Hallo meine Lieben
Ich schäme mich sehr für mein Problem, trotzdem schreibe ich mal hier ins Forum, um vielleicht einen guten Ratschlag dafür zu erhalten... Folgendes: Ich bin eigentlich eine sehr ruhige Person (wurde dazu erzogen, meine Emotionen immer runterzuschlucken, aber das ist ein anderes Thema).
Wütend werde ich wirklich selten, bzw, zeige ich es im Alltag fast nie, wenn ich wütend bin.
Nun gelingt es mir auch mit meiner Tochter (15M) immer gelassen zu bleiben, auch wenn sie Wutanfälle hat etc. Ich tröste sie dann und versuche Verständnis für ihre Gefühle zu zeigen.
Nun kommt das aber: Teilweise dauert es echt lange, bis sie einschläft. An manchen Tagen dauert es nur 15min, aber meistens zieht es sich über 60min (manchmal gar 2h).
Sie ist dann zwar müde, aber kann nicht einschlafen, wälzt sich dann im Bett umher, kratzt mich und zieht mich an den Haaren (sie findet das dann halt lustig).
Zuerst kann ich meist sehr ruhig bleiben, nehme ihre Hand ruhig weg und erkläre ihr, dass sie schlafen soll etc.
Aber manchmal werde ich nach einer gewissen Zeit sooo wütend. Ich weiss natürlich, dass sie nichts davon böse meint und sogar wenn, ich dann ruhig bleiben muss. Aber ich werde dann trotzdem irgendwie richtig wütend, und dann rutscht mir auch schon mal so ein Satz raus wie: "Boah du nervst mich jetzt", oder ich schiebe dann ihre Hand energisch und schnell weg oder sage dann laut und energisch: "Hör auf und schlaf jetzt, verdammt" oder lege sie dann auch mal ein bisschen unsanft wieder ins Bett, wenn sie wieder aufsteht.
Natürlich ist mein Verhalten in dem Moment komplett falsch! Das ist mir auch bewusst, und ich schäme mich sehr dafür. Sie findet das meist sogar lustig und dreht dann natürlich noch mehr auf. Und mir tut es dann eine Sekunde später schrecklich leid, und ich entschuldige mich dann auch bei ihr und erkläre ihr, dass es falsch von mir war.
Wenn sie dann irgendwann einschläft, fühle ich mich dann wie der schlimmste Mensch der Welt. Ich habe dann so ein schlechtes Gewissen. Es kommt zum Glück immer seltener vor, dass ich die Nerven verliere. Aber hat mir vielleicht jemand ein Tipp?
Ich habe bis jetzt folgendes probiert: Wenn ich merke, dass ich wütend werde, gehe ich kurz aus dem Zimmer. Nur leider mag sie das natürlich gar nicht, und fängt dann an, zu weinen.
Sie auch raus aus dem Zimmer zu nehmen und quasi die Einschlafbegleitung zu unterbrechen, hilft zwar, jedoch schläft sie dann gar nicht mehr.
Ich weiss, mein Verhalten ist falsch und ich fühle mich schrecklich..
Aggressionen bewältigen
Also meiner Meinung nach sind Kinder und zwar die eigenen diejenigen, die uns Mütter am meisten zur Weißglut bringen können 😅. Ich verstehe dich und bei mir war es auch so. Entweder ich bin dann rausgegangen oder der Papa musste übernehmen. Ich finde das absolut in Ordnung. Unser kleiner ist jetzt 2 und hat eine heftige Trotzphase (das macht mich manchmal echt fertig🥲). Wir Mütter sind auch nur Menschen. Rausgehen und kurz bis 10 zählen oder ähnlich sind doch eine gute Methode, um selbst einmal kurz durchzuatmen. Deine Tochter wird immer größer und versteht es immer besser, dass auch Mamas mal wütend sein können.
Lg
Vielen Dank für deine Antwort
Du hast recht, auch wir sind nicht perfekt und verlieren mal die Nerven. Oh ja, vor der Trotzphase hab ich jetzt schon Respekt, die ist bei uns noch nicht ganz erreicht.
Vielen Dank für deine Worte! Tut gut zu hören, dass es anderen auch so geht.
