Weiter unten kam ja wieder die Frage nach einem Lernturm und auch auf viele Posts kommen Empfehlungen zu Montessori.
Daher interessiert mich mal:
Wie viel Montessori lebt ihr im Alltag? Die Bandbreite erstreckt sich ja weit. Kauft ihr bewusst nur Montessori-Spielzeug oder ist es dann Zufall? Was habt ihr in eurem Zuhause an Montessori-Möbeln/Hacks? Wie viel lasst ihr in die Erziehung einfließen und habt ihr euch zB genau deswegen für einen bestimmten Kindergarten entschieden?
Wir lassen es zum Teil einfließen. Monsterchen hat inzwischen einen Waschplatz aus einem Stuhl. Dann natürlich der Lernturm. Beim Spielzeug achte ich nicht speziell darauf, wobei wir dennoch welches haben. Im Alltag darf er (fast) alles versuchen. Von selbst anziehen, über Obst schälen, Kuchen backen und Tisch decken usw. Vieles passiert dabei aber auch ganz unbewusst.
Montessori
Das Grundprinzip von Montessori ist ja quasi "hilf mir es selbst zu tun". Ich denke das ist erstmal vom Gedanken her etwas, wo die meisten Eltern gut mitgehen können. Im Detail muss dann jeder selbst schauen, wie viel Zeit und auch Geld man da rein stecken will. Für mich hängt das immer vom praktischen Nutzen ab. Mein Sohn hat früh Besteck bekommen, weil das selbständige Essen für uns alle die Mahlzeiten viel entspannter macht. Gleichzeitig findet ich auch Bedürfnisorientierung wichtig und wenn mein Sohn manchmal doch wieder gefüttert werden möchte, ermögliche ich das oft. Seine Kleidung habe ich ihn noch nie selbst aussuchen lassen (außer mal Fragen wie "lange oder kurze Hose"), weil ich da bei ihm nicht so den Bedarf sehe. In einem Jahr ziehen wir um, dann ist er 3,5 Jahre alt und dann soll er einen Kleiderschrank bekommen, den er selber bedienen kann, momentan werde ich nur deswegen nichts neues kaufen. Statt Lernturm gibt es bei uns einen Stuhl und statt Waschtisch einen Hocker und eine Wasserhahnverlängerung.
Das Lernspielzeug nach Montessori ist nochmal ein anderes Thema. Mir scheint das Montessori-Konzept ursprünglich für Schulen gedacht zu sein und die Materialien sollen selbständiges schulisches Lernen ermöglichen. Für Schulen finde ich es einen tollen Ansatz (wobei ich freie/demokratische Schulen noch besser finde). Aus sozialen Gründen wird unser Sohn aber nicht mit dem Auto zur Montessori-Schule gefahren werden, sondern zu Fuß mit allen Nachbarskindern auf die gleiche Grundschule gehen.
Natürlich gibt es mittlerweile auch viel Montessori Spielzeug für Babys und Kleinkinder. Mir ist allerdings relativ egal, wann mein Kind Formen, Farben und Zahlen lernt, auch beim Lesen und Rechnen verlasse ich mich drauf, dass er das spätestens in der Schule lernen wird. Themen wie Empathie, Fantasie und Kreativität werden durch Montessori kaum gefördert, sind mir aber genauso wichtig. Das Spielzeug meines Sohnes richtet sich nach seinen Interessen und ist an die jeweiligen Entwicklungsaufgaben angepasst, mit denen er sich gerade auseinandersetzt. Wahrscheinlich ist ab und zu Montessori Spielzeug dabei.
Ja, der Markt ist mittlerweile riesig und ich glaube auch bewusst so gelenkt, weil es für viele Eltern in den letzten Jahren immer wichtiger wurde.
Gefühlt "muss" man möglichst viel machen, weil das Kind ja "gefördert" werden muss oder es "pädagogisch wertvoll" ist.
Wir haben recht viel selbstgebaut und alle Möbel sind auf Augenhöhe.
Unser Kind (22 Monate) hat im Flur z.B. einen Berliner Hocker (selbstgebaut), wo er seine Schuhe und Socken an und ausziehen kann. Darunter ist eine Kiste, wo er z.B. Mütze, Schal und Rutschesocken aufbewahrt. Darüber hängen haken mit jacken, die er selbstständig an und ausziehen kann.
Im Badezimmer hat er ein Waschtisch mit Spiegel, Schüssel und Handtuch. Da wäscht er sich alleine die Hände, putzt sich morgens und abends die Zähne und wäscht sich das Gesicht.
