Hallo,
Vorab: ich hab das „Kampf“ im Titel bewusst in Anführungszeichen gesetzt, denn mir ist bewusst, dass mein Kind mich nicht absichtlich ärgern oder provozieren will, er weiß nicht was er da tut.
Dennoch zehrt es aktuell sehr an meinen Nerven und ich überlege tagtäglich, was ich denn falsch mache.
Unser Sohn ist 16 Monate alt und seit etwa 1-2 Monaten bekommt er Wutanfälle vom Feinsten. Wenn er etwas nicht tun soll, etwas nicht funktioniert wie er will oder etwas nicht schnell genug geht, fängt er an zu brüllen, um sich zu schlagen oder sich auf den Boden zu werfen, alles in Reichweite durch die Gegend zu werfen inklusive Essen und Trinkflasche. Wickeln, egal an welchem Ort, ob stehend oder liegend, egal welches Spielzeug, ist doof und er wehrt sich massiv.
Wir haben bereits viele Bereiche, an die er nicht ran kann, gesichert, so dass erst gar keine Diskussion nötig ist warum er das nicht darf. Er ist Minimum 2h/Tag mit mir bzw uns draußen und powert sich aus. Sobald mein Mann Feierabend hat, nimmt er den Kleinen und spielt oder tobt mit ihm, denn toben ist von meiner Seite aufgrund der Schwangerschaft (37 ssw) nicht drin - ich gebe aber mein Bestes, ihn mit draußen spielen/spazieren (er läuft selbst, fährt nicht im Buggy bzw will das nicht), Spielplatz, Krabbelgruppe u.ä. bei Laune zu halten. Im Haushalt wird er mit eingebunden so gut es geht, er hat viel Spaß am Ein-und Ausräumen, Staubsaugen, usw. Es gibt wenige Momente über den Tag verteilt, in denen ich ihn nicht mit einbinden kann und er sich mal kurz alleine beschäftigen müsste. Das klappt mal besser, mal schlechter. Schlaf ist auch so ein Thema. Mittags und abends/die erste Nachthälfte schläft er in seinem Zimmer in seinem heiß geliebten Bodenbett. Aber bis er mal schläft, dauert es 1h, manchmal 2h. Er kann noch so müde sein und sich die Augen reiben, er bleibt nicht liegen und wälzt sich hin und her, will aufstehen, usw. Es ist völlig egal, wie lange er nachts oder mittags geschlafen hat, ob wir unserer strikten Tagesroutine gefolgt sind oder nonstop Action unterwegs hatten - einschlafen ist immer Theater trotz dass ich selbstverständlich bei ihm bleibe bis er tief schläft. Er hat ein festes Abendritual, ein festes Zeitfenster zum Schlafen gehen und er hat sich noch nie alleine in den Schlaf geweint, wir sind immer bei ihm. Trotzdem tut er sich schwer, runterzukommen. Überhaupt ist er ständig am rumflitzen, mit Malen oder VorLesen lässt er sich gar nicht beschäftigen. Er schaut sich zwar Bücher an, aber eher im Schnellverfahren und hat keine Geduld, sich die 2-3 Sätze pro Sätze vorlesen zu lassen.
Ich versuche, ihm alles was wir tun, zu erklären und ihm auch zu vermitteln, warum xy verboten ist. Mein Mann und ich bemühen uns um bedürfnisorientierte Erziehung, Gewalt ist absolut tabu und darunter fällt für uns eigentlich auch das Laut werden. Ich sage „eigentlich“ weil ich es mittlerweile nicht mehr vermeiden kann und keine Geduld mehr habe nach 2h Einschlafbegleitung ohne Erfolg oder dem 10. Trotzanfall weil er keine Schuhe anziehen möchte und sich auf den Boden wirft. Während eines Wutanfalles lässt er sich auch nicht beruhigen, nicht in/auf den Arm nehmen, Schnuller wirft er weg. Manchmal lässt er sich dann durch irgendwas ablenken, oftmals steigert er sich aber so in seine Wut rein dass man nicht an ihn ran kommt und er schreit bis er total verschwitzt und k.o. ist. Da bleibt uns oft, vor allem wenn er sich irgendwo draußen/unterwegs reinsteigert, nichts anderes übrig als ihn unter Schreien und Winden wegzutragen.
