wollte die Kinder rausholen, aber die Tür hinten ließ sich nicht öffnen, da alles verzogen war. Also holte ich sie von vorne raus. Wir sind aber alle wohl auf. Mein 9 Jähriger hatte Kopf- und Nackenschmerzen, die 2 Jährige hat lange geschrien, aber passiert ist ihr nichts, sie sitzt in einem Reboarder. Obwohl alles gut ausging und ich unendlich dankbar dafür bin, ging es mir so miserabel. Den ganzen Tag zitterte mein Körper und die Bilder von den eingeschlossenen Kindern gehen mir immer noch nicht aus dem Kopf.
Die Gedanken, die ich hatte, bevor ich endlich Gewissheit hatte, dass sie nicht verletzt sind ...
Ich möchte sie einfach nicht mehr hinten im Auto sitzen haben.
Der 9 Jährige bittet uns nun ständig, gut Aufzupassen beim Fahren und möchte selbst nicht mitfahren. Er hat ein wenig das Vertrauen verloren.
Bei der 2 Jährigen dachte ich, dass sie es schnell vergessen wird. Ich habe auch darauf geachtet, dass sie das kaputte Auto nicht sieht, was mir am Unfallort leider nicht gut gelang und wir vor ihr nicht darüber sprechen. Trotzdem hat sie heute gesagt "Papa macht Bummmm", als mein Mann sagte, dass er Einkaufen fährt. Und sie lässt nun ihre kleinen Autos zusammen krachen. Sie spielt es richtig nach. Die Autos fahren zusammen, sie tut so, als würde sie weinen und dann singt sie "tütü tata".
Ganz normal und einfach ihre Art, damit umzugehen? Sie schläft gut, hat keine Albträume und ist sonst wie immer. Ob sie Angst vor dem Autofahren hat weiß ich nicht, da es dazu noch nicht kam. Meine Mutter meinte, wir sollten die Kinder sofort wieder mit dem Auto mitnehmen, damit sich da erst gar keine Angst entwickeln kann. Meine beste Freundin meinte, die Kinder sollte ich vorerst nicht mehr mitnehmen, damit etwas Zeit vergehen kann um die eventuelle Angst zu verlieren.
Was sind eure Erfahrungen?

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In der Überschrift sollte stehen:
Angst bewältigen 😉

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Das klingt krass! Euch ist jemand mit 70 km/h aufs stehende Auto gefahren und ihr seid wohlauf? Das hüttenschuhen nicht für möglich gehalten. Hast du die Kinder im KH durchchecken lassen?

Ja, die Sitze gehören in den Müll. Das zahlt auch die gegnerische Versicherung.

Ich persönlich bin eher ein Freund von „schnell wieder rauf aufs Pferd“. So macht man es auch im Sport. Wenn was schief geht und dabei auch mit Risiko verbunden ist (bin ne Weile Gleitschirm geflogen) sagt man, dass man es sofort wiederholen soll und nicht abbrechen und eine lange Pause entstehen lassen soll. In dieser Pause malt man sich dann nur Sachen aus, lässt das Problem größer werden. Also schnell wieder rein ins Auto und den Kindern zeigen, dass sich das noch einfach wiederholt, das eine riesige Ausnahme war.

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Danke für deine Antwort.
Ja, wir wurden vom Rettungswagen abgeholt und alle im Krankenhaus untersucht. Ich kann es auch kaum fassen, wenn ich die Fotos von unserem Auto sehe, dass es uns gut geht.
Ich glaube, ich bin selber Meinung - schnell wieder rauf aufs Pferd. Meine Angst ist nur, dass wieder etwas passiert und wir diesmal nicht dieses Glück haben werden.

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Wann hattest du in deinem Leben denn schon einmal so einen Unfall? Vermutlich noch nie. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass wieder soetwas passiert. Da wäre es genauso wahrscheinlich, dass der Zug entgleist den ihr alternativ wählt. Dem ganzen mit Rationalität zu begegnen erscheint mir am sinnvollsten um die Angst in Schach zu halten.

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Huhu,

ich hatte kürzlich einen sehr ähnlichen Unfall, nur dass der Verursacher deutlich langsamer unterwegs war, als er mir drauf gefahren ist. Trotzdem war mein Auto so kaputt, dass es ein wirtschaftlicher Totalschaden ist und der Aufprall war nicht ohne. Mag mir gar nicht vorstellen, wie das bei 70 km/h ausgesehen hätte... Also erst mal: puh, gottseidank seid Ihr alle wohlauf!

Mein Sohn saß glücklicherweise nicht mit im Auto. Und trotzdem merke ich, wie ich momentan vermeide, ihn im Auto mitnehmen zu müssen. Ich kann also deine Ängste sehr gut nachvollziehen. Wie ich damit umgehe? Ich versuche, es zu ignorieren und allmählich zur Normalität zurück zu kehren, also bewusst auch wieder mit dem Kleinen zu fahren. Beruhige mich selbst, indem ich mir vor Augen führe, was alles an Technik etc. die Sicherheit im Auto erhöht. Bemühe mich, meinen Sohn die Unsicherheit nicht spüren zu lassen. Ich denke, auf diesem Weg braucht es einfach Zeit, bis ich es verarbeitet habe und dann ist gut... Vor etlichen Jahren habe ich schon mal einen richtigen Horrorcrash als Zeugin/Fußgängerin miterlebt - damals lief es auch so, dass ich lange übervorsichtig und schreckhaft im Straßenverkehr war, was sich mit der Zeit (und nicht zu viel Vermeidungsverhalten!) wieder gelegt hat.