Ein floorbed haben wir, seitdem er 14 Monate alt ist und geht seitdem selbstständig ins Bett und steht auch alleine auf.
Und ja, wir haben viel "Montessori" Spielzeug und Kinderbücher. Finde ich persönlicher schöner und sinnvoller.
Für uns ist das aber alles logisch, da wir bedürfnisorientiert Erziehen und möchten, dass er so selbstständig wie möglich wird. Außerdem ist es soooo viel stressfreier... Er macht alles allein, ich muss nicht diskutieren und und und...
Wow, dein Sohn kann aber viel! Meiner ist 21 Monate und motorisch eigentlich fit, aber von alleine richtig Zähne putzen oder Schuhe/Socken anziehen ist er meilenweit entfernt. Ausser, es sind unsere Schuhe, da schlüpft er ganz gerne rein.
Also ehrlich gesagt finde ich das völlig normal 🙈 unser Sohn macht das auch alles und ist 22 Monate alt. Bei der Tagesmutter die Kinder ziehen sich auch selbstständig die Socken aus oder die Schuhe an und aus...
Wir leben gar nicht bewusst nach Montessori (ok den Lernturm haben wir). Allerdings machen wir vieles aus den Gefühl her schon so, zumindest kommt es mir so vor, wenn ich hier etwas darüber lese.
Ich möchte mein Kind zur Selbstständigkeit erziehen, deswegen beziehe ich ihn mit ein. Er darf sich morgens seine Kleidung selbst aussuchen, solange sie einigermaßen witterungsgerecht ist.
Seine Sachen sind für ihn gut zu erreichen.
Montessori-Spielzeug... gibt es das überhaupt wirklich? Musste bei ihr nicht alles einen pädagogischen Zweck erfüllen? Das ist mir irgendwie zu dogmatisch... Sicherlich haben wir hier auch einiges, was die Anforderungen an Montessori-Material erfüllt, aber das auch eher unbewusst.
Ich und mein Mann kommen beide aus dem pädagogischen Bereich und wir sehen alles, was zu dogmatisch ist, irgendwie kritisch.
Das Konzept ist für Kinderheime vor über 100 Jahren entwickelt und basiert auf der Fragestellung wie man in einem Kinderheim ohne Geld für Personal und Spielsachen Kinder halbwegs vernünftig soweit fördern kann dass sie zumindest die Basics im Leben lernen und nicht als vollkommen unfähige Dorftrottel vor sich hinsiechen. Daher die ganzen im Prinzip Lebenshilfen die Kindern ermöglichen sollten zb sich vernünftig wettergerecht anzuziehen weil den wenigen Pflegern die es gab es entweder egal war oder sie derart überlastet waren dass sie nicht darauf achten konnten ob das Kind jetzt barfuß im Schnee rumrannte. Waisenkinder waren damals Abfall der bestenfalls 'aufbewahrt' wurde und Maria Montessori versuchte deren Leben lebenswerter zu machen. Daher auch die Idee wie sie zb Trockenbohnen nach Farbe sortieren könnten .... die hatten da nix anderes. Oder die ABC Tafeln etc ... sie mussten sich das ABC im Heim damals entweder selber beibringen.... oder es halt nicht lernen.
Dieses Konzept - vor allem im Klein- und Kindergartenkind - Bereich auf die heutige Zeit zu transferieren.... und dazu meist in einen Bereich von Eltern die dem Kind total zugewandt sind führt es fast ad absurdum... es wäre eher was das man heute im sozialen Plattenbau - Block aushängen sollte damit eben das Kind aus bildungsferner nicht zugewandter Familie die Möglichkeit hat sich selber etwas anzueignen.
In deinem Beispiel vom Anziehen hieße Montessori dass er z.b. ein Thermometer mit farblichen Zonen hat und dazu eine Legende mit Sonne und Regen und den Zonen und dann Bildern von Kleidungsstücken welche in den Bereichen kleben damit er selber erschließen kann was angemessen ist.
Unser Kind hat einige Baustellen und wir konnten seine Entwicklung durch ein paar dieser Elemente sehr gut fördern. Aber als Lebenskonzept finde ich viel zu aufwendig und vermutlich auch unnötig da wie du schon richtig empfunden hattest es eher für Gruppen oder gedacht ist wo eben eine Lehrerin für alle in der Klasse für mehrere Jahrgänge so eine doch aufwändigere Schautafel baut anstatt jede Mutter für ihr Einzelkind selbst.
