Silopo: Umgang mit Kindern / Reha / Kitas (Achtung! Nichts für sensible)

Hallo.

Ich schaue gerade auf YouTube die zweite Doku und mir ist so unwohl dabei. Ebenso gehen mir gerade viele Fragen und Gedanken durch den Kopf.
Kurze Beschreibung :

Ich sehe gerade eine Doku über die Verschickungskinder an, welche in Kuren geschickt worden sind und dort massiv misshandelt wurden. An manchen Orten sogar chemisch ruhig gestellt worden sind. Es gab sogar Todesfälle.

Davor, eine Doku über Wochen(!!)krippen, in denen Kinder keine emotionale Bezugsperson hatten und viele die nun als Erwachsene Person geschädigt sind, was Beziehung /Vertrauen und Liebe angeht. Alles nur nach Norm und ihne individuellen Bedürfnissen geregelt wurde.
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Ich frage mich... Da man heute gottseidank viel mehr weiss, sei es über Erziehung, oder Entwicklung... Ob man es so schaffen wird eine empathischere und emotional offenere Gesellschaft zu bilden? Wie wird es in 30-50 Jahren aussehen? Denn man kann nicht leugnen, dass solch kalte und grausamen Zustände den Menschen psychisch sehr schadet und Spuren hinterlassen hat.

Ach je.. Tut mir leid. Ich wollte das nur unbedingt teilen. Evtl kennt jemand diese Geschichten und mag mir seine Gedanken dazu berichten.

Und ja natürlich, ich weiss dass man auch in diesem Zeitraum denken muss, dass die Denkweise anders war etc... Mir gehts nur drum: Werden wir mit der besseren Erkenntnis der Bindung etc, "bessere Menschen" aufziehen? Hört sich doof an aber ihr wisst was ich meine!

Gute Nacht 😊

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Guten Morgen 😊

Ich denke, wenn alle „diese Erkenntnis“ hätten , dann wäre es vielleicht möglich.
Wobei es damals die Menschen unterschiedlich weggesteckt haben. Manche Menschen sind widerstandsfähiger.

Heute gibt es, meiner Meinung nach, immer noch genug Eltern die „blöd“ mit ihren Kindern umgehen.
Wir haben Nachbarn da muss das Kind sich extrem nach seinen Eltern richten, wenn die feiern Abends gehen, dann muss das Kind mit und hat erst die Chance zu schlafen, wenn es im Auto ist. Die Familie hockt auch sehr viel in der Wohnung, obwohl sie einen Garten hat mit Rutsche usw.
Ein anderer Nachbar erzählt, wie anstrengend der Urlaub mit Kind war, während das Kind (5) daneben steht.

Ich könnte noch viele Beispiele nennen, das ist natürlich (zum Glück) alles nicht so extrem, hinterlässt aber auch Spuren.

Ich mag auch dieses „nichts passiert!“ nicht, wenn das Kind sich weh tut. Da werden die Gefühle vom Kind komplett runtergespielt…

Das waren meine Gedanken 🤔😆

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Vielen Dank für deine Antwort 😊

Ja das stimmt natürlich. Auch heute wird viel falsch gemacht, was dann Spuren hinterlassen kann.

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Ich finde das etwas kurz gedacht. Keine Elterngeneration hat gedacht, dass sie ihren Kindern langfristig schadet. Ich würde sogar davon ausgehen, dass die überwältigende Mehrheit das nicht wollte. Man wusste einfach nicht, was für Konsequenzen gewisse Methoden haben können.
Die Wissenschaft ist aber nie am Ende ihre Erkenntnisse. Nur weil man heutzutage einen bestimmten Wissensstand hat, heißt es doch nicht, dass man in 50 Jahren nicht feststellt, dass auch/wieder viel falsch gemacht wurde.
Bestes Beispiel ist doch die antiauthoritäre Erziehung der 70er Jahre, als Gegenentwurf zu der strengen Erziehung vorher. Das hat auch nicht allen Kindern gutgetan. Viele hätten sich mehr Regeln gewünscht, um einen Zugang zur Gesellschaft zu bekommen.

