19 M. - Extreme Unruhe, hört nicht, isst nicht selbst...

Hallo zusammen,

mein Kleiner (19 Monate) macht mich echt fertg und ich erhoffe mir von diesem Post Ratschläge oder einfach nur ein bisschen Input.
Er kam als Früchchen zu Welt, war von Anfang an ein High Need Baby, wie es im Buche steht.
Schreien war das erste Jahr die Dauerbeschallung, Schlafen ist seit Anfang an ein riesen Problem (sehr wenig und nur mit Bewegung im kinderwagen - 6 Mal pro Nacht wach - immernoch), extreme motorische Unruhe, Unzufriedeheit egal was man unternommen hat... Wir haben schon alles versucht und uns professionelle Hilfe gesucht, die aber auch resigniert hat. Von Osteopathie über Schlafberatung, frühe Hilfen bis hin zum Kinder- und Jugendpsychiater. Die Vergangenheit ist aber nicht das Thema, sondern vielmehr die jetziige Situation.

Mit seinen 19 Monaten ist er weiterhin extrem motorisch unruig, hyperaktiv, sehr laut und auch immer irgendwie "körperlich" (er hat sehr viel Kraft). Mit ihm mal in ein Cafe gehen - unmöglich. Er zerlegt in kürzester Zeit den Laden.
Das schlimme ist, er hört auf kein "Stop", kein "Nein!". Selbst wenn er mir wehtut und ich sage "Nein, Stop, Aua..." Lacht er sich kaputt und macht noch mehr weiter. Wenn wir andere Kinder treffen, geht er quasi auf sie los. Rennt auf sie zu, ist völlig distanzlos, "streichelt" sie im Gesicht (eher hauen), wenn die Kinder sich abwenden, packt er sie am Kragen, die Kinder stürtzen usw. Ich mache mir wirklich Sorgen! Das ist doch nicht normal....
Wie kann ich das "einfangen"? Hat Jemand eine Idee?

Das nächste Problem ist das Essen. Er ist ein großes, kräftiges Kerlchen, aber ich will einfach nicht anfangen "normal" zu essen. Außer Bananen,weichgekochte Nudeln und weiche Brötchen isst er nichts "selbst". Kein Obst, kein Gemüse nichts.... Egal was wir anbieten. Gemüse in jeder Form und jedem Garzustand. Ganz, püriert, stückig... Das gleiche mit Obst, selbstgemachten Waffeln, belegten Broten etc. Nichts nimmt er. Er probiert noch nicht mal. Natürlich gibt es gemeinsame Mahlzeiten, aber nichts funktioniert.
Was können wir tun?

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"Wie kann ich das "einfangen"? Hat Jemand eine Idee?"
Konsequent korrigieren. Er macht das ja nicht aus Bösartigkeit, sondern weil er soziales Miteinander erst lernen muss. In dem Alter ist es relativ normal, dass Kinder noch nicht so gut beurteilen können, ob sie dem Gegenüber gerade unangenehm sind oder wehtun.

"Nichts nimmt er. Er probiert noch nicht mal. Natürlich gibt es gemeinsame Mahlzeiten, aber nichts funktioniert.
Was können wir tun?"
Auch da Geduld. Viele Kinder essen in dem Alter nur eine sehr eingeschränkte Auswahl an Lebensmitteln. Einfach weiter anbieten, ohne Druck. Das Interesse wird schon kommen.

Frage: Geht es schon in die Kita? Für mich klingt das so, als könnte ihm das gut tun. Dort kann er sich vielleicht besser austoben als zuhause. Im Umgang mit anderen Kindern könnte er Erfahrungen sammeln. Und Essen funktioniert in der Gruppe auch oft viel besser.

