Hauen und Schubsen. Was tun?

Hallo ihr Lieben,
der Kleine von Freunden (21 Monate) schubst und haut in letzter Zeit relativ viel und es tut mir sehr Leid für unseren Sohn. Abgesehen davon scheinen die Eltern doch etwas ratlos. Sie reagieren schnell und machen dem Kleinen deutlich, dass das nicht geht. Es scheint aber absolut null Wirkung auf ihren Sohn zu haben. Ich würde ja gern helfen, aber ich habe auch keine Ahnung. Unser Sohn ist ein bisschen älter und macht beides nicht. Habt ihr eine Idee? Der Kleine scheint eigentlich empathisch, tröstet wenn jemand traurig ist ect. Aber, er scheint nicht zu verstehen, dass er manchmal der Grund dafür ist. Kann man was machen oder nur wiederholen und durchhalten, bis das Verständnis da ist?

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Hallo Imoen,

interessantes Thema. Mein Mädchen ist 26 Monate alt und hauen und kneifen ist hier gerade Thema. Sie ist auch sehr empathisch für ihr Alter und sehr soziale finde ich. Ich denke und hoffe, dass es gerade eine Lernphase ist. Sie testet irgendwie damit die Reaktionen anderer.
Außerdem Haut sie oft aus Frustration. Da weiß ich, dass sie in dem Alter einfach noch wenig Impulskontrolle haben und je nach Charakter eben bei wut auch hauen.
Bin mir manchmal auch unsicher, wie streng ich reagieren soll. Einerseits möchte ich Grenzen klar machen, andererseits weiß ich ja, dass sie im Moment nicht anders kann und es nicht böse meint.
Ich sage es ihr immer wieder und setze sie zb oft ab, wenn sie auf dem Arm Haut. Dann tröste ich sie und erkläre, gebe Alternativen.
Habe gelesen, dass es eben auch Zeit braucht, bis das Kind etwas lernt und umsetzt bzw bis es eben auch echt so weit ist, dem Drang zu hauen, zu widerstehen.
Bringt ja nichts, wenn es aus Angst zb nicht mehr Haut, aber darunter die Beziehung leidet.
LG :)

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Ich würde mit den Eltern reden, und sie fragen ob es ok wäre, selber einzuschreiten, vielleicht hat er ja vor dir als "Fremder" mehr Respekt.

Ich habe selber einen solchen Fall im Freundeskreis. Der junge Mann, mittlerweile 3, erfüllt jedes Klischee des verwöhnten Einzelkindes alter Eltern. Ist aber auch wenn er mag ein reizendes Kind, tröstet, empathisch, lieber Kerl, wirklich, wennauch hysterisch und Mamafixiert. Nun hat er eben die Angewohnheit zu schubsen und zu hauen, wenn ein anderes Kind seiner Mama zu nahe kommt, oder er einfach gerade keinen Bock auf Mitspieler hat, und das sorgt eben in besagtem Freundeskreis für ziemliche Empörung. Die Eltern sind beide sehr dahinter, dass es aufhört, aber er hört einfach nicht auf sie. Irgendwann hat die Mutter mich gebeten, ob ich was sagen kann, eventuell hätte er vor mir mehr "Angst" - also beim letzten Zwischenfall mein bösestes Gesicht aufgesetzt, geschimpft, erklärt, seinen Trotzanfall begleitet, immerhin hat er eine ganze halbe Stunde durchgebrüllt. Natürlich nicht schreiend oder grausam, aber schon verdammt streng. Das Spiel hatten wir insgesamt 2x, seitdem ist Ruhe.

Das wilde Monster, das seiner Mutter sonst niemals von der Seite weicht, kuschelt mittlerweile sehr gern mit mir, teilt seine Gummibärchen sowohl mit mir, als auch mit meiner Tochter, die laut ihm seine beste Freundin ist - und teilen ist sonst wirklich nicht seins! Wenn seine Mutter ihn fragt, wen er dabei haben will beim Spielen, sagt er unsere 2 Namen. Wir haben uns damit arrangiert, dass er andere Kinder manchmal einfach scheiße findet, mittlerweile kann auch meine Tochter besser begreifen, wann er empfänglich für gemeinsam spielen ist, und wann nicht, und macht auch kein großes Drama wenn er sie mal nicht in seiner Nähe haben will.

Die anderen Eltern in diesem Kreis sehen es nicht ein, warum sie die Erziehungsfunktion übernehmen sollen. Auf der einen Seite kann ich das gut verstehen, klar, auf der anderen Seite sind unsere Kinder alle komplett gleich alt, wir alle wissen (oder sollten es wissen), dass die Biester nicht immer verständig sind, und manchmal einfach besser auf andere Leute hören, während sie ihren Eltern auf der Nase herumtanzen können, weil die haben sie ja eh lieb egal wie mies man sich verhält. Und es ist ja auch nicht so, als würden die Eltern dieses Kindes nichts sagen, nichts machen, wie auch immer. Nur funktioniert es eben auch nicht immer. Ich glaube ganz viele Menschen vergessen, dass Kinder soziale Normen erst lernen müssen, und dass manches leichter, und manches eben auch schwerer ist, und dass man auch als Erwachsener manchmal andere Leute blöd findet, vielleicht sogar grundlos.