Heutzutage gibt es ja wieder ähnliche Ansätze. Welche Auswirkungen das haben wird weiß man noch nicht. Aber ich glaube nicht, dass nur die extrem lieblose, gewalttätige Erziehung negative Auswirkungen auf Kinder hat.

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Ich schrieb ja, dass man im Zeitraum denken muss und mir ist klar, dass viele Eltern das nicht unbedingt wollten. Kam auch immer wieder ins Gespräch der Dokumentation. Eine Mutter wusste nicht wohin sonst mit ihrem Kind, da sie Alleinverdienerin war. Aber mir ging es ja nicht drum, was die Eltern wirklich wollten und oft auch gar nicht besser wussten (dass die Kinder in den Kuren als Versuchskaninchen, oder Misshandlungen zum Opfer fielen, das wurde lange wohl vertuscht etc.)

Das stimmt natürlich, man weiss nicht ob es heutzutage wirklich besser ist. Fehler wird es wohl immer geben und dann kommt es auch noch auf jedes einzelne Kind draufan, wie mit bestimmten Dingen umgegangen wird... Oder eben es kommen wieder neue Erkenntnisse.

Kurz gedacht war das sehr wohl, immerhin schrieb ich das ja während dem schauen des zweiten Dokumentarfilms ^^' Manchmal muss ich einfach solche Gedanken loswerden, um besser schlafen zu können 🙈

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"Wir haben es nicht gewusst" ist die Standardausrede für alles. Man hat es damals durchaus schon gewusst, was man daran erkennt, dass solche Erziehungsmethoden vor allem an Kindern aus armen Verhältnissen ausprobiert wurden. Empathie ist nicht in den letzten fünfzig Jahren von Wissenschaftlern neu entdeckt worden. Gewisse Erziehungsmethoden haben sich seinerzeit mit dem Staatsziel gedeckt, einen grossen Grundstock an willigen Mitläufern heranzuziehen. Entsprechende lieblose Erziehungsmethoden und Elternratgeber dafür sind seinerzeit extra dafür geschaffen worden:

https://www.zeit.de/wissen/geschichte/2018-07/ns-geschichte-mutter-kind-beziehung-kindererziehung-nazizeit-adolf-hitler

Leider mittlerweile mit Bezahlschranke.

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Diese Dokus kenne ich nicht. Aber ich hab mich mal intensiv zu Johanna Haarer und ihre Erziehungspraktiken belesen.

Ich glaube und hoffe, dass wir mit unseren heutigen Erkenntnissen zumindest psychisch stabile Menschen heranziehen und damit auch irgendwo eine „bessere“ Gesellschaft.

Denn letztlich denke ich, dass viele Probleme in der Gesellschaft auch (nicht nur!) dadurch entstehen, dass Menschen so handeln, weil sie nicht anders können, weil sie psychisch nicht dazu in der Lage sind!

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Ich fand deine Antwort sehr interessant.
Ich sehe es genau andersrum. Heutzutage sind die Menschen m.E. psychisch eher labil als stabiler im Gegensatz zu früher. Wenn ich höre wieviele Menschen ( ja auch von uns bekannte) psychische Probleme haben -ohne nennenswerte Gründe- finde ich es weit verbreitet.
Die älteren Generationen hatten keine Zeit dafür bzw es war kein Platz für psychische Probleme im Leben. Ich bin Mitte dreißig und egal ob in meinem Alter oder jünger, viele beklagen sich eher als mal die Zähne zusammen zu beißen und durchzuhalten, auch wenn es mal nicht so läuft.
Es gibt immer mehr Menschen, die psychisch eher labil sind. Sei es, weil der Informationsfluss zu hoch ist oder sie sich mit Menschen zB aus Social Media vergleichen und eine falsche Erwartung vom Leben haben und zu viel Zeit zum nachdenken. Und auch hier fehlt tlw eine entsprechende Erziehung bzw Aufklärung ggü. den Kindern.

