KITA-Eingewöhnung: Bitte um Einschätzung

Hallo zusammen,

ich würde mal gerne hören, was ihr dazu meint: Ich war heute den zweiten Tag mit meiner 16 Monate alten Tochter bei der KITA-Eingewöhnung. Normalerweise lese ich immer, dass dann bei der ersten Trennung geweint wird und sich die Kinder dann - im Idealfall - von der Erzieherin trösten lassen.

Bei uns war allerdings an Tag 1 schon das Geschrei groß, obwohl ja noch gar keine Trennung anstand/ansteht. Gestern hat sie sich nach 30/40 Minuten beruhigt, ist aber nahezu vor den Erzieherinnen geflüchtet, obwohl sich diese ihr auch nicht aufgedrängt haben, sondern nur freundlich aus einiger Entfernung Angebote gemacht haben. Heute, an Tag 2, lief es schon besser. Sie hat beim Umziehen in der Umkleide geweint, hat dann aber schon kleinere Spielangebote der Erzieherinnen angenommen oder mit ihnen "geredet", allerdings fast ausschließlich in meiner Nähe und mit Abstand zu den Erzieherinnen. Kam ihr jemand zu nahe (weniger als 1 Meter Abstand) ist sie sofort quengelnd wieder zu mir geflüchtet. Zum Schluss saß sie einmal direkt neben einer Erzieherin und hat mit ihr ca. 5 Minuten an einer kleinen Kaffeemaschine gespielt. Ich habe das gefühl, dass es langsam aber stetig besser wird. ABER:

Jetzt ist eigentlich für Dienstag schon die erste Trennung eingeplant. Ich kann mir allerdings überhaupt nicht vorstellen, dass das funktioniert. Sie sollte doch dann zumindest auch schon körperliche Nähe zulassen, um getröstet werden zu können, oder? Oder ist es auch legitim, über gemeinsames Spielen getröstet/abgelenkt zu werden? Kann es den Kindern vielleicht auch einen kleinen positiven Anstupser Richtung Erzieherin geben, wenn ich mal kurz außer Sichtweite bin?

Man muss dazu sagen, dass in der 12-köpfigen Gruppe ganze 11 Kinder neu eingewöhnt werden müssen. Immer in Zweier-Paaren, alle zwei Wochen. Heute habe ich erfahren, dass aber immer nur zwei Eltern gleichzeitig da sein dürfen (wegen Corona). Das heißt, die Erzieherinnen stehen unter Druck, die Kleinen alle sehr schnell einzugewöhnen, weil in zwei Wochen kann ich dann ja vermutlich nicht mehr mit rein.

Findet ihr es realistisch, am Dienstag schon eine erste Trennung zu wagen (und wenn es nur 5 Minuten sind) bzw. dass sie in zwei Wochen schon 1-2 Stunden alleine da bleibt?

Dadurch, dass die KITA ja einen konkreten Plan hat, weiß ich gar nicht, was unsere Alternativen sein könnten.

Sorry für die lange Schilderung...

LG
Lia

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Hallo,
ich habe selbst bis zum eigenen Kind als Erzieherin gearbeitet und eine Gruppe zwischen 2-3 Jahren neu aufgebaut, also 12 Kinder neu eingewöhnen. Corona war da natürlich noch kein Thema und der Zeitplan war auch nicht so eng. Wirklich recht sportlich was sich die Kita unter den derzeitigen Bedingungen da vorstellt.

