Erziehungstipps bei Sohn 15 Monate gesucht

Hallo Mädels - sorry für den längeren Post.
Mein sohn ist 15 Monate alt und ein total aufgewecktes Kerlchen. Momentan komme ich wirklich an meine Grenzen. Er möchte nicht mehr im Wagen, auch nicht im Einkaufswagen sitzen. Er möchte laufen. Das geht natürlich nicht überall. Spazieren gehen weiter als 500 m ist nicht drin, weil ja an jedem Grashalm gehalten wird und es versucht wird, sich in den Hals zu schieben… vorgestern hat er innerhalb von einer Sekunde einen Pilz im Garten in den Mund geschoben und wir mussten vorstellig werden bei der Giftstelle und den Pilz mitbringen / untersuchen lassen. Heute habe ich wieder einen versuch gewagt spazieren zu gehen. Natürlich muss er, trotz, dass ich versuche ihm zu erklären, dass er Dinge nicht toll, ständig an den kuhzaun zu fassen. Das ist schon enorm anstrengend, da ihn ein nein und eine Erklärung überhaupt nicht interessiert. Er findet das witzig. Ich versuche auch im Alltag kein Nein zu verwenden, wirklich nur bei Sachen, die ihn in Gefahr bringen.
Zuhause versucht er seit monaten von der couchlehne zu springen, wobei er genau weiß, wie er runter kommt, oder die Finger in die Steckdose (sind gesichert) zu stecken. Er wirft ständig die Stühle im Esszimmer um und hat jetzt herausgefunden, dass er sie vor die Kommode schiebt und dann drauf klettert. Außerdem hängt er sich jetzt wie ein Affe an seinen essstuhl, der auch schon auf ihn gekippt ist - er versucht es trotzdem ständig weiter.
Wenn etwas nicht nach ihm geht, werden wir gebissen, oder er schmeißt sich auf den Boden und weint die ganze Zeit.
Ich bin maßlos überfordert. Wir können nicht mehr zusammen einkaufen gehen, weil er direkt aus dem Sitz des Wagens rausspringt. Eben musste er unbedingt frische vogelscheisse anfassen, trotz, dass ich ihn dreimal dran vorbei gelotst habe.
Was soll ich tun? Das Leben macht so echt keinen Spaß mehr.. leider.. ich weiß nicht, ob und wie ich grenzen setzen könnte, da ich mit liebevoller ‚Erziehung‘ nicht weiterkomme. Ich habe eigentlich keine Erwartungen an ihn und möchte auch nicht vergleichen, aber ist das alles noch normal?


Danke im Voraus für eure Hilfe!

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Ich lese mit. Unser Sohn ist genauso, auch mit der Kletter- und Abenteuerlust. Wir setzen die Grenzen täglich wieder und wieder, er ist sehr ausdauernd.

Ich schicke dir gute Nerven und viel Kraft.

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Wir nehmen konsequent weg und aus der Situation. Wutanfälle sitze ich aus. Schreien lassen bis er wieder empfänglich ist.

Wenn ich merke, der Bewegungsdrang ist zu groß, gehen wir auf unserem Bett toben oder auf den Spielplatz. Ein Soft-Fussball für drinnen ist auch toll. Ein Kriechtunnel, ein Spielehäuschen mit zwei Öffnungen.

Er will sich nicht in den Autositz setzen? Dann müssen wir wohl zu Hause bleiben. Für Mami fahren wir nicht zum Spielplatz.

Er kratzt mit Lego an der Wand? Zwei Ansagen, dann kommt das Lego weg für ein paar Minuten.

Er will nicht im Sitzen essen? Dann hat er keinen Hunger, kommt das Essen weg.

Wir haben von klein an beigebracht, dass manche Dinge "bah" sind. Angewidert bah gesagt. Das klappt sehr gut. Er weiß, dass Müll bah ist und im Garten waren wir auch sehr hinterher.

Das hört sich für Eltern mit Engeln hart an, aber Weichspüler hilft nicht. Und ich kann ihm nicht permanent ungeteilte Aufmerksamkeit schenken, es muss auch mal Hausarbeit sein.