Naja, wütend zu werden ist nicht grundsätzlich falsch. Klar, sollte man sich möglichst noch benehmen, aber wir Eltern dürfen auch Emotionen haben, auch Wutgefühle.
Jeder ist mal vom eigenen Kind genervt, das ist völlig normal! Meiner knetet meine Brustwarzen zu Beruhigung und als Einschlafhilfe! Und das seit einem Jahr, seit er abgestillt wurde. Meist dauert es nur 10 Minuten, aber in seltenen Fällen eben eine Std, dann werde ich irgendwann auch aggressiv...
Aber man sollte trotzdem versuchen, etwas zu ändern. Aus dem Raum gehen ist eine gute Idee, vielleicht soll der Papa öfters die Einschlafbegleitung übernehmen! Und generell überlegt euch, was ihr am Tagesablauf ändern könnt, damit sie schneller einschläft (meist liegt es am zu langen/häufigen Tagesschläfchen).
„Ich weiß, mein Verhalten ist falsch und ich fühle mich schrecklich..“
Mamas sind keine gefühllosen Maschinen, die alles ertragen und aushalten müssen. Die 24/7 gefasst und immer super drauf sind, mit denen man alles machen kann und sie trotzdem lächeln.
Nein, Mamas sind ganz normale Menschen.
Sie haben manchmal einen schlechten Tag und ja, sie reagieren manchmal auch genervt, wenn man ihre Grenzen übertritt.
Und weißt Du? Das ist auch gut so.
Ich finde es wichtig für das Kind, dass es das merkt. Dass es die Grenzen kennt.
Denn es sollten nicht nur die Bedürfnisse des Kindes gesehen werden, sondern aller Familienmitglieder, auch die von Mama.
Dann funktioniert das „große Ganze“ auch gut.
Wenn du ständig über deine Grenzen hinausgehst, wirst du irgendwann mürbe.
Ziehst du vorher aber die Notbremse und schaust auch auf deine Bedürfnisse, profitiert da auch dein Kind davon, weil du dann im Gleichgewicht bleibst.
Ich habe meinen Kindern immer ehrlich gesagt, wenn eine Grenze erreicht war, oder auch, wenn ich nicht mehr weiter wusste.
Dann gab ich ehrlich zu, dass Mama im Moment auch nicht weiter weiß, denn Mama ist auch nur ein Mensch.
Meine Eltern gaben mir immer das Gefühl, die Erwachsenen seien „allwissend“. Ich war ziemlich enttäuscht, als ich feststellte, dass das gar nicht so ist!
In dem Alter deiner Tochter könntest du zuerst grundsätzlich einmal in Ruhe euer Einschlaf-Ritual überdenken.
Es zieht sich recht lange- bis zu 2 Stunden bis zum Einschlafen sind zu lange.
Ist sie vielleicht noch nicht müde? Dann lege sie später ins Bett.
Hilfreich ist auch, alles abzudunkeln und evtl. eine Salzlampe für indirektes kuscheliges Licht anzumachen.
Eine ruhige Stimmung in der letzten Stunde vorm zu Bett gehen ist auch hilfreich.
Und wenn sie deine Grenzen übertritt, dann sage doch „nein.“ und drehe dich kurz von ihr weg ( ohne wegzugehen).
So zeigst du ihr deine Grenzen auf.
Kinder machen das gegenüber anderen Kindern so auch ganz natürlich, da kann man viel von den Kindern lernen.
Dein Verhalten ist nicht falsch- du bist ein Mensch.
Ein Mensch mit Gefühlen, Nerven und Grenzen.
Also zweifle nicht an dir ( du könntest an deinen Eltern zweifeln, ob das wirklich richtig war, dir beizubringen ständig deine Gefühle zu schlucken und es bei deiner Tochter anders machen. Man darf auch mal wütend sein, traurig sein oder nicht mehr weiter wissen.)
Ich wünsche dir alles Gute,
Cersei
Hallo du,
Ich verstehe dich total! Die Nächte sind hier durchgängig übel und -sowie aktuell- bei Schüben und oder Zahnen noch übler.
Mittlerweile klappt das Einschlafen in der Trage ganz gut und das unsere Tochter nahezu permanent Körperkontakt braucht ist für mich auch ok.
