Schlechtes Gewissen gegenüber Erstgeborenem

Ich habe zwei Söhne, der große ist vor kurzem 3 Jahre alt geworden und der kleine ist 6 Monate.

Ich liebe beide abgöttisch. Jedoch hat sich das Verhältnis zu meinem großen Sohn, nach der Geburt des kleinen, etwas verändert. Was jedoch, so denke ich, normal ist.

Schon in der Schwangerschaft war meine größte Sorge, dass mein großer irgendwie zu kurz kommen könnte. Er hat die Rolle als großer Bruder toll angenommen und zeigte nur zu Beginn etwas Eifersucht. Der kleine ist sehr anhänglich und lässt sich nur durch mich beruhigen. Der große hat mir schon oft gesagt, dass er mich vermisst obwohl ich da bin und das er gerne wieder mehr mit mir alleine kuscheln möchte. Auch ich wünsche mir mehr Zeit mit ihm, doch alle Versuche den kleinen von Papa oder Oma versorgen zu lassen schlagen fehl.

Zusätzlich habe ich immer angst, dass mein großer sich von mir weniger geliebt fühlen könnte. Ich sage es ihm regelmäßig doch denke immer es reicht nicht.

Es gibt beispielsweise mehr Bilder von mir mit dem kleinem als von mir mit dem großen als Baby. Nach der Geburt vom großen haben wir einfach viel Zeit zu zweit oder zu dritt zu Hause verbracht. Was wir damals sehr genossen haben.
Jetzt sind wir natürlich viele unterwegs und es entsteht somit mehr Situation in denen Fotos gemacht werden. Anstatt mich über die schönen Bilder zu freuen, kommt sofort das schlechte Gewissen und der Gedanke, was könnte mein Großer später mal denken, dass es von uns weniger gemeinsam Bilder als Baby gibt.

Kann jemand meinen Gedankenverlauf nachvollziehen bzw. hat jemand einen Tipp wie ich zukünftig mit diesem Gefühl umgehen kann?

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Hey,
ganz ehrlich - ich glaube Du steigerst Dich da in ein Schuldgefühl hinein, dass in deinem großen Sohn gar nicht gespiegelt wird. Jedenfalls lese ich nirgendwo, dass er sich zurückgesetzt fühlt bzw sich so benimmt :-D
Ich verstehe natürlich, wo deine Sorgen herkommen, aber es scheint bei euch ja alles gut zu laufen, der Große ist gerne der große Bruder. Und ich kann mir ganz ehrlich nicht vorstellen, dass er sich später hinsetzt, die Babyfotos zählt und dann nachträglich Eifersucht entwickelt. Und selbst wenn - dann erklärst Du es ihm einfach :-)
Mach dich nicht verrückt, ich glaub wirklich, Du interpretierst da überall zu viel rein ;-)

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Hallo,

wie darf man sich das vorstellen, wenn du sagst das es scheitert, wenn Papa oder Opa sich um den Kleineren kümmern?
Hat er keinen Bezug zu den beiden Personen weil Papa morgens schon zur Arbeit geht, wenn er wach ist und abends 20 Minuten vor der Bettzeit nach Hause kommt? Wie ist die Familienzeit am Wochenende?
Und Oma kennt er kaum weil sie zu weit weg wohnt oder nicht mobil ist um die notwendige Regelmäßigkeit an Besuchen herzustellen?
Oder weint er und die beiden geben dann sofort auf "er will zu dir", weil sie "keine Lust" haben?

Sollten die Rahmenbedingungen jedoch normal sein, also das der Papa entsprechend auch daheim ist und sich mit seinem Kind beschäftigt, dann sehe ich da eigentlich nicht so das Problem drin.
Papa bleibt mit dem Kleinen daheim und du machst alleine was mit dem Großen oder Papa geht mit dem Kleinen spazieren (ggf. während dem Mittagschlaf)!
Euer Großer fordert deine Aufmerksamkeit sogar sprachlich ein und ja ich finde die hat er auch verdient. Ja, 6 Monate ist klein, ja er ist ja schon größer usw. aber trotzdem auch erst 3 Jahre alt. Man kann von einem 3-jährigen nicht erwarten, dass er da 100% auf Mama verzichtet - danach klingt es zumindest in deiner Beschreibung, dass es so ist.

Der Große muss zwangsläufig zurückstecken, wenn das Baby z.B.: gestillt wird. Da kann man natürlich nicht sagen "Nee, jetzt wartest du noch eine halbe Stunde ich spiele mit deinem großen Bruder!".
Ein sattes Baby kann aber definitiv beim Papa sein!

Es werden hier bestimmt manche auch anders sehen aber ich bin schon der Meinung, dass das Baby - nur weil es ein Baby ist / kleiner ist - 100% der Kuschelzeit mit Mama bekommt und das ältere Kind leer ausgeht.
Das Baby liegt ja nicht alleine im Bett oder Laufstall und schreit, es hat ja trotzdem Aufmerksamkeit / Nähe vom Papa.

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Sehe es genauso wie du. Der Papa arbeitet ganz normal von morgens früh bis ca. 18uhr. Die Oma wohnt um die Ecke und wir sehen uns eigentlich täglich. Beide kümmern sich auch viel und gerne um die Kinder. Warum der kleine so extrem und ausschließlich auf mich fixiert ist kann ich mir daher auch nicht erklären. Mein großer war schon immer recht offen und hat von Baby an auch gerne mit anderen Zeit verbracht. Abends jedoch hat er schon immer seine Zeit alleine mit mir gebraucht um runter zu kommen. Das ist aktuell kaum möglich.