Wir dürfen gespannt sein, wie wir später auf die heutigen Erkenntnisse zurückschauen ;-)

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Naja die bedürfnisorientierte Erziehung gibt es ja noch gar nicht soooo lange, ich denke erst jetzt können wir langsam Ergebnisse sehen.

Meine Oma hatte z.B. sehr große psychische Probleme. Sie hat sie NIE angefangen. Das wurde dann nur in die Generation meiner mum weiter gegeben (die ist inzwischen Psychologin und musste echt wahnsinnig viel aus ihrer Kindheit aufarbeiten).

Es ist also ein Mythos zu glauben, dass es früher keine psychischen Probleme gab oder die Leute „keine Zeit“ gehabt hätten. Es war quasi sozial verboten und verpönt! Mit der Folge, dass sich über Generationen nichts verbessert hat!

Dass die Menschen heute viel mehr auf ihre psychische Gesundheit achten und sie angehen, empfinde ich als positives Zeichen. Wer körperlich krank ist, geht ja auch zum Arzt. Der eine wird schneller krank, der andere seltener, prinzipiell kann es jeden treffen.

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Hi,
wenn man gestern die Reportage über Winterhoff gesehen hat und bedenkt, welchen Einfluss sein schräges Gedankengut doch hat, dann kommt man aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus und man könnte direkt schwarz sehen. Grundsätzlich denke ich aber, dass ein großer Teil der Eltern das mit seinen Kindern intuitiv schon irgendwie richtig macht und machte.

vlg tina

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Also ich glaube ehrlich gesagt, dass die meisten Leute ihre Kinder auf Grundlage von Ratschlägen der vorherigen Generation und nach Gefühl großziehen.
Blöd gesagt: Wer liest Ratgeber zur Bindungstheorie? Die Akademikerin, die Ü30 ihr erstes Kind bekommt. So wie ich 🤣👀

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Puh dass tut der 28 jährigen Nicht-Akademikern gerade aber weh *hust und lach*

Viele Grüße und viel Spaß beim Lesen!

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Das Umdenken findet gerade erst statt. Es braucht noch viel mehr Aufklärung in dem Bereich, wenn man bedenkt wie viele Menschen glauben, dass Babys und kleine Kinder manipulativ seien, man Kinder schreien lassen sollte und weiß Gott noch alles.
Viele erziehen heute noch wie 1950 und befassen sich nicht mit dem Stand der Forschung, bzw belächeln diese noch 🤷

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Angeblich hat man vor einigen Jahrzehnten noch Babys ohne Narkose operiert, weil die ja noch gar nix fühlen 🤷
Wenn ich auf sehr bekloppte alte Menschen stoße, ruf ich mir ins Gedächtnis, dass deren Kindheit vermutlich alles andere als prickelnd lief...

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Gerne empfehle ich dir das Buch:
"Hört ihr die Kinder weinen
Eine psychogenetische Geschichte der Kindheit"
von deMause.

Unfassbar, wie bisher mit Kindern umgegangen wurde... ich glaube, das Buch beginnt in etwa vor 2000 Jahren.

Und es geht tatsächlich darum, dass im Grunde der Frieden, die Stabilität einer Gesellschaft mit deren Umgang mit den Kindern steht und fällt.

Traumata werden weitergegeben. Ist eine Gesellschaft aufgeklärt und geht respektvoll und achtsam mit den Schwächsten um, macht sie das friedfertig, gesund und erfolgreich.

Solche Dokus pack ich nicht mehr.
.. wenn du noch "Kapazitäten" hast, empfehle ich noch eine über diese Waisenhäuser in China, wo nur die Mädchen abgegeben werden (1-Kind-Politik) und man teilweise einfach wartet bis sie sterben. Ich brauchte Tage, um diese Bilder wenigstens zu vergessen 😞

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Danke für die Vorschläge!