Hallo zusammen,
seit fast sechs Wochen sind wir zu viert. Die Große (2 Jahre und 4 Monate) ist tierisch verliebt in ihren Bruder, er wird jeden Tag zigfach umarmt, abgeknutscht, wenn er mal quengelt, ist sie sofort an seiner Seite und sagt Dinge wie „Ich bin da, alles gut.“ oder „Mama kommt sofort, ganz ruhig.“
Mein Herz tanzt jedes Mal. Eifersucht ist also wirklich kein Thema. Und das, obwohl sie ein extremes Mama-Kind ist & wir schlimmes befürchtet haben.
Und dennoch sind wir gerade in einer herausfordernden Phase. Autonomie-Phase eben. In der Regel können wir damit sehr gut umgehen, begleiten sie und kommen da gemeinsam wieder gut raus. Bzw. Begleite ich sie, weil sie den Papa aktuell ausschließlich zum spielen (und gemeinsam essen) akzeptiert - alles andere darf nur von mir erledigt werden. Komme ich auch mit klar, kriegen wir hin und wird sich wieder ändern.
Ich würde sagen, dass wir in 80-90% der Fälle wirklich auf Augenhöhe begleiten - aber (leider) bin ich auch nur eine Mama mit Schlafmangel und irgendwann ist mein Nervenkostüm aufgebraucht.
Seit 2-3 Wochen macht sie verstärkt Dinge, die sie vorher nicht gemacht hat. Provoziert gewissermaßen. Beispiele: Sie wirft Dinge/Spielzeug/Besteck durch die Räume, lässt beim Trinken absichtlich alles aus ihrem Mund laufen, wenn es ganz arg kommt, tritt sie den Papa und und haut mich.
Gehört wohl zur Entwicklung dazu, aber insbesondere letzteres finde ich schwer zu begleiten, da es einfach auch weh tut. Wie geht man damit richtig um, außer immer wieder zu sagen, dass das weh tut, man nicht gehauen/getreten werden will etc.? Manchmal erwische ich mich dabei, wie ich die Geduld verliere und auch mal was doofer antworte wie „Soll ich dich etwa auch mal hauen? Das tut weh.“ - würde ich natürlich nie tun, aber alleine so was zu sagen finde ich fürchterlich falsch.
Ich habe mir inzwischen angewöhnt zu sagen, dass ich weggehe, wenn sie mir wehtut (zB aus dem
Wohnzimmer in die Küche). Sprich, sie haut, ich sage, sie soll es lassen, weil es mir weh tut und ich das nicht möchte, sie haut nochmal, ich sage, stopp & wenn sie das nochmal macht, werde ich gehen und wenn sie das nochmal macht, setze ich das auch um. In der Regel kommt sie dann nach wenigen Minuten nach und dann ist alles wieder gut.
Ist der Weg der richtige?
Ein anderes Beispiel, in dem ich extrem falsch reagiere, wenn meine Geduld aufgebraucht ist: wenn sie abends wieder gefühlt stundenlang im Bett rumturnt anstatt sich hinzulegen & ich die Geduld verliere, das ganze ruhig zu begleiten (wir sprechen hier von 45-60 Minuten Einschlafbegleitung plus Baby auf dem Arm), habe ich schon mal Dinge gesagt wie „wenn du dich jetzt nicht hinlegst, dann ruf ich den Papa und der bringt dich ins Bett. Ich habe keine Geduld mehr dafür/ich bin hier, um dich in den Schlaf zu begleiten, das passiert nicht, wenn man so rumhampelt“ oder schlimmer: „Wenn du dich jetzt nicht beruhigst und runter kommst, dann gehe ich raus und du musst alleine einschlafen.“ Das will sie null, sagt dann auch sofort „nein“, legt sich hin, aber Minuten später geht das Gezappel wieder los 🤷♀️
Ich finde die Aussagen falsch, weil ich ihr mit etwas drohe, was die um keines Preis will (Vom Papa ins Bett gebracht zu werden bzw. alternativ alleine einzuschlafen), weiß mir aber manchmal einfach zwecks mangelnder Geduld nicht zu helfen.
