Kind (3,5): schlechte Laune, nichts passt, nur Konflikte - wie damit umgehen?

Liebe Mamis,

unser Kind ist fast nur schlecht drauf, lässt sich auf keine Kompromisse ein. Ich bin langsam mit meinen Nerven am Ende.

Wir können z.B. nicht mehr ohne Konflikte von irgendwo nach Hause gehen. Wenn wir zu Fuß unterwegs sind, wirft er sich auf den Weg und brüllt und schreit "nein, nein, nicht nach Hause gehen!" Auf dem Spielplatz hält er das Sandspielzeug fest, dass ich wegpacken will und fängt an, mich zu schlagen. Wenn wir mit dem Auto sind, weigert er sich in den Sitz zu gehen, turnt im Auto rum. Das letzte Mal hab ich ihn dann gepackt und angeschnallt, während er mir ins Gesicht geschlagen hat. Und nicht falsch verstehen: Das alles immer nachdem ich bestimmt mindestens eine halbe Stunde geduldig mit ihm geredet habe, ihm Kompromisse vorgeschlagen habe, was aber nichts bringt. Und ja, vielleicht war er da oft müde, überreizt, etc. Aber früher gehen funktioniert ja auch nicht.

Anderes Thema: Süßigkeiten. Ich muss ihn im Moment mit zum Einkaufen nehmen. Wir kaufen eigentlich wenig Süßes, eher mal so "Babysnacks", im Moment eher mal Eis. Wir essen aber auch viel Obst (Fruchtzucker). Letztens hab ich ihm mal Apfelschorle gekauft. Jetzt, wo er mitgeht, möchte er natürlich "alles" haben und wenn wir zuhause sind, nur das essen. Er redet dann von nichts anderem mehr. "Wir essen jetzt Mittag" "Ich will Apfelschorle essen".

Also, wie geht ihr mit sowas um? Nachgeben? Konsequent nicht nachgeben? Kompromisse funktionieren nicht, wie gesagt. Und die Situation vermeiden ja entsprechend auch nicht.. Ok, das Einkaufen wird in Zukunft auch wieder anders geregelt werden können... Aber die Spielplatzgeschichte?

Danke für Ratschläge! Bitte keine Verurteilungen...

Bearbeitet von Tarana
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Klare Regeln setzen, wo Regeln ihren Platz haben.
Jedes Mal beim Einkauf etwas haben dürfen, gehört nicht dazu.
Es gibt ganz klar Regeln, an die hält man sich. Das musst du regelmäßig verbalisieren und vorleben.

Spielplatz: Frühzeitig ankündigen, dass ihr bald Nachhause geht. Frühzeitig sagen, dass man das Spiel nun zu Ende spielen kann und man dann einpackt. Immer wieder wiederholen. Nicht sagen "gleich" oder "in 10 min". Kinder haben kein Zeitgefühl. Sie brauchen andere Orientierungshilfen. Also sagen, dass zu Ende gespielt wird. Oder dass er noch 3 x rutschen darf oder twas anderes anbieten. Sag, dass es bald Nachhause geht und er sich noch aussuchen kann, was er noch final bespielen möchte.
Nicht mit Entzug einer Süßigkeit oder sonst etwas drohen. Das hat für das Kind keinen logischen Zusammenhang.

Und sonst klingt es für mich klassisch nach "Selbstwirksamkeit". Typische Trotzphase. Lernen und Testen, wie weit man gehen kann ...

2

Halte dir vor Augen, dass Frustrationstoleranz nur ausgebildet werden kann, indem man Frust erlebt, aushält und damit umgeht.
Ja, dein Kind will noch nicht nach Hause gehen, sondern weiter spielen. Mein Großer, Ähnliches Alter, schlägt gern mal nach dem Abendessen vor noch raus zu gehen. Und ist dann wütend und enttäuscht wenn ich sage dass wir das auf morgen verschieben müssen. Oder dass er jetzt kein Eis bekommt. Es gibt so viele dieser Situationen, die Kleinkindeltern regelmäßig durchleben. Es gehört dazu.
Beim Heimgehen kündige ich auch an:
“Wir wollen bald nach Hause.”
“Wir gehen gleich, du kannst aussuchen ob du noch mal rutschen oder schaukeln willst.”
“Letztes Spiel: du kannst noch drei mal rutschen.”
“Letztes Mal: super! Jetzt gehen wir.”
Das heißt nicht, dass es keine Tränen etc gibt. Aber es hilft beständig zu sein. Inzwischen kennt mein Sohn das und weiß: wir gehen dann wirklich. Außerdem gibt es ihm Zeit sich darauf einzustellen.
Beim Auto:
Sorry, da diskutiere ich nicht. Ab in den Sitz anschnallen. Ich erkläre. Aber da gibt es kein Mitspracherecht. Ich offeriere ggf eine Entscheidung, die das Kind treffen kann: willst du das Buch für die Fahrt oder eine Dinogeschichte hören? Aber an solchen Punkten kommt der junge Mann in den Sitz und fertig. Lieber zwei Minuten Geschrei als 30 Minuten Theater. Gerade wenn er müde ist. Ich weiß dann: sobald wir zuhause sind, hat sich die Sache. Es geht ihm besser, weil ich das nicht zeitlich ausufern lasse. Außerdem habe ich hier in der Regel zwei Kinder dabei. Da ist ins Auto steigen sowieso stressig genug, weil ich die Kinder schnell von der Straße haben will.
Beim einkaufen: ganz klare Regeln aufstellen. Und den Frust begleiten. Dann tobt das Kind eben. Du bist da, hältst Händchen. Erklärst wenn er wieder ansprechbar ist.