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Danke für deine Antwort.
Ich werde versuchen konsequenter zu sein. Beim Essen will er auch nicht mehr in seinem Stuhl sitzen und schmeißt dann alles runter. Ich kann ihn wirklich keine Minute unbeaufsichtigt lassen, wir können ja keine Couch und Stühle alles wegmachen. Manchmal wünsche ich mir eine Gummizelle. Er braucht definitiv Grenzen. Er ist sehr willensstark und überhaupt kein Kuschler. Das wollte er als Baby schon nicht. Er macht im Prinzip immer das, was er nicht soll.
Wir haben hier ein Pikler Dreieck, einen großen Hape Motorikwürfel, vieles anderes Spielzeug, aber er hat nur Interesse an Dingen, die er eben nicht soll… ich fange auch oft an zu verzweifeln, habe dann schlechte Laune, weil nichts klappt.. ich bin echt oft mies drauf, weil ich nix mehr machen kann.. alles was mal ging geht nicht mehr

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Huhuuu, ich hab jetzt keinen Erziehungstipp parat, und wollte nur eine Idee da lassen: habt ihr Kinderturnen in der Nähe? Bei uns wird das 3x die Woche angeboten und da ist wirklich viel zum Ausprobieren und Toben dabei. Vielleicht das ein wenig zum Ausgleich für dein Energiebündel 💕

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Hallo!
Puh. Das klingt wirklich anstrengend!

Liebevolle Erziehung in allen Ehren, aber meiner Erfahrung nach hat die Grenzen und spätestens wenn es für das Kind gefährlich wird (Sofalehne, Pilz, Stuhl kippt um), muss man als Elternteil die Verantwortung übernehmen und energisch auftreten.
Ich würde Konsequenzen einführen, wenn er auf ein entschiedenes (!) Nein nicht hört. Und dabei kommt es sehr auf deinen Ton an. Nicht bittend, keine langen Erklärungen, keine sanfte Stimme. Deutlich und entschieden "Nein, da darfst du nicht drauf/dran" und das Kind wegnehmen. Nicht sanft "drumrumlotsen" sodass es das gar nicht richtig merkt. Sondern an der Hand nehmen und bestimmt wegführen/runter nehmen. Beim zweiten Mal genauso, aber Konsequenz ankündigen. Beim dritten Mal genauso und Konsequenz ausführen. Also beim Spaziergang zu in den Buggy und anschnallen. Beim Stuhl und Stuhl wegstellen und mit Kind in anderen Raum gehen.

Ich wünsche dir starke Nerven. Das Grenzen austesten fängt gerade erst an und wahrscheinlich wird es 300 bestimmte "neins" brauchen bis es gelernt ist.

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Unser Sohn ist auch ein Wirbelwind. Wir machen es ähnlich wie du beschrieben hast. Wir reagieren energisch bei wichtigen Dingen die er wirklich nicht tun soll. Das funktioniert bis jetzt recht gut. Mein Sohn versteht aucu vieles schon wirklich gut und spricht auch schon ein bisschen. Ich glaube das macht es einfacher.

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Da schließe ich mich an.
Sanft ging bei uns auch nicht leider.

Besorgt euch vielleicht ein piklerdreieck zum klettern oder sowas in die Richtung

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Das ist normal, leider. Man muss einfach wissen, dass die Impulskontrolle in diesem Alter sehr schwach ausgeprägt ist und, je nach Temperament, die Neugier und der Drang grösser sind.
Sachen, die man wegnehmen kann, wie Spielzeug, einfach nach Ankündigung wegnehmen und in ein paar Tagen oder so wieder geben. Wenn er in der Wohnung meint, er muss vom Sofa runter springen, lasse ich ihn mittlerweile machen, learning by doing (er hat sich den grossen Zeh jetzt angeprellt). Rennt er auf die Strasse, schnalle ich ihn im Kinderwagen fest etc. Aber vieles wird erst mit zunehmendem Alter besser, denke ich.

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Bei uns war es ähnlich. Geholfen hat letztendlich nur immer dabei sein und ganz oft hochheben und weg gehen. Und die entsprechenden Emotionsausbrüche geduldig begleiten. Aber es war schon eine sehr anstrengende Zeit. Am meisten geholfen hat, dass er mit 16 Monaten halbtags in die Kita kam. Dort hatte er dann genug neue Eindrücke und war insgesamt ausgeglichener. Seit er 2 Jahre alt ist, ist das übrigens vorbei. Er spielt mit seinen Spielsachen und versucht nicht mehr an Dinge dranzukommen, die nichts für ihn sind. Er ist damit irgendwie durch. Die orale Phase ist auch vorbei und es wird nichts mehr in den Mund gesteckt.

Also zusammenfassend: Ich wünsche starke Nerven und dass ihr diese Phase gut durchsteht und falls ihr die Möglichkeit zu mehr Programm habt (Kita, Spielgruppe, Kinderturnen) würde ich das nutzen.

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Dankeschön. Das gibt mir viel Hoffnung. Gerade will er wieder penetrant zum habdyladelabel.. er geht übrigens nächste Woche für 4 Tage die Woche Ur Tagesmutter.

