Was tun? Kind (3) schlägt, kreischt und beschimpft beim Abholen

Hallo zusammen, ich bin gerade leider ziemlich ratlos. Mein Sohn ist in vielen Belangen ein unproblematisches Kind. Seit kurzem rastet er aber völlig aus, wenn ich ihn aus dem Kindergarten abhole und damit die Spielsituation störe. Es ist nicht immer der Fall, sondern nur wenn er gerade etwas schönes spielt und nicht aufhören möchte. Das Prblem ist aber, dass ich ihn zu einer bestimmten Uhrzeit abholen muss (zumal er auch noch Mittagsschlaf zu Hause macht). Ab und an bleibe ich auch schon mal 5-10 Min. in der Einrichtung, in der Hoffnung, dass er das Spiel noch beenden kann und wir dann in Ruhe heimgehen können, meistens jedoch erfolglos.
Heute ist er komplett ausgerastet, obwohl ich noch ca. 10 Min. gewartet habe. Sie spielten Fußball und er wollte nicht heim. Als ich ihn dann mithilfe der Erzieherin holte und auf den Arm nahm, schlug er mich mehrfach ins Gesicht und beschimpfte mich. Er schlug mir dabei auf meine Wange und da ich gerade eine Kiefer-Op hatte, war dies dazu sehr schmerzhaft und ich musste an mich halten, dass ich nicht vor Scham, Verzweiflung und Wut in Tränen ausbreche. Im Auto wurde ich auch zugegebenermaßen ein wenig laut. Mein Sohn war kleinlaut, übermüdet, schmollte und sagte gar nichts. Ich habe ihn dann direkt ins Bett gebracht, jetzt schläft er. Wie gehe ich mit der Situation um? Zumal sie sich in letzter Zeit häuft. Ich habe mit ihm auch mehrfach schon in Ruhe geredet und dann ist er auch immer einsichtig (tut zumindest so). In der Situation selbst, eskaliert es aber immer wieder. Ich bin leider gerade ratlos, traurig und etwas verzweifelt😔 habt ihr Tipps?

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Also erstmal: Du hast aus meiner Sicht wirklich keinen Grund dich zu schämen und dein Kind auch nicht. Der Vormittag im Kindergarten ist anstrengend, das Kind hält sich wahrscheinlich recht gut an die Regeln und passt sich gut an, aber mittags ist es dann sehr müde und die Kooperationsfähigkeit ist aufgebraucht. Übergangssituation sind generell eine Herausforderung, wenn man mitten im Spiel ist, dann umso mehr. Und weil du dann da bist, kann dein Kind endlich aufhören zu funktionieren und alle Emotionen rauslassen, mit dem Wissen, dass du dich schon kümmern und auch ungünstiges Verhalten verzeihen wirst. Das ist in dem Alter völlig normal und wird mit zunehmendem Alter von alleine besser.
Früher bereits abholen (bevor das Kind müde und erschöpft ist) könnte auch helfen, aber meistens gibt es ja einen guten Grund für die Abholzeiten.
Ansonsten schaue ich in solchen Situationen, dass ich mein Kind möglichst schnell aus der Kita raus und an einen ruhigen Ort schaffe und da wird erstmal gemeinsam der Emotionsausbruch durchgestanden. Das darf auch eine Bank sein, an der die anderen Eltern beim abholen vorbei kommen. Ich sehe nichts Verwerfliches daran, wenn ein müder 3-Jähriger einen Emotionsausbruch hat und von einer Bezugsperson dabei begleitet wird.

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Danke für deine Antwort, es tat gut sie zu lesen. Das mit der Bank ist eine gute Idee, vielleicht besser als ihn gleich ins Auto zu verfrachten. Mein Gedanke war einfach, schnell heimzufahren, damit er ins Bett kann. Aber das war ja letztendlich auch nicht zielführend. Das Problem ist allerdings eher, dass er der emotionale Ausbruch seinerseits meist schon in der Einrichtung erfolgt. Ihn früher abzuholen ist leider problematisch, zum einen aufgrund der Abholzeiten und meiner Arbeitszeiten, zum anderen bekommen die Kinder direkt davor Mittagessen.

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Also direkt nach dem Mittagessen wird Fussball gespielt?

