Fremdsprachen in der Betreuung

Hey,

Wir leben in Luxemburg. Die Jobs der Betreuer und Erzieher werden hier grösstenteils von französischen Grenzgängern besetzt. Da Französisch auch eine von 3 Amtssprachen ist, wird in 99% der Betreuungs Strukturen (Kita, Krippe) dann halt französisch gesprochen mit den Kleinen.

Wir sind jedoch Luxemburger und unsere Kleine wächst zu Hause nur mit ihrer Muttersprache auf. Ich mache mir Gedanken, wie das für sie wird wenn sie mit 1,5 Jahren in die Betreuung kommt 😕?

Man versucht mir einzureden, dass das ganz toll für sie sei gleich eine zweite Sprache zu erlernen und die Kinder den Unterschied von zu Hause und in der Krippe einfach verstehen. Man versicherte mir ebenfalls, dass die luxemburger Erzieherin natürlich Luxemburgisch mit den Kindern spreche, naja das ist aber nur eine von 8 Angestellten und die arbeitet ja auch nicht 24/7.

Es fühlt sich sehr fies an, sie einfach abzugeben an Menschen die ihr Gebrabbel nicht verstehen können, und die auch nicht die ihr vertraute Sprache verwenden um sie anzureden oder ihr was zu erzählen 😑.

Gibt es Familien deren Muttersprache nicht in der Betreuung gesprochen wurde? Wie kamen eure Kleinen damit zu Recht?

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Ja, es gibt unzählige Kinder auf der Welt, deren Muttersprache nicht in der kita gesprochen wird. Allein in unserem Kindergarten sind Kinder aus den verschiedensten Ländern Europas, Südamerikas, Asiens und Afrikas - und verstehen tun die sich trotzdem irgendwie gegenseitig. Es ist eine Bereicherung.

Meine ist 4, sie spricht Muttersprache und Deutsch super, und nachdem sie ein bisschen Peppa auf Englisch gesuchtet hat, kriegt sie da mittlerweile auch ganz passable einfache Sätze hin.

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Danke dir,

Hat deine Kleine das Deutsch dann in der Kita einfach so erlernt? Wenn man in Deutschland lebt, macht das ja auch Sinn da nacher die Schule und Berufswelt und Alltag auf Deutsch stattfinden. Hier ist es halt nur die Betreuung auf Französisch ansonsten wird die Kleine die Sprache gar nicht brauchen.

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Ich sehe es schon eher problematisch, wenn in der Kita nicht die ortsübliche Sprache gesprochen wird, sondern lediglich eine Sprache, die aus historischen Gründen zwar auch Amtssprache ist, aber nicht die Sprache, die die lokale Bevölkerung üblicherweise spricht. Eine sprachliche Integration von Kindern, in deren Haushalt eine andere Sprache gesprochen wird, findet dann ja gerade nicht statt.

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Ich habe in Kitas gearbeitet und wir hatten es auch immer wieder, dass Kinder die Sprache (bei uns deutsch), nicht gesprochen haben.

Erfahrungsgemäss fällt es gerade kleineren Kindern einfacher. Die älteren Kinder hatten teilweise schon Mühe, vor allem konnten wir auch komplexere Dinge nicht erklären sprachlich (wie "Mama kommt wieder etc.). Den Alltag und Ablauf hatten sie aber rasch raus und Kinder untereinander spielen auch ohne sprechen 😁

Was uns geholfen hat, war wenn die Eltern eine Liste mit den üblichen Worten aufgeschrieben haben (für Trinken, Essen usw.), so konnten wir die Kinder verstehen, wenn sie sich äusserten und auch wir konnten bspw. Fragen ob sie was trinken möchten, dass es Essen gibt usw. Das fand ich extrem hilfreich in solchen Fällen.

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Und findest du das dann nicht problematisch?
Mit älteren Kindern nur gebrochen oder per Zettel zu kommunizieren ist für mich eine echt doofe Vorstellung.. würde ich für mein Kind nicht wollen.

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Darum mache ich mir ja Gedanken. Mit 3 Jahren kommt sie in den Kindergarten, da läuft dann alles auf luxemburgisch. Die gesamte Grundschule auch, natürlich mit Französisch und Deutsch Unterricht.

Ich befürchte, dass gerade am Anfang wo sie mit Sprache noch nicht klar umgehen kann, es ihr die Motivation nimmt sich auszudrücken wenn sie eh keiner so recht versteht? 😔

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Unser Sohn kam mit fast 4 Jahren in den Kindergarten und hat zu dem Zeitpunkt nur wenige Worte Deutsch gesprochen. Innerhalb weniger Wochen sprach er fast fließend.
Für ihn war die Gesamtsituation ein bisschen schwierig, weil er noch nicht lange in Deutschland war und ohnehin aufgrund seiner Vorgeschichte ein Päckchen zu tragen hat, aber er hat sich schnell eingewöhnt. Wir hatten den Eindruck, dass ihm der Kindergarten sehr geholfen hat. Er hatte große Freude, mit den anderen Kindern zu spielen. Die Erzieher haben gesagt, am Anfang lief die Verständigung halt mir Händen und Füßen.

