Suche Austausch: Hochselnsibles Kleinkind in der KiTa-Eingewöhnung

Liebe Eltern,

ich suche dringenden Rat oder Austausch bzgl. der KiTa-Eingewöhnung mit einem hochsensiblen Kleinkind.
Mein Sohn wird nun bald drei und wurde bisher zu Hause von mir, meinem Mann und seiner Oma betreut.

Schon lange bin ich mir ziemlich sicher, dass er hochsensibel ist. Er fühlt sich sehr unwohl mit fremden Menschen und mag es gar nicht mit vielen Menschen zusammen zu sein. Er hat mit etwa einem halben Jahr extrem zu "fremdeln" begonnen. Anfangs hat er einfach immer geweint, wenn fremde ihn angeguckt, angesprochen oder gar berührt haben. Inzwischen kann er sich so gut ausdrücken, dass er mir dann sagt, dass er schüchtern ist und sich erstmal bei mir oder meinem Mann aufhält. Wir haben ihn aus diesem Grund auch erstmal zu Hause betreut und gedacht, dass es mit zunehmendem Alter besser wird. Das ist es auch wirklich, trotzdem ist er eher ein zurückhaltender Beobachter und leicht aus dem Konzept zu bringen.

Außerdem:
Er braucht Struktur und Gewohntes, kann die Zahlen bis 11 und fast alle Buchstaben des Alphabetes. Auch die Farben konnte er schon vor dem zweiten Geburtstag. All diese Dinge stößt er durch Fragen selbst an, weil er es irgendwo mitbekommen hat.
Er liebt die Natur und kann sich stundenlang mit Stöckern, Steinen usw. beschäftigen. Vor allem dann aber im Kontakt mit ständigen Fragen (Was ist das? Welche Farbe? Welcher Baum? etc.).

Er ist noch nicht richtig in der Autonomiephase angekommen und möchte immer, dass wir alles für ihn tun. Er probiert sich teilweise aus und denkt dann "ach, das ist noch nichts für mich". Wir versuchen ihn trotzdem immer zu ermuntern selbst zu tun, was er schon tun kann.

Er mag seit einem Jahr auch nicht in der Badewanne baden oder Duschen. Er steht nun immer vor der Wanne und planscht während ich ihn mit einem Waschlappen wasche.

Essen tut er nur Dinge, bei denen er weiß, dass sie ihm schmecken. Neues probiert er nicht gerne und er mag auch eher trockene und knusprige Dinge essen (Brot, Kartoffelprodukte wie Pommes oder Kroketten, knusprige Snacks,..) sonst stört ihn die Konsistenz (abgesehen von Quetschies oder Fruchtzwergen).

Auch bzgl. Kleidung ist er wählerisch. Es darf nicht zu hart auf der Haut sein. Schuhe mochte er auch sehr lange nicht tragen.

Nun zur KiTa:
Er ist nun in der Eingewöhnung in einer Wald-KiTa. Diese Woche hat er begonnen. Schon am ersten Tag hatte er ein für ihn schlechtes Erlebnis. Er ist generell schüchtern und sehr vorsichtig in der Interaktion mit anderen Kindern, auch wenn er sie mit Interesse beobachtet. Nun sollte ein Mädchen ihm die vorhanden Spielsachen zeigen, die sich in einer Sitzbank befinden. Sie öffnete die Sitzfläche und zeigte ihm die Sachen. Er hat sich langsam angenähert und als er dann etwas rausnehmen wollte hat sie gesagt "Nur ich darf mit den Spielsachen spielen" und hat die Bank lautstark zugeknallt. Das hat ihn sehr erschüttert. Durch die fremde Umgebung hat er aber nicht laut geweint sondern wollte nur zu mir und hat auf meinem Schoß leise ein paar Tränen zerdrückt und schwer geatmet. Dann wollte er weiter spielen, was er vorher gemacht hat.
Er hatte dann noch viele tolle und fröhliche Momente. Allerdings hat er dann Nachmittags zu Hause gleich gesagt, dass er in der Wald-KiTa traurig ist und hat von dem Erlebnis mit der Bank erzählt.
Und nun ist es jeden Morgen ein Kampf. Er sagt immer, dass er nicht in die KiTa möchte weil er dort ganz doll traurig ist, besonders auch im Morgenkreis, wo alle beieinander sitzen. Er weint dabei. Er zetert nicht und bockt nicht sondern erklärt sich ganz herzzerreißend und möchte nicht hin.
Natürlich sind mein Mann und ich empathisch. Wir sprechen mit ihm über seine Traurigkeit und lassen uns danach Zeit ihm auch die guten Momente und Spielmöglichkeiten in Erinnerung zu rufen bis er einwilligt doch in die KiTa zu gehen. Heute hat es fast eine Stunde gedauert.

