Ich lese immer wieder, dass Kinder erst ab etwa 3 Jahren miteinander spielen können und zuvor nur nebeneinander spielen:
„Schon mit etwa sechs bis zwölf Monaten zeigen die meisten Kinder Interesse an Gleichaltrigen und anderen Kindern. Freilich kann in diesem Alter von einem gemeinsamen Spielen noch nicht die Rede sein, aber dennoch werden in der Begegnung mit anderen Kindern bereits wichtige soziale Erfahrungen gemacht. Auch mit ein oder zwei Jahren spielen Kinder meist noch nebeneinander her, beobachten sich aber gegenseitig aufmerksam und versuchen, Interessantes nachzuahmen.“ (https://www.kindergesundheit-info.de/themen/spielen/hauptsache-spielen/allein-zusammen/)
Das habe ich bisher immer so übernommen und nicht hinterfragt. Allerdings haben sich in den letzten Wochen mehrere Situationen ereignet, die mich daran zweifeln lassen oder zumindest an der Bedeutung „miteinander spielen“. Meine Kinder sind 21 und 7 Monate alt.
Ich war mit meiner großen Tochter, meinem Mann, einer Mutter aus der Krippe und ihrer Tochter (23 Monate) auf dem Spielplatz. Da ich unsere jüngere Tochter in der Trage hatte, stand ich abseits und war eher Beobachter und nicht involviert. Auf dem Rückweg kam ein Hubschrauber und beide Eltern standen mit den Kindern auf einer Mauer am Zaun und haben hochgesehen. Die beiden Erwachsenen fachsimpeln über den Hubschrauber und sind abgelenkt. Die beiden Kinder merken das, schauen sich an und laufen zusammen lachend zurück auf den Spielplatz.
Das ist doch auch eine Form von miteinander spielen?
Selbst wenn ihr nun sagt, dass ein Kind angefangen hat und das andere imitiert und mitmacht, dann habe ich noch ein zweites Beispiel von heute Abend:
Wir Eltern saßen mit unserer älteren Tochter am Esstisch, es gab Abendbrot. Die jüngere Tochter war im Wohnzimmer alleine auf Exkursion, hatte sich in einer Ecke festgekrallt, kam weder vor noch zurück, ich habe sie gerettet und in der Küche abgesetzt. Dort ist sie dann direkt unter den Tisch zum Tripptrapp ihrer Schwester, hat diese am Fuß gezuppelt und ist, als sie gemerkt hat, dass die Schwester herunter klettert, langsam in Richtung Flur gekrabbelt. Die große Schwester ist wie gesagt vom Tripptrapp runter, hat sich auf den Boden gesetzt und ist der Schwester hinterher in den Flur gekrabbelt. Dort haben die Kinder tatsächlich Fangen gespielt, also eines der Kinder ist wechselweise vorne weg, das andere hinterher, wenn sie sich gekriegt haben, sind sie entweder übereinander gekrabbelt oder haben sich angekreischt und waren die ganze Zeit dabei wie blöde am Lachen. Das ganze ging deutlich länger als eine halbe Stunde.
Das ist doch eindeutig miteinander spielen?! Klar, auch das ist kein Rollenspiel, aber das ist doch ein Spiel und es spielen doch also sehr wohl viel jüngere Kinder miteinander? Warum ist dann überall zu lesen, dass Kinder erst sehr viel später miteinander spielen würden?
Klärt mich mal bitte auf. Wir krabbeln mit dem Baby übrigens nicht über den Boden (haben beide Meniskusprobleme), sodass Imitation wegfällt.
Kein Miteinander-Spielen unter 3?
Hey, ich tippe,dass das einfach eine andere Art und Weise der Definition ist.
Manch einer benennt Interaktion als spielen, andere sagen nur zum Rollenspiel"Spielen", andere sagen,dass gegenseitig Grimassen schneiden spielen ist, andere,dass sich einen Ball zu rollen Spiel ist usw usw...
Das glaube ich auch, aber spielen findet ja auch auf ganz niedrigen Niveaus statt. Eine Mutter spielt ja auch mit ihrem Baby, lange bevor sich das überhaupt fortbewegen kann. Oder das Baby spielt mit dem Greifbogen. Mir kommt es aber so vor, als ob alles auf Rollenspiele bezogen wird. Dabei nehmen die zeitlich ja nur einen kleinen Teil des gesamten Spiels ein.
Ich fand diese kategorische Aussagen auch immer unsinnig, weil ich etwas ganz anderes erlebe. Mit 14-16 Monaten hat mein Kind sehr wohl mit einem anderen Kind, das zu Besuch war, interagiert, sie haben sich angelacht, sind hinterher gelaufen und so. Natürlich ist das nicht spielen im Sinne von, ich gebe dir den Ball und Du gibst zurück, aber es ist Interaktion und das ist das, was für mich zählt. Mit 18-20 Monaten, sprach meiner bereits sehr viel (wie er konnte halt) von einem anderen Kind aus der Kita, dort waren sie immer zusammen, haben einander imitiert etc.