Aber das Dauer-Streicheln/Reiben/Kratzen/Kneifen auf meiner Haut in Kombination mit PMS kurz vor meiner Periode macht mich irre und wahnsinnig aggressiv. Rausgehen hilft nur bedingt, weil es nur kurz ist und sie dann erst Recht nicht einschläft..
Gestern Nacht half es, während des Schuckelns und auf und ab Laufens Podcast zu hören zur Ablenkung.
Ansonsten lese ich hier mal weiter mit, vielleicht har noch wer nen Tipp.
LG
ZimtBlau
Vielen Dank für deine Antwort
Oh ja, du sagst es, besonders in Kombi mit PMS ist es seeehr anstrengend. Das mit dem Podcast kann ich leider (noch) nicht umsetzen, da ich meiner Tochter vorsingen muss, damit sie einschläft.
Liebe Grüsse
Ich verstehe dich sehr gut und mir würde es genauso gehen! Deshalb haben wir von Anfang an nie eine solche Einschlafbegleitung gemacht und sind damit super gefahren. Die Kinder fühlen sich im Bett wohl und sicher und müssen keine Angst haben, wenn kein Erwachsener da ist. In der Verwandtschaft haben wir einen 3.5jährigen, der in Panik ausbricht, wenn er alleine im Schlafzimmer ist, weil er nie lernen durfte, dass das nicht gefährlich ist. Versuch doch, dein Kind schrittweise und sanft daran zu gewöhnen, alleine einzuschlafen.
Ihr Habt euer Kind dann vom ersten Tag alleine ins Bett gelegt und es ist immer ohne meckern alleine eingeschlafen?
Zum Thema Wut bei dir/Eltern allgemein hast du ja nun schon viele Antworten bekommen. Ich möchte noch was zum Auslöser in eurem Fall schreiben. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich mit vielen anstrengenden Verhaltensweisen meines Sohnes besser umgehen kann, seitdem ich mehr darüber weiß, wie Kinder in seinem Alter ticken. Ich habe (nach vielen Empfehlungen hier) vor einer Weile das Buch "Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn" gelesen. Das fand ich sehr erhellend.
Deine Tochter meint das Haareziehen tatsächlich nicht böse. Sie kann sich noch nicht in andere Menschen hineinversetzen und versteht schlicht nicht, dass sie dir damit wehtut. Sie beobachtet eine starke Reaktion deinerseits und findet das spannend, untersucht Ursache und Wirkung, immer wieder. Wenn sie danach grinst oder lacht, heißt das auch nicht, dass es ihr Freude macht, dir wehzutun, sondern wahrscheinlich will sie damit beschwichtigen.
Mein Sohn hat auch gerne an Haaren gezogen und auch gebissen. Wir haben darauf auch immer stark reagiert, sehr deutlich unsere Emotionen gezeigt, ihn auf Abstand zu uns gebracht, und es wurde nur schlimmer. Nun beherzige ich seit einer Weile den Ratschlag aus dem Buch, in diesem besonderen Fall nicht "authentisch" zu reagieren, sondern das Verhalten nur ruhig zu unterbinden, und es wird tatsächlich besser. Ist für ihn wohl nun nicht mehr so spannend wie vorher 🙂
Ich habe auch recht viel gelesen zur ganzen Thematik und verstehe die Verhaltensweisen dadurch etwas besser. Aber trotzdem schaffe ich es oft nicht, in bestimmten Situationen, zB wenn mein Sohn kreischt (!!!) und um sich tritt, wenn er gewickelt werden muss, dieses Verständnis zu nutzen. Ich werde wütend und merke, wie all das Gelesene mir in dem Moment nicht hilft, meine Emotionen zu kontrollieren.
Wie gelingt dir das? Ich ärgere mich so oft über mich selbst. Es bringt ja absolut Niemandem was, wenn ich wütend bin.