Ich bin ratlos. Erzieher und andere Eltern sagen natürlich, dass es normal ist, dass jede Eingewöhnung so läuft. Nun ist er aber nicht wie jedes Kind und wir wollen auch nicht so erziehen, dass er irgendwann resigniert, weil er weiß, dass wir nicht nachgeben.

Ich erhoffe mir hier Rat von Eltern, die ähnlich "hochsensible" Kinder haben und sich austauschen mögen. Das wäre mir eine große Freude und auch Hilfe.

Vielen Dank!

Via2022

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Hallo.
Meine Kleine ist 19 Monate alt reagiert sehr sensibel auf Reize, fremdelt stark und braucht auch viel Struktur.
Eigentlich sollte sie mit ein Jahr in die Kita. Wir haben uns aber entschieden sie erst mit 2 Jahren einzugewöhnen, weil sie halt sehr sensibel ist. Daher kann ich noch nicht über die Eingewöhnung berichten.

Ich bin allerdings Erzieherin und hatte auch in der Kita das ein oder andere sensibele Kind.
Die Situation in der Kita mit den anderen Mädchen, da muss dein Sohn durch. Sowas kommt oft vor und da müssen sich Kinder soweit es Alter und Entwickelungstand zulässt einfach unter sich ausmachen. Die Erzieher sind nicht überall und können nicht immer sofort eingreifen und bekommen nicht immer alles mit.
Es war aber richtig von dir deinen Sohn zu trösten, wenn er bei dir Trost sucht.
Allerdings kannst du ihn nicht vor allem Konflikten schützen. Er muss einfach lernen damit umzugehen.

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Hallo Mia,

vielen Dank für deine Nachricht. Also sagst du, dass es richtig ist ihm morgens immer wieder gut zuzureden und "dran zu bleiben" auch wenn er sagt, dass er traurig ist und nicht gehen mag? Du würdest es, wie ich es verstehe, als notwendigen Lernprozess beschreiben, der langfristig gut für ihn ist?

Viele Grüße

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Ich würde an deiner Stelle die Eingewöhnung fortsetzen. Vorausgesetzt du hast ein gutes Gefühl bei der Kita. Denn spätestens bei Schuleintritt hast du nicht mehr die Wahl, dass er Zuhause bleiben kann. Es ist besser wenn er bereits im Kindergarten Erfahrungen im Umgang mit Gleichaltrigen sammelt. Dann hat er es später in der Schule leichter. Wenn du kein gutes Gefühl dabei hast und du die Möglichkeit hast, kannst du ihn natürlich auch erstmal noch weiter Zuhause betreuen und es in einem Jahr nochmal probieren. Vielleicht klappt es dann auch besser. Ich würde dir aber auf jeden Fall raten, dass er zumindest das Vorschuljahr eine Kita besucht.

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Ich bin Erzieherin und kann dir von meinen Erfahrungen berichten: Es gibt immer wieder sensiblere und/oder reizempfindlichere Kinder als andere. Dazu kommt, dass dein Sohn bisher ausschließlich im Familienverbund war, da kann so eine große (Wald)Kita mit vielen Menschen und neuen Situationen schon wirklich Unbehagen auslösen.
Ich finde, ihr macht das auch super, indem ihr ihm seine Gefühle nicht absprecht und versucht, euch und ihn auf die positiven Aspekte zu focussieren.
Viel mehr könnt ihr in meinen Augen auch nicht tun.
Traurig sein ist ok, Angst zu haben vor einem Mädchen, das man noch nicht kennt und das einem lautstark „verbietet“ mit den Sachen zu spielen, ist auch ok. Alle Gefühle haben ihre Berechtigung und ihr helft dabei, sie zu verarbeiten und Lösungen zu finden. Je mehr Vertrauen er zu den Erzieher_innen fasst, und je besser er die Kinder kennt, desto weniger nehmen ihn solche Situationen mit. Das ist alles ein Lernprozess. Die einen verarbeiten das schneller aufgrund ihres Temperaments, andere brauchen länger dafür. Beides ist ok. Ihr macht das schon!