Finde ich ehrlich gesagt nicht so prickelnd - auch für Kinder ohne Mittagsschlaf sollte direkt nach dem Essen eine Pause/Siesta/ruhige Bschäftigung stattfinden.
(Tischspiel, malen, Buch angucken, Hörspiel, ...)

Das würde ich (freudnlich, sachlich) ansprechen im Kindergarten.
Auch mal mit dem zuständigen Erzieher reden, ob der ne Lösung hat wie man diese Situation vermeiden kann.
Die kennen den Tagesablauf der Kids ja besser ...

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nabend,

wenn dein 3 jähriges Kind dich schlägt, darfst du wütend und sauer sein.
Das darf es auch spüren dass es dir mit seiner Aktion nicht gut geht.

Dein Kind lernt von dir, angemessen mit den Mitmenschen umzugehen - abstand halten und wütend sein ist eine angemessene Reaktion auf ein solches Verhalten.
ich finde, du hast richtig gehandelt - ihn ins Auto gebracht, ins bett gebracht - Abstand gehalten.
Auch Erwachsene dürfen wütend sein und sorgen dann dafür, dass sie ihre Emotionen wieder in den Griff bekommen ohne andere (dein Kind) zu verletzen. Du hast deinem Kind also angemessenes Sozialverhalten gezeigt - alles gut =)

Wenn ihr darüber sprecht und er einsichtig ist, würde ich erstmal davon ausgehen dass er nicht nur so tut, sondern dass er es versteht. Nur kann er dieses rationale denke in einer Frustsituation noch nicht anwenden. Er weiß dass es dich veletzt wenn er schlägt - aber wenn er starken Frust spürt (weil du die Spielsituation abbrichst) kann er sich nicht kontrollieren - das ist nicht unüblich - das ist ein Lernprozess.

Wie so oft sind Mittelwege die "besten" Wege.
Dein Sohn lernt nur angemessen mit Frust umzugehen, wenn er auch in frustrierende Situationen kommt.
Also jeglichen Frust vermeiden wäre nicht so clever.

Aber wenn eine Situation so frurstierend ist, dass er (noch) nicht mehr in der Lage ist "zu denken" und zu lernen, würde ich versuchen diese Situationen (erstmal) zu vermeiden.

Am ehesten würde ich also an der Abholzeit etwas verändern.
Du sagst er macht Mittagsschlaf Zuhause - also holst du ihn nach dem Mittagessen ab?
Kannst du eher kommen - während er noch isst - dass es gar nicht zur Spielsituation kommt?
Kannst du später kommen, während die anderen Kids sich Mittagsschlaffertig machen?
Kann er dort ebenfalsl mittagsschlaf machen und du holst ihn direkt danach ab?


Also zwischen Mittagessen und Mittagschlaf gab es bei uns eigentlich keine Spielsituation (Waschen, Zähne putzen, Bett bauen, umziehen, ... - die Erzieher hätten keine Zeit gehabt eine Draußenspielsitaution zu beaufsichtigen)
Aber da gibt es ja auch andere KiTas mit anderen Strukturen.

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Danke für deinen Zuspruch. Das tut wirklich auch einmal gut zu hören. Tatsächlich habe ich leider auch arbeitsbedingt keinen großen Spielraum, was die Abholzeit betrifft.
In unserer Einrichtung ist es auch so, dass kein Kind dort schläft. Es ist auch eine Einrichtung ab 3 Jahren. Mein Sohn ist daher einer der Jüngsten und mit einem weiteren Kind das einzige, das noch Mittagsschlaf macht (das andere Kind macht diesen auch zu Hause). Alle anderen schlafen mittags nicht mehr und ruhen sich maximal etwas aus, dafür gibt es Sofas, aber keine Betten.
Mein Sohn wirkt im Kindergarten auch nicht besonders müde, es ist eher so, dass er im Auto umfällt wie ein Stein und auch locker noch 2 Stunden Mittagsschlaf macht. Er braucht diesen also schon noch (er geht abends auch wieder gegen 8 ins Bett).