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Hat er dann das Deutsch in der Kita einfach so erlernt? Wenn man in Deutschland lebt, macht das ja auch Sinn da nacher die Schule und der Alltag auf Deutsch stattfinden. Hier ist es halt nur die Betreuung auf Französisch ansonsten wird die Kleine die Sprache erst mal gar nicht brauchen.

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Ja, er hat es einfach so gelernt. Wir haben manchmal Worte mit ihm geübt, zum Beispiel beim Frühstück, dass wir gesagt haben "mkate - Brot". Aber er hat es fast nur durch die anderen Kinder gelernt.

Vielleicht spricht eure Tochter ja dann mit noch mehr anderen Leuten französisch, das sprechen bei euch ja viele Menschen. Sonst ist es auch nicht schlimm. Mein Mann ist als Kind häufig umgezogen, immer in andere Länder. Da hat er dann die neue Sprache gelernt und ist dann wieder umgezogen, wo er die Sprache nicht mehr brauchte. Er hat trotzdem viel behalten und lernt heute neue Sprachen sehr schnell.

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In dem Alter stelle ich mir das noch recht machbar vor. In Deutschland gehen viele Kinder ab dem ersten Geburtstag in die Betreuung. Je nach sprachlicher Entwicklung ist das Sprachverständnis da noch sehr gering und reden geht oft noch gar nicht. Meine Kinder haben mit 1,5 Jahren kaum Worte gesprochen, die allgemein verständlich gewesen wären.

Die Betreuung in der Krippe klappt trotzdem, weil die Sprache dafür keine Voraussetzung ist. Das meiste läuft eh durch Nachahmung. Mein Sohn hat am Anfang ganz viel beobachtet, was die anderen Kinder machen. Da viele Abläufe sich täglich wiederholen, wusste er dann ganz schnell: erst wird gespielt, dann kommt das Aufräumlied und alle räumen auf, dann setzen sich alle an den Tisch und singen Lieder mit Fingerspielen etc., dann darf ein Kind nach dem anderen aufstehen und seinen Rucksack holen, dann wird gegessen, dann gehen alle zum Hände waschen etc.
Sprachverständnis wäre höchstens bei den Liedern hilfreich gewesen, aber Fingerspiele gehen auch ohne Sprache. Ansonsten konnte man sich immer an den anderen Kindern orientieren.
Wenn ein Problem auftritt, wird geweint oder auf die schmerzende Stelle gezeigt, das ist meist auch selbsterklärend. Zum Trösten hilft eine Umarmung und ruhiges Zureden, der Inhalt des Redens ist gar nicht so wichtig. Wenn man selbst etwas falsch macht, wird man das "Non" auch in der anderen Sprache schnell verstehen und ansonsten wird man halt sanft gestoppt.

Gleichzeitig fällt das Erlernen einer anderen Sprache im Kleinkindalter noch sehr leicht und geht dann quasi von alleine. Das ist doch echt super - zumal es ja eine der Amtssprachen des Heimatlandes ist.

Letztendlich hat natürlich alles Vor- und Nachteile, aber ich würde mir da keine Sorgen machen.

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Danke für deine Sichtweise.

Dass die Kleinen eher dem Tagesablauf folgen und Sprache da eigentlich nicht vorrangig ist, habe ich mir so noch gar nicht überlegt. Das ist sehr beruhigend.

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Ich sehe das wirklich als sehr altersabhängig. Ich weiß nicht, wie bei uns die Einteilung ist. Bei uns gibt es meist U3 und Ü3 Gruppen. Die U3-Gruppen (Krippe) sind total darauf ausgerichtet, dass die sprachliche Verständigung bei einigen Kindern noch kaum möglich ist. Deshalb empfinde ich es in dem Altersbereich als unproblematisch.
Im Ü3-Bereich (Kindergartenalter) ist es dann schon etwas anders, auch machbar, aber natürlich eine kleine Herausforderung für das Kind, weil sie bereits gewohnt sich, sich sprachlich auszutauschen. Wobei die anderen Kindern sie ja verstehen würden, nehme ich an, dann wäre es vielleicht halb so wild.
Ab dem Schulalter ist es dann definitiv ein Nachteil, wenn man die Sprache der Lehrer nicht kennen würde.

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Blöde Frage, aber ist das dann nicht ein gängiges Problem in eurer Ecke und dafür müsste es ein entsprechendes Konzept geben?

Dein Kind würde dann ja zumindest die anderen Kinder verstehen und nicht niemanden :)

Bei uns gab es damals viele Spätaussiedler aus kasachstan. Eine sehr gute Freundin kam damals bei uns in den Kindergarten (sie war 4 als sie hierher kamen) und sie konnte kein Wort Deutsch. Sie war eher schüchtern und dennoch hat das mit der Zeit prima trotz Sprachbarriere geklappt. Sie meinte soweit sie sich erinnern kann fand sie es aber dennoch anfangs hart.