Seit er spätestens 2 ist, hat er einen besten Freund (wir Mütter und Kinder treffen uns schon länger regelmässig, aber zwischen den Jungs hat es erst vor kurzem "click gemacht"), beide reden viel voneinander, wollen sich immer besuchen, sogar Anrufe auf Videowhatssapp mussten getätigt werden :)). Wenn sie sich in der Kita treffen, ist es das grösste Glück auf Erden :).
Ja, das ist immer wieder so ein Anti-Krippen-Argument, aber ich erlebe es auch anders.
Mein Sohn ist 23 Monate alt und seit über einem Monat total dicke mit einem Mädchen aus der Krippe. Sie begrüßen und verabschieden sich indem sie sich an der Hand nehmen. Gerne stupst sie seine Nase 😅 Sind auf dem Spielplatz unzertrennlich. Beim Essen am Tisch sprechen sie ihre eigene Sprache und wenn ich oder Papa/Oma fragen, wie es in der Krippe läuft, sagt er ihren Namen. ❤️ Also offensichtlich haben sie eine Art Beziehung zueinander und "spielen". Was für ne Art Spielen das nun ist, ist mir egal. Ich halte es für eine wertvolle Erfahrung.
Sehe ich genauso. Meine Tochter und ihr gleichaltriger Cousin sind unzertrennlich. Sie spielen mit ihren 24 Monaten definitiv zusammen. Zusammen im Sandkasten, auf der Wippe, tanzen zusammen und albern rum. Natürlich kommen da noch keine Rollenspiele, aber sie haben definitiv mehr Spaß zusammen als alleine. Auch in der Kita "spielen" die Kinder sehr gerne zusammen. Meine Tochter berichtet mir immer von den anderen Kindern und ist ganz begeistert. Diese Kontakte würde ich für sie nicht missen wollen.
Ja, da haben sie natürlich schon miteinander gespielt 😊
Aber ich glaube, ein richtiges miteinander spielen sieht trotzdem anders aus.
Klar konnte meine Tochter mit 1,5 Jahren auch mal ihre Freundin fangen oder umgekehrt, oder sie haben sich versteckt, sich gegenseitig gekitzelt usw ...
Aber hast du beiden Mädchen eine Puppe in die Hand gedrückt, wären sie nie auf die Idee gekommen, gemeinsam zu spielen 🙃 Jeder war selbst damit beschäftigt, seine eigene Puppe zu füttern. Sie haben sich zwar gegenseitig imitiert, aber eben trotzdem nicht wirklich miteinander gespielt.
Oder in der Sandkiste - jeder hat seinen eigenen Turm gebaut. Dem jeweils anderen bei seinem Turm helfen war nicht drin. Oder beim Anschauen eines Buches - jeder hat sich selbst ein Buch ausgesucht, gemeinsam eines auswählen, Rücksicht auf den anderen nehmen und dann dieses Buch auch noch gemeinsam ansehen - Nein.
Das ging hier ab ca 2,5 würde ich sagen. Man konnte es ihr auch vorher schon einreden, dass xy nun ein Buch auswählt und sie warten muss ... alleine wären sie in diesem Alter aber noch nicht dazu imstande gewesen.
Also ja, gewisse Sachen können kleine Kinder auch schon früher miteinander machen. Aber richtig miteinander spielen, also zu zweit für 1 Stunde im Kinderzimmer sein zum Beispiel, das klappt erst später. Meistens zumindest :) gibt bestimmt Ausnahmen :)
Ich versuche mal, meine Beobachtungen dazu zu beschreiben. Ab ca. 3 Jahren beginnt halt eindeutig nochmal ein anderes Level. Klar konnte auch mein Zweijähriger zu einem anderen Kind sagen "ich nehm den Bagger und du nimmst den Radlader" und dann haben beide nebeneinander her gebuddelt. Auch nachmachen passiert schon viel (wenn der eine anfängt beim spielen Brummgeräusche zu machen, macht der nächste es auch, wenn einer mit dem Bagger aus dem Sandkasten raus fährt, kommt der nächste mit dem Radlader hinterher. Trotzdem ist es eher ein nebeneinander her spielen und Ideen abschauen, als ein gemeinsames Spiel, das hauptsächlich aus Interaktion besteht und deshalb gar nicht alleine gespielt werden kann (außer das Kind nimmt zwei Rollen ein, was sie ja in dem Alter dann auch können).
Vielleicht nochmal um meine Gedanken zu veranschaulichen: Wenn bei 2-Jährigen einer mit dem Arztkoffer ankommt und Arzt spielt, kann es gut sein, dass der andere sich auch ein Utensil nimmt und auch Arzt spielt. Aber erst ab 3 Jahren würde der andere auf die Idee kommen, den Patienten zu spielen und damit im Spiel neue Möglichkeiten zu eröffnen, die man alleine nicht hätte umsetzen können.