Ich weiß, dass weder das Wegtragen gegen seinen Willen noch das Laut werden ideal sind. Jedes Mal fühle ich mich wie die größte Rabenmutter, wenn er sich auf den Boden wirft trotz dass ich ihm mit Engelszungen versucht habe zu erklären warum er xy nicht darf, es Zeit ist zum Essen/Schlafen/Nach Hause gehen o.ä.
Ja, ich bin absolut pro bedürfnisorientierte Erziehung und er darf wild sein, sich auspowern und er muss nicht den ganzen Tag still sitzen und malen o.ä. Aber es gibt eben auch Regeln, Pflichten/Termine die ich bzw wir wahrnehmen müssen, wobei wir immer versuchen, uns nach seinem Tagesablauf und seinen Bedürfnissen zu richten. Trotzdem kann ich es ihm aktuell nicht recht machen, außer ich lasse ihn tun und lassen was er will unabhängig davon ob es in unseren Tagesablauf passt, ob die Windel voll ist, wie spät es ist, ob es gefährlich ist was er vor hat, usw.
Mein Mann und auch die Großeltern, die er 1x wöchentlich für ein paar Stunden sieht, haben mit dem Kind nicht so große Dramen wie ich. Ja, bei Oma & Opa hat er mehr Freiheiten und sie können sich während der Besuchszeit zu 100% auf ihn konzentrieren, da kommt kein Haushalt, Badezimmer-Gang, Termine o.ä. dazwischen. Es ist auch total ok, dass Oma & Opa andere Regeln haben, er muss auch lernen dass es zu Hause andere Regeln gibt als dort. Mein Mann und ich ziehen an einem Strang, da gibts dieselben Regeln auch wenn sie allein sind und ich eine Auszeit habe. Trotzdem ist es für unseren Sohn weniger schlimm, wenn Papa Regeln aufstellt/durchzieht als wenn ich es tue.
Was mach ich denn falsch? Bin ich zu empfindlich aktuell aufgrund der Schwangerschaft? War ich zu naiv weil ich glaubte dass die Trotzphase später käme und nicht so heftig ausfällt dass an manchen Tagen wirklich alles zu einem Wutanfall führt? Oder reagiert er vielleicht nur empfindlich weil er merkt, dass da ein große Veränderung in wenigen Wochen ansteht und es ist seine Art, das zu verarbeiten? Hatten eure Kinder in seinem Alter auch so eine Phase?
Jeder Tag ein „Kampf“ (Kleinkind 16 Monate)
Ich finde, dass du deine Sache großartig machst und deinem Kleinen eine tolle und liebevolle Kindheit bietest. Ja, es ist anstrengend, gerade in der 37. SSW, aber es lohnt sich. Und auch wenn mal nicht alles perfekt läuft: du bist ein Mensch, keine Maschine. Du sollst authentisch bleiben, Und wenn du mal doch laut wirst ist es okay. Du entschuldigst dich und das Leben geht weiter. Das macht dich zu einem tollen Vorbild und zu einer Respek- und lievollen Mama die ihrem Kind zeigt, dass Gefühle okay sind, auch die negativen.
Hier läuft es mit meinem 15 monatigen übrigens sehr ähnlich ab. Das ist ein ganz normales Verhalten.
Alles Liebe euch 😊
Mein Sohn (2. Kind) ist genau so 😅 Wir schreien auch nicht, aber wenn die Große mal richtig blödsinn macht trotz mehrfachen ermahnen wird die Stimme schon bestimmter. Mein kleiner ist nun bald 2,5 Jahre. Jetzt wo er mehr versteht ist es wirklich besser geworden. Aber zwischen 1 und 2 war es schlimm. Am schlimmsten bei mir, aber auch bei seinem Papa. Bei oma und Opa passierten diese Wutanfälle kaum. .
Es hilft nix. In dem Moment ist euer Kind einfach soooo wütend. Da helfen Engelszungen gar nix (wie du gemerkt hast). Jedes Kind reagiert dann auch anders, daher können dir die meisten hier keine guten Ratschläge geben die zu euch passen.
