Hallo an Alle,
kürzlich hat unsere bisher dreiköpfige Familie Nachwuchs bekommen. Neben unserer fast 2-jährigen Tochter wohnt jetzt ein 1-Woche altes Baby bei uns und schon beginnt die nachgeburtliche Geschwisterkrise. Ich möchte natürlich, dass sich unsere Erstgeborene nicht benachteiligt fühlt und möchte sie bestmöglich in dieser Phase unterstützen unser neues Familienmitglied anzunehmen und ihre eigene neue Rolle in der Familie als große Schwester zu begreifen. Deshalb Frage ich mich, wie ich in der folgenden Situation reagieren soll:
Seit jeher bringen mein Mann und ich unsere Tochter immer im Wechsel ins Bett (Mittags sowie abends). Wir waschen sie, putzen die Zähne, ziehen sie um, legen uns ins Bett, lesen noch etwas vor und dann wird das Licht ausgemacht und gekuschelt. Und das funktionierte immer bestens. Seit gestern leider gar nicht mehr...
Sobald das Buch zugeklappt wird, wird bitterlich geweint und nach dem jeweils anderen Elternteil gerufen. Es fühlt sich an wie ein klassischer Trotzanfall, bis auf dass er kein Ende nimmt. Nach spätestens einer halben Stunde wütendem Geschrei breche ich ab und hole Papa, der gerade Zeit mit unserer Neugeborenen verbringt. Und plötzlich ist das Trotzen vorbei und unsere Tochter schläft friedlich ein. Umgekehrt passiert es genau so. Es hilft nichts ihr noch etwas vorzusingen oder ihr noch mehr kuscheln anzubieten. Das einzige Angebot, welches anschlägt ist weitere Bücher zu lesen. Damit darf man dann aber nicht aufhören, was am Ende auch nicht zielführend ist, denn sie soll ja schlafen.
Sollten wir hier mit unseren Gewohnheiten brechen, nachgeben und das jeweils andere Elternteil holen, wenn sie es möchte um ihr in dieser schweren Situation entgegen zu kommen; oder es durchstehen, bis sie sich wahrscheinlich in den Schlaf weint? (Schließlich haben wir es ja immer so gemacht. Wieso sollten wir jetzt unsere Gewohnheiten und Regeln ändern?) Oder fällt euch vielleicht sogar eine weitere Lösung ein?
Über Rat und Vorschläge wäre ich sehr dankbar!
Nachgeburtliche Geschwisterkrise
Rituale und Gewohnheiten sollten nicht gegen die Bedürfnisse gehen.
Sie sollen helfen und Struektur vermitteln - nicht einengen und negative Gefühle auslösen.
Nur weil etwas "immer so gemacht wurde" muss es nicht weiter gemacht werden - schon gar nicht nachdem ein so lebensveränderndes Ereigniss stattgefunden hat wie der Zuwachs in der Familie.
Nichts ist so wie früher - und nichts wird wieder so sein wie früher.
Warum muss man da an alten Gewohnheiten festhalten die nun für alle schlimm sind (ihr habt ja alle Frsut damit)
Rituale und Gewohnheiten sollten angepasst werden, damit sich alle wieder wohl fühlen alle Bedürfnisse erfüllt sind.
Falls der Säugling "mitmacht" kann man doch auch mit allen zusammen einschlafkuscheln.
Ich würde auf jedenfall vor heute Abend - bevor sie zu weinen anfängt und es "eskaliert" eine Lösung anbieten.
Gleich mit dem Säugling zusammen das Buch angucken und gemeinsam im Bett kuscheln.
Man kann ja versuchen es wieder langsam ausschleichen zu lassen und gucken, wie die 2 Jährige in ein paar Wochen mit der Situation umgeht.
Dann kann man dem Kind sagen "Papa macht noch schnell die Wäsche zuende und kommt dann auch zu uns kuscheln".
Und entweder Papa kommt dann wirklich in 10 Minuten - oder die Kleine ist schon eingeschlummert ...
Vielleicht hat die Kleine Angst, dass der abwesende Elternteil unerreichbar ist, weil vom Baby besetzt. Ich würde darauf vertrauen, dass es eine Phase ist und in den ersten 2-3 Monaten bewusst mehr Zugeständnisse machen, um ihr mehr Sicherheit zu geben. Ich würde mal versuchen dem Weinen vorzugreifen, z.B. indem einer die Tochter bettfertig macht und der andere dann zum Buch lesen übernimmt.