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Hier im Land sind 49% der Bevölkerung Ausländer. Wenn man dann noch die wegrechnet, die eine doppelte Staatsbürgerschaft haben, dann bleiben halt nicht viele Luxemburger übrig die tatsächlich nur Luxemburgisch als Muttersprache haben. 😏

Eigentlich sieht das Gesetz vor, dass in Betreuungs Strukturen alle Amtssprachen gleichmässig angewendet werden, somit deutsch, französisch und luxemburgisch.

Wenn es jedoch in den privaten Einrichtungen kein Personal gibt, was diese Sprachen beherrscht, tja dann wird zwar laut Programm auch mal ne deutsche Geschichte vorgelesen oder ein luxemburgisches Lied gesungen, aber der Alltag läuft nunmal auf französisch ab. In unserer Kita sind 8 Betreuer, davon eine die luxemburgisch kann.

Es gibt staatliche Einrichtungen, in denen dann Luxemburger verbeamtete Erzieher arbeiten, hier wird auch primär luxemburgisch gesprochen. Jedoch gibt es in unserer Gemeinde für 8000 Einwohner 10 Plätze in einer solchen Betreuung. 🙄

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Hallo,

Ich kann deine Sorgen nachvollziehen und bin auch nicht selbst betroffen, aber vllt hilft dir meine Sichtweise trotzdem.

Ich finde es nämlich super, wenn ein Kind so die Möglichkeit bekommt, zweisprachig aufzuwachsen.

In dem Alter läuft die Kommunikation eh nicht primär über die Sprache, deswegen hätte ich keinerlei Bedenken.

Sie wird so mal fließend ihre Muttersprache und französisch können. Das ist doch ein Gewinn. Ich fände es eher schade, wenn dann im Kindergarten nicht mehr französisch gesprochen werden würde. Dann kann es sein, dass sie die Sprache doch größtenteils wieder verlernt. Aber der Grundstein für einen einfachen Fremdsprachenerwerb ist gelegt.

Ach ja, bei Mehrsprachigkeit kann es sein, dass die Kinder etwas später anfangen zu sprechen und mal ein paar Worte aus der jeweils anderen Sprache einbauen. Das ist kein Grund zur Sorge.

Alles Gute.

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Danke dir für deinen Beitrag 😊.

Mit 3 Jahren kommt sie in den Kindergarten, da läuft dann alles auf luxemburgisch. Die gesamte Grundschule auch, aber natürlich mit Französisch und Deutsch Unterricht. Ab der Oberstufe gibts dann auch Englisch und Spanisch.

Das Luxemburger Schulsystem legt grossen Wert auf Mehrsprachigkeit. Ich empfinde das als grossen Vorteil, dass ich mich quasi überall verständigen kann oder vermitteln kann.

Meine Bedenken haben aber mit ihrem noch sehr jungen Alter zu tun und damit, dass sie halt noch keine Sprache richtig kennt oder versteht und ich Angst habe das irritiert sie dann alles... 😐

Aber mehrer Antworten hier haben mir verdeutlicht, dass die Kleinen wohl eh nicht so sehr ihre Sprache nutzen sondern auch anders zurecht kommen.

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Ja, so gut wie jede Einwandererfamilie kennt diese Situation. Dein Kind wird zweisprachig aufwachsen und das ist eine tolle Sache. Um so mehr, wenn beide sowieso Landessprachen sind.

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Ich sehe da überhaupt kein Problem sondern sogar die große Chance für euer Kind später auf sehr hohem Niveau Französisch sprechen zu können, obwohl es nicht die Muttersprache ist.

Wir sind eine deutsch-spanisch Familie und sprechen Zuhause daher ausschließlich Deutsch und Spanisch. Unsere Tochter (3,5) geht seit 2 Jahren in eine internationale Kita, wo hauptsächlich Englisch gesprochen wird. Am Anfang hatte ich da auch Bedenken, ob eine 3. Sprache nicht zu viel des Guten ist. Mittlerweile kann sie Englisch fast genau so gut wie ihre Muttersprachen sprechen. Sie weiss genau, wer in ihrem Umfeld welche Sprache spricht und passt sich dem an.

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Danke für deinen Bericht.

Dass sie unterscheiden kann, wo welche Sprache genutzt wird finde ich sehr beruhigend 🤗.

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Ich kann deine Sorge verstehen, jedoch glaube ich, dass gerade kleine Kinder da noch völlig unkompliziert sind.
Natürlich eine völlig andere Situation, aber wir sind einmal im Jahr in Irland im Urlaub. Unser Sohn war das erste Mal mit 2 Jahren und das zweite Mal mit 2,5 Jahren mit.
Wir haben dort Freunde und einer von ihnen ging mit unserem Sohn an den Strand, sie haben zusammen Steine ins Meer geschmissen, Insekten gesucht, sind Traktor gefahren und haben Kühe geguckt. Und beiden haben geplappert ohne Ende. Weder versteht unser Sohn englisch, noch unser Freund deutsch, trotzdem kam man hervorragend klar miteinander.