Jetzt zu dir. Ich würde den Trennungsversuch erstmal zulassen, sei selbst positiv, jede Unsicherheit deinerseits merkt dein Kind, die haben da ganz feine Antennen. Beim ersten Mal gehst du eh höchstens 5min vor die Tür. Erkläre deinem Kind ruhig, du musst mal auf Toilette, das kennt sie ja wahrscheinlich, dass du da mal ein paar Minuten außer Sicht bist. Das macht die Situation für sie besser einschätzbar.
Anhand von dem wirst du ja merken, ob sie sich beruhigen lässt oder es eben noch nicht geht.
Wenn du merkst es geht noch nicht, frage mal an, ob ihr die Eingewöhnung evtl. notfalls noch im Garten weiterführen könnt, da können dann vielleicht auch mehr Eltern gleichzeitig da sein, das ist ja an der frischen Luft.
Bezüglich ihrer Reaktion auf Nähe von anderen Kindern und Erziehern. Das habe ich bei meinem bei der Eingewöhnung auch vor ein paar Wochen erlebt. Er ist 2019 geboren und kennt bewusst fast nur die Situation unter Corona, also Abstand halten zu anderen. Jetzt ist das in der Gruppe plötzlich anders, klar, dass die Kleinen damit erstmal überfordert sind. Mach dir da also keine Gedanken, das kommt mit der Zeit alleine und ist völlig normal.

Letztenendes ist wichtig, dass du mit den Erziehern im Gespräch bleibt und ihr zusammen deiner Tochter einen guten Start ermöglicht. dafür brauchst du natürlich ein Stück weit Vertrauen in die Erzieher, auch wenn du sie hinter der Tür mal weinen hörst. Andererseits lasse dich nicht drängen wenn du merkst es ist einfach noch zu viel, es gibt immer Lösungen, auch eine Eingewöhnung in der Nachmittagszeit oder eben draußen sollte unter den gegebenen Umständen momentan einfach denkbar sein.

LG und alles Gute

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Ganz lieben Dank für deine ausführliche Antwort! Ich denke tatsächlich, dass man mit den Erzieherinnen gut reden kann, sie aber wie gesagt ja selbst einen gewissen Zeitplan einhalten müssen.

Du hast recht, vielleicht ist es ein ganz guter Ausgangspunkt, nach einer kurzen Trennung mal zu schauen, wie das lief. Hat sie die 5 Minuten wirklich bitterlich geweint oder hat sie sich zumindest etwas beruhigen lassen.

Das mit dem Tipp, eventuell dann draußen weiterzumachen, ist auch super! Ich hatte auch gestern Abend überlegt, dass zur Not dann ja in zwei Wochen, wenn die beiden neuen Kinder + Eltern morgens kommen, wir einfach nach denen in die Kita kommen könnten. Also wenn die Eltern quasi weg und nur die schon eingewöhnten anderen Kinder da sind. Vielleicht ist das etwas, auf das sich die Erzieherinnen einlassen würden.

Ich drücke dir auch die Daumen, dass sich dein Sohn in der Kita wohl fühlt :-)

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Ich halte es nicht für realistisch, dass das schon klappt. Bin nun seit 5 Wochen mit meinem bald 16 Monate alten Sohn in der Eingewöhnung.
Meine beiden Kinder haben sich ähnlich verhalten wie deines.
Mein Sohn bleibt jetzt, nach 5 Wochen ungefähr eine halbe Stunde allein in der Kita. Aber er klebt an der Erzieherin und fängt regelmäßig wieder an, nach mir zu jammern. Die Erzieherin bekommt es gut im Griff mit singen, aber ich bin dankbar, dass uns die Kita so viel Geduld entgegen bringt. Die erste Trennung war nach 3 1/2 Wochen. Mein Sohn braucht die Zeit einfach.
Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht 🤷🏼‍♀️

Ich verbringe ja viel Zeit in der Kita, bleibe meistens 3 Stunden, damit mein Sohn mehr Gelegenheit hat sich einzugewöhnen, ich kann also auch gut die anderen Kinder beobachten.
2 Wochen ist in dem Alter schon echt kurz. Es gibt Kinder, bei denen klappt es so schnell, aber die meisten hatten eben nach 2-4 Wochen nochmal einen größeren Rückfall mit weinen und wütend sein. Die wenigstens bleiben zufrieden da und essen/schlafen/spielen bereits nach 2 Wochen bis nachmittags. Und wenn, dann sind es die älteren. Die unter 2-jährigen tuen sich alle schwerer als die über 2-jährigen.

