Neutraler Rat gesucht - Papas Umgang mit der Kleinen

Hallo zusammen, ich bin neu hier. Und habe mich angemeldet weil ich Meinungen von Außenstehende brauche. Es wird lang. Ich hoffe, dass der/die eine oder andere dennoch mein Anliegen liest. Danke schonmal ❤️

Mein Freund und ich (beide Anfang 30) leben zusammen mit unserer 2-jährigen Tochter. Und ich bin schon lange sehr unsicher, was seinen Umgang mit ihr betrifft. Weiß aber nicht, ob ich übertreibe.

Das Ding ist nämlich, daß er abgesehen von dem Problem welche ich gleich schildern werde, ein sehr lieber, anständiger, Erwachsener und liebevoller Vater ist. Er kümmert sich sehr viel um unsere Tochter, packt im Haushalt mit an, ist im Grunde ein vorbildlicher Vater. Bis auf folgendes.

Es ist, als hätte er eine zweite Seite an sich, wenn aus irgendeinem Grund ein innerer Schalter umgelegt wird. Schon immer hat er vor der Kleinen geflucht, achtet nicht auf seine Wortwahl, weshalb sie das Wort "Scheiße" zB schon gut beherrscht, die anderen viel schlimmeren Worte zum Glück noch nicht. Das ist aber noch nicht das eigentliche Problem. Sein Umgang mit ihr macht mich oft fassungslos. Fangen wir sanft an: Er meckert sehr sehr viel, wird schnell laut, das Wort Nein fällt so oft dass sie es schon garnicht mehr ernst nimmt, weshalb er noch lauter wird. Und das bei Nichtigkeiten. Das kann sie in ihrer kleinen Welt garnicht verstehen. Zb kam er zum Essen an den Tisch und sie hat ihm etwas zu trinken in den Becher gemacht und ihn mit den süßen Worten "Hier Papa, hab dir trinken gemacht" ganz stolz hin geschoben. Und er BRÜLLT sie an, nein nein, es kippt gleich aus, nein! Sie erschrak und ihre kleinen Augen füllten sich sofort mit Tränen. Das war absolut unnötig und so geht es fast jeden Tag. Wegen Kleinigkeiten wird er laut, bringt sie zum weinen. Oft kommt sie zu mir und sagt, Papa hat sie erschreckt. In meinen Augen macht er damit das Vertrauensverhältnis kaputt und noch dazu ihr Selbstbewusstsein.
Wenn es stressig wird, sie sich zb weigert sich anzuziehen, tut er ihr zwar nicht weh, packt sie aber schon sehr rabiat am Arm, da könnte ich ausflippen. So grob fasst man doch kein kleines Kind an. Und erst recht nicht an nur einem Arm, ruppig nach oben heben... Und dann sind da noch die Worte die er ihr gegenüber verwendet, was für mich das schlimmste ist. Wenn sie nicht hört kommt gerne, sie sei ein "Scheißkind" oder schrecklich, "verfickte Scheisse hör doch mal!" oder gestern Abend, als sie nicht ins Bett wollte "Stirb doch einfach". Heute Morgen war er wieder mega gereizt. Er wollte sie für die Krippe fertig machen, aber die kleine Maus war ganz müde weil sie ja gestern so spät im Bett war. Er schimpfte, rannte unter Hochspannung hin und her, das machte sogar mich nervös. Sie war nur am weinen und sagte sie möchte noch kuscheln, sie ist müde. Ich habe dann natürlich übernommen, denn lautes Schimpfen braucht ein Kleinkind ganz bestimmt nicht wenn es müde ist und weint. Habe sie aufgemuntert, gekuschelt und mit ihr ihre Plüschkatze angezogen für die Krippe, und schon hatte sie auch selber Lust sich fertig zu machen. So geht das meiner Meinung nach.
Was ich schon getan habe: Ich habe mich an den kommunalen sozialen Dienst gewendet und wurde an Mitarbeiter des Jugendamtes weiter geleitet. Wir sind beide zum Gespräch dort gewesen, ich muss aber zugeben dass ich die ganz harten Sachen nicht erzählt habe. Was man uns angeboten hat ist, dass jemand einmal die Woche zu uns kommt und uns hilft, beobachtet, usw. Das bringt in meinen Augen garnichts, weil es nichts zu sehen gibt wenn jemand für eine Stunde hier in der Wohnung steht. Als ob er dann diese Seite zeigen würde.... Also ist das Thema im Sande verlaufen. Ich habe ihn dann zu einer Beratungsstelle geschickt. Die Frau hat für jeden Termin Geld kassiert und gebracht hat es garnichts. Ich weiß ja auch nicht, ob er dort alleine wirklich alles erzählt.