Wie ihr seht: ich brauche Tipps, wie ICH mit den Situationen umgehen kann, wie ICH sie besser managen kann etc. Ich möchte unsere Tochter nicht dafür kritisieren, ich habe sogar Verständnis für ihr Verhalten, immerhin durchläuft sie gerade eine extreme Veränderung unserer Familiensituation (Entthronung).
Mir fehlen einfach manchmal die richtigen Worte, die richtige Begleitung, wenn der Tag anstrengend war und meine Geduld aufgebraucht ist.
Vielleicht kann mir hier die eine oder andere (Mehrfach-)Mama Tipps geben.
Geschwisterkind da - Die Große macht das ganz toll, aber…
Meine Kinder sind 22 Monate und 8 Monate, also etwas enger beieinander.
Wenn du damit drohst, dass der Vater sie ins Bett bringt, wieso kannst du dem Vater nicht für die Zeit, die du deine Tochter ins Bett bringst, das Baby auf den Arm drücken?
Beim Schlagen, Treten, Spucken, Haare ziehen gehe ich auch weg, entweder physisch wie du, oder, dass ich mich der Spielsituation entziehe und auch für den Moment nicht mehr zum spielen zur Verfügung stehe. Das gepaart mit einem super neutralen Gesichtsausdruck hilft bei uns (noch?).
Meine Kinder sind 17 Monate und 1 Woche alt, der Große ist also ganz frisch großer Bruder.
Er war aber schon vor der Geburt in der „Trotzphase“ und hat Grenzen ausgelotet. Deine Tochter könnte 1:1 der Große sein vom Verhalten her. Einschlafbegleitung von 60min mit Hin-und Herwälzen, Aufstehen, Wutanfälle, usw. Tagsüber wirbelt er herum, Regeln und auch mal ein „Nein“ zu akzeptieren fällt ihm schwer. Da fliegt in einem Trotzanfall auch das Essen oder was er sonst noch so gerade in der Nähe findet.
99% des Tages wird der Große auch auf Augenhöhe durch solche Situationen begleitet oder wir nehmen ihn aus der Situation, trösten, bieten Alternativen zum Spielen/Austoben an und wenn das nichts hilft, lassen wir ihn schweren Herzens auch mal heulen. Andere aus der Wut heraus verletzen, ob gewollt oder ungewollt (er tritt gerne im Bett um sich beim Herumwälzen) wird hier aber auch nicht toleriert. Wenn Erklärungen nicht mehr helfen, geh ich aber auch aus seinem Radius, sage ihm dass es weh tut und ich gerne wieder zu ihm komme wenn er nicht mehr um sich schlägt.
Ich finde das auch nicht total falsch oder dramatisch, das Kind in manchen Situationen „alleine zu lassen“ im Sinne davon, sich der Situation kurzzeitig zu entziehen (das Kind aber natürlich trotzdem nicht völlig unbeaufsichtigt zu lassen). Besser so, als tatsächlich die Fassung zu verlieren, zu schreien oder gar grob zu werden. Ich drohe dem Großen auch mal dass er ohne mich schlafen muss wenn es mir zu bunt wird und er nicht aufhört zu treten, usw. Ja, ich habe auch ein schlechtes Gewissen wenn ich ungeduldig werde, mein Kind nicht 24h/7 Tage die Woche mit unendlicher Geduld und ständig auf Augenhöhe begleiten kann. Aber ich glaube auch, dass es einfach normal ist und dass du ein schlechtes Gewissen hast, zeigt doch, dass du deine Erziehung reflektierst und nur das Beste für dein Kind willst.
Tja, Tipps hab ich leider keine für dich. Mir geht es ja genauso wie dir, habe aber nicht das Gefühl dass du oder ich da grundlegend etwas falsch machen. Die Autonomiephase an sich ist schon hart genug, die zeitgleiche Entthronung kommt noch dazu. Die Großen haben aktuell viel zu verarbeiten, das sage ich mir immer wieder, atme 1-2x tief durch und das hilft mir durch den ein oder anderen Wutanfall hindurch. Mein Mann ist aber (aktuell in Elternzeit) auch immer da und hilft mir, den Großen aus gewissen Situationen rauszunehmen, ihm Exklusivzeit zu geben oder ermöglicht mir Exklusivzeit mit dem Großen.