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Hallo,

Meine Tochter ist ebenfalls hochsensibel. Sie wird im November 4 und geht seit Januar in den Kindergarten. Die Eingewöhnung lief anfangs recht problemlos, und sie ging dann auch ein paar Monate ganz gut in den Kindergarten. Von heute auch morgen plötzlich nicht mehr, da war nix zu machen - keine Chance. Sie hat total zu gemacht, sich in der Wohnung versteckt, ist auf dem Weg zum Kiga wieder umgedreht und nachhause gerannt, morgens geschrieben beim abgeben etc pp. Wir waren echt sehr verzweifelt jnd kurz davor, sie komplett aus dem Kiga zu nehmen, bis sie älter ist (nächstem Sommer geht ihr Bruder auch - der übrigens auch hochsensibel ist). Wir haben dann ein paar Wochen Kindergartenpause gemacht und von vorne angefangen. Ganz langsam gewöhnt und erst mal ohne Stuhlkreis, der ihr auch die allermeisten Probleme macht.

Sie geht jetzt nur noch 4 Tage die Woche und nur 2 Stunden. Sie kommt um 10, nachdem alle anderen Kinder schon mindestens 1 Stunde da sind, und sie geht 15 Minuten vor den anderen Kindern. So ist die Hol- und Bringsituation schon deutlich ruhiger für sie und sie hat ein langes Wochenende. Momentan klappt es wieder gut und sie geht gern.

Hochsensible Kinder müssen lernen, mit Reizen zurecht zu kommen - man kann sie ja nicht auf ewig abschirmen. Nimm Dein Kind an die Hand, sprich über das Erlebte und vorallem: gestalte die Zeit zuhause so ruhig wie möglich. Seit mekne Tochter im KiGa ist machen wir nachmittags eigentlich nicht mehr sonderlich viel. Ich versuche zu fördern, dass sie da in ein ruhiges Spiel findet, macht sie gern auch allein, ganz für sich.

Sprich mit den Erziehern. Das hat vei uns ganz viel geholfen, wir haben eine sehr einfühlsame Erzieherin, die sie die ersten Wochen, auch bei der "2. Eingewöhnung" ganz intensiv begleitet hat. Sie hat mittlerweile eine Freundin gefunden, mit der sie sich sehr wohlfühlt, mit der wir uns auch nachmittags schon getroffen haben.

LG und viel Erfolg!

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Wenn Du nicht auf die Betreuung angewiesen bist, weil Du arbeiten musst, würde ich echt die Stellschraube "Zeit" drehen. 5 Stunden/Tag an 5 Tage/Wpche sind für meinen Tochter zB viel zu viel. Das wird sich aber auch geben jnd irgendwann klappt es länger. Versucht einen Zeitrahmen zu finden, mit dem er zurecht kommt, wenn möglich. Dann hat er trotzdem neue Eindrücke, soziale Kontakte und wird an Reize gewöhnt, aber trotzdem nicht überfordert. Bei uns der Schlüssel!

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Unsere Jüngste ist ebenfalls hochsensitiv (sensibel ist so ein negativ behaftetes Wort, dass ich es nicht gerne verwende).

Gerade lese ich ein tolles Buch, um ein paar Impulse zu erhalten, wie Situationen eventuell besser zu gestalten sind, die für andere nicht unbedingt einer besonderen Aufmerksamkeit bedürfen.

Der Tenor dieses Buchs ist zunächst, dass man beginnt positiv daranzugehen, das gefällt mir! Und dass eine Gruppe aus so verschiedenen Persönlichkeiten sich wunder ergänzt.

Situationen wie die KiTa Eingewöhnung findet bei den Meisten vielleicht in wenigen Wochen statt, bei anderen (hochsensitiven Kindern) dauert es ggf. nun mal sehr lange, weil genau solche Momente viel präsenter bleiben und intensiver wahrgenommen werden. An dieser Stelle hilft Vermeiden nicht, sondern Lernen mit diesen Gefühlen/Erfahrungen umzugehen.
Dein Sohn wird sicher noch eine Weile und viel Zuspruch für sein Selbstvertrauen brauchen. Und wahrscheinlich benötigt er nach der KiTa erst mal seine Auszeit.

Unsere Eingewöhnung beginnt erst in einem Jahr, ich bin aber auf eine lange Phase eingestellt.
Aktuell besuchen wir einen „Zwergentreff“ und erst nach 5!!!!!! Treffen mit den immer gleichen Personen, im selben Raum, hat unsere Tochter das erste Mal aktiv ein Spielzeug aus der Kiste geholt 😅
Vorher hat sie mehr beobachtet als gespielt und niemand darf sie berühren 😬

Was ich damit sagen möchte: die Gefühle ernst nehmen (was ihr ja offensichtlich auch macht) und immer wieder bestärken.
Außerdem eine Möglichkeit des Rückzugs schaffen wenn nötig.
So fahren wir aktuell ganz gut.