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Vielen Dank für das Teilen deiner Erfahrung. Das hört sich ja echt toll an, dass die Erzieherin da so bedürfnisorientiert mitgeht. Das ist von den Grundbedingungen her ja komplett anders als bei uns.

Hach, ich hoffe, ich finde auch einen guten Weg, für meine Tochter einzustehen und mich selbst nicht unter Druck zu setzen / setzen zu lassen.

Was mich im Hinterkopf immer noch optimistisch denken lässt, ist dass sie bei den Omas inzwischen überhaupt kein Problem hat, mal kurz alleine mit ihnen zu sein (obwohl die sich auch gar nicht so oft sehen). Es steht und fällt also sicherlich mit dem Bindungsaufbau zu den Erzieherinnen.

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Huhu, du könntest von meiner Tochter schreiben 😅 unsere Eingewöhnung lief anfangs auch eher schleppend, wehe es ist ihr jemand zu nah gekommen. Nach ein paar Tagen hat sie, so wie dein kind, schon Spielangebote angenommen, ist tatsächlich auch mal alleine spielen gegangen aber zwischendurch kam sie immer wieder zu mir. Ich sollte sie dann nach einer Woche 5 min alleine lassen, hatte auch überhaupt kein gutes Gefühl dabei, naja und mein Gefühl war auch richtig. Ich bin raus, sie geschrien und geschrien, nichts konnte sie beruhigen, also ich wieder rein, sie war fix und fertig und dann haben wir besprochen das ich die nächsten Tage einfach noch mit da bleibe. Ja aber seitdem ist sie mir in der Kita nie wieder von der Seite gewichen, keeein einziges Mal in den darauf folgenden 9 Tagen, egal was ich versucht habe 🙄 nun ja Ende vom Lied, wir probieren einen neuen Start in 2-3 Monaten....
Das komische ist, wenn ich mit ihr zu Besuch bei jemandem bin, egal ob dort Kinder oder keine Kinder sind, krabbelt sie auch eigenständig los. Aber in der Kita nach dem Vorfall wo ich sie alleine gelassen hab, hat sie wahrscheinlich nicht vergessen, denn sobald ich wieder mit ihr da war, wollte sie nicht weg.
Also mein Tipp, lass dir noch Zeit mit allein lassen wenn du schon ein ungutes Gefühl hast 🙈😅

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Vielen Dank für das Teilen deiner Erfahrung! Das tut mir leid, dass es bei euch auch nicht so rund lief! Ich drücke die Daumen, dass es es in 2-3 Monaten besser klappt.

Gestern nach dem Wochenende (an Tag 3) lief es witzigerweise recht gut. Ich hatte eher gedacht, dass es nach dem Wochenende etwas schwieriger wird. Heute hingegen (an Tag 4) war wieder ein deutlicher Rückschritt zu sehen, sie klammerte viel an mir und ließ sich nur schlecht von mir weglocken. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass sie sich langsam an die Erzieherinnen gewöhnt, auch wenn sie sich weiterhin nicht gerne von ihnen anfassen lässt. (Bei uns kommt blöderweise auch gerade ein Schub dazu, da klammert sie ohnehin mehr an mir als sonst. Ich fürchte, das spielt auch noch mit rein.)

Auf alle Fälle habe ich am Wochenende noch viel zum Berliner Modell gelesen und da ist ja standardmäßig an Tag 4 die Trennung vorgesehen, um zu schauen, ob sich das Kind trösten lässt oder nicht - unabhängig davon, wie das Kind an den Tagen 1-3 so drauf war. Je nach dem wie es läuft, wird danach das weitere Vorgehen beschlossen. Ich habe mich also entschieden, diesen "Test" zu machen.

