Sie verletzt sich selbst

Ich bräuchte mal einen Tipp wie man da am besten vorgeht.Meine Tochter fast 2,5 jahre alt verletzt sich oft selbst beim Wutanfall. Damit meine ich sie kratzt , beißt und schlägt sich selber. So schlimm das sogar schon Blut gelaufen ist.

Gestern zum Beispiel war auch wieder so eine Situation. Sie wollte das ich sie trage. Was ich natürlich nicht gemacht habe. Ich ihr also gesagt das sie kein Baby mehr ist und schon selber laufen kann. Doch sie bettelte weiter. Ich sagte weiter Nein. Und aufeinmal rastete sie total aus weinte . Und kratzte sich selber ins Gesicht , fing an sich zu Ohrfeigen und schlug ihren Kopf auf den Bürgersteig. Das war mir auch sehr peinlich alle Menschen haben genervt geguckt was ich auch verstehen kann. Ich sagte dann zu ihr mehrmals ,, hör auf jetzt“ lass es sein. Und habe versucht es zu unterbinden. Normalerweise reagiere ich erst gar nicht auf so etwas von ihr aber diesmal war es einfach zu heftig.

Ein anderes mal biß so sich so dolle in den Arm das dort ein blauer Fleck entstanden ist.

Soll ich das nächste wieder was sagen zu ihr ?Oder ist es besser bei sowas nicht drauf einzugehen?

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Das klingt ja grauenhaft. Dass du sie nicht tragen willst ist deine Entscheidung, total okay. Aber dass du sie dann auch noch so unter Druck setzt, ihr sagst, dass sie kein Nähebedürfnis mehr haben darf, weil sie kein Baby mehr ist (was sie ja nicht ändern kann). Und dann bist du auch noch genervt und es ist dir peinlich, dass deine Tochter Emotionen hat. Es ist überhaupt kein Wunder, dass sie völlig verzweifelt und sich selbst verletzt. Irgendwie muss der ganze Schmerz ja raus.

Ich würde dringend empfehlen einfühlsamer mit dem armen Kind umzugehen, damit es garnicht erst soweit kommt.

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Ich muss meiner Vorschreiberin da zustimmen. Vielleicht liest du dich auch mal etwas in die Gehirnentwicklung und zum Thema Autonomiephase ein.

Grundsätzlich erwartet deine Tochter einen bestimmten Ablauf. Durch dein Nein wird ihre ganze Innere Vorstellung über den Haufen geworfen, das Gehirn steht plötzlich unter Stress, weil von geplanten Ablauf abgewichen wird und baut den irgendwie ab.
Schade, dass dir das peinlich ist, ich habe in solchen Situationen eher Mitleid mit meinem Kind. Ich finde es wichtig dann zu begleiten, zu erklären (was empfindet sie da gerade? Wut, Enttäuschung, Einsamkeit?), Verständnis zu zeigen. Zeige ihr Möglichkeiten auf, wie sie den Stress abbaut, das kann anfangs durchaus mal das Hauen auf Kissen/Wand/Boden sein. Sanft die Selbstverletzungen verhindern.

Danach kann man auch etwas erklären, vielleicht einen Kompromiss finden/ anbieten, zB ich trag dich bis zur nächsten Straßenlaterne, dann läufst du wieder…

Grundsätzlich habe ich die Einstellung: auch wenn es mir als Nichtigkeit erscheint, für mein Kind ist es eine Wichtigkeit. Daher vermeide ich auch den Satz „ist doch gar nicht schlimm“ oder „das war ja gar nix“, denn für mein Kind ist es in dem Augenblick eben subjektiv ganz anders.


Wir hatten auch schon Stressanfälle mitten auf der Straße oder im Laden und eigentlich nie habe ich empfunden, dass Leute peinlich berührt davon sind. Meist haben sie Mitleid (vermutlich mit den geplagten Eltern;)) oder, wenn vielleicht selbst kleine Kinder dabei sind, dann kann es schon mal ein schmunzelnder Blick sein, wenn ich selbst etwas dabei schmunzeln muss, wie mein Zwerg grad wieder über den Boden rollt (was übrigens keinesfalls bedeutet, dass ich ihn auslache)…

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Hm, das klingt wirklich schlimm.
Sie scheint ihre Gefühle nicht richtig ausdrücken oder verarbeiten zu können.
Ich würde ein SPZ anrufen und auch mit dem Kinderartz darüber sprechen. Vielleicht gibt es ja Gründe für so starke wutanfälle.
Hast du mal verschiedene Lösungen versucht? Was hast du so bisher in den Fällen gemacht und wie kommt sie da wieder raus?

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Das Ausdrücken und Verarbeiten muss man ja erst mal erlernen, da braucht es schon etwas elterliche Unterstützung. Da würde ich jetzt nicht gleich die SPZ-Keule schwingen…

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Jup. #winke

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Hmm also ich kann mich meiner Vorrednerin da nur anschließen. Vielleicht kannst du dich mal ein wenig im Netz einlesen, Stichwort "Wutanfälle (bindungsorientiert) begleiten" oder auch generell zum Thema Wut bei Kleinkindern. Auch ich muss dir leider sagen, dass du da an deinem Verhalten bzw dem Verständnis für dein Kind etwas arbeiten könntest.
Ich weiß, dass das total schwer ist, mir gehen da auch oft die Nerven durch. Niemand ist perfekt.
Vielleicht kannst du auch versuchen, an deiner Einstellung zu anderen Leuten zu arbeiten. Warum sollte jemand genervt gucken, wenn das auf offener Straße passiert? Die meisten werden doch auf dem Sprung sein.
Und selbst wenn - piep egal. Dein Kind braucht deine Begleitung. Es ist nicht in der Lage, mit diesem starken Gefühl Wut umzugehen. Das ist einfach eine Tatsache bei so kleinen Kindern. Nicht allein lassen. Da sein.
Du musst ihr Strategien zeigen, wie sie das machen kann.
Natürlich nicht in der Situation selbst, aber hinterher.