Bei uns ist es so: mache ich etwas was mein Sohn nicht wollte kann ich Glück haben dass er sich nur weg dreht und die Augen zu macht um es mir so richtig zu zeigen 😅 wenn es mies läuft schmeißt er sich auf den Boden, rollt rum, schmeißt alles weg, brüllt, heult rotz und Wasser. Jeglicher Annäherungsversuch wäre total fatal. Denn dann kocht alles wieder hoch. Wir haben alles probiert, Ablenkung geht ab einem gewissen grad nicht. Wir akzeptieren das, ich sag dass wir hier sind usw und mache dann meinen Alltag. Er liegt dann im Wohnzimmer und ich räum dann am anderen Ende auf oder so. Wir lassen ihn zwar nicht allein, aber ignorieren ihn. Hört sich Vlt blöd an, aber genau das möchte er und nur so beruhigt er sich. Das war zwischen 1 und 2 sehr häufig und total schlimm. Mittlerweile kann man ihn recht zügig auf den Arm nehmen. Er versteht das jetzt eben alles besser und kann sich auch sprachlich gut ausdrücken
Abends braucht mein kleiner auch lang egal wie müde er ist. Aber wir sind bei maximal einer Stunde. Denke er verarbeitet den Tag dann. Das wird auch wieder besser.
Ich kann dir nur sagen dass du nicht alleine bist. Es gibt Kinder die einfach so sind. Das ist angeboren. Meine Große ist absolut gar nicht so, ist auch alles neu für uns. Ihr macht das alles prima und ich kann dir nur sagen dass es besser wird. Meine Kollegin hat auch so ein Kind und sie sagte bei denen wurde es mit 2,5 deutlich besser. Also durchhalten 😘 Es nützt ja nix
Vielen Dank für deine aufmunternde Antwort. Allein zu lesen, dass man mit so einem kleinen Sturkopf nicht die Einzige ist und es anderen genauso geht, tut gut 😊
In unserer Krabbelgruppe wird sowas von den Müttern eher weniger thematisiert und wenn, dann wird das Verhalten des Kindes nett umschrieben mit „Wildfang“ o.ä. aber keiner gibt zu, auch mal mit den Nerven am Ende zu sein - oder sie sind es einfach tatsächlich nie 🤷🏼♀️
Man muss es eher akzeptieren. Es ist einfach nicht zu ändern. Wichtig ist dass ihr euch davon nicht unter kriegen lasst. Manche können ein weinen des Kindes kaum ertragen und machen dann alles damit es aufhört etc. pp. Das schreien und weinen gehört bei manchen einfach dazu. Wir sind ja nicht gemein zu den Kindern. Versucht einfach entspannt zu bleiben. Und ihr könnt diese Wutanfälle auch nicht gänzlich verhindern. Das wär ja auch das falsche Signal. Bleibt entspannt, es wird mit dem Baby sicher nicht grad einfacher. Durchhalten und akzeptieren dass es so ist. Ab 2 wird es besser. Dennoch bleiben die Kinder bockig 🥴 und ja, wenn man Termine hat bocken sie erst recht. Die riechen das
Ich finde, dass du deine Sache super machst!
Und ohne dir Angst machen zu wollen: NOCH kannst du jeden Wutanfall mit vollem Fokus auf euren Sohn begleiten, ihn trösten, auf den Arm nehmen. Genieße es! So blöd es klingt. Denn sobald euer zweites Kind da ist, wirst du ihn immer mal wieder mit solchen Momenten ein Stück weit alleine lassen müssen, weil du ein Baby auf dem Wickeltisch hast zB.
Also gib ihm Nähe, wenn er "tickt". Die braucht er und du wirst vielleicht bald rückblickend merken, dass du das in solchen Momenten genau so brauchst.
Alles Gute 🍀
Danke für dein Lob, das bedeutet mir echt viel auch wenn es „anonym“ online ist 😊
Ich würde so gerne seine Wutanfälle begleiten, wünsche mir fast dass er sich einfach kuscheln und tragen lässt. Aber in dem Moment ist er so aufbrausend, macht sich Steiff oder ganz schlapp oder tritt um sich so dass tragen nicht möglich ist. Wenn ich auf seine Augenhöhe gehe und ihm die Hand gebe oder ihn in den Arm nehme, schubst er mich regelrecht weg.
Vielleicht muss ich einfach lernen, dass er da eben in dem Moment so tickt und ihn einfach in Ruhe lassen. Das werde ich wohl auch müssen, denn mit Baby wird mir sicher die Zeit fehlen, seine Wut jedes Mal abzufangen und zu begleiten. Es tut mir nur einfach selbst weh, wenn er sich da die Seele aus dem Leib schreit weil er nicht weiß, wohin mit seinem Frust.
Ich finde auch du machst das super und manche Kinder sind halt etwas Energiegeladener und willensstärker.