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Vielen Dank für die Antwort.
Wir sind gerade super froh, weil wir letzte Woche die Zusage für einen Kita-Platz ab Sommer bekommen haben.
Bis dahin ist es noch lange hin und ich versuche ihm Programm (Kinderturnen, Treffen mit anderen Kindern, Schwimmen etc.) zu bieten

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Was haben denn diese ganzen Professionallen gesagt? Die müssen ja ein Fazit gezogen haben?
Sowas ist eigentlich unmöglich zu beurteilen auf Grundlage eines kleinen Posts im Netz, denke ich. Da müsste am Ende eigentlich jemand zu euch nach Hause kommen, das Kind beobachten, eure Interaktion beobachten, um zB feststellen zu können, ob ihr irgendwas falsch macht. Inkonsequenz könnte da ein Thema sein, fehlende Sicherheit, zu wenige Routinen/vorhersehbare Abläufe sind zB ja auch ein großes Thema bei sehr sensiblen Kindern. Zu wenig ausgelastet, zu viel Action/Veränderung.. Wo soll man da anfangen?
Und am Ende dieser ganzen Möglichkeiten ist dann auch noch eine naheliegende Möglichkeit, dass das Kind einfach sehr geladen ist, aber sich immer noch im Spektrum des Normalen befinden und sich das irgendwann einpendeln wird.
Ich denke, dass es für so ein Kind auch sehr sinnvoll ist, wenn es in eine Kita geht.

PS: und was heißt zB "er zerlegt den Laden"? Ich finde es beispielsweise auch ziemlich normal, dass man sich mit einem Kind in den Alter nicht entspannt in ein Café setzen kann. Ist das Gleiche wie Shopping oder ein Restaurantbesuch. Sowas ist halt eben nix für kleine Kinder. Selbst mit 3 oder 4 oder 5 gibt es ja etliche Kinder, die eben nicht 1-2 Stunden seelenruhig am Tisch sitzen und ein Bild malen. Völlig normal.

Bearbeitet von Weihnachtsbaby2020
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Der Psychaiter wollte richtige Schlaftabletten, Neuroleptiker verschreiben. Das habe ich abgelehnt.
Die frühen Hilfen war mit einer Psychologin bei uns zuhause, sie hat unser Verhalten als Eltern gelobt und gesagt, wir hätten es wirklich nicht leicht, aber unsere Eltern-Kind-Interaktion ist fast vorbildlich.
Die Schlafberatung hat nach wochenlangem probieren gesagt, dass sie uns nicht helfen kann und wir haben unser Geld zurück bekommen.

Den Laden "zerlegen" bedeutet, dass er sachen umschmeißt, alles was nicht niet und nagelfest ist ausräumt, umwirft, umschubst. Schreit, kreischt, Gegenstände nimmt um sie zB gegen das Fenster zu schlagen und sich über den Lärm zu freuen usw.

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Achso, ich wusste nicht, was "frühe Hilfen" bedeutet.
Wie ist es denn auf dem Spielplatz? Geht er da nie mal in eine beobachtende Rolle? Oder wird er da nicht vielleicht mal von anderen Kindern in seine Schranken gewiesen?
Ich würde wahrscheinlich einfach vieles nochmal durchprobieren jeweils einige Tage.. Also von high life auspowern bis zu nur ruhige Dinge machen und Orte mit vielen Menschen meiden. Auf irgendwas muss er ja anspringen, wenn das nichts körperliches ist.

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Was isst er denn, wenn er quasi nichts isst, aber dennoch kräftig ist? 😀

Ich kenne impulsive/anstrengende Kinder und bei allen Kindern funktioniert etwas anderes besser:
Ein Mädchen braucht mehr Ruhe und kann nur jeden zweiten Tag etwas unternehmen und muss den darauffolgenden Tag zuhause entspannen, ansonsten dreht sie auf und es ist anstrengend.
Ein anderer Junge muss scheinbar täglich nach der Kita massiv körperlich beschäftigt werden (er schlägt und beißt in der Kita auch und rempelt andere Kinder einfach aus dem Weg 😉). Er schläft in der Kita noch zwei Stunden am Mittag (ist zwei Jahre alt) und ich weiß nicht inwiefern es ohne/mit kürzerem Mittagsschlaf anders wäre, aber so handhaben die Eltern dies eben und sind damit scheinbar auch zufrieden. Er ist auch kräftig, isst aber auch sehr gut und viel. Die Eltern gehen täglich mit ihm zu wechselnden(!) Angeboten: Jeden Tag Kinderturnen wurde ihm auch zu langweilig und hat nichts mehr gebracht.