Alles Gute!

3

Hi,

achja die wunderbare Autonomiephase. 😀

Du musst einfach die Gefühle begleiten. Dieses wir machen einen Kompromiss und dann ist alles gut, ist ein Trugschluss. Ich habe das am Anfang auch gedacht und war dann ziemlich enttäuscht, wenn das nicht geklappt hat. Habe mich dann eingelesen und irgendwie ist es ja auch klar.

Wenn ich etwas unbedingt möchte und mein Partner nicht, sagen wie mal ich möchte noch ganz lange feiern und mein Partner ist aber müde und will sofort los und wir finden dann einen Kompromiss und sagen wir bleiben noch 30 Minuten, dann bin ich danach ja trotzdem traurig, dass wir schon gehen.
Ich kann den Frust nur eben ganz anders aushalten.

Bei meinem Kind ist es dann so, dass die Gefühle begleitet werden müssen. Das mache ich auch.

Beim Einkaufen ist es bei uns so, dass mein Sohn wenn er mitkommt sich jedes Mal eine Kleinigkeit aussuchen darf. Meistens möchte er ein Überraschungsei und das dann sofort essen, nachdem wir das bezahlt haben. Das ist für mich auch okay. Wir gehen ja nicht täglich einkaufen und ich selber bin eine totale Naschkatze und kaufe mir auch Bonbons und Schoki, die ich dann abends auf'n Sofa essen während die Kinder schlafen. 😜

Aber unbegrenzt gibt es das natürlich nicht. Wenn mein Kind sieht, dass wir Bonbons gekauft haben, dann möchte er auch oft welche. Ich sage dann meistens, dass wir uns erstmal satt essen, an dem normalen Essen und das es danach dann gerne noch einen oder zwei Bonbons haben kann. Ich kaufe dann extra diese kleinen Gummibärchen oder so und kann ihm guten Gewissens 1-3 Bonbons geben. Wenn du gar keine Süßigkeiten für die Kinder willst, dann würde ich vorschlagen keine zu kaufen.
1. Kann man dann nicht schwach werden doch was zu geben
2. Ist es ja auch ein Vorbildsfunktion - wir haben sowas nicht zu Hause, weil wir das alle nicht essen.
Das mit dem Auto würde ich so auch nicht mitmachen. Ich würde anbieten ihn reinzusetzen oder das er sich selbst hinsetzt und mehr nicht. Ich habe auch noch ein zweites kleineres Kind und sie mag nicht gerne im Auto warten, ohne zu fahren. Sie fängt dann an zu meckern und zu weinen. Also will ich dann möglichst schnell los.
Das sage ich dann auch so.

4

Huhu

Da helfen klare Regeln und starke Nerven.
Unsere Kinder dürfen sich beim einkaufen jeder ein Teil aussuchen, machen wir großen ja auch 🤷🏼‍♀️
Darüber darf dann auch mehr oder weniger frei verfügt werden.
Beim Spielplatz halfen phasenweise verschiedene Dinge, noch 5 mal rutschen/schaukeln, ein Timer am Handy stellen, 5-10 Minuten, sie darf den Startknopf drücken, manchmal auch “wir wollten dich zuhause xy machen!”

Und es wird besser.

Lg Kathi

5

Meine Tochter ist erst knapp drei Jahre alt und ich weiß nicht genau, was noch auf uns zukommt in Sachen Autonomiephase, aber was bei uns schon seit einiger Zeit super gut funktioniert, ist eine 5-Minuten-Sanduhr.

Zugegeben, funktioniert nicht in jeder Situation (für eure Probleme beim Einkaufen bringt das natürlich nichts), aber für zu Hause erspart es mir viele Diskussionen.

Ich kündige z.B. an, dass wir bald los müssen und dass wir in 5 Min gehen, nämlich sobald die Sanduhr abgelaufen ist. Die Sanduhr steht dann natürlich in ihrem Blickfeld.

Unterwegs habe ich die nicht dabei, aber da würde ich mich den anderen Antworten anschließen: z.b. noch 3x rutschen und dann los.

6

Erstmal großes Danke! Macht alles Sinn! Klare Regeln müssen wir wohl wieder einführen, ob sich das Kind dann daran hält oder nicht... Die beschriebenen Kompromisse ("noch 3x rutschen"...) finde ich auch gut und nur fair, aber es funktioniert eben leider nicht. Ich versuche es auch oft, ihm Wahlmöglichkeiten anzubieten, aber es passt meist "alles" nicht.

Das Problem ist, es kommt dann eben meistens zu so unschönen Situationen. Ich will im Auto auch nicht diskutieren, ich will nach Hause fahren. Einmal hab ich ihn dann auch gepackt und er hat mir dabei dermaßen ins Gesicht getreten (der Autositz ist etwas höher, ist ein kleines Zweitürer-Auto), dass ich mich erstmal auf den Fahrersitz gesetzt und geheult habe.

Oder eben die Situation, dass er sich dann auf den Weg legt und nicht weiterläuft oder das Sandspielzeug festhält und nach mir schlägt. Oder jetzt waren wir mit Bobby Car unterwegs und auf dem Heimweg wollte er weder selbst fahren, noch angeschoben werden, noch vor, noch zurück...

Was soll ich da konkret machen?

Bearbeitet von Tarana