Mein Sohn jetzt 5 war super ruhig und friedlich und drehte erst mit 3 so richtig auf, meine Tochter jetzt 22 Monate, das genaue gegenteil, genau wie dein Sohn.
Was mir auffällt ist das du 1 - 2 h bei Ihm bleibst zum Einschlafen, bei meiner Tochter hat es genau das Gegenteil bewirkt, solange ich drin war kam sie nicht runter egal wie müde, weil sie noch mit mir spielen oder sonst wie interagieren wollte.
Seit ich nur noch 15 Minuten bleibe zum kuscheln schläft sie viel friedlicher und schneller ein ( 10 min nachdem ich raus bin)
Am Anfang hat sie zwatr gejammert, aber ich bin immer wieder kurz rein habe sie gestreichelt und Ihr gesagt Mama ist da und morgen früh kuscheln wir wieder,
hat ca. 3 Tage gedauert, jetzt schläft sie oft schon halb wenn ich rausgehe.
Vllt. hilft dir das auch, da unsere Kinder wirklich ähnlich klingen.
Deine Tochter ist dann nicht aufgestanden, hat gehen die Tür gehämmert, geschrien und geweint und sich danach auf den Boden geworfen?
Nein, aufstehen geht auch eher schlecht sie schläft im Schlafsack da besteht sie auch drauf.
Ansonsten hat sie zwar gejammert Mama Mama kuscheln, da bin ich dann wieder rein und hab sie gestreichelt, aber dann wieder raus ( hab ihr natürlich erklärt das Mama da ist ect.)
war 3 Tage etwas anstrengend, aber da ist sie auch schon schneller eingeschlafen.
Vorher lag ich auch ewig auf einer Matratze vor Ihrem Bett, hab aber noch einen großen Sohn und irgendwann ist HO für Papa ja mal vorbei, da kann ich ihn ja nicht ignorieren, er muss ja auch Bettfertig und ins Bett gebracht werden.
Hallo,
Zuerst einmal: Ich kann dich gut verstehen. Wir haben mit unserer Tochter (20 Monate) ähnliche Situationen und ich bin auch wieder schwanger - in der 39. SSW. 😬
Was mir an deinem Beitrag auffällt, ist die Auslegung von "bedürfnisorientierter Erziehung". Es wird oft geglaubt, bedürfnisorientierte Erziehung bedeutet, dass man grundsätzlich immer auf die Bedürfnisse des Kindes eingeht. Das ist natürlich wichtig, aber bei diesem Ansatz geht es um mehr: Nämlich um die Bedürfnisse aller Beteiligten, aller Familienmitglieder. Das kann man ganz schön am Beispiel einer Mehrkindfamilie verdeutlichen: Wenn man davon ausgeht, dass bei der bedürfnisorientierten Erziehung "DAS" Kind im Mittelpunkt steht, müsste es ein Kind im Zentrum geben und alle anderen fielen hintenüber. Das kann natürlich nicht der Sinn der Sache sein. Es kann auch nicht sein, dass sich die Eltern verausgaben und ihre Bedürfnisse grundsätzlich hinten anstellen - so bekommt man keine ausgeglichene Eltern-Kind-Beziehung hin, weil die Eltern irgendwann frustriert sein werden, weil sie sich für ihr Kind verausgaben und dabei selber auf der Strecke bleiben.
Das alles ist jetzt natürlich leicht gesagt. Alle aufgezählten Punkte sind Dinge, an denen ich aktuell selber arbeite. Ich bin nämlich auch eher jemand, der sich schlecht fühlt, wenn er mal durchgreifen muss. Andererseits testen Kinder ja auch ihre Grenzen aus und wollen und müssen einen Rahmen abgesteckt kriegen, innerhalb dessen sie sich bewegen können. Ich bin deshalb der Meinung, dass man seinem Kind keinen Gefallen tut, wenn man alle Bedürfnisse des Kindes ausnahmslos zulässt und keinerlei Grenzen vorgibt.