Beide Kinder gehen aber in die Kita. Ich denke auch, dass die Kita euch gut tun würde.
Ansonsten bin ich gespannt was die frühen Hilfen euch geraten haben. Ich hätte euch nämlich ansonsten zur Erziehungshilfe geraten, weil gerade auch die Interaktion zwischen dir/euch Eltern und eurem Sohn wichtig ist.

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Er futtert im Prinzip immernoch so, wie vor einem halben Jahr.
Das heißt, Gläschen rauf und runter (ich muss füttern, alleine will / kann er nicht), Grießbrei, Kompott, trockenes Brötchen (sobald belag drauf ist will ernicht mehr), Banane und weichgekochte Nudeln

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Hallo,

als Frühchenmutter, deren Sohn auch einige Auffälligkeiten hat, muss ich sofort an eine Wahrnehmungsstörung denken. Offenbar sind ihm bestimmte Konsistenzen unangenehm (Essen), er scheint seine Kraft nicht gut einschätzen zu können usw.
Unsere Ergotherapeutin sagte mal, dass Kinder, die sehr wild und grob sind, das oft tun, weil sie sich selbst dann besser spüren.

Falls nicht schon geschehen, würde ich mich auf jeden Fall an ein SPZ wenden und deinen Kinderarzt auch vorher schonmal um Ergotherapie bitten. Und lass dich nicht abwimmeln, es gibt Ergos, die mit so kleinen Kindern arbeiten. Wir gehen hin seit er 18 Monate alt ist.

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Danke dir. Ich habe den KiA um Ergotherapie gebeten und wir stehen auf mehrern Wartelisten. Momentan isr der Stand, dass wir in ca 2 Monaten einen Platz bekommen können.

Das mit der Wahrnehmungsstörung klingt plausibel....

Bearbeitet von Herbstbrise
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Wenn er im Verhalten so auffällig ist, dann würde ich einen Termin bei einer Entwicklungspädiatrie/Sozialpädiatrie vereinbaren. Bzw. um Überweisung durch den Hausarzt bitten.
Das was du beschreibst kann schon auf eine Entwicklungsstörung hinweisen, das sollten Fachleute abklären. Denn ganz ehrlich, wenn sein Verhalten in der Kita ab Sommer ähnlich sein sollte, dann bekommt ihr dort schnell Probleme.

Bis dahin würde ich konsequent versuchen Zucker zu reduzieren (ja, auch püriertes Obst aus Gläschen oder Quetschies etc) und natürlich Medien, falls er da Zugang zu hat.

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Genau davor habe ich auch echt Angst... Das er in der Kita auch so ist und wir innerhalb kürzester Zeit Probleme haben (neben der Tatsache, dass ich langsam an meine Grenzen komme)

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Hallo Herbstbrise,

ich persönlich denke, dass man ohne auf die Vorgeschichte einzugehen nicht wirklich weiter kommt. Also das ist nichts, was von alleine wieder verschwinden wird, sondern - und das ist nur meine Laienmeinung - nur zusammen mit ärztlicher bzw. therapeutischer Unterstützung in den Griff zu bekommen ist. Und ja, ich lehne mich extrem weit aus dem Fenster, wenn ich das Wort ADHS in den Ring werfe. Einfach, weil es viel zu früh für eine Diagnostik ist. Jetzt ist es aber so, dass der Weg, den ich einschlagen würde, der ist, dass ich trotz des jungen Alters versuchen würde, irgendeine Therapie zu bekommen, sei es Ergo oder Verhaltenstherapie. Bei der Vorgeschichte sollte auch ein Kinderarzt mal genauer hinhören und nicht alles abtun. Also er ist ein Frühchen und er war ein Highneedbaby und es wurde nie wirklich besser. Er ist sehr grob anderen gegenüber und er ist hyperaktiv. Er hat Schlafstörungen. (Denke, man kann schon von Störung sprechen, wenn er noch so oft nachts kommt und in Verbindung mit den anderen Auffälligkeiten finde ich es schon behandlungswürdig).