Was jetzt meine Überlegung ist, bzw schon länger, ist ob ich es nicht selber in die Hand nehme und mich trenne, mit der kleinen alleine lebe und ihr alleine ein liebevolles Aufwachsen ermögliche. Aber der große Zweifel an dieser Idee ist da. Ist das alles wirklich Grund genug, die Familie auseinander zu reißen? Er ist wenn er diese Phasen nicht hat so ein guter Mensch. Er kümmert sich so viel um sie, sie liebt ihn sehr. Soll ich ihr den Papa nehmen wegen sowas? Ist die Idee gerechtfertigt? Richte ich damit nicht noch mehr Schaden an? Übertreibe ich? Deswegen sind eure neutralen Meinungen gefragt 😔
Ganz liebe Grüße

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Das tut mir wahnsinnig leid, dass du in so einer Situation steckst.
Von außen betrachtet, nur anhand deiner Erzählungen über diesen Mann, würde ich mein Kind keine Sekunde allein mit ihm lassen. Dass sie so angebrüllt wird, wenn sie ihrem Papa ein Trinken zubereitet, finde ich grauenhaft. Puh ... da könnte sich mein Mann etwas anhören.
Aber diese Worte "Scheißkind" und "stirb doch einfach" !! Das würde meinem Mann nur einmal über die Lippen kommen und dann wars das.
Du bist eine wunderbare Mutter, das kann man in jedem Satz herauslesen ❤
Mein Rat wäre, trenne dich und führe ein liebevolles Leben mit deiner süßen Maus.

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So eine schnelle Antwort, großen Dank ❤️ Sie liebt ihren Papa über alles. Er spielt ganz viel mit ihr, bringt sie immer ins Bett, ist außerhalb dieser, ich nenne es mal, Anfälle sehr lieb mit ihr. Meinst du wirklich, es wäre trotzdem die bessere Entscheidung alleine zu leben? Es fühlt sich für mich an als würde ich die Familie zerstören... Und ich habe diese Angst, dass es unverhältnismäßig ist. Du merkst, ich bin extremst unsicher.

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Ana2018 ..ich weiß noch nicht wie man aid Antworten direkt antwortet. Verzeihung 🙈

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Das tut mir wahnsinnig leid, dass du in so einer Situation steckst.
Von außen betrachtet, nur anhand deiner Erzählungen über diesen Mann, würde ich mein Kind keine Sekunde allein mit ihm lassen. Dass sie so angebrüllt wird, wenn sie ihrem Papa ein Trinken zubereitet, finde ich grauenhaft. Puh ... da könnte sich mein Mann etwas anhören.
Aber diese Worte "Scheißkind" und "stirb doch einfach" !! Das würde meinem Mann nur einmal über die Lippen kommen und dann wars das.
Du bist eine wunderbare Mutter, das kann man in jedem Satz herauslesen ❤
Mein Rat wäre, trenne dich und führe ein liebevolles Leben mit deiner süßen Maus.

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Für mich klingt das, als wäre der Papa krank.

Vielleicht kannst Du ihm raten, mal einen unverbindlichen Termin bei einem Psychotherapeuten auszumachen.

Falls er nicht bereit ist an sich zu arbeiten, würde ich auch gehen. Aber sorge dann dafür, dass er Umgang nur begleitet haben darf. Das Jugendamt hilft, aber nur wenn Du auch ehrlich zu denen bist.

Alles Gute für Euch!

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Kurz Zusammengefasst:
ich würde ihn vor die Wahl stellen: Entweder er macht eine Therapie um das in den Griff zu bekommen oder du ziehst mit der Kleinen aus und sorgst dafür, dass er sie nur unter Aufsicht sehen kann.

Er kann ein noch so liebevoller Vater sein, es ist wirklich eine VIELZAHL an Punkten dabei die mir schon alleine Grund genug gewesen wären das so zu beenden. Ich finde es schon schlimm, dass du und deine Tochter das schon 2 Jahre lang mitgemacht habt.

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Genau so würde ich das auch vorschlagen. Therapie oder Trennung.

Wobei ich wahrscheinlich erstmal die Trennung durchziehen würde und erst für einen Neustart bereit wäre, wenn er sich tatsächlich geändert hätte. Einem Umgang würde ich nur begleitet zulassen.

Tut mir sehr leid für euch, aber kein Kind sollte so etwas wie scheißkind oder stirb doch einfach hören. Was das sterben betrifft bin ich aber ein gebranntes Kind, denn mein Sohn lag 2 mal im sterben und hat sich beide male hart ins Leben zurückgekämpft...

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Ich finde keinesfalls, dass du da übertreibst. Ich würde da auch ausflippen.