Wir haben momentan zum Beispiel auch so ein Wickelproblem... Meine Tochter ist ähnlich begeistert vom Wickeln und tritt ohne Ende um sich, wenn wir sie Wickeln wollen. Es gibt hier aktuell zwei Möglichkeiten:
1. Ich halte sie gewaltsam(!) fest, mache sie dabei sauber und zwänge sie in eine neue Windel. Da müsste ich die Beine aber schon extrem festhalten. Das ist mir zuwider, weil sowas bei mir tatsächlich schon unter körperliche Gewalt fällt. Ich habe es jetzt wochenlang ruhig und geduldig mit erklären probiert: "Beim Wickeln wird nicht getreten, weil Mama dich so nicht sauber machen kann und das Treten tut Mama weh." Allerdings bringt das gar nichts, sie lacht mich dann an (ich habe mal gelesen, dass Kinder so versuchen, sich zu entschuldigen - ich sehe es also nicht als Provokation). Nur: Sie tritt dann weiter um sich, nachdem ich mit ihr gesprochen habe!
Darum sind wir jetzt bei Möglichkeit 2 angekommen: Wir haben im Zimmer, in dem wir Wickeln, direkt neben dem Wickeltisch ein Sofa. Da setze ich mich dann drauf und warte. (Ich habe mal einen Tipp von einem Stuhl gelesen, das ginge auch.) Ich bin nah genug, dass sie mir nicht vom Wickeltisch fallen kann, weil ich sie vom Sofa aus direkt greifen kann, aber ich bin außerhalb ihres "Trittbereichs". Sie findet das natürlich doof, weil ihr auf dem Wickeltisch langweilig ist. Ich gebe ihr zwar während des Wickelns Dinge zum Spielen in die Hand, allerdings wird das dann trotzdem meist schnell langweilig, wenn ich mich Hi setze und sie möchte dann natürlich runter und "richtig" spielen. Ich spreche dann ruhig mit ihr und erkläre ihr, dass ich sie nur wickeln kann, wenn sie aufhört zu treten. Manchmal sagt sie dann "ja" und lässt sich wickeln, wenn ich aufstehe und es wieder versuche. Manchmal tritt sie dann aber auch weiter. Dann setze ich mich wieder hin und erkläre ihr, wieso das nicht geht etc. Manche Mütter finden das alles vielleicht zu soft und dass ich mir auf der Nase herumtanzen lasse, aber so ist es mir lieber als Gewalt. Gestern ist der Ansatz hier etwas "eskaliert" - meine Tochter wollte sich wieder nicht wickeln lassen, ich saß also auf dem Sofa und sie tobte und schrie auf dem Wickeltisch. Ich habe dann mehrfach gefragt, ob sie mich jetzt wickeln lässt, es kam immer ein "ja" und sie trat dann aber doch weiter. Ich glaube, beim vierten oder fünften Mal konnte ich sie dann wickeln. Ihr Weinen hat mir echt im Herz wehgetan, aber ich kann mir hochschwanger nicht in den Bauch treten lassen (und möchte das auch unschwanger nicht! Mein Mann zum Beispiel sagt das gleiche, wenn er wickelt - es wird nicht getreten, Punkt). Als ich fertig war mit wickeln, habe ich sie dann in den Arm genommen und ihr nochmal erklärt, dass mir das Treten weh tut und das mit dem Wickeln nur ohne treten geht. Ich bin sicher, dass viele Leute den Ansatz seltsam finden, aber so komme ich ohne Gewalt aus und ich hoffe, sie lernt so auf Dauer, dass sie einfach einen kleinen Moment still liegen muss - so lange dauert Wickeln dann ja auch nicht... - und dann darf sie weiter spielen. Den Grund des Tretens kenne ich tatsächlich nicht, ich weiß nicht, ob es Langeweile ist oder Frust, ob sie es lustig findet oder einfach wie jedes andere Kleinkind ihre Grenzen testet. 🤷🏽♀️ Keine Ahnung.
Das war jetzt nur ein Beispiel aus unserem Leben mit ähnlich "fröhlichem" Kleinkind. 😬😅 Ich wollte damit nur aufzeigen, dass die Bedürfnisse ALLER Familienmitglieder zählen und nicht nur die deines ersten Kindes. Und dass es einfach Situationen gibt, in denen das Kind unglücklich sein wird, aber in denen man trotzdem Grenzen und Regeln abstecken muss. Bedürfnisorientiert darf nicht heißen, dass das Kind völlige Narrenfreiheit genießt mich glaube, damit fiele es spätestens mit Schulbeginn, wahrscheinlich aber schon mit dem Kindergartenstart ziemlich auf die Nase..
Was du über bedürfnisorientierte Erziehung schreibst, klingt logisch. So weit hab ich bisher nicht gedacht bzw es kam immer mein schlechtes Gewissen durch wenn ich mich „durchsetzen“ muss und wir bspw nicht endlos draußen spielen können, sondern einen Arzttermin haben o.ä.