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Die arme Maus! Wieso hast du sie denn „natürlich“ nicht getragen? Mal abgesehen davon, dass so kleine Beinchen tatsächlich auch mal müde werden, ist auch das Getragen werden ganz wichtig fürs Bindungstank-Aufladen.
Da sie so heftig reagiert, scheint es bei euch da wohl generell ein Defizit zu geben.

Das nächste mal nimmst du sie am besten sofort mit einem „Ja klar mein Schatz“, einem Lächeln und einem Küsschen auf den Arm, wenn sie getragen werden möchte.
Mehr gibts dazu nicht zu sagen.

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Darum geht's doch im Grunde gar nicht. Wutanfälle grundsätzlich zu vermeiden, indem man dem Kind in jeder Situation jeden Wunsch erfüllt, obwohl man selbst dann "leidet", kann doch nicht der Schlüssel sein.
Ich gehe jetzt auch mal davon aus, dass es sich um einen Weg handelt, den das Kind easy zu Fuß zurücklegen kann. Ansonsten würd ich nämlich sagen, gut - selbst schuld, natürlich muss man dann irgendein Gefährt mitnehmen, wenn man das Kind nicht tragen will/kann.
Aber im Grunde geht es doch darum, dass die beiden Beziehungsarbeit betreiben müssen, Kompromisse finden können und Strategien entwickeln müssen, wie man das Kind am besten begleitet, ohne dass es körperlichen Schaden nimmt. Selbst wenn das z.B. erstmal einfach still festhalten ist.
Es ist doch vollkommen nachvollziehbar und okay, dass das Kind in so einer Situation wütend ist.
Die TE sollte sich einfach ein bisschen zum Thema einlesen.

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Ganz genauso sehe ich es auch. Deine Antwort gefällt mir am besten und am hilfreichsten ohne unnötig zu verletzen.

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Nicht nachgeben, aber dieses Verhalten unterbinden, durch Festhalten, mein großer Enkel hat sich in dem Alter oftmals bei Wutanfällen in den Arm gebissen. Meine Tochter ging damals zum pedopsychiater, der ihr erklärte, dass das Kind sich selbst bestrafen will und dass sie das unterbinden muss.

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An der Ursache ändert sich dadurch allerdings auch nichts.

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Gruselig.

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Sorry,aber wenn ich das lese, bin ich einfach nur entsetzt und mit tut dieses Kind unendlich leid.

Dein Kind braucht deine Nähe, will getragen werden (meiner Ansicht nach in diesem Alter völlig legitim)
Sie kann mit deiner Zurückweisung dann nicht umgehen (wiederum völlig normal in diesem Alter) und bräuchte hier dringend Unterstützung und Begleitung.
Bekommt aber stattdessen entweder Ignoranz, Scham oder Wut von dir??

Du solltest dich dringend mit der kindlichen Entwicklung in diesem Alter auseinandersetzen und dir einen wertschätzenderen Umgang mit deinem Kind überlegen.

Wenn du selbst ständig die Erfahrung machen müsstest, dass deine Bedürfnisse nicht einmal wahrgenommen werden und das sogar von deiner wichtig Bezugsperson- dann würde dir das auch zu schaffen machen.

Und so ein kleines Kind kann sich da nicht anders helfen, als sich selbst zu verletzen. Das tut mir wirklich in der Seele weh.
Bitte bitte, versuche dich in deine Tochter hineinversetzen!

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Ich kann mich den anderen nur anschließen.
Warum dürfen denn die kleinen , nicht unsere Nähe haben? Die sie , wieso auch immer, gerade in dem Moment brauchen ??
Wenn du jetzt weinen würdest, weil weshalb auch immer ,und du in den Arm genommen möchtest , aber dein Mann sagt , Nein ! Natürlich nehme ich dich nicht in den Arm. Wie würdest du dich fühlen ??
Schreckliches Gefühl.

Alles Gute

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Wie meine Vorrednerinnen bin ich auch der Meinung, dass es in diesem Fall darum geht, auf die Bedürfnisse des Kindes einzugehen und es in seinen Emotionen zu begleiten. Dabei geht es keinesfalls darum, dem Kind jeden Wunsch zu erfüllen - es kann ja durchaus Gründe geben, warum man es nicht tragen kann oder will (als Beispiel nur), aber es ist wichtig, das dem Kind zu erklären und ihm zu helfen, seine Emotionen, die dabei entstehen, zu durchleben. Permanent gar nicht drauf reagieren ist aus meiner - bedürfnisorientierten Sicht - der absolut falsche Weg.
Natürlich geht es nicht von jetzt auf gleich und klappt auch nicht immer (keiner von uns ist perfekt und hat Nerven aus Stahl), aber du kannst ja langsam anfangen. Wenn du Lust hast, dich einzulesen, kann ich dir Literatur von Jesper Juul empfehlen (z.B. „Dein kompetentes Kind“) oder die „Das gewünschteste Wunschkind…“-Reihe.