Ich finde es gut, dass du (wie mir scheint) sehr unaufgeregt an die Sache herangehst, und unterstützend agieren willst. An deiner Stelle würde ich es den anderen Eltern anbieten, mal zu schimpfen wenn wieder was passiert, vielleicht bringt es ja den gewünschten Effekt.

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Ich schreibe hier mal aus der Sicht einer Mama, die auch so ein Kind hatte bzw. hat (obwohl es jetzt mit fast 3 deutlich besser geworden ist, aber eben nicht weg...heute erst ein anderes Kind gebissen 😫) Wir haben hier echt viel durch, angefangen von Freunden die nichts mehr mit uns machen wollen, "Rausschmiss" aus der Spielgruppe, wir waren beim Psychologen, bei der Erziehungsberatung usw.

Gibt es für euch erkennbare Auslöser? Die Gründe für Hauen und Schubsen sind so vielfältig! Für manche Kinder sind Aggressionen eine (missglückte) Form der Kontaktaufnahme, manche Kinder sind schnell reizüberflutet und überfordert und können sich dann nicht mehr kontrollieren, andere haben eine Art "Komfortzone" und mögen es einfach nicht wenn ihnen ein anderes Kind zu nah auf die Pelle rückt, andere sind schlichtweg sehr impulsiv und können sich (noch) nicht anders kontrollieren oder wissen sich nicht zu helfen wenn es darum geht ein Spielzeug zu verteidigen bzw. haben zu wollen usw...

Auch wenn dieser Ratschlag vllt. kommt, was es definitiv NICHT besser gemacht hat, war "hart durchgreifen" im Sinne von Schimpfen, Schreien, Strafen, Konsequenzen aussprechen...(eher das Gegenteil war der Fall). Auf dem Weg haben wir es echt lange versucht, bevor wir uns Hilfe gesucht haben!

Was schließlich eine Besserung gebracht hat war zum einen Abwarten, bis eine gewisse kognitive und emotionale Reife erreicht war und währenddessen einfach immer eng dabei zu bleiben, um Schlimmeres möglichst zu verhindern. Wenn es dann doch passiert ist, dem Kind Worte für das Geschehen zu geben (z.b. Du hast gerade gehauen, ich glaube es ist dir hier gerade zu voll/du wolltest deinen Bagger beschützen, etc...) und vormachen wie es anders geht (z.b in eine ruhige Ecke gehen, was zum tauschen anbieten...) Irgendwann wurde es zum Glück deutlich besser, auch wenn es Rückfälle gibt (siehe heute...)

Was auch geholfen hat ist, wenn man mal die Ursache herausgefunden hat, Spielsituationen einfach passender zu Gestalten. Bei meinem Sohn war es z.b. eine Mischung aus besagter Komfortzone und Überforderung. Wir haben Spielsituationen und Besuche dann wirklich kurz gehalten (max. 30 Minuten) damit er auch mal eine positive Erfahrung machen kann. Nur in ruhiger Umgebung, vorzugsweise draußen. Inzwischen sind wir sehr geschult darin, zu erkennen wann die Stimmung kippt, dann sorgen wir dafür dass er eine Pause machen kann und sich irgendwo zurückzieht um allein zu spielen.

Im übrigen finde ich es toll, dass ihr eure Freunde nicht verurteilt sondern versucht zu helfen. Sicher ist es nicht schön, wenn das eigene Kind ständig Opfer ist, aber umgekehrt ist es auch echt die Hölle! Man ist ratlos, verzweifelt, fühlt sich als Versager und schlechte Mama und würde bei jedem Vorfall am liebsten im Boden versinken. Schön dass ihr das anders machen wollt❤

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Hallo und lieben Dank für deine Antwort! Ich kann mir vorstellen, dass es wirklich schwierig ist in solch einer Situation. Ihr habt ja schon einiges durch. Ich möchte die Eltern auch nicht weg stoßen, weil ich merke wieviel Mühe sie sich geben und auch sehr liebevoll mit ihrem und unserem Sohn sind. Deine Tipps nehme ich mir auf jede Fall zu Herzen! Das mit der Reizüberflutung und Komfortzone könnte schon hilfreich sein. Es wird meist zum Ende eines Treffens hin schlimmer. Er ist ja auch noch recht klein und spricht gleichzeitig so viel. Ich glaube dadurch wird auch viel bei ihm vorausgesetzt, was noch garnicht da ist. Die Treffen zu verkürzen oder Ruhepausen für ihn helfen vielleicht ja tatsächlich schon.
Nochmal vielen Dank und euch weiter alles Gute!

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Ja dass mit dem, dass man die Kinder überschätzt spielt tatsächlich auch oft eine Rolle! Mein Sohn war z.b. immer riesig und trug mit 2 Kleidergröße 104/110, dadurch sieht er natürlich älter aus als er eigentlich ist...
Viel Geduld und Durchhaltevermögen 😊