Es ist im Moment so, dass sämtliche Termine so getaktet sind, dass sie weder in Schlaf-noch in Essenszeiten fallen sodass wir nicht aufgrund von Terminen unseren Tagesrhythmus unterbrechen müssen. Grundsätzlich haben mein Mann und ich auch jeweils Me-Time und jeder kann (in Absprache) ausgehen wie er möchte. Auch um Paarzeit bemühen wir uns, weshalb gerade eine feste Bett-Routine für mich wichtig ist denn mein Mann und ich sehen uns ja nur abends und wenn das Kind dann aber bis 10 Uhr oder länger braucht um einzuschlafen zerrt das (auf Dauer) an den Nerven weil das von unserer Paarzeit abgeht. Und alleine weil ich das so schreibe hab ich schon wieder ein schlechtes Gewissen weil ich dem Kind den Schlaf „aufdränge“ weil wir gerne Paarzeit hätten 😵💫 dabei stimmt es, dass meine Bedürfnisse zum großen Teil hinten anstehen und ich bspw nur duschen gehe wenn mein Mann zu Hause und das Kind beschäftigt ist (denn sonst stellt er alles mögliche an während der 5min unter der Dusche oder jammert direkt) oder ich irgendwas anders wie einen Kaffee oder bloß Frühstück für mich aufschiebe damit das Kind satt, beschäftigt und zufrieden ist bevor ich mir irgendwas gönne.
Aber andererseits denke ich mir immer, dass das nun mal wohl so ist als Mama und natürlich gebe ich meinem Kind alles was es braucht, das ist meine Aufgabe. Aber da ist wohl ein schmaler Grat zwischen Mutterliebe und Selbstaufopferung 🤷🏼♀️
Das alles heißt aber nicht, dass Junior permanent tun und lassen darf was er will. Er bekommt Grenzen aufgezeigt, er bekommt nicht permanent seinen Willen und ja, auch wenn es mir total widerstrebt, muss ich ihn manchmal aus gewissen Situationen und Umgebungen wegtragen. Grundsätzlich ist er aber ein pfiffiges, lustiges, kleines Kerlchen und wenn er meine Hand beim Spazieren nimmt oder er etwas entdeckt hat und mir ganz aufgeregt zeigt geht mir das Herz auf. Und 2 min später wirft er sich wegen einer Kleinigkeit auf den Boden vor Wut und ich bin wieder die doofe Mama 😅
Den Tipp mit dem Wickeln werde ich mal probieren und ihn einfach mal machen lassen. Einen Stuhl habe ich im Kinderzimmer, den kann ich mir ranholen. Auch bei uns wird beim Wickeln wild getreten, was gar nicht geht - schon gar nicht mit Babybauch.
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort und alles Gute für die Geburt 🍀
Mein Sohn ist genauso. Das mit den Wutanfällen ist völlig normal und doch total nachvollziehbar. Wenn auch natürlich ultra nervigtötend und überflüssig 🤗 aber das wissen die Kleinen ja nicht.
Ich finde, man darf da nicht zuviel von ihnen verlangen. 16 Monate ist doch noch voll klein.. Da muss sich meiner Meinung nach keiner Bücher vorlesen lassen (auch wenns nur 3 Sätze sind) oder mit Begeisterung ein Bild malen. Mein Sohn findet Bücher großartig, aber "vorlesen" heißt in dem Alter doch eher Bilder gucken und Sachen benennen.
Ich finde ebenfalls, dass sich das bei euch alles töfte anhört.
Nur das mit dem Theater beim Einschlafen, das will in meinen Kopf auch nicht rein. Das driftet nämlich grad bei uns auch grad in die Richtung.. Aber nur, wenn ich ihn hinlege. Bei Papa nicht. Bei mir ist es grad ein Glücksspiel. Ätzend!
Total verständlich, dass dir das mit dem Einschlafen an die Nieren geht. Ist bei uns mal besser, mal schlechter. Gerade was nächtliche Wachphasen angeht haben wir schon einiges hinter uns und wochenlang mitten in der Nacht ein quietschfideles Kind über 3-4h im Bett rumhüpfen gehabt. Insofern bin ich fast froh, dass es jetzt „nur noch“ die Einschlafbegleitung ist, die sich zieht. Aber ja, auch das zehrt an den Nerven.