Dein Bsp. zeigt auch noch mal, wie wichtig es ist, die Kleinen so lange wie im individuellen Einzelfall möglich rückwärts fahren zu lassen! Die Nackenmuskulatur einer 2-Jährigen kann die Wirbelsäule halt nicht so stabilisieren wie bei einem älteren Kind bzw. Erwachsenen.

Die Kindersitze müssen definitiv ersetzt werden!!! Das zahlt auch die Haftpflichtversicherung des Unfallverursachers. Falls die euch da übers Ohr hauen wollen, geht lieber zu einem Anwalt - auch die Kosten dafür muss die Versicherung tragen.

Ich möchte aus eigener Erfahrung auch empfehlen, euren Sohn durchchecken zu lassen, ggf. auch Röntgen bzw. MRT, um kleinste Verletzungen an der Halswirbelsäule auszuschließen.

Dass deine Tochter das Unfallgeschehen nachspielt, ist gut so - das ist ihre, völlig altersangemessene Art, das Ganze zu verarbeiten. Du kannst sie evtl. darin bestärken, das Spiel ein positives Ende nehmen zu lassen. („Und dann kommt die Polizei/der Krankenwagen und kümmert sich um alle. Der Abschleppdienst holt das Auto ab und die Werkstatt macht es wieder heile. Oder: dann kriegt man ein neues Auto“ oder so ähnlich...) Je souveräner Und gelassener du damit umgehst, desto besser. Mit deinem Sohn würde ich darüber immer mal wieder sprechen: „Du hast dich bestimmt ganz schön erschrocken, oder? Ich hatte in der Situation auch einen Riesenschreck. Aber es ist alles gut gegangen und das ist das Wichtigste. Wenn es dich beschäftigt oder du Fragen hast, dann sprich uns ruhig an...“ Er wird auch einfach Zeit brauchen, um das zu verarbeiten. Je mehr Ruhe, Gelassenheit und Zuversicht Ihr bei zukünftigen gemeinsamen Fahrten ausstrahlt, desto besser. Und ich bin auch dafür, die Kinder bald wieder mitfahren zu lassen. Vermeidung der beängstigenden Sache/Situation sorgt nur dafür, die Angst aufrecht zu erhalten.

Wie sagt man so schön: die Zeit heilt alle Wunden. Alles Gute für euch!

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Dankeschön für deine Antwort :)
Geröntgt wurden wir alle im Krankenhaus.
Da hast du recht mit dem Spiel, ich sollte ihr helfen ein gutes Ende zu finden.
Ja, zum Glück sitzt die Kleine verkehrt 🙏 ich will mir gar nicht vorstellen, wie es sonst ausgesehen hätte. Und das bestätigt wieder meine Meinung, sie so lange es möglich ist, rückwärts fahren zu lassen.

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Hey, wir hatten auch einen Auffahrunfall, allerdings mit weniger Geschwindigkeit. Sitz wurde von der gegnerischen Versicherung ersetzt, der Neuwert. Ich habe gleich Physiotherapie gemacht, so oft es ging und es wurde recht gut. Angst habe ich nach Monaten immer noch. Wenn wir halten müssen schau ich immer in den Rückspiegel. Aber es wird besser. Mein Sohn hatte anfangs auch echt Angst er hat es am besten verkraftet.

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Oh man. Das war sicher ein Schock, das verstehe ich.

Die Sitze gehören unbedingt ersetzt, das bekommt ihr von der Versicherung des Verursachers auch bezahlt, soweit ich weiß.

Ich würde die Kinder tatsächlich schon relativ zügig wieder im Auto mitnehmen. Ich denke, das ist besser. Und immer wieder drüber reden, dass sowas wirklich gaaaanz selten passiert und sie keine Angst haben müssen. Zur Not mal einen Profi fragen (Arzt oder Psychologe), wie man am besten damit umgeht.

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Mit ist im Februar einer mit 50 km/h ins Auto gefahren. Ich war mit meiner Mutter alleine im Auto. Kind war GsD zu Hause beim Papa. Der Reboarder war im Auto. Ich habe es auch kommen sehen, da ich genau in dem Moment in den Rückspiegel geschaut hab und noch dachte "der kommt nicht mehr zum stehen". Ich bin danach sofort wieder ins Auto gestiegen. Der versenkbaren Anhängerkupplung haben wir es zu verdanken, daß der Schaden noch einigermaßen im Rahmen blieb. Die hat den größten Teil der Energie abgefangen. Dem Reboarder hat es dennoch den Stützfuß verbogen. Konnte man aber erst nach dem Ausbau sehen. Wir haben alles dem Anwalt übergeben. Nach 2 Monaten hab ich den Neupreis erstattet bekommen.

Ich würde sie wieder mitnehmen. Ich schließe mich den da auch den anderen an, was Spiel bei der Kleinen und Gespräche und Halt bei dem Großen angeht.