Ja, das verstehe ich. Aber das würde ja bedeuten, dass sich spielen ausschließlich auf Rollenspiele bezieht bzw. Spiele einen bestimmten Zweck erfüllen. Im Falle von Fangen spielen wäre das bloße hinterherrennen und dabei Spaß haben kein Spiel und würde erst zum Spiel werden, wenn damit auf übergeordneter Ebene ein Zweck verfolgt würde (z.B. ungeschickte Anbahnung von Kontakten an den Schwarm in der Pubertät - sorry, mir fällt sonst nichts im Kinderalter ein, weil das noch komplexer ist als der Rollenwechsel).
Ich erinnere mich, dass ich mit meiner Kindergartenfreundin immer gemeinsam Mutter gespielt hat. Das wäre dann ja auch eher ein Nebeneinander spielen, weil wir beide die gleiche Rolle inne hatten. Und klassische Spiele, die auch von älteren Kindern noch gespielt werden, wie Fangen oder Verstecken, wären dann auch kein Spiel, wobei hier die wechselseitige Rollenverteilung ja doch gegeben ist (bei meinen Kindern aber ja auch?).
Auch wenn Rollenspiele sicher einen großen Teil ausmachen, ist das glaube ich nicht der einzige Aspekt, der die andere Art des Spielens ab 3 Jahren ausmacht. Beim fangen spielen ist es ja auch nochmal ein Unterschied, ob es ein bloßes "in die gleiche Richtung rennen" oder eine Art "Jagd" auf den anderen ist, oder ob es ein Spiel mit gemeinsam kommunizierten Regeln ist (wenn ich dich anstupse, bist du dran und ich renne weg). Auch bei Gesellschaftsspielen kann nicht jeder sein eigenes Ding machen, sondern es gelten gemeinsame Regeln und man muss z.B. den Zug des anderen erst abwarten. Dann sind da noch all die Spiele, bei denen gemeinsam etwas gebaut, erstellt oder ausprobiert wird. "Lass uns Matsch kochen. Ich fülle Sand in diesen Eimer und du suchst Wasser." Also nicht jeder macht einen eigenen Matschhaufen oder baut seine eigene Burg, sondern es wird kooperiert.
Beim Puppen spielen ist auch die Frage, ob einfach nur die Puppen betüddelt wurden, oder ob sich die beiden Kinder in einer gemeinsamen Fantasiewelt befinden, auf die man sich eben auch erstmal verständigen muss. Vielleicht ist das eine Mädchen die Tante der anderen Puppe, vielleicht machen alle zusammen heute einen Ausflug, vielleicht haben die Puppenkinder Streit miteinander...
Ich will damit übrigens nicht sagen, dass Kinder unter 3 Jahren keine anderen Kinder brauchen. Ich kenne es so, dass Kinder spätestens ab 2 Jahren regelmäßig Kontakt zu anderen Kindern haben sollten. Auch das Nachahmen und nebeneinander her spielen hat viel Wert.
Ich merke aber auch schon bei Babys, wie viel spannender es für sie ist, anderen Kindern beim Spielen zuzuschauen und vermute, dass die Natur es so vorgesehen hat, dass schon Babys mit Kontakt zu anderen Kindern (im Clan) aufwachsen und einfach zufrieden zuschauen und nach und nach immer mehr nachahmen. Unserem Sohn war als Baby und 1-Jähriger zu Hause oft langweilig. Seine kleine Schwester ist auch viel unkomplizierter, wenn sie einfach ihren Bruder beobachten kann. Wenn er länger nicht da ist, ist die Laune deutlich schlechter und ich muss viel "bespaßen".
Ich habe mich das vor einer Weile auch gefragt , aber denke auch, dass das eine Definitionsfrage ist.
Ich habe Zwillinge, die im Alter von 8 Monaten nebeneinander lagen und sich gegenseitig Spielzeug hin und her reichten. Mit 2 hatten beide ein großes Interesse am 5jährigen Bruder und seiner Freundin und waren immer mit dabei, sind abwechselnd die Rutsche runter, mit Fahrzeugen um die Wette gefahren und haben natürlich ganz viel interagiert.
Anders sieht es aus bei "fremden" Kindern. In der Kita wurde berichtet, dass sie eher MITEINANDER spielen. Das Spiel mit den anderen Kindern fing in der Tat erst mit 3 an. Und dann natürlich Rollenspiele, die mit 3 so richtig interessant werden. Da kommen dann die typischen Sachen wie Mutter-Vater-Kind oder das gemeinsame planerische Bauen.
Unsere kinder 2 und 9 Monate spielen auvh miteinander. Aber segr einfache meist kurze zb Versteckspiele, zusammen was schieben. Unser großer spielt aber mit srinem Freund schon 'komplexe' Rollenspiele. Verkleiden als Löwe, sich zusammen schlafen legen inkl Gute Nacht Lied usw. Total herzig ☺️