Was das Lesen und Malen angeht: mir fiel das im Vergleich zu Gleichaltrigen einfach auf. Da gibts Kinder, die jünger sind als er und statt wild durch die Gegend zu fegen schauen sie sich in der Krabbelgruppe ruhig Bücher an und können bereits einzelne Dinge benennen während mein Sohn ständig in Bewegung ist und noch nicht spricht sondern lediglich brabbelt und auf Dinge zeigt oder sie bringt (oder mit dem Kopf schüttelt). Vorlesen, Reime, Kinderlieder usw. sollen ja Sprache fördern aber er hat da kein Interesse an diesen Dingen und macht noch keine Anstalten, einzelne Wörter zu sagen.
Natürlich ist jedes Kind anders und er ist in gewissen anderen Dingen schneller (krabbeln, laufen) und auch sonst wirklich pfiffig. Er ahmt manchmal Dinge nach, von denen ich total überrascht bin, dass er das bereits erkennt und verinnerlicht hat. Er muss auch gar nicht stumm dasitzen und Kunstwerke malen o.ä., aber man lässt sich ja doch gerne zu Vergleichen hinreißen und da fällt mir eben das mit dem Vorlesen ein. Ja, ich mach mir da sicher unnötig Sorgen aber manchmal hab ich das Gefühl, wenn man als Mutter das Kind nicht permanent altersgerecht fördert sondern es auch einfach mal „Kind sein lässt“ (in unserem Fall heißt das eben dass er lieber Steine sammelt und Blumen beobachtet, Dinge hin-und her räumt und immer in Bewegung ist statt sich vorlesen zu lassen) irgendwas falsch macht 🙄
Ach was! Steine und Tannenzapfen sammeln ist doch toll 🤗 meiner ist auch am liebsten unterwegs. Sagen die auch in der Kita. Selbst die fremden Erzieher, das kommt immer sofort als Anmerkung.
Und viel draußen tüdeln lassen ist auch "Förderung" finde ich. Und Zuhause mitmachen lassen sowieso. Don't worry.
Hallo,
du machst nichts verkehrt. Es gibt eben solche Kinder.
Mein Sohn gehört auch dazu. Bei uns war das absolute hoch glaube ich so mit 18 Monaten. Das war so anstrengend... Er hat dauernd sein Kopf ziemlich heftig aufn Boden geschlagen. Er hatte richtige Beulen und blaue Flecken auf der Stirn. Er hat das auch überall gemacht. Egal ob fließen, Asphalt, Schotter oder Teppich 🤷🏼♀️ und nicht nur einmal sondern 5-6x hintereinander. Dann hatte er zu seiner wir auch noch schmerzen.. habe ich ihn versucht abzuhalten oder hochzunehmen oder so, hat er mir an den Haaren gezogen, gekniffen getreten.. alles mögliche.
Er musste das kurz alleine Durchstehen. Ich stand oder das daneben und habe gesagt "ich bin da" - irgendwann kam er dann auch zu mir und weinte..
Das ist normal. Er musste eben erst lernen sich selbst zu regulieren. Mittlerweile wirft er immernoch mit Dingen wenn er sauer ist und momentan haben wir auch wieder vermehrtes hauen. Aber es war nun echt lange gut und er versteht nun natürlich super viel (2jahre und 4 Monate) da kann man ganz anders erklären. Aber wenn er in seiner wir gefangen ist, dann braucht er einen Moment.
Und ganz ehrlich, wenn ich mich tierisch über etwas aufrege, dann brauche ich auch kurz für mich. 😅
Er entdeckt nun die Welt und will natürlich alles so machen wie er das will und die Grenzen austesten und versteht ja auch gar nicht wieso etwas gefährlich ist.
Es läuft nicht so wie er das will und das löst enorme Wut aus.
Übrigens ist es ganz normal, dass das bei dir am häufigsten und heftigsten ist. Es ist immer bei der engsten Bindungsperson am meisten und das ist ja meistens die Mutter...
Mein Sohn würde übrigens auch nie schreien gelassen oder was auch immer und hier ist das schlafen gehen auch immer noch Thema. Auch da: das ist Normal. Viele Kinder benötigen da einfach lange Begleitung.
Ich drücke dir die Daumen, dass die Phase bei euch vorbei ist, bis das Baby kommt.
Es wird jedenfalls wieder einfacher. ❤️
Übrigens hat mich hier die Geschwisterkrise überraschend getroffen. Junior hat sich nämlich super gefreut, dass plötzlich ein Baby da war und er hat vorher schon immer Babys geliebt und gestreichelt und war fasziniert.
