Trotzphase und Wutausbrüche

Hallo zusammen,
Ich habe eine Tochter im Alter von 2,8 Jahren und bin seit ca. 3 Wochen mit meinem Latein am Ende.
Meine Tochter Anisa ist ein sehr aufgewecktes, fröhliches und eigentlich Pflegeleichtes Kind. Sie hat schon immer ihren eigenen Kopf und weiß jetzt schon, was sie will und was nicht. Diese Eigenschaft finde ich prinzipiell sehr gut...auch wenn es manchmal nicht so leicht ist.
Aktuell ist es so, dass ihr vieles nicht passt (anziehen/ausziehen, Schlafengehen, morgens wecken,Schuhe anziehen etc.) Ich bereite sie immer rechtzeitig vor, rede ruhig, erkläre es ihr und und und. Von ihr kommt so gut wie immer ein "Nein" oder "nein, ich mach das alleine" leider setzt sie es dann meistens nicht in die Tat um und wir kommen nicht weiter. Irgendwann reicht es mir auch und ziehe ihr dann z.B gegen ihren Willen ihre Schuhe an. Sobald wir an diesem Punkt ankommen, geht es los. Sie fängt an zu weinen und schreien, wert sich total und ist super sauer auf sie Situation. Ihr Wutausbruch hält dann gefühlt 10-15 min an. Innerhalb dieser Zeit hat man keine Chancen sie zu beruhigen. Sie will nicht getröstet oder auf den Arm genommen werden. Ich lasse sie dann schreien und weinen (was mir natürlich nicht leicht fällt). Aber sie muss ja auch lernen mit Frust umzugehen. Ich gehe hin und wieder zu ihr und frage sie ruhig, ob sie sich beruhigt hat und auf meinen Arm möchte. Es dauert, bis sie dazu bereit ist.
Das kinder in dem alter total in ihrer Autonomiephase stecken, weiß ich. Nur empfinde ich derzeit dies bei meiner Tochter für ziemlich heftig. Ich habe morgens ja schon "Angst" sie zu wecken, weil ich befürchte, dass es gleich schon wieder losgeht.
Nun wollte ich mal fragen, ob euch sowas bei euren Mäusen auch bekannt ist und wie ihr mit solchen Situationen umgeht?
Vielleicht habt ihr ja 1-2 Tipps für mich die ich anwenden kann oder angemessen auf die Situation reagieren kann.

Freue mich auf eure Antwort.
LG, Betty 🙂

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Hallo, also ich finde du reflektierst und agierst schon gut und richtig. Du gibst ihr Raum für den Frust, hältst ihn mit ihr aus, zeigst ihr auch das es nicht immer nach ihrem Willen geht. Tatsächlich ist der einzige Rat den ich dir geben kann : aushalten. Ich weiß, dass ist schwer. Vorallem wenn man irgendwo hin muß und der Wutanfall spontan kommt. Du könntest dich zu ihr setzen und noch fragen, was ihr gerade helfen würde aus der Wut heraus zu kommen oder ihr Kompromisse anbieten, die nicht gegen deine Grenzen gehen.
Ich habe auch so einen kleinen Wutfried hier, aber der ist erst 17 Monate, da ist noch nicht viel mit erklären.

LG Audrey

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Meine Tochter ist erst 21 Monate, aber ja, hier ist es das gleiche.

Ich war in einem Workshop zu dem Thema. Ist absolut normal, altersgerecht und da müssen wir tatsächlich einfach durch 🙈😅

Das Ding ist: unsere Kinder „kooperieren“ eigtl sehr oft mit uns (und in Wahrheit ist es ja nicht mal kooperieren, wir wollen was und sie sollen es tun), das sehen wir aber gar nicht. Ich lobe Motte also für jedes bisschen, wo sie mit geholfen hat, obwohl sie erst nicht wollte. Wenn man da überlegt, kommt doch auch was zusammen.

Ansonsten - Zeit einplanen, ruhig bleiben, geduldig sein, Frust gemeinsam aushalten und dran denken - es geht vorbei!