Naja, ich habe nicht gesagt, dass ich gar nicht mehr wütend werde 😅 Es ist nur besser als vorher. In Situationen, wie du sie beschreibst, ändert das Wissen bei mir auch nicht viel, da man halt immer noch etwas erledigen muss, was dem Kind gerade nicht gefällt. Die Zeit für geduldiges Abwarten oder Hinwirken auf den richtigen Moment ist eben oft einfach nicht da. In Situationen wie denen mit Haareziehen oder Beißen hilft es mir aber schon zu wissen, dass mein Kind mir nicht bewusst Schmerzen zufügt und auch noch Spaß daran hat, sondern einfach noch nicht begreifen kann, wie sich das für mich anfühlt. Oder wenn bei ihm wegen irgendeiner Lappalie die völlige Kernschmelze einsetzt, hilft es mir auch, wenn ich verstehe, warum das für ihn jetzt so eine große Sache ist und dass er jetzt einfach ein paar Minuten mein Mitgefühl und meinen Beistand braucht, um damit klarzukommen.
Also kurz gefasst: In Situationen, in denen ich wütend geworden bin, weil ich das Verhalten meines Kindes fehlinterpretiert oder nicht verstanden habe, hilft es mir. In Situationen, die einfach Geduld und Zeit erfordern, eher weniger.
Ja kenne ich, geht mir auch so. Mein Kind ist manchmal soooo nervig abends und die Einschlafbegleitung kann sehr lange dauern. Sie springt nochmal eine Runde durchs Bett, tritt mit den Füßen usw.
Weisst du was mir am meisten hilft ruhig zu bleiben? Ich höre mit meinem Kopfhörern nebenbei ein Hörspiel oder ein Podcast, so bin ich etwas abgelenkt und fokussiere mich nicht voll und ganz auf mein Kind.
Hallo,
du hast ja schon viele tolle Antworten bekommen! Ich kenne das auch, ist glaub ich wirklich total normal! Es wird auch wieder besser! Mir hilft es, wenn ich annehme dass es grad eine schwierige Phase ist und ich mich von Anfang an drauf einstelle. Ich probiere dann im Alltag jede Möglichkeit für Auszeit und Entspannung mitzunehmen, damit ich abends besser damit klar komme.
Was mir in der Situation oft hilft, ich schimpfe in Gedanken vor mich hin 😄
Also das, was dir manchmal rausrutscht, sag ich schon vorher die ganze Zeit in Gedanken… also sowas wie „Boar kannst du nicht EINMAL einfach einschlafen?! Was ist dein Problem ey, du bist Todmüde!! Schlaf doch bitte eeeendlich 😩“ und so weiter. Würd ich ungern so laut aussprechen (mir rutscht natürlich auch mal was raus) aber das hilft mir schon mal echt. Ist nicht so befriedigend wie es laut auszusprechen, aber ein guter „Kompromiss“
Was ich zusätzlich kommuniziere sind meine Empfindungen. Also ich sag meinem Sohn dann „mir geht es heute nicht so gut, ich bin ganz müde und ungeduldig und möchte gerne schlafen, ich brauche heute Abend noch ein bisschen Ruhe“. Ich finde das gehört auch dazu und ich möchte, dass mein Sohn sowas mitbekommt und dann auch lernt einzuordnen (ICH bin nicht fit heute Abend, daher kann ich mit der Situation grad nicht so gut umgehen).
Dann suche ich mir noch einen Weg, um die Emotionen rauszulassen. Manchmal schreie ich in ein Kissen, manchmal hau ich drauf (auf das Kissen) oder werf weiche Bälle an die wand… ja, findet er dann lustig und macht es nach, verzögert das einschlafen bei uns aber in der Regel nicht großartig. Manchmal stehe ich auch noch mal mit ihm auf und probiere es 10-30 Minuten später noch mal. Ich möchte dabei nicht nur meine Emotionen regulieren, sondern ihm auch vorleben, wie das geht.
„Ich spüre gerade ganz viel Ungeduld und Wut, die raus muss, dann geht es mir besser“
Vielleicht ist ja was für dich dabei ☺️
Vielen Dank für deine Antwort!
Das mit dem Wut rauslassen finde ich toll, werde ich eventuell auch mal probieren, wenn es gar nicht mehr anders geht :D
Und du hast recht, es ist ja auch wichtig, dass die Kinder lernen, wie man mit solchen Gefühlen umgehen kann.
Den Tipp mit dem "in Gedanken schimpfen" habe ich versucht, das hilft mir tatsächlich. Vielen Dank
Weiterhin noch alles Gute