Danke für die Hintergrundinfos. Mit dem Wissen macht das ja auch total Sinn...
Zu der Zeit waren kleine Kinder ja auch noch sehr sich selbst bzw. Geschwisterkindern überlassen, weil die meisten Eltern arbeiten mussten. Das ist wirklich nicht mit den heutigen Zuständen vergleichbar...
Wir leben/erziehen nicht komplett nach Montessori, aber einige "Montessori-Hacks" haben wir schon, da ich es einfach toll finde.
- Einen selbstgebauten Waschtisch mit Spiegel im Badezimmer
- Einen Lernturm in der Küche
- Eine Tipi-Kleidergarderobe zusätzlich zum Kleiderschrank im Kinderzimmer, damit sie sich gut allein bedienen kann
- alle Regale in ihrem Zimmer sind niedrig, somit erreicht sie alles allein
- Hausbett
Beim Spielzeug ist es auch ganz unterschiedlich. Sie hatte immer vieles aus Holz, anfangs echt fast alles. Sortierspiele mag sie gern und verschiedene Materialien zum Erkunden. Aber jetzt mit 3,5 sind auch Playmobil, Puppen und andere Sachen sehr wichtig :)
In ihrem Zimmer hängt ein Bild für die Abendroutine - Zähneputzen, Waschen, Toilette, Pyjama usw ... wenn sie etwas erledigt hat, schiebt sie die entsprechende Kugel ans andere Ende. Das gefällt ihr sehr gut und dadurch kann sie sich selbstständiger bettfertig machen.
Ein ABC Bild hängt auch in Ihrem Zimmer - sie sagt dadurch tatsächlich das komplette Alphabet auf und erkennt schon viele Buchstaben.
Ihr Zimmer ist harmonisch eingerichtet/gestaltet und ordentlich sortiert. Alles hat seinen Platz, seinen Korb. Das ist ihr selbst aber auch sehr wichtig und sie räumt immer auf.
Ich (und auch andere) bezeichnen sie als recht selbstständig. Zieht sich (fast) alleine an, deckt den Tisch, räumt auf, mag Ordnung und probiert immer erst selbst, bevor sie um Hilfe fragt :)
Der Kindergarten ist allerdings ein ganz normaler Kindergarten, der aber einiges an Montessori-Dinge einfließen lässt. Da beginnt sie am Montag, ich bin schon gespannt 😁
Strikt danach erziehen möchte ich sie nicht, deswegen auch kein Montessori Kindergarten.
Ich hab keine Ahnung von Montessori, erst recht nicht von Spielzeug.
Mein Sohn hatte noch nie Interesse daran im Haushalt zu helfen, geschweige denn irgendwas selber zu machen.
Keine Ahnung wie das gehen soll, dass er irgendwas hilft.
Meine Tochter ist da schon etwas interessierter. Sie darf natürlich auch mal helfen die Spülmaschine auszuräumen, abzustauben, usw.
Wir haben ein Floorbed, Regale auf ihrer Höhe, Gaderobe für ihre Höhe, Tische auf ihrer Höhe an denen sie arbeiten kann, Waschschüssl und Spiegel auf ihrer Höhe,..
Was wir nicht haben: Dezidiertes Montessorispielzeug. Das ist für mich häufig unnötig und die Dinge können auch improvisiert werden. Mir ist ihre Selbstständigkeit wichtig, dies aber auch aus Eigennutz, denn es sorgt dafür, dass ich weniger Energie aufwenden muss. Ich bin derzeit in der 39. SSW schwanger und ich habe es sehr zu schätzen gelernt auf dem Sofa zu sitzen und sie bestimmte Sachen holen oder wegbringen zu lassen. Der Vorteil für mich: Ich musste mich nicht bücken und nicht gehen. Der Vorteil für sie: Sie hat daran unendlich viel Spaß und es fördert ihre Sprache. Klar dauert das sehr viel länger als würde ich es machen, aber Zeit ist aktuell nicht das, was uns fehlt.
Wenn wir putzen, dann kriegt sie auch einfach einen Lappen/Swiffer in die Hand und putzt mit. Sie freut sich, dass sie helfen kann und wir haben für den Moment Ruhe selbst zu arbeiten.
Ehrlich gesagt hat sie bisher aber auch nur vernünftige Wünsche: Wenn sie z.B. raus will, dann setzt sie sich in den Kinderwagen oder holt uns unsere Schuhe. Was sollen wir dann auch drin bleiben, wenn es sie glücklich macht raus zu gehen?