Das ist mir bei deinem Text aufgefallen, deinen Mann sehe ich gar nicht. Wo ist er während der Einschlafbegleitung? Warum musst du beide Kinder übernehmen? Es würde ja vielleicht schon helfen, wenn er das Baby in der Zeit nimmt oder ihr euch mit der Einschlafbegleitung abwechselt. Da muss die Große dann eben durch, sie muss sich an euch beide gewöhnen. Das ist hart, aber du kannst nicht ständig beiden Kindern gerecht werden und brauchst Rückendeckung.
Hi,
mein Großer ist nun auch 2 Jahre und 4 Monate und meine Tochter nun 4 Monate alt.
Und soll ich dir was sagen ? Das gehört dazu. Es ist nicht schön, man ist auch nicht stolz drauf. Aber selbst Leute wie Kathy Weber schaffen es ja nicht immer ohne schimpfen. Obwohl die das schon ewig machen und das lehren.
Sei nicht zu streng mit dir.
Wir haben hier momentan auch vermehrt Stress. Der große schläft super schlecht seit ein paar Wochen und scheint Grad sprachlich enorme Fortschritte zu machen. Das nimmt ihn wohl zusätzlich alles ziemlich mit. Somit ist er tagsüber leider oft schlecht gelaunt und findet dann alles doof. Wirft alles weg. Zerdrückt das essen. Schmeißt es durch die Gegend. Brüllt. Haut den hin, die Katze, die Schwester (zum Glück nur ganz selten) mich und den Papa.
Ich Versuche das auch bedürfnisorientiert zu begleiten und ihm seine Gefühle zu benennen. Da sein, Trost spenden.
Aber ganz ehrlich? Das klappt auch häufig nicht.. wenn ich laut werde oder schimpfe, dann entschuldige ich mich danach. Auf Augenhöhe! Meistens Versuche ich vorher rauszugehen und dann dort vor mich hin zu wüten. Aber wenn wir den 30. Wutanfall in einer Stunde haben, dann kann ich irgendwann nicht mehr und das ist okay. Auch meine Gefühle sind ok.
Was dagegen hilft ? Pausen, Ruhe. Schlaf. Bedürfnisse bei sich selbst erfüllen.
Leider mit Baby und Kleinkind oft schwer zu erfüllen. Aber wenn du ausgeschlafen bist, satt und zufrieden dann bist du auch geduldig. Such dir Unterstützung. Tagsüber Mal hinlegen. Die Oma oder Opa aufs große Kind aufpassen lassen etc etc. Alles was man eben an Hilfe so bekommen kann, putzfee, essen bestellen, Einkauf liefern lassen.
Achja und weil du geschrieben hast, dass von Eifersucht keine Spur ist. Bei uns war es am Anfang tatsächlich genauso wie bei euch. Und die Eifersucht kam dann, als die kleine 8 Wochen alt war. Oft sind wohl alle Familienmitglieder, inklusive der großen Geschwister in der rosa Riten Welt und erwachen dann plötzlich nach 2-3 Monaten. Kannst du dich Mal zu schlau lesen. Ich war nämlich total schockiert, als mein Sohn auf einmal das Baby gehauen hat.. 🙈 und war da hat nicht (mehr) drauf vorbereitet, weil ja alles so toll lief. 😄
Das muss bei euch natürlich nicht so sein - ich hätte mir nur gewünscht, das ich es vorher gewusst hätte, dass das so kommen kann. 😄
Liebe Grüße kath
Bei uns ganz genauso. Und seit einer Woche (kleiner Bruder ist nun 7 Wochen) wird er gehauen und gekratzt. Davor alles suuuuuper lieb und eiei. Und nun das. Wie machst du das? Ich sage laut nein, erkläre warum nicht. Aber bringt leider bisher nichts. Ich Versuch mich zu zerreißen, haben viel Zeit nur zu zweit mit der großen, bringe sie jeden Tag ins Bett. Kuschel unter Tags viel mit ihr, binde sie in die Säuglingspflege mit ein. Aber jetzt Haut sie die kleinen Bruder
Viel machen kann man da glaube ich nicht. 🙈
Bei uns ist es nun zu. Großteil wieder vorbei. Die Phase hat so 4 Wochen gedauert, wo er wirklich zu ihr hin ist, sie erst gestreichelt und dann gehauen oder gekniffen hat..