Mein kleiner schreit leider wirklich, sobald ich weg bin, auch wenn ich ihn kurz vorher noch gestillt habe. Sobald er merkt, dass ich nicht in seiner Nähe bin, geht das geschreie los.
Ich kann den großen also nur ins Bett bringen unter lauten Protest des kleinen. Da ich es auch so sehe wie du, dass das Baby nicht immer vorrang haben kann habe ich das schon öfter so gemacht, was jedoch für keinen wirklich schön ist.

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Die Situation ist doof, keine Frage! Am Ende ist es auch egal wie man es dreht und wendet, als Mama hast du einem Kind gegenüber ein schlechtes Gewissen.
Ist ja schon mal gut, dass Papa (und auch Oma) in der Nähe sind, Zeit haben, gerne da sind, sich kümmern und Oma auch gerne hilft!
Irgendwo hinlegen und schreien lassen wäre auch nicht mein Weg.

Wenn der Papa da ist, dann würde ich es durchziehen. Bei schreienden Baby neigt man ja dazu, dem Baby den Vortritt gegenüber dem Kleinkind zu geben.
Habt ihr genug Platz, damit ihr wenigstens räumlich weit genug auseinander könnt. Dann musst du es wenigstens nicht hören, wenn du den Großen ins Bett bringst.

Vielleicht muss der Papa auch noch den Weg für sich und seinen Sohn finden, wie er ihn zur Ruhe bringt. Bei dir geht es mit X, bei Papa braucht es Y…
- Trage / Tuch
- Petziball wippen
- Musik
- Selber singen
- summen
- Meeresrauschen oder andere Klänge

Man muss ja auch nicht ganz radikal an die Sache rangehen und den Kleinen gleich 1 Stunde bei Papa brüllen lassen. Anfangs die Zeit eben kürzer halten oder aufteilen. Papa liest vor, du kuschelt oder andersrum - wie es euer Sohn lieber mag.
1 Tag bringst du den Großen ins Bett, zwei der Papa… und wenn sich das einpendelt jeden Tag abwechseln und/oder Zeit verlängern lesen & kuscheln.

Wenn der Große äußert, dass er dich vermisst scheint er schon recht verständig zu sein. Erkläre es ihm auch… sein Bruder versteht das noch nicht, dass Mama sich auch um ihn (den Großen) kümmern muss und deswegen weint er. DIR/MAMA ist das aber sehr wichtig ihm vorzulesen und ihn zu kuscheln und deswegen übt ihr das jetzt als Familie mit dem Bruder, damit er das auch lernt/versteht.
Und euer Plan ist eben so und so…

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Hi,

also ich finde deine sorge auch berechtigt. Es scheint so, als ob dein Großer viel zurück stecken muss, weil der Kleine so viel weint.

Das geht aber nicht. Also klar, muss er die mama teilen. Aber er sollte auch Exklusivzeit haben und mit die kuscheln können.
Hier ist es so, dass unsere Tochter auch häufig vom Papa betreut wird. Fand sie übrigens auch oft richtig blöd. War mir aber egal. Sie war frisch gestillt und alles andere kann Papa auch.

Das sie mich wohl bevorzugt, weil ich halt mehr da bin ist okay. Aber dann wird sie halt von der Nummer zwei begleitet in der Trauer und der Wut. Sie hat ja schließlich oft den Vorrang.

Mittlerweile ist es hier schon viel entspannter. Die Kleine ist 8 Monate alt und akzeptiert den Papa super. Und der Große darf nun immer entscheiden wer ihn in Bett bringen soll. wer mir ihm auf'n Spielplatz gehen soll oder spazieren gehen soll mit dem hund. Das tut ihm gut und hier gibt's nur ganz wenig Eifersucht und ich habe auch keinen Kind ggü. Ein schlechtes Gewissen.

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Kannst du das Baby evtl. austricksen, indem du ein Tuch oder so mit deinem Geruch Papa oder Oma mitgibst? Wenn es so gar nicht geht würde ich trotzdem versuchen, irgendwann am Tag mit dem Älteren Exklusivzeit zu haben. Das Baby schläft ja auch mal. Ihr könnt z.B. eine halbe Stunde einführen, die nur euch gehört. Da lest ihr dann ein fortlaufendes Buch oder macht irgendwas anderes Schönes. Wenn das Kind kein eifersüchtiger Typ ist und trotzdem so deutlich artikuliert, dass er sich bisschen verlassen fühlt, würde ich das schon ernstnehmen bzw. gucken, dass es sich nicht manifestiert - wenn das Baby weiterhin so fixiert ist, wird sich das ja nicht zeitnah lösen.

Was die Fotos betrifft - das ist normal, glaube ich :-D Von irgendeinem Kind gibt es immer am wenigsten. Bei uns ist das auch beim älteren der Fall. Aber dafür sinds auch nicht so inflationär viele mit gleichem Motiv wie beim kleinen Kind. Weniger bedeutet eben oft auch bewusster. Wie viele hundert Fotos ich vom gleichen Motiv habe...völlig sinnlos.