Ihr eigenes Besteck hat sie auch früh bekommen. Warum? Damit wir unser eigenes behalten und in Ruhe essen können.
Das ist kein Montessori, wobei sich Montessori auch eher an ältere Kinder im (Vor-)Schulalter richtet, fördert aber schon ihre Selbstständigkeit. Was ich demnächst gerne noch hätte ist ein Holzmesser für sie. Das war es dann aber auch.
Wir wollten sie eigentlich im Montessori-Kindergarten anmelden. Hierfür war aber der einzige Grund, dass das die einzige Institution ist, die Halbtagsbetreuung anbietet.
Ich mag keine Dogmen. Wir machen alles so wie es im Alltag gerade zu unseren Bedürfnissen passt. Unser Kind ist etwas über 2,5 Jahre alt. Wir beziehen sie viel mit ein, ohne irgendwas ohne Montessori zu lesen. Da sie aber einen starken eigenen Willen hat, will sie mal helfen und mal nicht. Andersrum hat sie manchmal Tage, an denen sie sehr nähebedürftig ist und selber viel Hilfe haben möchte, die sie dann wenn möglich auch bekommt.
Fürs Waschbecken haben wir einen einfachen Hocker, damit sie selber dran kommt und den trägt sie oft auch durch die Gegend, um woanders selber dran zu kommen.
Fürs Schuhe anziehen und Socken anziehen braucht sie keine speziellen Möbel, sondern setzt sich einfach auf den Boden und zieht sich das alleine an.
Essen wollte sie schon früh alleine, also haben wir sie gelassen, phasenweise möchte sie auch mal Teile einer Mahlzeit gefüttert werden, dann ist das so.
Ins Bett kann sie alleine rein und raus, sie schläft noch im Familienbett. Spielzeug ist für sie überwiegend selber erreichbar und wenn Zeit ist, darf sie sich auch viel ausprobieren.
Morgens vor der Kita bzw Arbeit ziehen wir sie an, auch wenn sie es prinzipiell (Socken, Hose, Mütze, Jacke, Schuhe) selber kann, weil da nach im Bett kuscheln, Frühstücken und Badezimmer einfach die Zeit fehlt und mein Job Pünktlichkeit erfordert. Und nein, noch früher als 5:45 steht sie auch nicht auf und möchte ich auch nicht aufstehen. (Bedürfnisse aller…)
Klamotten darf sie wenn sie möchte selber aussuchen.
Ich habe keine Ahnung von Montessori, habe jetzt einfach mal die Antworten gelesen.
Ich dachte, es ist völlig normal, dass man die Kinder zur Selbstständigkeit erzieht. Meine Eltern haben keinen einzigen Erziehungsratgeber gelesen, und wir haben uns relativ früh selbst angezogen, im Rahmen unserer Möglichkeiten entschieden, wie wir uns anziehen wollen, beim Kochen geholfen und so weiter.
Wir brauchten keinen Lernturm, sondern hatten einen Stuhl in der Küche. Wir konnten auch alleine ins ganz normale Bett klettern und auf der Treppe sitzend haben wir uns die Schuhe angezogen.
So werden wir das bei unserer Tochter auch machen.
Berichte mal in einem knappen Jahr. Ich würde mein Kind mit 13 Monaten (oder 9 Monaten, seitdem läuft sie) nicht auf einen Stuhl stellen, auf den es noch nicht selber klettert und nicht runter kommt. Und nachts im normalen Bett schlafen? No way. Die Selbstständigkeit ist in einem bestimmten Alter mit Erwachsenenmöbeln limitiert. Zumal es eben nicht darum geht das Kind hochzuheben und irgendwo oben wieder abzusetzen, sondern sie es selbst machen zu lassen. Und bis dahin soll das Kind nur die Wände der Küchenmöbel sehen?
Beim Bett geht es bspw. auch nicht nur darum, dass es ebenerdig ist.
Wenn es nicht selber klettert, hat es auch nichts in einem Lernturm verloren, meiner Meinung nach. Und was hast Du gegen ein normales Bett? Mein Sohn schläft neben uns in seinem zu Beistellbett umgebautes Juniorbett, wenn er allein da liegt, kommt noch ein Stillkissen oder eine gerollte Decke daneben, damit er nicht zu weit rollt. Ansonsten klettert er natürlich selbstständig ein und aus. Im Bad steht ein Hocker damit er ans Waschbecken kommt. Man muss nicht die ganze Wohnung umbauen, um ein halbwegs selbstständiges Kind zu haben.