Ich denke, dein Mann macht es nicht extra. Wie ist er denn erzogen worden? Kinder triggern ja gerne mal unser „inneres Kind“ mit ihrem Verhalten. Und in dem Moment können wir dann nicht aus unserer Haut und verfallen in so Muster.

Schade, dass die Beratungsstellen nichts gebracht haben (Diakonie, Kinderschutzbund usw nehmen eigtl kein Geld; helfen aber sehr gut).

Eine Trennung sehe ich kritisch, denn ihr hättet ja das gemeinsame Sorgerecht und ich würde meine Tochter so nicht alleine bei ihrem Vater lassen 😅

Ich denke, er muss beginnen, sich selbst zu reflektieren. Und vllt eine Therapie machen, woher seine übertriebene Aggression in so Situationen kommt. Dem eigenen Kind zu sagen, es soll sterben, ist schon echt heftig.

Er scheint ja aber grundsätzlich bereit, das Problem anzugehen und das sehe ich richtig positiv! Bleibt dran :)

Alles Gute!

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Anfangs dachte ich ok es gibt Menschen die einfach leicht reizbar sind, ich gehöre dazu leider auch, habe mir jetzt Hilfe geholt, bis ich las das er ihr sagt Scheiss Kind stirb einfach usw. das ist wirklich schlimm, und das er sich da nicht helfen lässt, man kann Fehler haben auch als Elternteil, aber man sollte sich Hilfe holen wenn man es selbst nicht hinbekommt.

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Auch mir tut deine Situation leid. Ich kann mir etwa vorstellen, wie furchtbar diese Momente sind.
Du schreibst, deine Tochter liebt ihren Papa - klar tut sie das, denn sie hat nur den einen und kennt es nicht anders. Sie wird aber älter und wird irgendwann mehr und mehr unter dieser Gewalt leiden. Ich bezeichne das als Gewalt. Sätze wie "Stirb einfach" übersteigen das, was einem mal so rausrutschen kann.

Ich persönlich denke, momentan wäre eine räumliche Trennung besser für euch. Klar, anfangs wäre alles kompliziert und ihr braucht und sollt das unbedingt haben, Hilfe. Aber deine Tochter wird das sonst nicht unbeschadet überstehen.
Ich habe beruflich viele Kinder und Jugendliche kennengelernt, mit denen so umgegangen wurde; keines kam da unbeschadet raus.

Hast du denn mit einem Familienmitglied oder einem engen Freund\Freundin gesprochen? Als zusätzliche Unterstützung?

Ich wünsche dir viel Kraft und Mut für eine gute Entscheidung und vor allem ganz viel Unterstützung für euch!

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Mein Schwager war mal bei der Väterberatung von pro familia. Es war wohl „nur“ ein Gespräch mit einem anderen (wahrscheinlich geschulten) Vater, aber es hat ihm viel gebracht.
Er hat 3 Mädels, 5 und 2x2.

Vielleicht wäre das ein Anfang.

Es wird ihm mit der Situation selbst ja auch nicht gut gehen, aber zu ner Psychotherapie zwingen oder ihn durch eine Trennung in noch extremere Belastungssituationen bringen, das hilft niemandem weiter.

Alles Gute für euch!

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Dir wäre langfristig ohne Aussicht auf Hilfe bzw. Therapie der Schutz eines möglicherweise psychisch kranken Vaters wichtiger als der eines 2jährigen, dass psychische Gewalt ausgesetzt ist?

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Nein, aber es wäre ein Versuch ohne dem Kind den Vater für immer zu nehmen.

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Hey,
Das hört sich schlimm an und es tut mir leid,dass du in so einer Situation bist. Es steht außer Frage, dass so ein Vehalten absolut nicht richtig ist.
Allerdings denke ich, du wirst die Antwort ob ihr euch trennen sollt oder nicht in einem Forum mit lauter Fremden finden. Keiner hier weiß, wie er mit eurer Tochter umgeht, wenn er "normal" ist.
Da musst du dir die Frage stellen, ob du weiterhin mit ihm zusammen sein möchtest. Und zwar nicht nur als Vater deiner Tochter, sondern als dein Partner. Lautet die Antwort auf diese Frage ja, müsst ihr unbedingt gemeinsam etwas gegen seine Anfälle unternehmen. Er scheint ja dazu bereit zu sein. Mache ihn klar, dass ihr nur eine gemeinsame Zukunft habt, wenn er eure Tochter nicht mehr so behandelt.
Ich kenne ich mich nicht aus, was es da genau gibt, aber vielleicht gibt es von der Diakonie, pro familia... eine Beratung, evtl. Erziehungsberatung, bei der ihr gemeinsam mir jemandem sprechen könnt. Oder er versucht es noch einmal alleine, so wie hier schon jemand vorgeschlagen hat.
Alles gute!