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Das klingt doch gut mit der Tagesmutter!
Wir haben es zum Glück geschafft ein Zimmer kindersicher zu machen, da waren dann keine Kabel oder Geräte mehr erreichbar und auch sonst nichts, was er kaputt machen konnte. Ohne diese Möglichkeit wäre ich durchgedreht 🙈.

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Ich kann auch nur raten, bleibt konsequent in den Punkten die euch wichtig sind oder lebenserhaltenden Charakter haben 🙈. Egal, ob es nun darum geht, irgendwo herunter zu springen oder darum, dass er haut oder beißt. Bei uns hat es geholfen, auf Augenhöhe zu gehen, in 1-2 kindgerechten Sätzen zu erklären, was das Problem ist und dann eine konsequente, deutliche Ansage zu machen. Bei hauen/beißen, deutlich sagen „Nein, das tut mir weh!“ o.ä., aufstehen und gehen. Bei uns hat es ein paar Wochen gedauert, aber allmählich wird es besser. Unser Sohn testet zwar weiterhin fleißig, aber z.B. das Hauen und Beißen hat fast komplett aufgehört, und auch einige andere Ansagen haben gefruchtet.
Ich weiß wie anstrengend das ist, aber wenn ihr konsequent bleibt, werdet ihr bestimmt nach und nach Veränderungen bemerken.

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Du hast bis jetzt schon ein paar gute Impulse bekommen. Unser Sohn ist haargenau so.
Zunächst zu den langen Spaziergängen. Da habe ich aufgegeben uns zu stressen und mach die Runden schon kleiner und mit seinem Puky dabei. Wenn es eilig sein soll, dann muss er notfalls angeschnallt und schreiend in den Wagen.
Wir wohnen an einer Hauptverkehrsstraße. Da musste er, bis es geklappt hat, im Wagen bleiben, bis wir an der Nebenstraße oder dem autofreien Weg waren. Auch jetzt noch. Klappt es nicht, geht es in den Wagen. Notfalls auch unter starkem Protest.
Bei Müll/Kippenstummel weiß er inzwischen, dass das BAH ist. Hat aber auch lange gedauert 😅

An manchen Punkten bin ich Rigoros und lasse ihn auch mal fallen oder seine Erfahrungen machen (natürlich nicht so, dass er sich verletzt, aber er merkt was passieren kann).

Erklären bringt bei ihm nichts.

Beißen bedeutet ihn anschließend zu ignorieren. Beim Versuch sind wir schon energisch mit der Stimme. Er weiß mittlerweile, dass er stattdessen in ein Kissen oder ein Kuscheltier beißen soll.

Eine JA-Umgebung schaffen ist zwar toll, aber es gibt Dinge, da braucht es klare Grenzen. Vor allem wenn es um die Sicherheit geht. Vieles wird er jetzt auch bei der Tagesmutter mitnehmen. Tausch dich ruhig mit ihr aus. Auch wie sie gewisse Dinge löst.
Dein Kind läuft noch nicht lange und es ist alles spannend und neu wenn man selbst alles erreichen kann. Manche Dinge verlieren nach einiger Zeit ihren Reiz, andere kann man durch DARF-Ecken umleiten (zB der Schrank darf nach Herzenslust ausgeräumt werden, der Rest ist tabu, Pikler zum klettern statt der Schränke).
Ihr habt gerade erst mit der Autonomiephase begonnen. Irgendwann kommen die Wutausbrüche des Todes 🤪😅
Das wird noch sehr lange dauern und du wirst noch einige starke Nerven brauchen. Die Kleinen testen uns und das immer und immer wieder.

Vielleicht hilft es dir eine Liste zu schreiben. Wo ist deine Erziehung sinnvoll und in welchen Bereichen müsstest du den Stil ändern. Liebevoll, aber energisch quasi.

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Es ist natürlich jetzt kein Trost für dich, aber du kannst diese Phase nur damit am besten umgehen, indem er gar nicht mehr die Möglichkeit hat sich selbst in Gefahr zu bringen. Beispiel: Wenn er von der Couch springt, kommt er halt nicht ins Wohnzimmer oder die Esszimmerstühle werden hochgestellt. Er spürt sicherlich, dass er dadurch die volle Aufmerksamkeit hat. Das ist ein Kreislauf, der sich dann gar nicht mehr schließt, wenn man als Eltern zu streng reagiert. Diese extreme Phase findet ca. zwischen dem 15. und 20. Lebensmonat statt. Danach wird es merklich besser. Beobachte auch einmal genauer, was ihn besonders interessiert und biete ihm dementsprechend Material an. Mein Sohn war ganz verrückt nach Wasserspiele oder unterschiedliche Arten von Bällen. Jetzt heißt die Devise einfach durchhalten. 😊