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Unsere Tochter ist erst 15 Monate, aber hier fängt es auch an - speziell das Anziehen ist oft ein Kraftakt und mit sehr viel Frust ihrerseits verbunden.

Ich finde, du machst das sehr gut, erklärst alles, "warnst" sie vor, bietest Trost an. Aber letztlich ist etwas, das beide Seiten aushalten müssen - sie kann es anders nicht lernen. Vielleicht kristallisiert sich ja auch in den nächsten Wochen heraus, wie sie schneller aus der Wut herausfindet. Der Sohn einer Freundin ist z.B. extrem explosiv und flippt bei vielen Dingen aus. Sie haben gemeinsam verschiedene Sachen probiert und jetzt verkriecht er sich immer für paar Minuten in einem dunklen Wandschrank und wütet noch etwas :-D Bisschen seltsam für Außenstehende, aber sie meint, dass ihm diese Begrenzung und Dunkelheit wohl sehr hilft.

Belohnungssysteme mit Punkten usw. funktionieren meistens erst, wenn das Kind gezeigt hat, dass es das Erwartete überhaupt schon kann (z.B. selber ausziehen, Schlafanzug alleine anziehen). Man soll das ja auch eigentlich nicht bei alltäglichen Dingen tun, aber eventuell wäre es eine Idee, um diese Prozesse erstmal irgendwie positiv zu verknüpfen - das Belohnen muss natürlich wohlüberlegt sein (kleine Kinder sind keine Marathonläufer, da muss die Belohnung schnell kommen, z.B. "Wenn das Ausziehen und Zähneputzen heute gut klappt, gibt es eine zweite Geschichte" oder so) und man muss es rechtzeitig wieder ausschleichen. Aber vielleicht wäre das sinnvoll, bevor diese ganzen Themen so negativ konnotiert sind, dass beide Seiten schon beim Gedanken ans Schlafengehen oder so durchdrehen - du vor Angst, sie vor Wut :-D

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Ja das ist völlig normal und kennen bestimmt die meisten in dem Alter. Ich bin sogar überzeugt davon, dass fast alle Eltern an den Punkt kommen, an dem sie fest davon überzeugt sind, dass sich ihr Kind am krassesten aufführt und zeitweise über psychologische Hilfe nachdenken 🤔
Und doch finden (fast) alle Kinder im Alter zwischen 4 und 6 wieder zu Normalität.
Und irgendwann sind diese Ausbrüche passé.
Beim 2. Kind ist man dann meistens schon viel beruhigter, nicht weniger wütend und hilflos, aber beruhigter, weil man weiß, dass alles, ALLES in diesem Alter normal ist.
Man kann sich nur in viel Geduld üben, den Raum verlassen, wenn man merkt, dass man aggressiv wird, eine halbe Stunde früher aufstehen um für diese Dramen mehr Zeit zu haben (damit nicht auch noch Zeitdruck dazu kommt), es möglich mit Kind nie knapp machen, so konsequent wie möglich bleiben, viel mit ablenken arbeiten, viel atmen (wahlweise summen oder zählen 😊) und sich mit der Gewissheit trösten, dass es vorbei geht.

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Hey, du redest mit aus der Seele. Meine ist drei und momentan mache ich quasi alles falsch 🙈 sie hat den falschen Teller bekommen, das Tier auf ihrem Trinkbecher schaut zu fröhlich, das Brot ist falsch geschmiert weil erst der Käse und dann die Wurst drauf gehört,... Bei manchen Sachen hilft nur, sie selbst aussuchen zu lassen, zb den Pulli am Morgen, bei manchen Dingen hilft ein wettrennen (wer ist schneller über der Dusche, hat die socken am oder sitzt am Esstisch) und bei manchen Sachen hilft nichts außer aushalten 🙈

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wenn du dich ausführlicher einlesen möchtest kann ich das buch "so viel freude so viel wut" sehr empfehlen, das ist toll geschrieben und man hat viel mehr verständnis :-)