Wir haben dann natürlich immer "nein, das tut weh" gesagt und gesagt daß er nur streicheln darf. Haben ihn dann weggenommen und dann erstmal das Baby getröstet.
Wie gesagt hier kommt es ab und zu noch vor, aber nur noch selten. Ich drücke dir die Daumen, dass es bei euch ebenso schnell wieder vorbei ist.
Jeden Kontakt eng begleiten, damit du schnell einschreiten kannst und es im Idealfall vorher abwenden kannst.
Bei uns war es ähnlich. Unser Sohn war zum Baby total lieb, aber das beansprucht eben auch die Kooperationsfähigkeit sehr und dann war er eben in anderen Situationen "anstrengender". Wobei auch das mit der Zeit besser wurde.
Ich persönlich finde ja, dass du eh gut reagierst und zu streng mit dir selbst bist. Zwei Ideen hätte ich trotzdem. Ich habe mir mittlerweile angewöhnt, meinen Sohn - wenn ich merke, dass er gerade wieder aggressiv/überdreht ist - in den Arm zu nehmen und ihn zu fragen, ob es ihm vielleicht gerade nicht so gut geht. Wenn ich ihm (zugewandt und auf Augenhöhe) zurückmelde, dass mir etwas weh tut und ihn frage, ob das sein Ziel ist, verneint er das in der Regel. Wenn ich ihn dann frage, ob er damit aufhören kann, gibt er mir eine ehrliche Einschätzung. Oft kann er es nicht und wir überlegen uns dann eine Strategie (z.B Situationswechsel), die ihm helfen könnte.
Beim Einschlafen könnte ich mir vorstellen, dass ihr alle etwas zu angespannt seid, weil das Baby mit dabei ist und dass es deswegen so lange dauert. Kann der Vater das Baby nehmen? Oder kann er nach und nach Teile des Abendrituals mit der Tochter übernehmen, um da einen Fuß in die Tür zu bekommen?
Ich habe es auch schon zweimal so gemacht, dass ich zunehmend gereizt war von der Einschlafsituation und deswegen eine Pause angekündigt habe. Also meinem Sohn habe ich erklärt, dass es mir gerade zu unruhig ist und ich kurz alleine sein möchte und in 5min wiederkomme. Vielleicht wäre das für die ganz üblen Tage eine Idee?
Unser Sohn ist 3 und unsere Tochter vier Wochen alt. Er ist bisher auch sehr lieb zu ihr. Das was du beschreibst, würde ich unter Eifersucht verbuchen, nur zeigt sie sich nicht am Geschwisterchen, sondern an euch. Unsrer macht das nämlich auch: Provozieren, egal wie. Ich denke, er möchte Aufmerksamkeit und auch negative Aufmerksamkeit, ist Aufmerksamkeit. Manchmal verhält er sich auch wie ein Baby oder er schlägt nach mir, macht absichtlich etwas kaputt, während ich mit Wickeln beschäftigt bin. Ich reagiere grundsätzlich so wie sonst auch. Beim Schlagen entferne ich mich von ihm, sage, dass das weh tut und ich das nicht will; beim Zerstören, nehme ich es ihm ab und ich lasse ihn ein Baby sein, wenn er will. Versucht er sonst irgendwie zu provozieren, ignoriere ich dieses Verhalten einfach. Gleichzeitig versuche ich ihm dann aber mehr meiner Zeit zu geben, kuschle mit ihm, spiele mit ihm. Nach Möglichkeit allein. Ich frage ihn beim Zubettgehen immer wie er den Tag fand und ob es ihm gut geht.
Ja, ich habe ihm such schon gedroht, dass er allein schlafen muss. Blöd, aber man ist nur ein Mensch.
Mein Mann hat Elternzeit und fängt den Großen durch Exklusivzeit ganz viel auf. Von deinem Mann lese ich nichts. Er sollte, auch ohne Elternzeit, viel Zeit mit der Großen verbringen, um sie aufzufangen.