Mein Problem ist auch, dass ich manchmal nicht einschätzen kann, was mein Sohn schon versteht und was noch nicht so ganz. Er hat natürlich verstanden, dass er etwas falsch gemacht hat und sagte vorhin - nach dem Mittagsschlaf- dann auch: „man darf Mama nicht hauen“ , als ich ihm sagte, dass mir das weh tat. Er entschuldigte sich auch und war sehr einsichtig. Mir ist aber auch bewusst, dass er meist schnell einlenkt, weil er keine Lust mehr hat darüber zu reden („Mama soll nix mehr sagen“, heißt es dann).

In der Situation selbst aber, kann er sich dann nicht kontrollieren, da der Frust zu hoch ist.

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Werden mehrere Kids nach dem Mittagessen abgeholt oder bleiben die meisten da?
Wie lange hat dein Sohn denn Zeit zwischen Mittagessen und Abholen zu spielen?

ich finde es merkwürdig dass nur 2 Kinder Mittagschlaf machen - das es anscheinend auch gar nicht angeboten wird ...
Hier in den Kitas wird Mittagschlaf bis ca. 6 Jahre gehalten. Die meisten Kinder brauchen den auch wirklich noch.
Manche, die ihn nicht mehr brauchen, ruhen sich zumindest mit aus (direkt nach dem Mittag essen). Können sie aber nicht einschlafen stehen sie eben auf und beschäftigen sich leise weiter. (leider nur möglich wenn es die Personalsituation/Zuverlässigkeit der Kinder zulässt ...

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Könnte er nicht dort Mittagsschlaf machen? Ich finde es auch seltsam, dass er nach dem essen noch spielt, aber eigentlich schlafen möchte.

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Oje, nach müde kommt halt doof....das war schon immer so.

Ich finde es etwas unglücklich, das er dann noch weiter spielen darf....seine Zeit in der Kita ist für diesen Tag vorbei. Er hat noch kein richtiges Zeitgefühl, er weiß nicht ob du da nun 5 oder 10 Minuten stehst.
Auch Gespräche werden nicht viel bringen, das ist alle snicht greifbar für ihn.

Du kannst aber mit klaren Ritualen ihm einen Rahmen bieten. Er spielt draußen wenn du kommst: Kurze Begrüßung, du holst schon mal seine Sachen und dann geht ihr....immer wieder derselbe Ablauf. Kein Einknicken deinerseits, kein schlechtes Gewissen das du ein Spiel unterbrichst. Die Zeit ist um, basta. Du gibst den Rahmen vor, nicht er. Werde klar udn deutlich in deinen Handlungen wenn du ihn abholen willst.

Für deine Kiefer-Op kann er nichts, klemm ihn dir unter den Arm oder leg ihn dir über die Schulter, dann kommt er nicht an den Kiefer. Und ja, verdammt du darfst wütend werden, wenn dein Kind dich schlägt. Es wird nicht geschlagen, basta.
Es gibt keinen Grund sich zu schämen oder zu verzweifeln. Ja, du verstehst das er gerade noch nicht mit will und dann ist gut.

Er scheint völlig gar zu sein. Hat er zu dem Zeitpunkt schon Mittag gegessen? Sonst wird er auch hungrig sein. Das er eskaliert ist kein Drama, so etwas kennen die Erzieher. Deine Verunsicherung gibt ihm den Aufwind.

"Wenn ich dich nachher wieder abhole, dann gehen wir sofort!" Das könnte er eventuell schon kognitiv greifen, trotzdem muß es jetzt erst verinnerlicht werden.

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Ich hatte diese Situation mit K1 in dem Alter auch. Vor allem wenn die Gruppe gerade draußen spielte wollte er nicht mit. Ich hatte immer noch mindestens einen der kleinen Brüder im Schlepptau und begrenzte Kapazitäten zu warten, zu überreden etc.

Deshalb hab ich ihm immer eine leckere Kleinigkeit (Fruchtriegel, Vollkornkekse….) mitgebracht die er dann im Auto essen durfte. Nach 2-3x wusste er das was Schönes wartet und Zack, waren wir draußen.

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Wenn meine Tochter (3) komplett übermüdet ist eskaliert sie auch ziemlich. Also es wäre hilfreich wenn der kiga ihn nach dem Mittagessen etwas weniger "lustiges" machen lassen würde während er auf dich wartet, damit er nicht so arg rausgerissen wird. Finde es auch komisch, dass es keine ruhezeit gibt mit Bücher anschauen u rasten nach dem Mittagessen.