Er hat dann deine Schwester die ersten 8 Wochen angehimmelt und gestreichelt und plötzlich hat er angefangen sie und uns zu hauen. 🙈 Habe mich dann schlau gelesen und das kommt wohl häufiger vor, dass eben auch die Geschwisterkinder erst eine rosarote Brille aufhaben und dann später doch die "entthronung" folgt.
Nur zur Vorwarnung.
Liebe Grüße kath mit Junior 2 Jahre und Mausi 3 Monate 🥰
Lieb, dass du mich vorwarnst was das Geschwisterchen betrifft 🙂 Eigentlich ist mein Sohn von Babys total fasziniert, ist vorsichtig und streichelt sie. Wenn er draußen irgendwo beim Spielen, Spazieren oder Einkaufen ein Baby sieht oder weinen hört, ist er total ruhig und interessiert. Aber dass das natürlich nicht so sein wird, wenn sein Bruder da ist und er begreift, dass das Baby und er sich ab jetzt für immer Mama und Papa teilen, ist klar - ich bin wirklich gespannt, wie „schlimm“ es für den Großen sein wird.
Hattest du auch manchmal bedenken, dem ersten Kind nicht mehr gerecht werden zu können? Ich weiß, das klingt dämlich aber ich hab Angst, er könnte sich vernachlässigt oder gar ungeliebt fühlen. Trotzdem ändert das nichts daran, dass wir immer ein Geschwisterchen wollten für ihn und es grundsätzlich unser Wunsch war, dass er nicht als Einzelkind aufwächst und wir freuen uns wahnsinnig auf Nummer 2. aber manchmal kommen doch Bedenken hoch..
Ich habe die ersten Tage auch gedacht, ach abwarten. Das kommt bestimmt, spätestens wenn der Papa wieder arbeiten ist. Als der Papa dann 4 Wochen nach der Geburt wieder arbeiten gegangen ist, war das immernoch völlig in Ordnung.
Habe dann gedacht, als sie 8 Wochen alt ist, dass uns das scheinbar erspart bleibt und dann fing es an.
Also er liebt sie immer noch abgöttisch und jetzt ist es auch wieder viel besser geworden. 😄
Auf jeden Fall, ich hatte meinem großen gegenüber ganz ganz oft ein super schlechtes Gewissen. Es ändert sich ja auch eben alles für die Kinder und die können nicht mitreden. 🤷🏼♀️
Und auch jetzt habe ich das noch oft, wenn ich nein sagen muss oder sage "warte kurz".
Das wird aber ja auch immer besser. 😊
Du bist die Hauptbezugsperson deines Kindes. Bei dir kann dein Kind so sein wie es ist und alle Emotionen rauslassen, mit dem Wissen, dass er immer geliebt wird, egal was er macht. Deshalb verhält such dein Sohn bei dir anders als bei Oma, Opa, Papa ect. Man verhält sich ja auch bei der besten Freundin anders als auf Arbeit mit dem Chef.
Viel machen kannst du da nicht . Was du schreibst hört sich sehr gut an. Das sorgt di auch weiter so machen. Irgendwann wird der Umgang mit deinem Sohn einfacher.
„Du bist die Hauptbezugsperson deines Kindes. Bei dir kann dein Kind so sein wie es ist und alle Emotionen rauslassen, mit dem Wissen, dass er immer geliebt wird, egal was er macht.“
Danke, das hilft mir sehr ☺️ Genau das versuche ich mir künftig vorzubeten, wenn er wieder mal ausrastet.
Ihr Lieben,
Ich wollte mich fix nochmal bei allen für euren Zuspruch bedanken. Es tut gut zu lesen, dass man nicht überreagiert, etwas grundlegend falsch macht in der Erziehung oder die Trotzanfälle unseres Sohnes untypisch/unnormal sind.
Mütter in meinem direkten Umfeld scheinen alle Engel großzuziehen, jedenfalls spricht keiner über Wutanfälle des eigenen Kindes und ich kam mir bisher regelrecht wie eine Rabenmutter vor - vor allem wenn ich überlege, wie oft ich das Kind gerade in den letzten Tagen unter Protest ins Haus tragen musste aus diversen Gründen und mich Nachbarn oder Passanten dafür sicher verurteilen 🤦🏼♀️
Danke, dass ihr mich wieder ein wenig aufgebaut habt 😊