Tatsächlich machen wir es schon so, seitdem ich wieder zu Haus bin. Mein Mann macht sie bettfertig, damit ich mich noch schonen kann und dann wechseln wir. Das hilft also leider nicht. Aber deine Herleitung der Ursache des Problems klingt sehr plausible. Das hilft auf jeden Fall schonmal zu verstehen. Vielen Dank!
Anders gefragt: Warum ist euch das Ritual so wichtig bzw was sind Deine Sorgen?
Hallo,
Mir fiel bei deinem Beitrag etwas ein, dass mir jemand, der in der Psychosomatik arbeitet, vor der Geburt meines zweiten Kindes gesagt hat.
Und zwar: Stell dir vor dein Mann kommt eines Tages nach Hause, stellt dir eine andere Frau vor und sagt: XY, diese Frau wohnt jetzt hier aber keine Sorge ich liebe sie genauso sehr wie dich.
Ist natürlich sehr überspitzt und auch der Kontext anders aber letztendlich muss man sich klar machen, dass die Kinder so etwas wie Liebeskummer haben können. Daher würde ich auf jeden Fall versuchen großzügig Kompromisse zu machen.
Liebe Grüße
Hallo,
unsere Kleine ist mittlerweile 3 Monate und die große jetzt 21 Monate. Am Anfang würde ich die Große ordentlich hätscheln und ihr möglichst viel ermöglichen. Ich glaube gar nicht, dass unsere es so eingefordert hat, vielleicht hat die koordination mit meinem Mann aber auch nur gut geklappt, wir haben die Divise versucht zu fahren, dass sich für unsere Große nichts zu ändern braucht und dass wir sie erst einmal als Nr. 1, wenn möglich, weiterfahren und dann langsam umstellen. Das ganze hat mal mehr mal minder geklappt.
Ich denke "vorteilhaft" war bei uns, dass mich die Schwangerschaft so fertig gemacht hat, dass mein Mann schon vorher viel mit der Großen gemacht hat. Jetzt nach 3 Monaten ist natürlich immer noch etwas eifersucht dabei, ich habe aber das Gefühl, dass man sich langsam eingegroovt hat. *Klopf auf Holz*
Unsere Große ist übrigens im Familienschlafzimmer ein paar Mal nachts wach geworden und hat angefangen zu brüllen wie am Spieß, nichts konnte sie trösten - nicht zu uns ins Bett, kein vorsingen, kein Kuscheln,... usw. - sie wollte einfach nur zeigen wie unheimlich blöd sie uns findet. Einmal ist mein Mann dann mit ihr ins Spielzimmer gezogen, wo für die beiden schon eine Schlafmöglichkeit eingerichtet und das hat zum Glück einigermaßen gut geklappt.
Wenn es deine Tochter also glücklich macht euch beide abends noch kurz zu sehen würde ich das machen, wenn sich das ganze etwas eingespielt hat, kann man das Abendritual ja wieder anpassen.
Hallo, wenn es zeitlich gepasst hat, hab ich immer das Baby mitgenommen zur Einschlafbegleitung.
Die Große war 2 J. und durfte dann Babys Hand halten, oder ich hab mich dazu gelegt und das Baby auf den Knien/Oberschenkeln geschaukelt während ich der Großen eine Geschichte gelesen hab…
Vielleicht klappt es so?
Dachte anfangs sie würden sich gegenseitig stören, aber Das Gegenteil war der Fall.
Probier einfach was neues, mit Sicherheit habt ihr bald wieder eine passende Routine gefunden.
Alles Gute
So war es bei uns auch. Wir mussten manchmal sogar 2x wechseln 😂 wir haben es einfach gemacht und irgendwann war die Phase auch vorbei. Vielleicht wollen sie so sicher gehen, dass trotzdem noch jeder Zeit für sie hat.
LG 🤗
Ich wüsste nicht, warum ihr an den alten Gewohnheiten festhalten müsstet. Es kommt doch eh oft anders als man denkt. Die Kleine will wahrscheinlich nur sicher gehen, dass trotzdem noch beide Elternteile für sie da sind. Ich finde es klappt doch eigentlich ganz gut dann bei euch. Mein Großer war ganz Mamakind bevor unser Kleiner geboren wurde. Wir wollten ihn vor der Geburt an Papa zum Einschlafen gewöhnen und sind kläglich gescheitert. Dann haben wir gedacht "Gut, dann nimmt der Papa den Kleinen in der Zeit." Der fing dann aber irgendwann mit Clusterfeeding an und war den halben Abend an der Brust.. 🤷 Dann ging es nicht anders und hat auch schnell ohne Meckern geklappt. Alles Gute euch und eine schöne Kuschelzeit. Ich denke mit flexiblem Anpassen an die Situation fährt man besser.