Alles Gute Euch 🍀

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Als Erzieherin und als Mutter eines diagnostiziert hochsensibeln Kindes (eine Spur extremer wie dein Sohn, soooo unnormal finde ich die Beschreibung von ihm gar nicht), kann ich dir nur den Tipp geben: sag ihm nicht dauernd und oft, dass er schüchtern ist, und nutze diese Worte auch nicht vor anderen, um deinen Sohn in irgendeiner Form zu "entschuldigen".

Ich hab das leider gemacht. Weil ich dachte, ich mach es meiner Tochter leichter, wenn ich ihr sage, dass sie manche Dinge halt nicht so gut kann oder machen muss, weil "sie ja schüchtern ist". Im Prinzip hab ich es gut gemeint, wollte ihr zeigen, dass sie nix falsch macht, wenn sie sich nicht traut, mit anderen zu reden oder sich ihr Eis selbst zu bestellen, sondern dass das an ihrem ruhigen Charakter, also an ihrer Schüchternheit liegt.
Sie hat die ersten 10 Jahre ihres Lebens also immer und immer wieder gehört, dass sie ja schüchtern ist. UND manchmal manifestiert sich das dann, obwohl es von allein vielleicht irgendwann aufgehört hätte. Aber wenn du 1000 mal gehört hast, dass du ja schüchtern bist, wird es zu deiner Wahrheit. Und es wird als unveränderlich anerkannt.

Heute arbeite ich nebenberuflich u.a. mit schüchternen Kindern und deren Eltern. Meine Vorgehsweise ist mittlerweile, den Kindern zu sagen, dass sie etwas NOCH nicht können oder sich NOCH nicht trauen. Und dass wir gern immer wieder üben können, bis es klappt. Dieses NOCH macht für Kinder einen riesen Unterschied. Sie wollen irgendwann vom NOCH ins BALD. Der Zustand ist also veränderbar. So erziele ich mit schüchternen Kindern recht schnell enorme Fortschritte.

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Hallo,

darf ich Dich mal fragen, wer die Hochsensibilität diagnostiziert hat?

Was mir noch kurz wichtig zu sagen ist, ist das Hochsensibilität nicht automatisch mit Schüchternheit oder einem generell ruhigen Wesen assoziiert sein muss.

LG

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Eine Psychotherapeutin. Meine Tochter war dort 2 Jahre zur Therapie wegen verschiedenen Phobien, u.a. eine Sozialphobie, phasenweise depressiven Verstimmungen usw. Die Diagnostik dauerte mehrere Situngen und es wurden viele Dinge getestet.

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Motte ist auch sehr sensibel. Hochsensibel weiß ich nicht, aber ihr wird es auch schnell Zuviel.

Darauf wurde in der Kita aber extrem eingegangen. Grade wenn alle Kinder zusammen kamen (z.B. beim Frühstück) weinte sie schnell, weil es ihr Zuviel Gewusel war. Die Erzieherinnen nahmen sie dann zur Seite, gaben ihr Raum sich zurück zu ziehen oder nahmen sie an die Hand/auf den Arm und machten es gemeinsam.

Wir haben auch viel drüber gesprochen, auch heute noch hat Motte zu Hause oft das Bedürfnis, kindergarten zu spielen (ich bin dann das Kind und sie die Mama, die arbeiten muss). Das machen wir auch oft 😅

Die Eingewöhnung dauerte insgesamt 6 Wochen. Inzwischen geht sie seit 1,5 Jahren und so richtig reibungslos und toll läuft es erst seit 2-3 Monaten.

Vor kurzem war Sommerfest (das erste seit Corona) und das hat sie noch mal völlig überfordert. Sie haben was aufgeführt, Motte hatte Angst und Rotz und Wasser geheult und trotzdem hat sie mit getanzt und ist „auf der Bühne“ geblieben! Sie hat das durch gezogen und war danach so stolz, auch wenn es mir fast das Herz gebrochen hat. Aber sie wollte das unbedingt 🙈 und hat es letztlich ja geschafft. Das macht mich natürlich auch stolz, auch wenn ich sie bestärkt habe, dass sie ruhig auch gehen kann, wenn’s ihr Zuviel wird. Das ist auch ok!

Also zusammenfassend: die Erzieher:innen sind Profis und auch idR auf „spezielle Kinder“ sensibilisiert. Sprich mit ihnen unbedingt über deine Bedenken, ruhig auch öfter, das gehört dazu. Frag konkret nach.

Und bleibt ruhig trotzdem liebevoll konsequent dabei. Dein Sohn wird öfter in Situationen kommen, die ihm unangenehm sind und wo man „durch muss“ und genau daran wird er auch wachsen. Er wird Strategien finden (natürlich unter liebevoller Anleitung!), damit umzugehen :)

Alles Gute euch!