Ich habe sie heute kurz bei den Erzieherinnen gelassen und sie hat wie erwartet sehr starkgeweint und ständig Mamamamama gerufen...Zwischendurch war sie kurz ruhig und hat sich wohl kurz ablenken lassen aber nach wenigen Sekunden rief und weinte sie dann wieder bitterlich. Bin dann nach5 Minuten zurück. Danach war sofort alles wieder gut und sie hat beim Gehen der einen Erzieherinnen noch ihr Spielzeug gezeigt, das wir dabei hatten.

Ich bin jetzt auch mal gespannt, wie sie sich morgen verhält, wenn wir in die Kita gehen. Kann mir vorstellen, dass es ähnlich wie bei dir ist. Aber mal schauen, gestern hat sie mich ja auch überrascht. Werde dementsprechend mit den Erzieherinnen das weitere Vorgehen besprechen. Laut Berliner Modell würde man jetzt frühestens ab Tag 7 wieder einen Trennungsversuch wagen...

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Ich habe in meiner aktiven „ Laufbahn als Erzieherin“ über 500 Kinder eingewöhnt. Wichtig sind eigentlich nur wenige Dinge:
- ich bin der Einrichtung und den Fachkräften gegenüber positiv eingestellt
- ich zeige Vertrauen
- mein Kind wird es meistern, auch wenn es weint
- ich lasse zu Beginn einen Gegenstand von mir zurück, beispielsweise ein Tuch oder einen Schal
- am besten gelingt die Eingewöhnung im Garten
- der Vater übernimmt die Eingewöhnung
- ich höre auf mein Bauchgefühl und spreche die Fachkräfte an, wenn ich Fragen habe
- ich freue mich als Eingewöhnungsperson jeden Morgen überschwänglich, dass ich in die Kita darf
- nach der Eingewöhnung spreche ich darüber, was das Kind und ich tolles erlebt haben
Das hört sich vielleicht „spuky“ an, aber hilft wirklich. 😊

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Hallo Steffi,

vielen Dank für deine Tipps. Ich denke, die meisten Sachen machen wir ohnehin schon. Ich bin der Kita grundsätzlich positiv gegenüber eingestellt, denke, dass sie dadurch sehr profitieren kann und freue mich, wenn ich wieder etwas mehr arbeiten gehen kann.

Das mit dem Gegenstand da lassen ist ein guter Tipp. Das merke ich mir mal! Das mit dem Garten war bisher noch kein Thema. Ich würde denken, da kann sie nochmehr vor den Erzieherinnen "flüchten"?

Tatsächlich fällt es dem Papa schwerer, sie loszulassen. Er ist da nochmal viel emotionaler, da seine eigene Kita-Erfahrung gar nicht gut war. Daher hatten wir das Gefühl, dass es besser ist, wenn ich das mache. Allerdings hängt sie natürlich an mir etwas stärker als am Papa (lange Stillbeziehung, Schlafenlegen usw.). Wenn es gar nicht geht, probieren wir das sicherlich nochmal aus.

Wir haben schon im Vorfeld regelmäßig ein paar Kitabücher angeschaut, die sie ganz toll findet. Wir reden vorher und danach ganz positiv darüber, erzählen der Oma freudig, was sie alles gemacht hat usw. Auch wenn ich ihr sage, dass sie morgen wieder in die Kita zum Spielen darf, freut sie sich. Ich denke, die Stimmung drumherum ist also wirklich positiv.

Mir ist klar, dass es okay ist, dass sie weint. Ich habe nur momentan noch nicht das Gefühl (auch heute nach der ersten 5-Minuten-Trennung), dass sie sich schon von den Erzieherinnen trösten lässt. Sie lässt sich ja noch nicht mal von ihnen anfassen. Ich denke aber, dass es werden würde, wenn man uns genug Zeit gibt. Auch bei ihren Omas hat es lange gedauert, dann war es aber problemlos, sie bei ihnen zu lassen (sogar ganz ohne weinen).

LG

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Wenn sie sich noch nicht trösten lässt, dann bitte noch mit der 1. Trennung warten.